KONTAKTE - Fünfzehn

Aufschreiber

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Zrrgll war begeistert. Die beiden Individuen, die es aus ihrem Kälteschlaf erweckt hatte, eigneten sich hervorragend als Forschungsobjekte. Die Synchronizität ihrer Denkvorgänge und Assoziationen war sehr hoch und die Intelligenzleistungen - für diese Spezies - recht annehmbar. Die Beiden hatten sich überraschend schnell an die veränderten Umstände angepasst und nutzten alle von ihnen erkannten Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation.
Doch es gab auch ein Problem. Sie begannen, es zu langweilen. Alles lief Zrrgll viel zu glatt, zu konsent. Auch die Besuche im Körper des männlichen Wesens hatten sich nicht als Katalysatoren erwiesen, denn das "Weibchen" hatte die seltsamen Verhaltensweisen seines Partnergeschöpfes einfach ... toleriert.

Auch die intimeren Verhaltensweisen der Kreaturen waren schnell erforscht, blieben aber dennoch unerklärlich. Die beiden vereinigten ihre Körper auf eine Weise, von der Zrrgll wusste, dass sie der Prokreation - der Vermehrung - diente. Gleichzeitig aber führte das Weibchen seinem Organismus Stoffe zu, die, wie der stumme Beobachter erfahren hatte, genau diesen Vorgang verhindern konnten.
Aber nicht nur das. Der Vorgang der Vereinigung erzeugte bei den Individuen einen fast unerträglichen Stress. Der gesamte Organismus wurde bis zu einem Zustand erregt, in dem ein Kollaps nicht unwahrscheinlich erschien. Dennoch schien dieser ... Bio - Kataklysmus ... den Wesen höchstes Vergnügen zu bereiten, denn sie beschäftigten sich ziemlich häufig auf diese Weise.

Wieder einmal tauchte der Gedanke auf, die beiden erneut einzufrieren ... Aber auch das war nicht unproblematisch, denn Zrrgll hätte in diesem Fall beide Wesen simultan kontrollieren müssen, was selbst für ein überragendes Bewusstsein wie das seine nicht trivial erschien. Es bedachte alle Aspekte und beschloss schließlich, vorher noch ausgiebig an der Kontrolle der einzelnen Person zu üben und erst später seinen Einfluss vorsichtig auszuweiten.

* * *

Jenny saß Oove Johansson gegenüber und schwieg. Sie hatte ihm alles erzählt und ihn um einen Rat gebeten.
"Kryptowski hat also doch noch Daten, die den seltsamen Effekt belegen, den du schon in der Zentrale gesehen hattest? Und er hat ... eine Theorie?"
"Nicht nur das. Er hat die Erscheinungen im Schiff aktiv untersucht und verbirgt irgendwo seine Ergebnisse. Du hast ja selbst gehört, wie er zugab, uns weit voraus gewesen zu sein."

Johansson erhob sich und servierte Tee und Gebäck, die der Synthesizer eben bereitgestellt hatte. Er ließ sich nieder und nahm einen Schluck von dem heißen Getränk.
"Was willst du nun tun? Vielleicht war es ja übereilt, ihm deine wahre Intention zu eröffnen ..."
"Schon möglich. Und ich bestreite ja nicht, dass ich mit ihm auch jede Menge Spaß hatte, aber das Ziel war doch, ihn zu überführen. Und als das geschah, hat es mich einfach ... hingerissen."
Der Hüne entfaltete sich aus seinem Entspannungssitz und begann, im Raum auf und ab zu laufen. Er schaltete den Sonor ein und wählte eine meditative Musik. Das ganze Zimmer füllte sich mit dem Klang, dessen Optimum den unermüdlichen Wanderer zwischen den Wänden automatisch begleitete.

Jenny saß schweigend da und hatte keine Ahnung, ob Oove nun noch eine Antwort erwartete oder ob das Ganze eher rhetorisch gemeint gewesen war.
Mit einem Ruck blieb der Mann stehen und hob den Finger.
"Ich glaube ich habe eine Idee. Wir brauchen ... Damian", der Vorname bereitete dem Skandinavier sichtlich Probleme, "nicht. Wir kommen von hier aus nicht an die Un-brakeable heran."
Jenny nickte zustimmend und holte zu einer Entgegnung aus. Doch Johansson sprach bereits weiter: "Warum wenden wir uns nicht an die Teloni? Die sind uns technisch weit voraus und dürften ein großes Interesse daran haben, die Geheimnisse einer - vielleicht - noch völlig unbekannten neuen Spezies zu ergründen."

