KONTAKTE - Elf

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Aufschreiber

Mitglied
Wie von der sprichwörtlichen Tarantel gestochen sprang Jenny Farnton von ihrem Bürostuhl auf, als die Einsatzgruppe den jungen Simultroniker herein führte. Sie musterte ihn neugierig und er schenkte ihr ein selbstbewusstes Lächeln, das sie nicht erwartet hätte, bei einem Menschen, der des Hochverrats bezichtigt wurde.
Sie folgte den fünf Personen mit ihrem Blick, bis sie im Arbeitsraum Oove Johanssons verschwanden. Gerade als sie sich wieder niedergelassen hatte, erschien auch der General und eilte dem nun ziemlich überfüllten Büro zu. Er öffnete die Tür und gab einige kurze Anweisungen, woraufhin die drei vermummten Marines, die Damian herein eskortiert hatten, aus dem Raum traten und davor Aufstellung nahmen.

Die Tür schloss sich und man sah durch die Scheiben die Männer diskutieren. Der graue Unbekannte schien sogar noch einen höheren Rang zu bekleiden, als General Pham, denn wenn er sprach, lauschten alle.
Jenny hätte viel darum gegeben, in diesem Zimmer sein zu dürfen. Dieser Kryptowski musste ein Genie sein. Sie konnte selbst an ihrem Platz noch seine dominante Persönlichkeit ...
Naja, das war wohl doch ein bisschen hoch gegriffen. Dennoch, irgendetwas vibrierte in ihrem Inneren.
Jemand öffnete und streckte seinen Kopf heraus. Es war Johansson.
"Jenny!", rief er.
Die junge Frau wäre beinahe vom Stuhl gefallen, so sehr durchzuckte sie diese Anrede. Sie fuhr herum, schaffte es aber nicht, aufzustehen.
"Na na!" Johansson sprang heraus und eilte zu ihrem Arbeitsplatz. "Sie werden mir doch nicht verunfallen?"
"N ... nein", brachte Jenny heraus und errötete heftig.
"Ich wollte sie nur bitten, uns eine Kanne Kaffee zu kochen und dann zu unserer Runde hinzu zu kommen."
Wieder tat Jennys Herz einen Sprung. Sie stützte sich auf den Tisch und erhob sich bedächtig. "Domm-domm, domm-domm, ...", wummerte es in ihrer Brust.
"Geht es ihnen gut?" Oove Johansson schaute die schlanke Informationstechnikerin besorgt an.
"J ... ja, danke!" Jennys Gesicht nahm langsam wieder normale Farbe an. Sie bemühte sich, besonders forsch zu wirken, als sie zum Kaffeeautomaten lief.
Johansson betrachtete sie aus seiner luftigen Höhe und musste unwillkürlich grinsen.
Er machte kehrt und ging in sein Büro zurück.

Keine zwei Minuten später servierte die kleine Wissenschaftlerin den frischen Sud. Sie stellte alles auf dem Besprechungstisch ab und zog sich den letzten Stuhl heran.
Pham nickte ihr zu und erhob seine Stimme:
"Darf ich vorstellen, Miss Jane ..." - "Jenny, bitte!"
Der General nickte erneut und fuhr fort: "Miss Jenny Farnton, die Mitarbeiterin, die all die kleinen Schweinereien unseres ... Gastes", er bewegte den Kopf in Damians Richtung, "aufgedeckt hat."
Der Angesprochene lehnte sich lässig zurück und warf ein: "Die sie bitte sehr zuerst einmal nachweisen dürfen..." Pham ließ sich nicht beirren. Er zeigte der Reihe nach auf die Anwesenden und erklärte: "Die meisten von ihnen kennen sich ja bereits, bleibt mir nur, Damian Kryptowski, Simultroniker bei der Abteilung VR und Simulation vorzustellen", er wandte sich dem Graukopf zu, "und Agent Tilioni, von der Galaktischen Sicherheit".
"Ah!", mischte sich Damian wieder ein, "Der Herr hat einen Namen."

