Kunst + Kreativität
"Kreativität" ist das bewußt benutzte oder unbewußt zugelassene Vermögen, entweder kontextuelle Semantiken von den Dingen wegzuschieben, oder, was im Resultat dasselbe ist, die Kerne in neue kontextuelle semantische Umfelder einzufügen.
Das Ergebnis solcher mehr oder weniger gelingenden Tätigkeit nennt man dann "Kunst".
Insofern schafft "Kunst" Neues aus Altem, alltäglich Vorhandenem, und insofern schafft "Kunst" neue Wirklichkeiten, vorausgesetzt, man läßt die philosophisch-konstruktivistischen Prinzipien als gültig zu.
Beispiel_1:
Ein Glas fällt vom Tisch und zerscherbelt. Andersrum passierts nie. Also "one-way"-event, irreversibel.
Kreativ ist z.B. nun, diesen Vorgang in einen anderen Bereich zu übertragen (das ist psychologisch nur die wahrnehmungskonforme Invarianzbildung von rückwärts benutzt):
"So, wie ein Glas zerscherbelt (das deine Lippen einst berührten), so unwiederkittbar ist auch unsere zerstörte Liebe."
Das jetzt, in Worten fein ziseliert und eingängig ausgedrückt, wäre "Kunst".
Beispiel_2:
Es regnet stark, und irgendwann ist das Land von Pfützen übersät..
Jetzt nehme ich nicht den Regen aus dem Bild heraus zum Verschieben, sondern das nasse Land wird auf einen anderen Kern transponiert:
"So, wie das pfützenüberdeckte Land bin ich tränenblind wegen..."
Deshalb, wegen dieser uniformen und monotonen Mechanismen, gibt es auch bzgl. Kreativität und Kunst in Wahrheit wenig wirklich "Neues". Es ist (alles) nach denselben Rezepten gekocht (Verschiebungen und damit Neugenerierung von Bedeutungen).
Nochmal schematisch:
A bedeutet im semantischen Umfeld B -> (C) (original)
A bedeutet im semantischen Umfeld X -> (Y) (Kunst)
L bedeutet im semantischen Umfeld M -> (K) (original)
V bedeutet im semantischen Umfeld M -> (Z) (Kunst)