Alexander E. Aigner
Mitglied
Da haut er ab. Mein Kind, dem ich jahrelang den Arsch gewischt und nächtelang rumgetragen habe. Mir egal. Vielleicht.
In mir steigt diese bittere Hilflosigkeit auf. Ich komme nicht an gegen Zocken, Kiffen, Skaten und Chillen und ich komme nicht an gegen das Bedürfnis, mir augenblicklich eine Flasche Wein reinzustellen. Er sollte die Schule fertigmachen, damit mal was aus ihm wird - wie man sagt. Ich sitze am frühen Nachmittag in meiner Küche und bin schon wieder am Saufen. Eigentlich stimmt das so nicht, ich bin immer noch am Saufen.
Gestern versprach mir mein Kind, die Arbeit über Hamlet und seine Todessehnsucht bis morgen abzugeben. Aber ehrlich gesagt, bei dem Wetter hätte ich auch drauf geschissen. Es brüllt nach Stadionbad und Donauinsel. In seltenen Momenten merke ich, dass wir uns ähnlich sind.
Hunger. Geh ich runter und hol mir ein Kebab. Dürüm oder Kebab, das ist hier die Frage. Im Lift riecht es nach Schweiß, Pisse und Dope. Ich würde meinen Kopf gerne gegen das Spiegelglas schlagen. Immer und immer wieder. Bis ich blutüberströmt und röchelnd am Boden liege und mir die automatische Türe quietschend und regelmäßig in die Fresse fährt. Und unerwartet steigt sie herab, die heilige Sanitäterin vom Roten Kreuz. Hallo - hören sie mich?
Ich muss hier raus. Es ist heiß, ich nehme den Bus und setze mich zu den Menschen dieser Stadt. Fahr`n, fahr`n, fahr`n. Ich weiß nicht, wohin. Unvermittelt steige ich in der Meidlinger Hauptstrasse aus und treibe Richtung Schönbrunn, beobachte dort die japanischen Touristen. Das Beste an Japan war Shintaro Katsu. Einmal Zatoichi sein. Einmal mit dem Cane Sword was Gutes tun. Danach im Onsen gemütlich Sake kippen. Warum nicht?
Das ist jetzt meine zweite Flasche Wein und ich fühle mich nüchtern und fokussiert. Die Stadt hat mich verschluckt und ich muss aufpassen, dass sie mich nicht an ihren Ufern ausspuckt. Ich würde dort reglos liegen bleiben und mein Gesicht im Donauschotter vergraben.
Ich betrete den Zoo. Die Menschenmassen strömen mir entgegen. Überall Kinder, Mütter, Väter, alte Tiere, Pensionisten und Touristen. Alle sind auf der Suche nach Vögeln, Einzellern oder putzigen kleinen Totenkopfäffchen. Viele suchen die Toilette, den Imbiss oder Schatten. Und jemand an der Ecke sucht ein Kind. Wenige suchen das Glück und noch weniger finden es. Und die Glücklichen tun sich dann beim Sterben vermutlich auch leichter. Nehmen ihren Hut und gehen. Ich verrotte total sediert in einer dieser austauschbaren Palliativstationen. Ihr seht mich kämpfen. Wie ein wilder Stier kämpfe ich für euch in meiner Arena. Die Kotsteine bekomme ich vom Pfleger ein letztes Mal aus dem Arsch geräumt. Ich bin so paniert, ich merke das gar nicht und der Pfleger meint, dass es mir jetzt sicher bessergeht. Mein Urin tropft wie goldener Honig ins Sackerl neben meinem Bett. Tropf, tropf, tropf. Ich wusste nicht, dass Urin so trocken sein kann. Früher war auch nicht alles Liebe aber heute bin ich nicht fähig, den kleinen Knopf an der Schmerzpumpe zu drücken, um mir eine letzte Dosis Schmerzmittel zu gönnen. Trotzdem laufe ich weiter. Laufen, laufen, laufen. Ich habe große Angst vorm Sterben. Ein letzter Schrei und dann erwischt er mich doch. Eins, zwei, angeschlagen, Tod. Theoretisch.
Im Aquarienhaus bin ich angekommen. Ich fühle mich sicher und beschützt. Es ist dunkel, heiß, feucht und muffig. Die Aquarien liegen wie kleine, funkelnde Raumschiffe vor mir. Alles ist künstlich und lebendig zugleich. Ich liebe das Meer. Ich liebe diese kleinen bunten Fische in diesen kleinen bunten Aquarien. Ich würde ewig in ihnen herumsegeln. Würde mich wochenlang von Dosenravioli und Kaffee ernähren. In jedem Hafen hätte ich einen Menschen, der auf mich wartet, mich in seine starken Arme nimmt und mit frischem Fisch füttert. Ich wäre zufrieden und mit ledriger Haut und Bart in allen Aquarien zu Hause. Ich wäre Kapitän und Schiffsjunge zugleich. Und mein Kind würde im Krähennest sitzen und mir die Richtung nach unten brüllen. Wir segeln gemeinsam gegen den Sturm. Und nein, wir werden nicht untergehen.
