Kuhhandel (gelöscht)

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Art.Z.

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Ich finde das Gedicht schwierig.
Ich sage dir auch wieso.
Scheinbar relativiert die zweite Strophe die erste. Nun, was heißt es aber mit seinen Ängsten fremdgehen? Fremdgehen ist verraten, Vertrauen missbrauchen, aber wie kann man das mit seinen Ängsten machen? Das einzige, was mir da einfällt, wäre eine Angst, von der er nicht weiß, die also quasi eine klassische Affäre darstellt, aber keine greifbare, sondern eine mentale. Also will sie entweder an sich arbeiten, ihm zu liebe, oder sie wird schwach und verfällt ihrer geheimen Angst. Das erste schließe ich aus, da eine Affäre wohl nur selten dem Partner zu liebe begangen wird.
Dann kommt aber die ralativierende zweite Strophe. Da deutet alles wieder darauf hin, dass diese Affäre doch dem Partner dient, weil er lächelt. Ein Lachen kann aber für so vieles stehen, besonders wenns aus der Jugend stammt.- Glück, erste Liebe, Jugendleichtsinn, Naivität. Und hier kommt das schwierige. Ich schaffe es nicht eine Verbindung zu knüpfen, zwischen einem Missbrauch von Vertrauen und einem "Jugendlächeln".

Galileo Mystery sagt: MYSTERIÖS!
 
Hallo Art.Z.

ich versuche deine Fragen zu beantworten, ohne meine Gedicht bis ins letzte Detail zu entschlüsseln:


[blue]Fremdgehen ist verraten, Vertrauen missbrauchen, aber wie kann man das mit seinen Ängsten machen?[/blue]

Fremdgehen heißt: ich gehe mit meiner Liebe, meiner Aufmerksamkeit, meiner Zärtlichkeit usw woanders hin
als zu dir - somit wurde das Vertrauen missbraucht...da hast Du Recht!...aber: Wenn ich mit meinen Sorgen und Ängsten
woanders hingehe...wirst Du das ebenso als Missbrauch des
Vertrauens empfinden. Zwar verbinden wir das Fremdgehen
meist mit dem Austausch von Zärtlichkeiten - und da hat auch
jeder seine eigene Grenze, doch ist die eigentliche Bedeutung des Begriffes eine andere. Aber selbst wenn; ist es nicht auch eine Form der Zärtlichkeit...denn ich mich dem Anderen
verletzlich zeige?

[blue]Dann kommt aber die ralativierende zweite Strophe. Da deutet alles wieder darauf hin, dass diese Affäre doch dem Partner dient, weil er lächelt. Ein Lachen kann aber für so vieles stehen, besonders wenns aus der Jugend stammt.- Glück, erste Liebe, Jugendleichtsinn, Naivität. Und hier kommt das schwierige. Ich schaffe es nicht eine Verbindung zu knüpfen, zwischen einem Missbrauch von Vertrauen und einem "Jugendlächeln[/blue]

Es gibt keine Affäre im klassischen Sinne und die Ambivalenz zur ersten Strophe ist Ursache und Wirkung des "Kuhhandels"

[blue]. Ein Lachen kann aber für so vieles stehen, besonders wenns aus der Jugend stammt.- Glück, erste Liebe, Jugendleichtsinn, Naivität. Und hier kommt das schwierige[/blue]

Das hast Du gut und treffend beschrieben...ich würde es noch ergänzen mit
"Leichtigkeit", "Unversehrtheit", "Unbekümmertheit".....

Ich danke Dir für deine Gedanken zu meinem Gedicht!

Gruß, A.D.
 

ENachtigall

Mitglied
Manchmal kann es ratsam sein, mit den Ängsten "fremd zu gehen", d.h., sie nicht dem "Du" mitzuteilen, vor allem dann nicht, wenn sie die vielleicht noch fragilen Bande der Beziehung selbst betreffen. Denn das hieße, Schatten über das Glück zu werfen, wo doch Wärme so wohltuend nah ist.
Dann wenden wir uns an eine andere vertraute Person - wohl dem, der solche Menschen um sich weiß -, um uns beraten zu lassen; eine unbeteiligte, manchmal sogar fremde Person, die von neutraler Warte aus Stellung nehmen kann.
Interessanterweise ist im zweiten Vers das "deiner" vor Jugend klein geschrieben, im Gegensatz zum "Du" im ersten Vers. Ein Zufall? Oder ist es tatsächlich vielleicht auf beide Gegenüber bezogen, im Sinne der von Dir, A.D., angesprochenen

"Leichtigkeit", "Unversehrtheit", "Unbekümmertheit".....
, ...die ja durchaus beiden gegeben sein kann ...

Eine gewisse Kluft zwischen den Versen war auch mir beim ersten Lesen spürbar, aber sie korrespondiert mit dem Titel gebenden "Kuhhandel", der laut etymologischem Wörterbuch das kleinliche Feilschen bei politischen Abmachungen, zweifelhafte Absprachen ... bedeutet. Ein Begriff, der mir ob seiner figurativen Stärke in diesem Zusammenhang sehr gefällt, weil er so anders ist, als die emotionale Ebene, auf der hier verhandelt wird und doch einen gangbaren Weg aufzeigt.

Grüße von Elke
 

Pola Lilith

Mitglied
sehr schöne Lyrik; allerdings finde ich den Titel hier nicht passend, denn was mir aus den Zeilen strömt, hat überhaupt nichts mit Plattheit zu tun - und ein "Kuhhandel" ist immer platt, ohne jede Feinheit und Gespür, ohne jede Rücksicht.

Hier aber entdecke ich Feinheit, Rücksicht und vor allen Dingen Achtung. Ich sehe hier auch keine Pragmatismus, sondern eine Hommage an die Jugend, an die Schönheit, an die Möglichkeiten der Liebe, die sich - noch - einem schenkt. Derjenige gibt sein Leben für dieses Lächeln. Also, was ist daran Kuhhandel?

Außerdem: Es spricht eine Sorge aus diesen Zeilen, verschwunden zu sein. (oh, schon wieder - ist das vielleicht ein Grundthema von dir?)

"Solange du lächelst, bin ich am Leben"

Wunderbare Lyrik - aber mit gräßlichem Titel, der zudem nur wenige hinter dem Ofen hervorlocken wird.

Lb Gruß, Pola
 
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