kreativität

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blaustrumpf

Mitglied
eine frage hätt' ich doch:
bitte, Habogh, sag' mir noch,
was hat kunst mit krähenschrei
denn zu schaffen, sag' es frei!

kreatin im mittagsmahl,
oder schlicht ein zaungrenzpfahl:
alles weist mich darauf hin,
dass ich hier am grübeln bin.

also, sprich, noch besser, schreib,
mach es dir zum zeitvertreib,
schaffe eine satzskulptur
und erhell' die kreatur.

mit anderen worten:

Hallo, Habogh

Verstehe ich das miss, dass deine - mich übrigens recht erheiternde - Wortspielerei Kunst und Kreativität faktisch gleichsetzt?

Schöne Grüße von blaustrumpf
 

Habogh

Mitglied
Du verstehst miss! :)
gleichsetzen will ich diese begriffe nicht.
ich sehe die kreativität als den motor der neue kunst entstehen lässt. neue kunst entsteht nicht, in dem man bekanntes auf papier schreibt oder etwas altes nach malt. sie benötigt die kreativität, also die fähigkeit etwas neues zu entwickeln.
die frage ist für mich, ob diese kreativität immer ein bewußter akt ist?
kunst als etwas, das neu aus dem gewollten zerfall von alten denkstrukturen entsteht?
kunst als reiner zufall, wo das neue aus dem spiel mit dem bekannten entsteht?
ich denke mal, beides ist möglich.
kunst ist zufall ...ist zerfall...
liegt also irgendwo dazwischen
...ist also ein zerrfall ;-)
l.g.
heiko
 
Kunst + Kreativität

"Kreativität" ist das bewußt benutzte oder unbewußt zugelassene Vermögen, entweder kontextuelle Semantiken von den Dingen wegzuschieben, oder, was im Resultat dasselbe ist, die Kerne in neue kontextuelle semantische Umfelder einzufügen.
Das Ergebnis solcher mehr oder weniger gelingenden Tätigkeit nennt man dann "Kunst".
Insofern schafft "Kunst" Neues aus Altem, alltäglich Vorhandenem, und insofern schafft "Kunst" neue Wirklichkeiten, vorausgesetzt, man läßt die philosophisch-konstruktivistischen Prinzipien als gültig zu.

Beispiel_1:
Ein Glas fällt vom Tisch und zerscherbelt. Andersrum passierts nie. Also "one-way"-event, irreversibel.

Kreativ ist z.B. nun, diesen Vorgang in einen anderen Bereich zu übertragen (das ist psychologisch nur die wahrnehmungskonforme Invarianzbildung von rückwärts benutzt):

"So, wie ein Glas zerscherbelt (das deine Lippen einst berührten), so unwiederkittbar ist auch unsere zerstörte Liebe."

Das jetzt, in Worten fein ziseliert und eingängig ausgedrückt, wäre "Kunst".

Beispiel_2:
Es regnet stark, und irgendwann ist das Land von Pfützen übersät..

Jetzt nehme ich nicht den Regen aus dem Bild heraus zum Verschieben, sondern das nasse Land wird auf einen anderen Kern transponiert:

"So, wie das pfützenüberdeckte Land bin ich tränenblind wegen..."

Deshalb, wegen dieser uniformen und monotonen Mechanismen, gibt es auch bzgl. Kreativität und Kunst in Wahrheit wenig wirklich "Neues". Es ist (alles) nach denselben Rezepten gekocht (Verschiebungen und damit Neugenerierung von Bedeutungen).

Nochmal schematisch:

A bedeutet im semantischen Umfeld B -> (C) (original)
A bedeutet im semantischen Umfeld X -> (Y) (Kunst)
L bedeutet im semantischen Umfeld M -> (K) (original)
V bedeutet im semantischen Umfeld M -> (Z) (Kunst)
 



 
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