KONTAKTE - Einundzwanzig

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In Damians Appartement verebbte die Hektik. Die Arbeit war getan, die Masseuse verschwunden. Nun gab es nur noch eins: Warten ... Damian und Oove ließen sich nebeneinander auf die Couch fallen, die unter ihrem Gewicht vernehmlich knarrte. Nur das Analyseprogramm lief noch und schleuderte dem Betrachter massenhaft kryptische Zeichenfolgen entgegen, die im Aufwärtssog der Informationsmenge sogleich nach oben vom Bildschirm gerissen wurden.

"Diese Androidin, Elisa", meinte Damian, "die ist wirklich gut. Ich überlege schon, ob ich sie abonnieren soll."
"Kauf sie doch", neckte Oove.
"Das ist ... gar keine so schlechte Idee. Wer weiß, welche Tricks die auf anderen Gebieten ..." Er verstummte.

Die beiden Männer starrten eine Weile lang nur Löcher in die Luft. Endlich rührte sich der hoch aufgeschossene Skandinavier. "Meinst du, wir schaffen es, das ... Ding ... aus dem ganzen Wust zu extrapolieren? - Mann, ich bin so aufgeregt, wie vor meinem ersten Mal."
"Ich denke schon. Ich war ihm ja schon bei der Auswertung der Prüfungssimulation von ...", er griff sich ein Holosheet, "Kren und Nadine auf den Fersen."
"Wie bist du eigentlich drauf gekommen, dass da etwas nicht stimmte?"
"Hmm." Damian nahm einen weiteren Schluck aus seinem, mittlerweile sicher zehnten, Kaffeepott. "Bei der Analyse der Simulation fiel mir auf, dass die Kontrollprozesse für die neuronale Synchronisierung ..."
"Moment, bitte. So nützt mir das nichts. Ich habe keinen blassen Schimmer von den Interna und Funktionen der Illusoren. Geht das ein bisschen ... populärwissenschaftlicher?"

Damian schnaufte. Er erhob sich und ging ein paar Augenblicke auf und ab, wie ein Philosoph, der das Rätsel aller Existenz in seinem Kopf wälzte. Dann blieb er stehen und erklärte:
"Damit die Illusion für den Benutzer des Illusors auch funktioniert, müssen die Wahrnehmungen und Nervenreize, die das Simulat liefert, ständig abgeglichen werden. Geschieht das nicht, kann das im schlimmsten Fall zu schweren Persönlichkeitsschäden führen, die nur durch eine komplette Neuprogrammierung des Opfers behoben werden können. Dabei gehen alle Erinnerungen verloren, die die Person aktiv erworben hat. Dass das nicht geschieht, liegt in der Verantwortung des Simultronikers, der die Simulation, das Simulat, um genau zu sein, erstellt."
Oove pfiff anerkennend. "Das ist mir so noch gar nicht klar gewesen. Ich habe immer gedacht, die Simultroniker, das seien die coolen Nerds, die die wahnsinnigsten Fantasiewelten schaffen könnten und ansonsten einfach nur ... da sein müssten, wenn mal wieder jemand so eine Realität braucht."
Damian grinste schwach. "Genau das ist das Problem der Kreativen. Jeder verlangt perfekte Wunder von ihnen, aber wehe die Perfektion erreicht mal nur 99.99 Prozent, dann schreien sie Zeter und Mordio. Aber weiter im Text."

Oove, der sich bei seiner Äußerung stocksteif auf der Couch aufgerichtet gehabt hatte, sank wieder in sich zusammen. "Ok, geschnallt. Mach weiter!"
"Bei der fraglichen Simulation geschah etwas Seltsames. Von einem gewissen Zeitpunkt aus, gab es nicht mehr die drei Persönlichkeiten, die interagierten, sondern vom maschinengesteuerten Teil spaltete sich immer mehr eine zusätzliche Entität ab, ein 'Deus ex machina'. Das war so noch niemals geschehen. Stell dir nur einmal vor, du erlebst im Illusor ein Abenteuer ... sagen wir ... mit einem Wolf. Aber plötzlich taucht in der Kontrolle des Wolfes, nämlich eines Teiles der Simulation, eine Art Überwolf auf, der den Part des simulierten Tieres übernimmt. Und zwar so vorsichtig, dass von außen niemand etwas bemerkt - auch der 'Abenteurer' im Illusor nicht."
Der Zuhörer erblasste. "Hammer, Mann. Und das ist bei dieser ..."
"Nicht ganz", unterbrach ihn Damian, "aber fast. In unserem Fall war es so, als erhielte meine simulierte Alienfigur, die nämlich die Testantin Nadine übernommen hatte, eine Art Schatten. Das ... Ding übernahm nicht die Rolle, sondern ... spiegelte sie, quasi. Es tat alles, was auch meine erfundene Figur getan hätte, aber eben nur einen winzigen Sekundenbruchteil später."
Johansson bekam ganz runde Augen. "Und das hast du bemerkt, aber diese ... Nadine ... nicht?"
Kryptowski schüttelte erneut den Kopf, bevor er antwortete: "Ich vermute noch etwas viel Schlimmeres. Ich glaube, dass dieser, dieser ... Schatten in das Hirn der Testantin gewechselt ist. Auf diese Weise wurde er autark, war nicht mehr an den Illusor gebunden."
"Heilige Scheiße, Damian! Wie kann denn so etwas sein? Meinst du, das war ein Alien, das sich einfach einen ... Wirtskörper gesucht hat?" - Er holte kurz Atem, ehe er mit der nächsten Frage herausrückte. "Sag mal, warum hast du das nicht sofort gemeldet, als du drauf gekommen bist?"

