KONTAKTE - Siebenundvierzig

Aufschreiber

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Marika kam ins Schlafzimmer gestürmt. Sie ließ sich neben dem schlafenden Damian auf das Bett fallen und begann, ihn zu rütteln. "He, Schlafmütze! Wach auf, wir sind wieder Mode! Komm schon, der General will uns sehen!"
Ganz verwirrt drehte sich der Langschläfer zu ihr herum. "Was ist denn los?", murmelte er.
"Die Zentrale hat einen Sonderauftrag für uns ... für ... dich. Es geht um dieses Zrrgll." Wieder schüttelte sie ihn. "Nun wach schon auf!"

Damian war schon bei der Erwähnung des Wortes "Zrrgll" hellwach geworden. Er fuhr so schnell hoch, dass Marika keine Zeit zum Ausweichen blieb. Sein Schädel traf ziemlich hart auf ihre Nase.
"Au! Pass doch auf!", stöhnte sie und lief hinaus, um den Blutstrom zu stillen, der sich aus dem malträtierten Riechorgan ergoss.
Der Schlafmütz schaute ihr erschrocken nach. Dann erhob er sich und begab sich in die Hygienezelle. Der heiße Dampf, den die Dusche mit Hochdruck auf seinem Körper verteilte, vertrieb schnell die letzten Reste von Müdigkeit.

Als er die Zelle verließ, stand Marika, zwei Verbandstampons in der Nase, im Raum und lachte.
"Was ist denn so lustig?", wollte er wissen.
"Ndass ich so eide dubbe Pute bid", erwiderte das Unfallopfer mit nasaler Stimme. "Ich hätte wissed müssed, dass sowas passiered kadd."
Damian nahm sie in den Arm. "Ich bin auch nicht unschuldig daran", erklärte er, "Ich hätte ja nicht so aufspringen müssen. Geht es wieder?"
Sie strahlte ihn an. "Ja, klar. Jetzt busst du aber ded Gederal ..."
"Oh, Mist! Das hatte ich glatt vergessen." Er stellte eine Verbindung zu Phams Buttler her. Es dauerte keine fünf Sekunden, dann tauchte auf dem Monitor in der Ecke das Gesicht des Vorgesetzten auf.
"Na endlich! Sollten sie nicht schon an ihrem Platz sein?"
"Nein", antwortete Damian kühl. "Wir haben beantragt, ..."
"Ach ja, stimmt ja. Wie dem auch sei, kommen sie sofort in die Zentrale!"
Marika beeilte sich nun, ihre Nase wieder zu beruhigen und sich von einer zerwühlten Morgenfee in eine repräsentative Wissenschaftlerin zu verwandeln.
In der Zwischenzeit hatte Damian ein Frühstück bereitet, das beide im Stehen verzehrten.


Etwa zehn Minuten später saßen Marika und Damian dem General und einer erstaunlich großen Telona gegenüber.
"Das ist Botschafterin Tol'Anh", stellte der Vorgesetzte die Außerirdische vor. Sie erhob sich leicht und verbeugte sich, wobei sie die Geste wohlwollender Freude ausführte.
"Marika Veszigyi und Damian Kryptowski", setzte Pham seine Introduktion fort, "Diese beiden Forscher sind mit der irdischen Teil der 'Zrrgll - Angelegenheit' am besten vertraut. Damian ist der gewünschte Simultroniker."


Das Gespräch verlief sehr ernsthaft und effizient. Tol'Anh gab den Menschen einen kurzen Überblick über die Ereignisse im Weltraum und erklärte die Idee der beiden Kontakter.
Damian nickte. "Das ist ein ausgezeichneter Gedanke." Man konnte ihm ansehen, dass da schon verschiedene Ansätze in seinem Hirn umher schwirrten.
Marika schwieg. Sie schien zu grübeln. Endlich erhob sie ihre Stimme: "Ich werde die sozio-psychologischen Profile der Kontakter analysieren und Damian kann dann damit sein Simulat ..."
"Das ist längst geklärt", unterbrach sie der General. "Ich glaube, dass Damian durchaus ausreicht, für diese Aufgabe."
Der Simultroniker schaute erstaunt in die Runde. Er hatte das Gespräch nicht verfolgt, aber dennoch irgendwie mitbekommen, dass Marika nicht dabei sein würde.
"Nein", sagte er kurz. "Wir beide oder keiner."

Nun war es an Pham, ungehalten zu reagieren. Er konnte sich auf keinen Fall vor der höchsten Repräsentantin der Ausserirdischen dermaßen unter Druck setzen lassen.
"Das war kein Vorschlag, Damian. Das war eine direkte Anweisung."
"Diese Anweisung können sie sich ...", hob der junge Mann an.
"Bitte, General", fuhr ihm Tol'Anh ins Wort, "Wir hätten gern beide Wissenschaftler in Anspruch genommen."
Das entspannte die Situation. Pham nickte und Damian lehnte sich zufrieden in seinem Sessel zurück.#
Marika, die die letzten Sekunden in erschrockenem Schweigen verbracht hatte, erhob sich und trat auf die Ameisenfrau zu. "Vielen Dank, Tol'Anh."

* * *

Auf der Po'kh Enh'kok'Unh Anh 'grak'inh breitete sich eine langsam wachsende Spannung aus. Niemand hatte eine Ahnung, was die neu entdeckte Spezies für Eigenschaften hatte. Eigentlich wusste man noch nicht einmal, ob es sich überhaupt um eine intelligente Lebensform handelte.
Auch deshalb gab es eine ganze Reihe von Wesen, die glaubten, man solle versuchen, das zrrgll zu befragen. Vielleicht hatte es ja bereits Bekanntschaft mit dem in Frage stehenden Phänomen gemacht?
Dieser Gedanke trug zur weiteren Steigerung der Spannung bei.
Immer wieder gab es Anfragen, wie weit das "Illusor - Projekt" gediehen sei. Das aber stellte sich als komplexer heraus, als man anfangs hätte annehmen können. Eins der Probleme war, dass man nicht über einen Illusor verfügte.
Die anwesenden Menschen hätten normalerweise die Reise im Kälteschlaf verbracht, während die Delegierten von der Erde schon aus Platzgründen kein solches Gerät erhalten konnten. Die Beschaffung eines brauchbaren Entwurfes erwies sich ebenfalls als schwierig, weil es auf den Schiffen keine Pläne gab.
Man konnte nur warten, bis das Hyperraum - Kommunikationssystem im Forschungszentrum der Menschen in Betrieb genommen wurde. Von dort würden die benötigten Informationen im Handumdrehen zum Schiff gesendet werden, wo sicher die Menschen und ihre außerirdischen Freunde sehr bald die benötigte Maschine gebaut hätten.

* * *

Nadine saß mit Kren in der Kabine und schwieg, von ihrem Geliebten mit großen Augen beobachtet.
Sie trainierte die mentale Kommunikation mit dem zrrgll.
 



 
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