Kriminallimerick II

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Johnson

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Was rechtfertigt denn hier eine Empfehlung? Das setzt sich nicht von den übrigen Limericks ab…..Erstaunlich alles
 

sufnus

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Hey Johnson!
... bzw. vor dem Hey erstmal: Ganz lieben Dank für die Empfehlung! Die freut mich natürlich sehr.
Und jetzt wieder zu Deiner Anmerkung, Johnson: Ich verstehe die Empfehlungen ja so, dass das sozusagen persönliche "Lesetipps" von Moderatoren sind, die in dem Sinn nicht gerechtfertigt werden und ebenso natürlich auch nicht auf geteilte Zustimmung treffen müssen. Grundsätzlich würde es mich natürlich auch interessieren, welchem wohlwollenden Geist im Hintergrund ich die Leseempfehlung verdanke. Und natürlich bietet sich gerade dieser Fall ganz besonders für einen angeregten Diskurs an, welchem der drei Limmos aus dem kurzen Kriminalzyklus der Vorzug zu geben wäre. Tula hat ja bereits seine Favorisierung der Nr. 1 kundgetan. Und natürlich ist auch die Meinung statthaft: Ich find alle drei ganz grässlich! :p
Jenseits der Ebene von subjektiven Vorlieben will ich auf der formalen Ebene als gutes Wort für die drei Limmos einlegen, dass die hier von mir eingeführte Regel mit dem dreifach wiederkehrenden gespaltenen Reim die technischen Anforderungen ein gutes Stück erhöht hat. Typischer Fall von: Selber schuld. :cool:
LG!
S.
 

fee_reloaded

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Ich schaffe es nicht, in Zeile 2 das "schon" beim Lesen gegenläufig zu betonen, damit das Metrum aufgeht.
Das kann ich beim besten Willen nur so lesen bzw. sprechen:

das Räubern im Grunde ja schon satt
x Xx x Xx x x X

Damit aber stellt es sich klanglich zu Rohnstadt und Wohnstatt total quer.

"Er hatte es ja schon satt" ergibt sich einfach nicht als automatisch gelesene Option. Hab da nur ich ein Problem?
Ich weiß, wie es gemeint ist und dass man es dann natürlich schon so betonen kann, aber etwas in mir will das "ja schon" immer als zeitliche Angabe verstanden wissen.
 
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sufnus

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Ah... interessant. :) MIr ist noch nie so bewusst aufgefallen, dass das Wörtchen "schon" offenbar je nach Bedeutung eine Tendenz zu unterschiedlichen Betonungsvorlieben hat. Aber Du hast natürlich recht, liebe Fee: Wenn in der ersten Zeile das "schon" in einem zeitlichen Sinn gebraucht würde, also mit der Bedeutung "bereits" oder "mittlerweile", dann möchte es nicht so gerne betont werden.
Zumindest in meinem inneren Ohr würde aber das "schon", wenn es im Sinne von "eigentlich" oder "im großen und ganzen" gebraucht wird, zwingend betont werden müssen (weil es eben sonst auch für mich eher als zeitlicher Ausdruck gelesen würde). Wobei für mich ein "im Grunde" eher die einschränkende "eigentlich"-Bedeutung anmoderiert und nicht die zeitliche "bereits"-Bedeutung: "Er geht im Grunde schon täglich ins Fitness-Studio" lässt sich für mich kaum zeitlich lesen und mit unbetontem "schon" lesen, sondern immer nur betont und mit einschränkender Bedeutung, so dass ich drauf warte, dass der Satz irgendwie in der Art fortgesetzt wird wie: "... aber eigentlich nur, um dort an der Theke Fitnessdrinks zu schlürfen." (komischer Beispielsatz - wie komm ich da jetzt wieder drauf?)
Und insgesamt hab ich, wenn ich einen Limerick sehe, eh gleich diesen typisch daktylischen Sound im Ohr (daktylisch jetzt als Oberbegriff für einen auftaktischen Dakylus i. e. S. oder eben für einen Anapäst). Ich würde daher, sobald mir das Schriftbild einen Limerick suggeriert, wahrscheinlich eh wie ein Bulldozer quer zu allen Betonungen lesen und das könnte dann Teil eines komischen Effekts sein.
 

fee_reloaded

Mitglied
Wobei für mich ein "im Grunde" eher die einschränkende "eigentlich"-Bedeutung anmoderiert und nicht die zeitliche "bereits"-Bedeutung: "Er geht im Grunde schon täglich ins Fitness-Studio" lässt sich für mich kaum zeitlich lesen und mit unbetontem "schon" lesen, sondern immer nur betont und mit einschränkender Bedeutung, so dass ich drauf warte, dass der Satz irgendwie in der Art fortgesetzt wird
Ja, eh. Das meinte ich mit "ich weiß, wie das "schon" hier gemeint ist.
Vielleicht ist es dieses gefühlte Ende des Satzes in der zweiten Zeile, das mir das "ja schon satt" betonungsmäßig schwer macht.
Inzwischen hab ich den Limerick aber so oft gelesen und wie gedacht betont gelesen, dass ich diese Hürde nicht mehr als so hoch empfinde. Und im Grunde habe ich es ja schon ein bissl satt, mich über etwas so Nichtiges mit dir zu streiten. Die Pointe sitzt ja! :cool: :p

