Kreolenschule

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onivido

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Hallo Lupine,
dein "Zweitens" finde ich viel bessere als meines und werde es mit Verlaub uebernehmen.
Vile Gruesse///Onivido
 

onivido

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Europäer vertrauen ihre Kinder im Allgemeinen nicht dem Erziehungssystem ihres aussereuropäischen Gastlandes an, schon gar nicht, wenn es sich dabei um ein sogenanntes Entwicklungsland handelt. Deshalb gibt es in Südamerika überall französische, britische und natürlich auch deutsche Schulen.
Nicht nur Kinder deutscher Experten und deutschstämmiger Südamerikaner werden hier unterrichtet, sondern auch die von Österreichern und Schweizern und sogar von Holländern und Ungarn, Kroaten und Slowaken kurz und gut alle Kinder deren Eltern sich irgendwie mit dem deutschen Kulturkreis verbunden fühlen, oder einfach die vermeintlichen und wirklichen Vorzüge der deutschen Schulbildung schätzen, vor allen Dingen die preislichen, da die deutsche Schule im Gegensatz zu anderen Privatschulen von der deutschen Regierung subventioniert wird.
Lorena Alvarado war Biologielehrerin an der Humboldtschule in Caracas. Sie war die einzige Lehrerin unter 30 Jahren und hatte ausser einer Brille sehr wenig mit dem Aussehen ihrer Kolleginnen gemeinsam. Nicht nur ihre dunklere Haut und ihre dichte braunschwarze Haarmähne unterschieden sie. Zu allem Überfluss war sie auch noch sehr gut gebaut und auch wenn das noch verzeihbar gewesen wäre, weil unverschuldet, tat sie nichts dazu ihre körperlichen Reize durch entsprechende Massnahmen zu vertuschen. Im Gegenteil, wie die Mehrzahl der Venezolanerinnen bevorzugte sie Kleidung, die ihre Weiblichkeit noch betonte. Bei der männlichen Lehrerschaft, deutscher wie venezolanischer, fand sie deshalb allgemeine Beachtung und oft weit mehr als freundschaftliches Entgegenkommen, was ihr den Neid und den Missmut ihrer Kolleginnen und der Mütter ihrer Schüler einbrachte. Ihre Sprechstunden durften deshalb nur von dem mütterlichen Elternteil besucht werden, während es den Vätern bei Androhung des Entzugs der ehelichen Liebesübungen untersagt war. Im trauten Heim gab es sogar hin und wieder ironisch -säuerliche bis ärgerliche Wortwechsel ihretwegen, wenn ein oder der andere Vater unvorsichtigerweise bemerkte, sie sei eine ganz sympathische Frau. Sogar die deutsche Regierung wurde dann kritisiert, da sie die Nutzung ihrer finanziellen Zuwendungen nicht besser kontrollierte und nichts gegen solche Auswüchse unternahm. Aber es würde sich schon zeigen, dass diese Aufgabe dem leichtsinnigen Flitchen einige Nummern zu gross war, sowohl fachlich als auch menschlich. Bestimmt würde sie einen Fehler machen, der ihr den Arbeitsplatz kostete. Natürlich kamen den Schülern Fetzen dieser Wortgefechte zu Ohren und sie schlossen daraus, dass es nicht der Mühe Wert war Lorenas Unterricht ernst zu nehmen. Man konnte immer bei der Mutter Zuflucht suchen.
An jenem Montag Morgen kam Lorena sichtlich entspannt von einem wirklich sehr befriedigendem Wochenende am Strand in die Klasse und erhaschste die erstaunte Aufmerksamkeit ihrer Schüler durch folgende Frage:
“Welcher Teil des menschliche Körpers vergrössert seinen Durchmesser auf ein fünffaches bei entsprechender Stimulierung?”
Die Knaben grinsten wissend, die Mädchen sahen sich erstaunt mit aufgerissenen Mäulern an. Niemand antwortete.
Langsam, Wort für Wort betonend wiederholte Lorena ihre Frage:
“Welcher Teil des menschlichen Körpers vergrössert seinen Durchmesser auf ein fünffaches bei entsprechender Stimulierung?”
Heidi Habermann, Tochter eines deutschen Fabrikanten von Plastikeimern, stand auf und sagte anklagend und schadenfroh:
“Ich werde meiner Mutter erzählen, welche Fragen Sie uns im Unterricht stellen. Sie wird Doktor Mittelmann anrufen und er wird Sie entlassen.”
Lorena runzelte die Stirn einen kurzen Moment. Dann lächelte sie Heidi an und sagte leichthin:
“Bien, wir sprechen darüber –setz dich jetzt, bitte”.
Ungerührt wiederholte sie daraufhin ihre Frage ein drittes Mal.
Stimmengemurmel, Heidi genoss bereits das Gespräch mit ihrer Mutter, deren Entrüstung und die umgehend darauf folgende Konversation mit dem Direktor. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Lorena Alvarado tränenüberströmten Gesichts die Schule verlassen.
“Niemand ?”, fragte Lorena schliesslich.
Zögernd hob Peter Muschalik die Hand.
“Die Pupille”, sagte er schüchtern. “die Pupille wird bei heller Umgebung eng und weit bei Dunkelheit. “
“Richtig “, sagte Frau Alvarado lächelnd und wandte sich dann an Heidi.
“Dir möchte ich drei Dinge sagen.
Erstens, hast du deine Hausaufgabe nicht gemacht.
Zweitens, hast du eine einseitige Fantasie
Drittens, einmal wirst du sehr, sehr entäuscht werden.”
 

