Kultiges

Breimann

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Kultiges
Die meisten Menschen – da bin ich mir sicher – werden nicht ernsthaft bestreiten wollen, dass es zwischen Himmel und Erde etwas gibt, dass unser Leben auf geheimnisvolle Weise beeinflusst. Man kann doch nicht alles mit Floskeln wie: „Das ist menschlich“, „Na ja, das Alter!“, oder „Das war der liebe Gott!“ erklären!
Es mag gleichwohl Ignoranten, „nüchterne Menschen“ geben, was immer das heißen mag, die für alles und jedes eine logische Erklärung parat haben. Aber die werden sich auch nicht durch diese Geschichte eines Besseren belehren lassen. Sie sind, wie wir so schön sagen, „unbelehrbar“.
Aber wie, so muss man sich doch als vernünftiger Mensch fragen, lassen sich sonst manche Dinge erklären, wenn nicht tatsächlich Kräfte da sind, die dafür die alleinige Verantwortung tragen?
Wer, bitteschön, hat mir am Samstag vor einer Woche die Karten für die Philharmonie aus der Anzugtasche genommen, hat sie auf die Garderobe gelegt und mich deshalb an der Einlasskontrolle blass werden lassen? Nun? Meine Frau war´s nicht - und ich schon mal gar nicht!
Wer hat mir das völlig leere Portmonee in die Tasche gesteckt und mich zum Gespött der Kunden beim Bäcker gemacht?
Wer hat das Halteverbotsschild in der kurzen Zeit meiner Abwesenheit genau neben meinem Auto aufgestellt? Na? Die Politesse etwa? Nein! Die nicht! Und die Arbeiter vom Straßenbauamt haben noch nie so schnell gearbeitet. Also, wer dann?
Und wer, so frage ich Sie, lässt unsere Schlüssel auf geheimnisvolle Weise verschwinden, verlegt ständig Dinge an Orte, wo wir nie – wirklich nie im Leben - waren?
Kinetik, sagen die „Nüchternen“, aber erklären können sie uns auch nicht, wer die denn benutzt und wie sie funktioniert.
Genug! Wir, die Wissenden, werden das, was da eines schönen Tages passierte, schon richtig verstehen. Lassen wir die Ungläubigen bei ihrer trockenen Physik - oder was auch immer das ist - bleiben. Könnten diese Ignoranten hinter die Kulisse schauen, hätten sie „Durchblick“ und Fantasie, würden sie auch die folgende Geschichte nicht mit einem überheblichen Lächeln abtun.

