Zuerst einmal, Vera Lena,
dankeschön dafür, daß Du mir nicht über meine Kommentare zu Deinen Gedichten nicht böse bist, sondern ohne Revanchen ein Gedicht liest und besprichst, wie es an und für sich da steht. Das ist sehr lieb von Dir.
Ja, gut aufgefaßt.
Ich liebe die theoretische, die "musikwissenschaftliche" Seite der Musik sehr, besonders die mathematische Struktur der Schwingungen. "Interferenzen" sind die Schwingungen, die bei der Überlagerung von Schwingungen und Schwingungen entstehen, und diese komplexe Schichtung ist gewiß wesentlich für alle Musik. Das betrifft Intervallbeziehungen und harmonische Funktionen (Kadenzen, Auflösungsbewegungen von Dissonanzen in Schlußwirkungen hinein) in noch bunterer und zugleich subtilerer Weise als die Rhythmen. "Farben" ist dann metaphorisch gemeint, als Analogie zu den Tonhöhen. Bei Farben spielen alle Wellenlängen innerhalb eines bloßen Oktavrahmens, in der Musik gehts über etwa bis zu einem Dutzend Oktaven = Verdopplungsstufen der Wellenlängen. Diese Verdopplungen erleben wir als Tonidentität, nur daß der gleiche Ton dann eben höher oder tiefer klingt. Das nur als grundlegendes Beispiel, aber das wird Dir gewiß bekannt sein.
"Prophetie" meint, daß der Komponist, wenn er die Partitur schreibt, gleichsam ein zukünfiges Ereignis, das der Aufführung, vorausschaut. Als ob er aus der Zukunft heraus inspiriert würde. Diese Idee habe ich auch sonst schon mal "genutzt". Musikalische Strukturen sind gewiß ästhetisch anziehender und erlebnissatter als astrologische Planetengeometrien. Eine Sonate zeigt und sagt mehr als der ganze Siebenplanetenakkord. Und erst eine Sinfonie!
grusz, hansz