KONTAKTE - Neunundvierzig

Aufschreiber

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Damian schlief vierunddreißig Stunden lang. Als er erwachte, war er ziemlich desorientiert, schlappte nackt in die Küche hinüber, um sich ein Frühstück zu bereiten.
"Wow, ist das hell, hier!", stöhnte er, als er den lichtdurchfluteten Raum betrat. Er orderte seine Speisen und Getränke und setzte sich, als der Synthesizer alles geliefert hatte, mit einem weiteren Stöhnen zu Tisch.
Das lange Liegen hatte ihn kreuzlahm gemacht. Es dauerte eine Weile, bis er endlich eine bequeme Position gefunden hatte. Gerade als er sich dem duftenden Kaffee widmen wollte, meldete sich der Butler.
"Guten Tag. Deine Anwesenheit im Empfangsbereich ist nötig. Oove Johansson trifft gerade ein."
"Auch das noch!" Damian sah sich verwirrt im Raum um. Wo hatte er denn ...? Wie in Zeitlupe kam die Erinnung zurück. Marika hatte ... Wo waren seine Klamotten? "Bitte ihn, einen Moment zu warten. Ich muss ..." Er verstummte. Es war sinnlos dem Butler zu begründen, warum er etwas wollte. Stattdessen sprang er auf und wuselte durch das Appartement. Wo hatte ...
Mit einem Freudenschrei stürzte er sich auf das Kleidungspaket, das ihm seine Liebste hinterlassen hatte. Alles war fein ordentlich zusammengefaltet und lag in der Ecke der Couch, auf einem der Kissen.
Ja, die Unordnung in Marikas Wohnung war wirklich nur ein zeitweiliger Zustand gewesen. Tatsächlich entsprach sie auch in dieser Hinsicht seinen Vorstellungen.


Endlich war er bereit. Er schlenderte betont lässig zur Tür und öffnete.
"Komm rein!", forderte er den skandinavischen Riesen auf.
Oove trat in den Empfangsbereich und sah sich um. Das tat er immer, wenn er bei seinem Kollegen auftauchte. Diese Luxussuite hatte so gar keine Ähnlichkeit mit seiner eigenen Zweiraum - Bleibe.
"Kaffee?", fragte Damian beiläufig.
"Nein danke, ich trinke nur morgens Kaffee. Ein Tee wäre nicht schlecht."

Damian war ein wenig perplex. War denn nicht Morgen? Er hatte ganz vergessen, nach der Zeit zu schauen. Das holte er nun nach. Die Uhr an der Wand zeigte 12:15. Wieder hielt der junge Simultroniker kurz inne. Heute war ...
Er ließ ein kurzes "Oh" hören und ging, die Getränke zu holen.
Als er zurückkehrte, hatte Oove sich auf die Couch gesetzt und schien ein wenig ungeduldig zu sein.
Damian ließ sich davon nicht beeindrucken. Er servierte lächelnd Tee und etwas Gebäck, bevor er sich im Entspannungssitz gegenüber niederließ.
Sein Gast hatte sichtlich Mühe, sich zu beherrschen. Er füllte sich eine Tasse, trank aber nicht, sondern stellte sie vor sich ab.
"Das Zrrgll ist noch da", platzte er schließlich heraus. "Bei der Analyse des Eindringvorganges haben wir immer wieder digitale 'Schatten' gefunden, Irritationen im Datenfluss, kleinere Schaltverzögerungen in verschiedenen Modulen. Eine meiner Mitarbeiterinnen, Thea Goldstein, hat diese Störungen untersucht und mit den 'Existenzstrukturen' des Zrrgll verglichen. Und siehe da, es hat sich herausgestellt, dass unser Freund uns ein ... Baby ... dagelassen hat."

Damian nickte stumm. Irgendwie hatte er etwas Derartiges schon erwartet gehabt, nachdem er die Nachrichten von den Ereignissen auf den Alienschiffen gesehen hatte. Er setzte sich bequem zurecht und grinste Johansson an.
"Und nun wollt ihr euer Alien auch in die virtuelle Schule schicken."
"Ganz genau", nickte Oove heftig.

Der Simultroniker erhob sich. "Dann komm einmal mit!", sagte er und lief, ohne auf den nordischen Riesen zu warten, zu seinem Test - Illusor hinüber.
"Na los, rein mit dir!", kicherte er, als er seinen Gast heranschlendern sah.

* * *

Nadine war stolz. Ihre Versuche, sich telepathisch mit dem zrrgll zu verständigen, waren erfolgreicher, als sie zu hoffen gewagt hatte. Das Wesen war sehr gelehrig und formulierte bereits komplexere Sätze, als es das bei der 'Anhörung' gekonnt hatte. Allerdings funktionierte das ausschließlich im direkten Kontakt, wenn eine Kommunikation mit anderen Menschen notwendig wurde, musste es Nadines Bewusstsein nach wie vor komplett blockieren.

Alle hofften auf die Simulate, von denen bereits zwei Vorabversionen eingetroffen waren.
Auch ein Illusor stand nun bereit. Die Teloni hatten das Gerät mühelos gebaut, sobald die Pläne übertragen worden waren. Mehr noch, sie hatten die Steuerung beträchtlich verfeinert und das neue Design den irdischen Wissenschaftlern wieder zugesandt.

Heute sollte der erste praktische Test des Alpha - Simulats zur Vorbereitung der Serie stattfinden. Niemand wusste, ob das zrrgll in der Lage sein würde, ohne einen zweiten Illusor in die virtuelle Szene einzudringen und dort zu agieren. Es blieb spannend.

* * *

Voan'Min lag still in ihrem Nest. Ein Beobachter hätte sie für eine Imitation halten können, denn man sah kein Lebenszeichen.
Sie hatte Kontakt mit ihrem 'Fsass Assiss' aufgenommen, ihrem ... Sklaven.
Die Fsass waren affenartige Wesen, die die Yemn'In hypnotisch zu kontrollieren gelernt hatten. Sie waren die Grundlage der Schlangenzivilisation, denn die Amphibien hatten keine Gliedmaßen, mit denen sie irgendetwas hätten herstellen können. Dafür verfügten sie über diesen hypnotischen Blick und hoch entwickelte Hirne. Sie hatten sich also lebendige 'Werkzeuge' geschaffen, die alle manuellen Verrichtungen übernahmen.

Das war keinesfalls ein Nachteil für die geschickten Äffchen, denn sie wurden gut gepflegt und ernährt. Und es gab einen bedeutenden indirekten Vorteil, denn die Fsass hatten kurz vor der Ausbildung eines kognitiven Bewusstseins gestanden, was sie natürlich für die Yemn'In zu direkten Konkurrenten gemacht hätte.
Diese Gefahr bestand nicht mehr, denn es exisiterten seit Jahrtausenden keine freilebenden Fsass mehr.
Die Klasse der 'Assiss' war für die persönlichen Dienste bei hochstehenden Yemn'In vorgesehen. Beide Wesen, Besitzer und Sklave, hatten ein Implantat, das auch über größere Entfernungen eine telepathische Verbindung gewährleisten konnte.

Voan'Min lauschte dem Bericht ihres Dieners. Man hatte, erzählte er, zwei der Teloni entdeckt, die dem fremden Phänomen begegnet waren.
 



 
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