Drei besondere Wesen, von machen nostalgisch angehauchten Leuten auch Feen genannt, spielen hier die Hauptrolle. Sie sind beileibe nicht die Einzigen in dieser Welt, aber wir wollen uns aus Platzgründen auf einen Aufsehen erregenden Fall beschränken.
Man kann – nein, man muss – diese drei Damen gemeinsam betrachten; sie machen eben alles miteinander – wie das bei Geschwistern häufig der Fall ist.
Sie heißen Cloe, Pia und Sue. Cloe liebt ihre feuerroten Haare – turmhoch aufgeschichtet - und ist groß, worüber sie manchmal verzweifelte Witze reißt..
Pia ist stolz auf ihre schwarzen Haare mit diesem indianisch-bläulichen Einschlag und trägt sie schulterlang. Sie leidet ziemlich darunter, dass sie so klein geraten ist!
Sue dagegen ist strahlendblond mit einem Schuss ins Rötliche und hält den Pagenschnitt für das einzig Wahre. Sie ist sehr mit sich zufrieden, ist sie doch weder zu groß, noch zu klein.
Cloe trägt grundsätzlich bodenlange blaue Kleider, die ständig einen „saudreckigen Saum haben!“, wie Sue immer wieder bitter beklagt. Pia dagegen, trägt - quasi als Kontrastprogramm - stets einen ultrakurzen Minirock, was ihre Schwestern fast täglich zum Naserümpfen veranlasst. Sue dagegen liebt enge Hosen. „Du hättest besser ein Mann werden sollen!“, regt sich Pia deshalb bei Gelegenheit auf; aber ansonsten vertragen sich die Schwestern wirklich gut.
Damit sind allerdings auch schon die wesentlichen Unterschiede der netten Schwestern aufgezählt; der Rest ist bei allen dreien identisch und in seinen Hauptmerkmalen so zu beschreiben: Sie sind bildhübsch, ewig jung, unsichtbar, nicht ortsgebunden, launisch, zauberhaft - im wahrsten Sinne des Wortes -, dazu ideenreich und ständig auf einen sogenannten „Kick“ aus, der ihr Alltagsleben versüßen soll – wie im vorliegenden Fall.
„Ich habe da so eine Idee!“, sprach Cloe geheimnisvoll lächelnd, was ihre Schwestern Pia und Sue zu Äußerungen wie: „Lass hören!“, „Sag schon!“ und „Oh, du Biest, willst es alleine machen!“, verleiteten.
Cloe tat nicht länger geheimnisvoll - sie machte nie was alleine -, sondern flüsterte ihren Schwestern, deren Augen dabei immer runder und größer wurden, ihre „phantastische Idee“ in die niedlichen Öhrchen.
„Meinst du?“, „Wenn das bloß gut geht!“, „Oh, mein Gott, das wird ein Spaß!“ und – „Wann fangen wir an!“, waren nur einige der spontanen Ausrufe.
