Kriegswirtschaft

3,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Spitze Feder

Mitglied
Mein Körper hat auf Kriegswirtschaft umgestellt
Libido reduziert
Konzentration aufs Überleben
Weichheit weicht Härte
esse täglich Suppe
dusche jetzt kalt
zur physischen Ertüchtigung
laufe jetzt breitbeinig wie ein Affe
Verlagerung von Neocortex-Aktivität
ins limbische System
warte auf Befehle von oben
Feindseligkeit triggerbar
stehe für die da oben auf Abruf bereit
bereit zur Selbstopferung
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
Mein Körper hat auf Kriegswirtschaft umgestellt
Libido reduziert
Konzentration aufs Überleben
Weichheit weicht Härte
esse täglich Suppe
dusche jetzt kalt
zur physischen Ertüchtigung
laufe jetzt breitbeinig wie ein Affe
Verlagerung von Neocortex-Aktivität
ins limbische System
warte auf Befehle von oben
Feindseligkeit triggerbar
stehe für die da oben auf Abruf bereit
bereit zur Selbstopferung
sehr gut erkannt. hier sind ein paar empfehlungen.
 

Spitze Feder

Mitglied
sehr gut erkannt. hier sind ein paar empfehlungen.
Vielen Dank für die Empfehlungen. Ich denke aber, ich lass es erst einmal so, wie es ist.

- dusche jetzt kalt: Mit "jetzt" wird der Kontrast zwischen "jetzt" und "früher" - also die Zeit vor der Kriegswirtschaft - betont. "Früher habe ich noch warm geduscht, jetzt dusche ich kalt."

- "warte auf Befehle von oben": "Von oben" soll die autoritäre Haltung hervorheben.

- "stehe für die da oben auf Abruf bereit": Die Wiederholung von "bereit" in der letzten Zeile finde ich besser. Die letzte Zeile ist eine nähere Erläuterung der Bereitschaft, die in der vorletzten Zeile genannt wird. Daher wird "bereit" nochmals aufgegriffen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, es ist schon verdammt schwer: über 22° Celsius muß man die Klimaanlage anstellen, unter 22° die Heizung.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
und wenn es 22° Celsius sind, dann stelle ich Klimaanlage und Heizung gleichzeitig an.

Pullover? was ist das? nie gehört. Fremd, häßlich, uncool und verdammt praktisch wie Jacken, Mäntel, Schals und Schirme.

Wenn der Winter (die Zeit unter 22° Celsius von September bis Juni) kommt, dreht meine Nachbarin die Heizung auf Höchststufe und öffnet die Fenster (den ganzen Tag lang, nicht etwa zur kurzen Stoßlüftung).

Kurz: Pullover im Winter sind eine Zumutung. "Kriegswirtschaft".
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Spitze Feder, die Frage ist, wie weit man gehen kann, ohne irgendwo anzuecken. Du hast versucht, in die Zeit einzugreifen, gelungen oder nicht, was du beschreibst, ist ein anpassungsbereiter Mitmensch an die Zeit, der sich noch nicht mal wundert - so wird das Gedicht auch durchgehen. So viele sind eins, kommentiert Samoth. Etwas in der Art hätte ich mir noch gewünscht, damit das Gedicht wirklich Aussagekraft erhält.
 

Mimi

Mitglied
Nicht schlecht ... nur der larmoyante Ton gefällt mir persönlich nicht.
Klingt ein bisschen nach Rechtfertigungsversuche ... für was auch immer.
 

petrasmiles

Mitglied
der larmoyante Ton
@Mimi
Also der Begriff trifft es ja nun gar nicht - was ist denn an dem Text rührselig oder überempfindlich? Dazu müsste man ihn erst auf links drehen und von allem Gesagten das Gegenteil als Gemeintes unterstellen. Find' ich schräg.

@Spitze Feder
Das ist nicht mein Lieblingstext, weil er den Werdegang verschweigt, weil er den Protagonisten irgendwie als Maschine darstellt, der nur ein Chip ausgewechselt werden muss, dann läuft sie im Schongang und in die fremdbestimmte Richtung.
Aber ich halte es für legitim, das einmal durchzudeklinieren, wen man seine Fühler ausstreckt, um zu erspüren, was gerade abgeht.

Liebe Grüße
Petra
 

Mimi

Mitglied
was ist denn an dem Text rührselig oder überempfindlich?
Wie ich bereits schrieb, klingt für mich der Ton oder meinetwegen Grundton im Gedicht zu larmoyant (=weinerlich) ...

Das arme, arme LyrIch hat in "kriegswirtschaftlichen" Zeiten nicht nur die
um sich aufs "Überleben zu konzentrieren",
sondern es

esse täglich Suppe
dusche jetzt kalt
zur physischen Ertüchtigung
denn selbstverständlich ist das LyrIch

bereit zur Selbstopferung

Nun, petrasmiles, in einer Welt, in der sich aktuell, zum Beispiel im circa 5100 km fernen Jemen, Menschen allein über sauberes Wasser zum Trinken freuen würden und dankbar dafür wären, nicht auch noch Opfer der heldenhaften "Selbstopferung" anderer sein zu müssen, klingt das doch etwas zu weinerlich...

Gruß
Mimi
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Mimi,

Dein persönlicher Eindruck unbenommen, aber Dein Argument ist ein sogenanntes Totschlagargument, also gar keins. Es wird immer etwas geben, das so schlimm ist, das wir gefälligst die Schnauze halten sollten, weil es uns ja so gut geht. Man muss den Kontext nur groß genug machen, dann muss jeder still sein. Klingt für mich nach Selbstmord aus Angst vor dem Tod.
Auf jeden Fall ist dieser unausgesprochene 'Maulkorb' das letzte, was wir in diesen und allen anderen Zeiten brauchen können, denn der Maulkorb ist ja in Wahrheit ein Denkverbot durch die kalte Küche - zu dem Ergebnis komme ich, wenn ich zu Ende denke, was Du geschrieben hast, aber vielleicht hast Du das ja nicht gemeint.

Liebe Grüße
Petra
 



 
Oben Unten