kreisende Gedanken

Kreisende Gedanken

Unaufhörlich rasen
kreisende Gedanken.
Lebendig längst begraben
unter ständig gleichen Phrasen.

Denn
Böse Geister zanken
in uns seelisch Kranken.
Ständig kreisende Gedanken
bringen uns ins Wanken.

Jetzt sag!
Bist auch du am Schwanken
und voller Dysphorie?
Dann versuch es mal
mit Psycho-Therapie!

Traue der Magie
der Psychologie!
Niemand klaut dir den Verstand.
Habe keine Angst!
 

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Mitglied
Die Idee für das Gedicht finde ich richtig gut, HM!

In der Umsetzung würde ich mir aber noch wünschen, dass das Gedicht noch viel mehr kreist als es das im Moment tut. Und um dem Kreise-Gefühl mehr Wirkung zu verschaffen, würde ich hier zum Beispiel auf eine sich exakt wiederholende Rhythmik in den Versen achten und die Unterbrechungen wie
"Jetzt sag!" oder "Denn" in einer eigenen Zeile weglassen. Die stoppen ja den Lesefluss und du willst, dass es kreist und kreist, oder?

Wie wichtig ist dir außerdem die Botschaft der letzten beiden Zeilen? Sie passt nämlich überhaupt nicht - stilistisch - zum Rest des Gedichts. Ich denke, das funktioniert total gut auch ohne sie.

Kreisende Gedanken

Unaufhörlich rasen
kreisende Gedanken.
Lebendig längst begraben
unter ständig gleichen Phrasen.

Denn
Böse Geister zanken
in uns seelisch Kranken.
Ständig kreisende Gedanken
bringen uns ins Wanken.

Jetzt sag!
Bist auch du am Schwanken
und voller Dysphorie?
Dann versuch es mal
mit Psycho-Therapie!

Traue der Magie
der Psychologie!
Niemand klaut dir den Verstand.
Habe keine Angst!

Wie ich es mir zum Beispiel vorstellen könnte (nur als Anregung):

Unaufhörlich rasen unter ständig gleichen Phrasen
die kreisenden Gedanken, wenn böse Geister zanken
in uns seelisch Kranken.


...also so in etwa denk ich mir das. Von mir aus darf es noch länger und wilder kreisen (=in noch mehr Strophen). Aber der Rhythmus muss dabei gleich bleiben (also das Schema der Strophen in dem Fall).

Bringen uns ins Wanken -
ständig kreisende Gedanken. Bist du auch am Schwanken?
Und voller Dysphorie? Dann mach Psycho-Therapie!


Und da würde ich auch enden und den Inhalt von S3 ganz weglassen. Die Psychologie selbst übt ja keine Magie aus. Sie ist das Instrument zur Klassifizierung, Beschreibung und Erklärung von Verhaltensmustern. Die Psychotherapie ist das, was Magie ausüben kann...wenn man das so nennen möchte. Der Begriff Magie hat etwas so Unkontrollierbares, Geheimes, Verborgenes an sich. Das ist nicht besonders beruhigend oder tröstlich, wie ich finde. Psychotherapie rückt (im wahrsten Sinne des Wortes) ver-rückte seelische Prozesse und Verhaltensweisen wieder an ihren rechten Platz und gibt so dem Betroffenen die Kontrolle über sein Leben zurück. Magie lässt jedoch im Ungewissen. Wenn du also eine Botschaft senden willst, dass Psychotherapie nichts Gruseliges oder Unbegreifliches ist, solltest du das m.E. anders formulieren. Aber vielleicht bin ich da auch nur überempfindlich. :cool:


Liebe Grüße,
fee
 
Liebe Fee,
danke fürs Lesen und die Anregungen. Es freut mich, dass die Idee dir gefällt!
Mit deinem Feedback kann ich viel anfangen.

Wie wichtig ist dir außerdem die Botschaft der letzten beiden Zeilen? Sie passt nämlich überhaupt nicht - stilistisch - zum Rest des Gedichts. Ich denke, das funktioniert total gut auch ohne sie.
Da hast du total recht. In der neuen Version (folgt) habe ich sie weggelassen. Ich hatte das Gefühl am Ende noch irgendetwas schreiben zu müssen, aber die Pointe kommt ohne die letzte Strophe besser rüber.