Der Simultroniker, der seinen Spaziergang fortgesetzt hatte, blieb abrupt stehen. Er trat vor den sitzenden Infotechniker hin und starrte ihm ins Gesicht.
"Bist du eigentlich bescheuert?", zischte er, "Hast du nicht zugehört? Wenn sowas mit meinem Simulat geschieht, dann bin ich", er tippte sich mit dem Finger gegen die Brust, "am Arsch. Es ist mein Code, der da ausgeführt wurde. Das ist ... Hochverrat! - Mindestens!"
Oove war zurückgewichen, als der Mann dermaßen auf ihn losgegangen war. Den Rücken gegen die Couchlehne gepresst, nickte er. "Alles klar, Mann. Du wusstest etwas, das dir das Genick brechen konnte, aber du musstest auch herausfinden, wie die Sache passiert war und ... vor allem ... wie sie weiterging."

Damian warf theatralisch die Arme in die Höhe. "Mein Gott, jetzt hat er's!" Er wandte sich um und ließ sich neben Oove nieder. Einen Moment lang schwiegen beide. Dann wandte der Skandinavier sich seinem Partner zu.
"Du hast also die Sachen, die auf der Un-brakeable geschehen sind, gar nicht verursacht, sondern nur ... bemerkt."
"Na klar doch. Wie hätte ich denn von der Erde aus, über eure Datenverbindung, die Maschinen komplett umprogrammieren können?"
"Ich weiß nicht. Du bist doch der Hacker hier..."
"Lassen wir das", forderte Damian, "um diese Dinge zu tun, muss man physisch anwesend sein, direkt vor Ort."

"Dann sind die Passagiere also in der Gewalt der Aliens und keiner kann vorhersagen, was die Teloni im Schiff erwarten wird."

* * *

Tek'Enh ruhte auf seinem Sattel und ließ die oberen vier Arme über die Tastfelder wirbeln. Die Teloni, sechsgliedrig wie die Ameisen der Erde, waren in der Lage, das mittlere Beinpaar auch als Arm - Hand - Kombination einzusetzen. Nur das unterste Paar der Extremitäten war ausschließlich als Äquivalent zu menschlichen Beinen angelegt. Er kontrollierte die Scans des Normalraumes in der Umgebung des irdischen Schiffes "Un-brakeable". Das war prinzipiell nicht notwendig, verkürzte ihm aber recht angenehm die Wartezeit.
Hyper - und Subraum - Scans ... Auch das war eine Fähigkeit, die die Menschen erst noch erlangen mussten. Ein kleines bisschen wünschte sich der Telono, er möge die Erlaubnis erhalten, den Erdlingen auch nur einen winzigen Fingerzeig, den Hauch eines Ahnens, ...
Er verwarf den Gedanken, setzte seine Untersuchungen fort.

Tei'Anh erfreute sich an dem Eifer ihres Untergebenen. Die Kommandostrukturen auf ihrem Planeten waren nicht so umfassend und rigide, wie bei den Menschen, dennoch war produktiver Eifer auch bei den Teloni erwünscht, besonders, wenn das betreffende Individuum als Lebenspartner wünschenswert erschien.
 
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Hallo Steffen,

Ich hinke etwas hinterher. Habe gerade andere - reale - Probleme zu wälzen.

Johansson bekam ganz runde Augen. "Und das hast du bemerkt, aber diese ... Nadine ... nicht?" Hier, würde ich sagen, muss ein Zeilenumbruch hin. Kryptowski schüttelte erneut den Kopf Komma bevor er antwortete: Kein Zeilenumbruch
"Ich vermute noch etwas viel Schlimmeres. Ich glaube, dass dieser, dieser ... Schatten in das Hirn der Testantin gewechselt ist. Auf diese Weise wurde er autark, war nicht mehr an den Illusor gebunden."

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

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Hallo Rainer,

da wünsche ich Dir zuerst mal viel Erfolg, bei der Klärung Deiner 3D-Probleme.

Die angemerkten Stellen werden gleich bearbeitet.

Beste Grüße,
Steffen
 



 
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