Sie fingen gleich an, denn diese drei Damen kannten keinen Tagesrhythmus wie wir ihn pflegen. Also, der Ausruf: „Aber erst nach dem Mittagsschlaf, Süße!“, oder so ähnlich, war hier nicht denkbar.
Sie stellten sich etwa in Höhe des Ortes Fühlingen auf, der, wie Ortskundige wissen, zu Köln gehört und an der Bundesstraße 9 liegt. Das war aber reiner Zufall. Es hätte, sagen wir mal, zum Beispiel auch die B 1 bei Düsseldorf oder Essen sein können, oder eine dieser herrlichen Alleen in Brandenburg.
Da standen sie also – unsichtbar – und warteten. Sie mussten allerdings nicht lange warten, denn, wie die geplagten Benutzer dieser Strecke wissen, ist das eine verdammt stark befahrene Straße.
„Da kommt einer!“, rief Cloe. „Ich fange an - ich hatte immerhin die Idee!“
Es muss noch eine Gemeinsamkeit der drei Damen erwähnt werden: Sie tragen drei völlig gleich aussehende kleine Stäbe bei sich – immer.
„Man kann ja nie wissen, ob man ihn nicht gerade braucht!“, pflegte Sue zu seufzen, wenn sich Pia über die Ausbuchtung im Ärmel ihres saloppen Jäckchens beschwerte.
Nun gut. Also, das Auto - rot, klein, viele Jahre alt und langsam - näherte sich. Da hier ein Überholverbot das flotte und überhebliche Vorbeihuschen untersagte, schleppte dieses Miniauto einen Schweif von - grob geschätzt – hundert schnelleren, schöneren, neueren Wagen hinter sich her; es war die Zeit vor Bürobeginn bei Ford, Bayer und anderen großen Firmen.
„Die nehmen wir alle, ihr Süßen!“, rief Pia, schwenkte ihren niedlichen Stab und stellte sich neben Cloe.
„Jawohl! Das reicht für drei flotte Damen!“, rief Sue und stellte sich ebenfalls stabschwenkend zu ihren Schwestern.
Was dann kam, fiel zunächst niemandem auf, denn jeder Autofahrer sah ja nur die Rückseite des vor ihm fahrenden Wagens – und seine eigene Frontseite schon mal gar nicht. Und da ja in Deutschland kaum jemand in den Rückspiegel schaut – außer wenn ein weibliches Wesen die Frisur prüft, oder sich die Lippen schminkt – zuckelte die Kolonne unbeeindruckt in Richtung der großen Parkplätze.
Cloe, Pia und Sue taten ihr Bestes, um keinen unbehandelt entkommen zu lassen. Sie schwangen ihre Stöckchen, zauberten, lachten über ihre Ergebnisse, schlugen sich auf die Schultern bei besonders gelungenen Autos, bis Cloe müde wurde und feststellte, dass es erst einmal reiche.
„Aber das müssen wir noch mal machen! Versprochen?“, rief Pia, die mehr als fünfzig Wagen behandelt hatte und schon richtig süchtig war.
„Versprochen!“, riefen Cloe und Sue.