Wieder nickte sein Gast und atmete ein. Aber auch diesmal kam sie nicht zu Wort. Oove sprang zu seinem Terminal und kontaktierte General Pham.
'Kontakt hergestellt. Nur Audio', erschien eine Meldung auf dem Display.
"Was gibt's?", fragte der General. Der Ton klang seltsam hohl, was Johansson sofort den aktuellen Aufenthaltsort des Kommandanten klarmachte.
"Soll ich später ... ", setzte er an.
"Das kommt darauf an, wie wichtig es ist."
"Zehn Minuten hat es sicher noch Zeit."
"Dann rufe ich Sie zurück."
Das Gespräch wurde beendet.
Oove nahm wieder Platz und trank. "Mist. Schon wieder kalt." Er erhob sich erneut und recyclete das kalte Gebräu, anschließend ließ er sich einen neuen Tee synthetisieren.
Jenny erkannte ihre Chance und redete einfach los: "Ich wollte sagen, dass ich noch nicht viel weiter gekommen sei, bezüglich des Vorgehens und Kryptowskis."
Ihr Gastgeber schluckte und nahm sich ein Plätzchen. "Das habe ich vermutet", erklärte er zwischen zwei Bissen. Dann fuhr er fort: "Oder hast du doch irgendwelche Skrupel, wo ihr doch ..."
"Ich glaube nicht. Ich meine, der Sex war gut, aber insgesamt wäre es auf keinen Fall von Dauer gewesen. Neben dem Mann fühle ich mich immer, als sei ich ... zerebral insuffizient."
Oove lachte laut auf. "Was für eine schöne Umschreibung."
"Was wird nun?", fragte diesmal Jenny.
"Es ist alles ganz einfach. Wir übergeben die Sache den Teloni. Sie bekommen, was wir wissen und fliegen dem Schiff entgegen. Dann erforschen sie alles. Denen sollte das bedeutend leichter fallen, als uns, mit unseren galaktischen Faustkeilen."

Nun war die Reihe an Jenny, zu kichern.

* * *

Torve trug ein Tablett mit dem Mittagsmahl durch den Gang, betrat die frühere Anabiosekammer und stellte seine Fracht auf dem improvisierten Tisch ab.
"Kommst du bitte?", rief er nach draußen, wo Barbara irgendwo am Hantieren sein musste, "das Essen wird kalt ..."
Wie aus dem Boden geschossen stand seine Partnerin im Eingang und lachte herzlich.
"Was ist so lustig?", wollte er wissen, während er Geschirr und Besteck drapierte.
"Diese uralte Wendung. 'Das Essen wird kalt ...', das haben sicher schon die Urmenschen in ihren Höhlen gerufen."
Auch Torve kicherte. "Stimmt. Aber irgendwie sind wir heute ja auch noch nicht so unendlich weit davon entfernt. Nur, dass unsere Höhlen eben aus Titanit sind und im Universum umher schleichen."
Sie speisten schweigend. Irgendwie hatte sie diese Betrachtung der Worte beraubt. Als sie ihre Portionen verzehrt hatten, erhob sich der "Kellner des Tages", wie Barbara ihn immer dann titulierte, wenn die Essenszubereitung ihm zufiel. Er recyclete das Geschirr und ließ sich auf den Entspannungssitz plumpsen, der früher eine Kühlbox gewesen war.

"Was tust du gerade?", wollte er von seiner Liebsten wissen.
"Ich habe ein Schema entwickelt, das unser Schiff noch ein bisschen beschleunigen könnte. Dann hätten wir nicht mehr fünfeinhalb Jahre, sondern vielleicht nur noch vier. Vorteil wäre, dass wir nicht erneut in die Anabiose müssten, ja, vielleicht sogar die anderen aufwecken könnten."
Torve saß regungslos da. Schon der nächste Blick, den Barbara auf ihn warf, machte klar, dass er wieder ... abwesend sein musste. Schweigend löste sie die Aufzeichnung aus.
"Sschnaphrutikijiosll?", fragte sie, bemüht, das fremdartige Lautgebilde bestmöglich zu artikulieren.

"Ich ... bin ... erfreut", kam die Antwort einer heiseren, dumpfen Stimme aus dem Munde Torves.
 
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Hallo Aufschreiber,

sowas aber auch, liebes Zrrgll, dass sich diese Wesen beim Sex so unerhört erregen ... :D:cool:;)

... was Johansson sofort den aktuellen Aufenthaltsort des Kommandanten klar machte klarmachte.
"Dann rufe ich Sie zurück."
Oove nahm wieder Platz und trank. "Mist. Schon wieder kalt." Er erhob sich erneut und recyclete das kalte Gebräu, anschließend ließ er sich einen neuen Tee synthetisieren. neue Zeile Jenny erkannte ihre Chance und redete einfach los: "Ich wollte sagen, dass ich noch nicht viel weiter gekommen sei, bezüglich des Vorgehens und Kryptowskis."
"Ich glaube nicht. Ich meine, der Sex war gut, aber insgesamt wäre es auf keinen Fall von Dauer gewesen. Neben dem Mann fühle ich mich immer, als sei ich ... zerebral insuffizient." neue Zeile Oove lachte laut auf. "Was für eine schöne Umschreibung."

Den Kontakt zur Un-breakable haben sie verloren, aber die Teloni könnten sie kontaktieren?

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Rainer,

diesmal zuerst vielen Dank für Deine Hinweise.

Naja, die Frrmllo (das sind diese Wesen) haben keine Geschlechter, da ist es sicher verwirrend, was die Menschen an dem psycho-physischen Stress mögen ;o)

Der Erde steht ein Nullraum-Kommunikator (Leihgabe der Teloni, für diplomatische Zwecke) zur Verfügung, der einen Kontakt mit den Teloni ermöglicht. Ein solches Gerät hat die Un-Brakeable nicht. Hinzu kommt, dass diese Schiffe meist einzeln oder in kleineren Verbänden weiter draußen in der Galaxie operieren, wo sie entweder mit der nahe agierenden Gruppe oder eben autonom arbeiten. Eine ständige Verbindung zur Erde ist dabei selten notwendig.

Beste Grüße,
Steffen.
 



 
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