Kontrast

Anonym

Gast
Sagt der Eine zum Anderen:

„Es ist eine Zusammenkunft
von Mann und Frau,
von gegensätzlichen Polen,
die sich durch eine unsichtbare,
ja heilige Kraft,
gefunden haben,
um jenen Gipfel zu erklimmen,
den gesegneten Berg
der Zweisamkeit,
diesen geweihten Ort,
den man nur mit einem
geliebten Menschen
finden kann,
wo Atem an Atem sich schmiegt
wie Wind an die Bäume,
wo Hände den Weg tasten,
den nur Herzen kennen,
und die Stille gefüllt ist
vom Glanz zweier Seelen,
die in einem einzigen Augenblick
das Ewige berühren.“


Sagt der Andere:

„Ach was!
Die haben sich in irgendeiner
verkackten Bar getroffen.
Er hat ihr einen billigen
Whisky spendiert.
Als sie endlich willig war,
schleppte er sie
in seine versiffte Wohnung.
Dann begann er sie auf der
schmutzigen Bettdecke
richtig durchzuficken,
während sie ihre Lust
hinausschrie und ihn
durch schweinische Ausdrücke
immer mehr animierte.
Die Matratze quietschte,
der Putz bröckelte von den Wänden,
ein Aschenbecher kippte um
und verteilte seine Glut
auf dem fleckigen Teppich.
Sie schnappten nach Atem,
und in diesem Chaos
war nur Schweiß, Alkohol
und das rohe Stampfen
zweier Körper,
die sich nur benutzten.“
 

Aniella

Mitglied
Ziemlich eingeschränkt im romantischen Teil.
Ohne rosarote Brille im zweiten Teil, wobei mich das Ambiente dort sowieso abstoßen würde.
Ich bin mir hier nicht mal sicher, ob die Wahrheit hierbei irgendwo in der Mitte liegt, denn selbst das trifft es nach meinem Gefühl nicht.
 
Hallo Anonym!

Ich mag Polen, war aber noch nie richtig dort.
Nur im kontrastreichen Grenzgebiet des Riesengebirges.
Gern wollte ich mal hin. Still in Krakaus Cafés sitzen und
dem losen Gelächter polnischer Frauen lauschen.
Unauffällig dem ein oder anderen Hüftschwung
nachschauen.
Doch wenn dort die Matratzen quietschen, bleibe ich
lieber hier. Irgendwann ist mann einfach zu alt für
derlei Experimente.

anonymer Quatscherzähler
 

Anonym

Gast
Vielen Dank für eure Kommentare und Einschätzungen.
Es sollte nur die Wiedergabe, oder die Spiegelung unserer kontrastreichen Welt sein. Es ist nicht selbst kreiert sondern gespiegelt und zusammengefasst.
Aber so sehr es auch schmerzt, scheint dieser Kontrast notwendig zu sein.
Denn wie sollen wir die weiße Farbe erkennen, wenn nicht das Schwarze, das Böse dahinter steht. Wie sollen wir die bedingungslose Liebe erkennen? Wie sollen wie das Wahre und Schöne erkennen?
Es gibt keine Münze ohne zwei Seiten. Will man die andere Seite nicht, gibt es keine Münze, gibt es kein Leben, so wie wir es kennen. Nur die unpersönliche, gleichbleibende, monotone Ewigkeit.
LG
 

Anonym

Gast
die Liebe
ist nicht ohne Hass zu haben
das Sanfte
nicht ohne Wut

was ist das Leuchten
ohne die Dunkelheit
und das Winzige
ohne Riesen

wem soll die Stärke
immer helfen
wenn das Schwache
nicht existiert

wo ist die Güte
ohne das Grausame
und die Freude
ohne die dunkle Nacht der Seele


das Auf und Ab
des Lebens
stürmische Wellen
und tiefe Stille
 

Aniella

Mitglied
Diese Zeilen habe ich nun schon einige Tage immer wieder gelesen. Die Worte wollen sich anschmiegen, aber irgendwas drängt sich für mich immer dazwischen. Ich musste eine Weile darüber nachdenken und habe für mich die Lösung gefunden, warum ich ihnen nicht uneingeschränkt zustimmen kann, obwohl sie sich scheinbar wundervoll ergänzen. Die Gegensätze gehören mMn nicht zusammen, sie lassen nur das jeweils andere im richtigen Licht erscheinen, wenn sie mal zusammentreffen.
Liebe gibt es ohne Hass (Gottseidank), es leuchtet etwas in der Dunkelheit, was am hellichten Tag gar nicht zu sehen wäre, das Grausame könnte auf Umwegen von der Güte besiegt werden und wenn man schwer krank war, weiß man erst wie gut es einem geht, wenn man wieder gesund ist. Diese Erkenntnisse bekommt man nicht geschenkt, sie begegnen einem im Laufe seines Lebens, man muss sie nur zur Kenntnis nehmen. All diese Beispiele wohnen nebeneinander. Sie treffen aufeinander, vielleicht damit man die Einzelteile besser erkennt.

Gern gelesen.
 



 
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