Der Parkwächter auf dem Fordparkplatz, war, wie er später dem „Kölner Stadtexpress“ gegen ein kleines Honorar exklusiv verriet, der „Erste Mensch, der so was gesehen hat!“
Tatsächlich sah er sich gewohnheitsmäßig jedes Auto an, das es wagte, seinen Parkplatz zu benutzen; immerhin musste derjenige ja eine spezielle Plakette an der Windschutzscheibe tragen.
„Da jibt et ja Typen! Die fälschen doch einfach die Dinger! Da musste luren („hingucken“, Anm. d. Verf.) wie´n Schießhund!“, erklärte er der Presse später sein genaues Hinsehen.
Jedenfalls dachte er zunächst, es wäre ein Karnevalsgeck, was wie der Rheinländer weiß, von November bis Aschermittwoch in Köln fast alles entschuldigt. Aber dann fiel ihm ein, dass er in der Folgewoche seinen Sommerurlaub antreten würde!
Er verließ sein Häuschen und ging langsam auf das kleine, uralte Gefährt zu, das er in Gedanken „roter Schrotthaufen“ nannte – schon seit etwa drei Jahren.
„Mojn, junge Frau, Sagen Se ma; is de jecke Zick („Zeit“, Anm. d. Verf.) usjebrochen?“
Die angesprochene junge Frau hatte erstens Liebeskummer, zweitens Wut auf ihren Chef, drittens war Montag, was wir noch nicht erwähnt haben. Eine schwierige Zeit also für jede Bürokraft – besonders für junge weibliche.
„Was wollen Sie?“, sagte sie deshalb schnippisch und dachte an ihren Ex-Freund.
„Ham Se dat noch nich jeschnallt, junge Frau? Oder wollen Se mich veräppeln mit dem Ding?“
Er nahm tatsächlich zunächst an, dass das, was er da erblickt hatte, ein Affront gegen die „Aufsichtsbehörde“ und ihren irdischen Vertreter, den strengen Parkwächter sein müsste - wie eben so oft in seinem Parkplatzwächterleben,
„Ich verstehe sie nicht! Was wollen Sie von mir?“, sagte sie nun ungeduldig und dachte an ihre Gleitzeit.
„Da! Dann gucken Se doch einfach ma, wat Se da spazieren fahren. Dat is doch kein Aprilscherz, oder?“
Und dann – endlich – standen die zwei Menschen vor der Front des kleinen, roten Autos und dachten nach.
„Spinn ich!“, war der verbriefte erste Gedanke der jungen Frau, die, wie der „Kölner Stadtexpress“ schrieb „Inge P.“ hieß, auf die tiefschürfende Frage des Reporters: „Sagen Sie bitte den Lesern unserer Zeitung, was Ihr erster Gedanke war.“.
Jedenfalls war ihr Gesicht eine Offenbarung ihrer chaotischen Gedanken, als sie die völlig veränderte Front ihres geliebten Autos betrachtete.
„Ein Gesicht!“, stammelte sie dann hilflos, und der Parkwächter, als Jupp S.“ zitiert – wobei jeder Parkplatzbenutzer wusste, dass das nur Jupp Schmitz gewesen sein konnte, nickte beifällig.
„Und dat Ding griemelt (grinst höhnisch, Anm. d. Verf.) auch noch!“
Sie gingen gemeinsam ein paar Schritte zurück, betrachteten aus der Distanz erneut, erforschten jedes Detail. Es war unbestreitbar ein Gesicht!
„Seit wann hat so ne alte Karre ´n Gesicht mit so´nem dämlichen Grinsen?“, fragte Jupp S.
„Das mit der alten Karre will ich nicht gehört haben!“, schnaufte Inge P. „Aber ansonsten haben Sie wohl recht.“
Die Verwunderung konnte, ja, die musste man verstehen, wenn man sich als Autokenner das „Gesicht“ dieses Autos ansah. Da musste man beileibe kein Karosseriebauer sein, um die Stirn zu runzeln.
Ein lächelndes Autogesicht! Leicht verbogener Kühlergrill, ein Mund darin, wie beim herzhaften Lachen geöffnet, geschlitzte Lampen, ein leicht in Falten gelegtes seitliches Frontblech. Es war, wenn man es unvoreingenommen betrachtete, ein seriöses Lächeln. Aber Jupp S. diagnostizierte mehr ein Grinsen, was ihn ja anfangs empört hatte. Dafür sah Inge P. ein hässliches, hohnlachendes Monster.
„Das war mein Ex! Das ist seine Rache! Na warte! Das kostet!“
„Oder hatten se nen Unfall, junge Frau?“
„Mist! Ich hatte keinen Unfall!“
Inzwischen tat sich etwas auf dem Parkplatz. Einige Autofahrer gesellten sich zu den beiden und bestaunten, diskutierten und stritten über das „Wunder“, wie es einer nannte. Als sich die ersten Männer prügeln wollten, beschloss Inge P. die Presse zu informieren.