"Jetzt sag!" oder "Denn" in einer eigenen Zeile weglassen. Die stoppen ja den Lesefluss und du willst, dass es kreist und kreist, oder?
Ich habe mich bewusst für diese Stolperzeilen entschieden und verfolgte damit mehrere Absichten.
Ich wollte dadurch das Kreisen des Rhythmus tatsächlich unterbrechen. Der Leser/ Hörer soll sich dadurch direkt angesprochen fühlen und aufgerüttelt werden. Wenn ich das Gedicht laut gelesen habe, habe ich diese Wirkung gut erzeugen können.


Ich habe mir deine Ratschläge und Anregungen zu Herzen genommen und versucht eine zweite Version zu schreiben.
Ich glaube, dass diese deutlich mehr kreist und das Thema besser trifft.
Gefällt dir diese Version besser? Ich mag beide; ein Freund mochte das erste mehr.


Kreisende Gedanken

Wenn in uns seelisch Kranken
böse Geister zanken
fühlen wir uns erschlagen
von ständig gleichen Phrasen.

Depressive Phasen
lassen uns nicht schlafen.
In uns psychisch Kranken
ständig kreisende Gedanken
bringen uns ins Wanken.

Bist auch du am Schwanken
und voller Dysphorie?
Ist dir alles scheißegal,
fehlt dir jede Energie?

Dann versuch es mal
mit Psycho-Therapie!


Ganz liebe Grüße, danke für die Hilfe!
H.
 

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Mitglied
Ich mag beide; ein Freund mochte das erste mehr.
Es ist gut, wenn du mit beiden Versionen zufrieden bist. Und noch besser, dass du die Rückmeldung bekommst, dass die erste Version eben auch bevorzugt werden kann. Die unterschiedlichen Lese-Erwartungen entspringen eben dem ganz individuellen sprachlichen Vorlieben und Prägungen und Erlebnissen, die man mit dem Text und seiner Art, wie er geschrieben ist, verknüpft (etwas, das beinahe unbewusst passiert).

Jetzt, wo ich beide Versionen lesen kann, sehe ich bei der ersten Vorzüge, die die zweite nicht hat und umgekehrt. Mir persönlich gefällt die zweite tatsächlich ein wenig besser - auch, wenn ich zugeben muss, dass sie durch die gleichmäßigere Melodie ein bisschen weniger Eindringlichkeit und Drama hat. Ich glaube, sie gefällt mir in erster Linie besser, weil die letzten zwei Zeilen fehlen. :cool:

Es ist auch nicht ganz so einfach: Textarbeit an fremden Texten ist heikel und sollte mit viel Vorsicht und so wenig Eingriffen wie möglich geschehen, denn man wird automatisch immer auch die ganz eigenen Vorstellungen von dem, was Lyrik für einen können muss, mit hineinbringen. Ich hatte schon ein wenig Skrupel, dir meine Vorstellung von einem möglichen Kreisen in Textform als Beispiel zu schreiben, denn ich weiß: egal, wie sehr man versucht, deutlich zu machen, dass es sich hier nur um eine Veranschaulichung einer von vielen Möglichkeiten handelt - es ist eben doch ein So-würde-ich-es-machen-"Muster", das man anlegt an einen fremden Inhalt. Darum versuche ich, das immer zu betonen, dass in letzter Instanz der Autor weiß und entscheidet, was für ihn gut und richtig ist. Glaub also definitiv nicht alles, was ich hier so schreibe, gleich und ganz ohne Vorbehalte. ;)

Man hat ohnehin nie die Kontrolle darüber, was beim Lesepublikum wie ankommt. Bewahre dir also einen gesunden "Dickschädel", wenn es um deine Texte geht. Das finde ich wichtig. Es ist aber auch wichtig, die Rückmeldungen - so man welche bekommt - wahrzunehmen. Nicht alles aber einiges davon bringt einen durchaus weiter. Die Frage ist: wohin willst du? Und wie? Das weißt nur du allein.

Fazit: die erste Version ohne die letzten beiden Zeilen? Was würde dein Freund dazu sagen?

Liebe Grüße,
fee
 



 
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