domino

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Ich habe mich sehr amüsiert!
Die Einleitung wäre in der Länge wirklich nicht nötig gewesen, aber sie hält sich noch im Rahmen, so dass man das Lesen nicht aufgibt.
Der Vorschlag von Lupine gefällt mir, weil das, was alle denken, noch indirekter angesprochen wird.
Gruß, domino
 

anbas

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Hallo Onivido,

schön erzählt. Die Pointe an sich ist für mich dagegen ein "alter Hut" (siehe z.B. hier: http://fachschaft.iw.uni-halle.de/fun/studentenwitze/ , Nr. 6). Daher gab es für mich in dieser Stelle nichts, was mich überrascht hat. Im Gegenteil - aufgrund der, wie ich finde, schönen Einleitung wuchs die Spannung auf das Ende. Dieses war dann - leider - für mich eben dieser alte Hut ...

Doch, wie gesagt, sprachlich finde ich die Geschichte schön erzählt.

Liebe Grüße

Andreas
 

onivido

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Hallo Domino,
wie schon gesagt mir gefaellt, der Vorschlag von Lupine auch besser. Gerade habe ich gelesen, dass die beschriebene Situation gar nichts Neues ist. Ich dachte sowas erzählte man sich nur in Venezuela.Weit gefehlt. Schau dir mal den Kommentar von anbas an. Da ist ein link zu wirklich guten Witzen.
Beste Grüsse///Onivido
 

onivido

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Hallo Andreas,
jetzt dachte ich doch tatsächlich ich hätte etwas ganz Unbekanntes geschrieben.Das kommt davon,wenn man glaubt , dass alles humoristisches, das man hier mitkriegt auf dem lokalen Mist gewachsen ist. Danke für den link. Wirklich gute witzige Situationen.
Danke für den Kommentar und Grüsse///Onivido
 

domino

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Hallo, onivido,
du wolltest ja sicher keine Witze erzählen, sondern eine Geschichte mit witziger Pointe erzählen. Ich finde, das ist dir sehr gut gelungen.
Ob etwas Ähnliches schon mal da gewesen ist, spielt meiner Meinung nach keine Rolle. Du hast es anders erzählt, es in einen anderen Rahmen eingebettet.
Beste Grüße, domino
 



 
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