Sorry for the pun. ;)
 

sufnus

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Aber woher denn! :) Also ich genieße den "Streit" sehr und wöllte nur allerungernst auf Solchiges verzichten müssen. <3
Und von dieser sehr maßgeblich freudestiftenden Interaktionskomponente abgesehen, ist die Diskussion auch noch höchst erkenntnisfördernd soweit als ich bin betroffen.
LG!
S.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Was rechtfertigt denn hier eine Empfehlung? Das setzt sich nicht von den übrigen Limericks ab…..Erstaunlich alles
Für mich setzt es sich durchaus ab.

Es rechtfertigt aus zweierlei Gründen eine Empfehlung (der erste ist eher untergeordnet. Ich hatte die Funktion nicht mehr gesehen, obwohl sie offensichtlich ist, wenn man sie sieht.)
1. Ich habe wieder angefangen, zu empfehlen. Dabei gehe ich intuitiv vor, beachte aber auch Regeln und Intonation.
2. Beim konkreten Limerick sehe ich eine besonders gute Übereinstimmung mit der Form und dabei Beachtung sprachlicher Feinheiten.

Kriminallimerick II

Es hatte ein Räuber in Rohnstadt
Rohnstadt – Wikipedia
Rohnstadt ist ein Ortsteil der Gemeinde Weilmünster im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg. Rohnstadt liegt im östlichen Hintertaunus,
Besser wäre vielleicht "einst", aber das ist Ansichtssache

das Räubern im Grunde ja schon satt:
Ein sehr schöner Doppelreim, der zwanglos auf die Bedeutung "schon"="durchaus" führt. Gut gelöst.
"Doch ein Bänkchen in Ehren
kann keiner verwehren!".
Das erweckt Erwartungen und Assoziationen, wie "ein Küsschen in Ehren". Es führt Stil von Vers 1 und 2 gut fort.

Als Lohn gabs im Knast eine Wohnstatt.
Das löst "Bänkchen" völlig auf und spielt mit der Mehrdeutigkeit, es nimmt auch den Doppelreim auf.

Die Dynamik und der lakonische Tonfall stimmen sehr gut.

Für mich war es einer der besten der letzten Zeit.

Man kann auch andere Werke empfehlen, aber ich beschränke mich ein wenig. Ich will versuchen, wieder die Empfehlungen wieder mehr zu verwenden.
 

sufnus

Mitglied
Hey Bernd!
Ah! Dann kann ich mein Dankeschön fürs Empfehlen jetzt auch ordnungsgemäß adressiert loswerden :) : Dein Lesetipp hat mich wirklich sehr gefreut - merci also dafür! Und natürlich auch für die Analyse. :) Vielleicht ist es von den dreien der Limmo, der tatsächlich am "rundesten" ist, nicht zuletzt auch, weil es ja eigentlich der einzige von den drei Texten ist, der wirklich dem "Kriminal-" im Titel einigermaßen gerecht wird, da die beiden anderen Vertreter ja nur die (jeweils am Ende relativ "glimpflichen") Folgen der (vermutlich kriminellen) Taten zeigen und sich die Info zum kriminellen Aspekt auf "Schurke" und "Frevler" beschränkt.
Der Titel "Kriminallimerick" ist übrigens eine Verbeugung vor den 1913 erschienen "Kriminalsonetten" der drei Herrschaften Ludwig Rubiner, Friedrich Eisenlohr und Livingstone Hahn. Nachdem diese so vorbildlich das Sonett Krimi-tauglich gemacht haben, müssten doch auch Schritte für andere liebgewonnene Formen unternommen werden - soweit der Gedanke. ;)
LG!
S.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Übrigens gibt es immer Kontroversen, ob Limericks Titel haben dürfen oder nicht.

Eine solche Kontroverse wird in Englisch ausgetragen
in "LIMERICKS TOO GROSS ..." von Isaac Asimov und John Ciardi, sodass dort die Hälfte der Limericks einen Titel hat und die andere nicht. (Welches davon die größere oder kleinere Hälfte ist, habe ich vergessen.)

Damit will ich sagen: es ist den Autoren überlassen, also auch hier völlig ok.
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hallo Bernd,
das ist sehr interessant, dass es so eine Titeldiskussion gibt. Ich persönlich hätte dann, glaube ich, eine Vorliebe für Betitelungen. :)
LG!
S.
 



 
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