* * *

Es war soweit. Die Un-brakeable hatte den Kontaktbereich verlassen. Nun schwebte das Schiff still und scheinbar inaktiv dahin, ohne den geringsten Hinweis auf die Betriebsamkeit, die sich im Inneren ausbreitete. Zrrgll war zufrieden. Es hatte alles ergründet, was über die Maschinen im Raumbehälter herauszufinden war. Nun könnte es, sollte es notwendig sein, umfassend Einfluss auf alle Module und Systeme nehmen. Auch die Informationseinheiten und deren Interpretation hatte Zrrgll gemeistert. Es fühlte sich ... mächtig. Bei diesem Gedanken stockte es. Erst jetzt wurde ihm wieder klar, dass es ohnehin ... mächtig war. Keins der Wesen, die es in diesem Raumbereich gesehen hatte, konnte seiner Power und Intelligenz auch nur annähernd das Wasser reichen. Schon allein die feste Verbindung des energetischen Aspektes zum physischen Körper, der all diese Daseinsformen unterlagen, wollte Zrrgll beinahe mit etwas ... Mitleid ...

Wieder hielt es inne. - Mitleid? Solche Regungen hatte es bisher nicht gekannt. Seine Existenz hatte aus Logik und Befähigung bestanden. Emotionen hatten darin kaum eine Rolle gespielt, schließlich war es kein Gurrllgg. Diese niederen Lebewesen galten als "Zöglinge" der Frrmllo, seiner Spezies.
Sie waren putzig, mitunter nicht leicht zu verstehen. Diese ... Men-sschenn ... waren ihnen nicht unähnlich.

Zrrgll beendete seine Betrachtungen und wandte sich wieder den aktuellen Vorhaben zu. Jetzt, da es die irdische Technologie gemeistert hatte, wurde es Zeit für die Wiederaufnahme der Versuche an den Menschen. Zwei Exemplare würde es sich erwecken, das sollte genug Unterhaltung und Bildung sein, bis zur Ankunft.

* * *

Damian war amüsiert. Aus den Äußerungen der Leute in dem Büro hatte er schnell entnommen, dass sie kaum einen Schimmer davon hatten, was wirklich geschehen war.
Diese Kleine, die atemlos an seinen Lippen hing, wann immer er sprach, die war hübsch. Vielleicht würde er sie, sobald das Ganze hier vorbei war, auf ein paar Drinks einladen. Jede Wette, dass sie nicht ablehnen würde. Er schaute ihr direkt ins Gesicht, probierte, wie lange sie diesem Blick widerstehen konnte.
General Pham gab sich ungerührt, von den Eskapaden des Verdächtigen, obwohl er vor sich selbst zugeben musste, dass dieser junge Mann erstaunlich scharfsinnig und redegewandt schien. Trotzdem, so ein Bürschchen konnte einen Yun Pham nicht provozieren. Sollte er seinen Auftritt genießen, umso tiefer wäre der Fall, der ihn erwartete, wenn man ihm vollkommen auf die Schliche kam.
Jenny richtete sich in ihrem Sitz auf und lächelte Damian strahlend an.
"Nun sagen sie uns doch einmal, was sie mit diesem ganzen Aufruhr bezweckt haben!"
Der Simultroniker war so überrascht von dieser direkten Frage, dass er ansetzte: "Ich ..." Er verstummte, grinste spitzbübisch und korrigierte: "Das würde voraussetzen, dass sie mir einmal erklärten, nein, besser noch, zeigten, wovon sie denn nun eigentlich reden."
"Das lässt sich machen", hakte Johansson ein. Er legte sein Handgelenk frei und strich in komplexen Bewegungen über das Mini - Display, das er an einem Armband, trug. Der Raum verdunkelte sich und die Anwesenden sahen einen Abriss der Aufzeichnungen und Datenarchive, die die Vorgänge wiedergaben.

Als die Vorführung beendet und der Raum wieder beleuchtet war, schwiegen alle noch einige Augenblicke lang. Dann holte Damian tief Luft und meinte: "Beeindruckend, all das Zeug. Und wo ist jetzt die Stelle, die mit mir zu tun hat?"
"Das sehen wir gleich." Wie eine Giftschlange stieß Jenny dem arroganten Kerl die Worte ins Gehör. Wieder verdunkelte sich das Zimmer und die Informationstechnikerin startete die Wiedergabe ihrer eigenen Backups.
Diesmal war Damian tatsächlich tief beeindruckt.
"Soll das heißen, dass alle ... Unregelmäßigkeiten aus der Prüfungssimulation ... verschwunden sind?", stieß er hervor.
General Pham platzte.
"Tun Sie nicht so! Sie haben das Zeug doch selbst gelöscht."

Der stämmige Mann erbleichte. Man konnte ihn um Fassung ringen sehen.
Er schnaufte ein paarmal, bevor er flüsterte: "Nein. Das war ... ES!"
 
Zuletzt bearbeitet:



 
Oben Unten