Hallo - hören sie mich?
In mir steigt diese bittere Hilflosigkeit auf. Ich komme nicht an gegen Zocken, Kiffen, Skaten und Chillen und ich komme nicht an gegen das Bedürfnis, mir augenblicklich eine Flasche Wein reinzustellen. Er sollte die Schule fertigmachen, damit mal was aus ihm wird - wie man sagt. Ich sitze am frühen Nachmittag in meiner Küche und bin schon wieder am Saufen. Eigentlich stimmt das so nicht, ich bin immer noch am Saufen.
Gestern versprach mir mein Kind, die Arbeit über Hamlet und seine Todessehnsucht bis morgen abzugeben. Aber ehrlich gesagt, bei dem Wetter hätte ich auch drauf geschissen. Es brüllt nach Stadionbad und Donauinsel. In seltenen Momenten merke ich, dass wir uns ähnlich sind.
Hunger. Geh ich runter und hol mir ein Kebab. Dürüm oder Kebab, das ist hier die Frage. Im Lift riecht es nach Schweiß, Pisse und Dope. Ich würde meinen Kopf gerne gegen das Spiegelglas schlagen. Immer und immer wieder. Bis ich blutüberströmt und röchelnd am Boden liege und mir die automatische Türe quietschend und regelmäßig in die Fresse fährt. Und unerwartet steigt sie herab, die heilige Sanitäterin vom Roten Kreuz. Hallo - hören sie mich?
Ich muss hier raus. Es ist heiß, ich nehme den Bus und setze mich zu den Menschen dieser Stadt. Fahr`n, fahr`n, fahr`n. Ich weiß nicht, wohin. Unvermittelt steige ich in der Meidlinger Hauptstrasse aus und treibe Richtung Schönbrunn, beobachte dort die japanischen Touristen. Das Beste an Japan war Shintaro Katsu. Einmal Zatoichi sein. Einmal mit dem Cane Sword was Gutes tun. Danach im Onsen gemütlich Sake kippen. Warum nicht?
Das ist jetzt meine zweite Flasche Wein und ich fühle mich nüchtern und fokussiert. Die Stadt hat mich verschluckt und ich muss aufpassen, dass sie mich nicht an ihren Ufern ausspuckt. Ich würde dort reglos liegen bleiben und mein Gesicht im Donauschotter vergraben.
Ich betrete den Zoo. Die Menschenmassen strömen mir entgegen. Überall Kinder, Mütter, Väter, alte Tiere, Pensionisten und Touristen. Alle sind auf der Suche nach Vögeln, Einzellern oder putzigen kleinen Totenkopfäffchen. Viele suchen die Toilette, den Imbiss oder Schatten. Und jemand an der Ecke sucht ein Kind. Wenige suchen das Glück und noch weniger finden es. Und die Glücklichen tun sich dann beim Sterben vermutlich auch leichter. Nehmen ihren Hut und gehen. Ich verrotte total sediert in einer dieser austauschbaren Palliativstationen. Ihr seht mich kämpfen. Wie ein wilder Stier kämpfe ich für euch in meiner Arena. Die Kotsteine bekomme ich vom Pfleger ein letztes Mal aus dem Arsch geräumt. Ich bin so paniert, ich merke das gar nicht und der Pfleger meint, dass es mir jetzt sicher bessergeht. Mein Urin tropft wie goldener Honig ins Sackerl neben meinem Bett. Tropf, tropf, tropf. Ich wusste nicht, dass Urin so trocken sein kann. Früher war auch nicht alles Liebe aber heute bin ich nicht fähig, den kleinen Knopf an der Schmerzpumpe zu drücken, um mir eine letzte Dosis Schmerzmittel zu gönnen. Trotzdem laufe ich weiter. Laufen, laufen, laufen. Ich habe große Angst vorm Sterben. Ein letzter Schrei und dann erwischt er mich doch. Eins, zwei, angeschlagen, Tod. Theoretisch.
Im Aquarienhaus bin ich angekommen. Ich fühle mich sicher und beschützt. Es ist dunkel, heiß, feucht und muffig. Die Aquarien liegen wie kleine, funkelnde Raumschiffe vor mir. Alles ist künstlich und lebendig zugleich. Ich liebe das Meer. Ich liebe diese kleinen bunten Fische in diesen kleinen bunten Aquarien. Ich würde ewig in ihnen herumsegeln. Würde mich wochenlang von Dosenravioli und Kaffee ernähren. In jedem Hafen hätte ich einen Menschen, der auf mich wartet, mich in seine starken Arme nimmt und mit frischem Fisch füttert. Ich wäre zufrieden und mit ledriger Haut und Bart in allen Aquarien zu Hause. Ich wäre Kapitän und Schiffsjunge zugleich. Und mein Kind würde im Krähennest sitzen und mir die Richtung nach unten brüllen. Wir segeln gemeinsam gegen den Sturm. Und nein, wir werden nicht untergehen.
Hallo - hören sie mich?