An diesem einen, sehr früh entdeckten, Autogesicht, mag man sich vorstellen, was auf den Parkplätzen besagter Firmen in den folgenden Stunden los war. An Arbeit war da nicht zu denken. Die Betroffenen stellten sich mit lachenden, oder auch wütenden, empörten Gesichtern, neben ihre lädierten Autos und ließen die Presse Fotos machen. Besonders gelungen waren die Aufnahmen, auf denen ein Besitzer wütend an das Vorderrad trat.
Inzwischen beschränkte sich das Interesse nicht mehr auf den mehr lokal ausgerichteten „Kölner Stadtanzeiger“. Innerhalb Stunden waren auch andere Blätter informiert; von der „Bild“ und der „Welt“ bis hin zur „FAZ“ war alles vertreten.
Die Kommentare waren im Stil und auch in der Aufmachung sehr unterschiedlich. Einig war man sich nur darin, dass es unerklärbar war.

Cloe, Pia und Sue hatten ihren Spaß. Man muss gerecht sein und anmerken, dass die Gesichter, die Cloe zauberte, wirklich seriös und ordentlich aussahen. Pia dagegen legte durchweg bewusst ein anzügliches Grinsen hinein. Sues Autos aber hatten, wie ein Markenzeichen, ausschließlich ein eher jungenhaftes Grinsen.
Sie wunderten sich allerdings, nachdem sie eine ganze Woche lang, immer an der gleichen Stelle, ihre Autolachgesichter gezaubert hatten, dass der Verkehr maßlos zunahm. Genauer gesagt, reichte die Autoschlange von Dormagen über Worringen bis nach Fühlingen – und das sind etliche Kilometer.
Die Autofahrer warteten geduldig, unterhielten sich und schlossen sogar Wetten ab über den Gesichtstyp, den man bekommen würde. Konnte man endlich durchfahren, winkte man den zahlreichen Zuschauern am Straßenrand freundlich zu.
Hinter dem Ort hielten alle Fahrer - ausnahmslos - an, besichtigten ihr „Carface“, wie das inzwischen im Volksmund hieß. Sie kassierten an Ort und Stelle freudig ihre Wettgewinne, oder zahlten zähneknirschend den Einsatz aus.
Schon in den nächsten Tagen wurden Reklameschilder für Autopflegemittel – „Auch für Facecar-Wagen geeignet, wie Fachleute im Labor festgestellt haben“ – und für Autoversicherungen – „Bei uns sind die Prämien lächerlich gering! Ihr Auto kann darüber nur lachen!“ an der ganzen Strecke aufgestellt. Daneben, besonders an der langen Staustelle, brutzelten Bratwürstchen, bot der Ortsbäcker Apfelkuchen „Lachgesicht“ und Berliner „Da kiekste, wa?“ an.
Der Versuch von cleveren Kölner Stadtvätern, das unerklärliche, permanente und beliebte Wunder zu einer städtischen Einrichtung zu erklären und für jedes veränderte Auto Gebühren zu verlangen – man hatte schon die Gebühreneinrichtung installiert und den Haushaltsplan verändert –, musste wegen maßlos empörter, protestierender Autofahrer aufgegeben werden. Am Folgesonntag gab es vor dem Dom eine Protestversammlung mit Rednern aus allen politischen Lagern; manche Extreme drohten dabei dem Stadtrat sogar mit Bürgerkrieg!

Nun war ja wohl klar, dass diese Carface-Geschichte nicht lokal bleiben konnte. In Presse, Rundfunk und Fernsehen ausführlich beschrieben, verbreitete sich die Geschichte bis ins letzte Kuhdorf im Allgäu. Es entstand eine regelrechte „Carfaceologie“, wie fachkundige Psychologen die Hysterie nannten.
Daraus musste sich einfach ein Kult entwickeln, der dann auf allen Partys langatmig besprochen wurde. Blitzschnell bildeten sich Fanclubs, die ihre Mitglieder streng nach Cloe- Pia- und Sue-Gesichtern sortierten, obschon sie ja die Namen der Damen nicht kannten.
Dann wurden Patentanträge gestellt von Autofirmen, die ihre fabrikneuen Autos gleich mit täuschend echt aussehenden Gesichtern auslieferten. Natürlich gab es die nur mit einem enormen Aufpreis. „Nicht nur Sie lachen bei diesem Preis! Auch Ihr Auto hat gut lachen!“, lautete trotzdem ein typischer Werbespruch. Aber diese „Raubkopien“, wie Fans verächtlich sagten, waren bei wirklichen Facecar-Besitzern verpönt.

Was zwar niemand glauben wollte, geschah dann doch: Das Ende des Kultes kam ziemlich plötzlich. Auslöser waren wahrscheinlich unsere drei Damen, die den Stress satt hatten. An einem Tag - also nicht unbedingt einem irdischen Tag gleichzusetzen - hatte Cloe die Nase voll.
„Mir reicht´s! Ich will nicht mehr! Mir tun schon beide Arme vom Stabwedeln weh.“
„So ist es!“, bestätigte Pia. „Es werden immer mehr! Die nutzen uns aus! Ich hab´ auch keine Lust mehr!“
„Habt ihr gesehen, dass die schon selber welche machen?", seufzte Sue.
„Aber nicht so gut wie unsere!“, riefen Cloe und Pia empört.
„Wir hören auf! Jawohl!“ Der Beschluss stand – unumstößlich.

Natürlich gab es erst ungläubiges Erstaunen, dann Wut und Gewaltausbrüche. Die Stadtväter wurden zuerst als Schuldige ausgemacht.
„Bloß weil die nicht kassieren durften, haben die das abgeschaltet!“
Die Ratsherren aber wiesen alle Schuld von sich. „Immerhin ist das eine Bundesstraße! Da kann nur die Bundesregierung dran gedreht haben“, wurde der Oberbürgermeister zitiert.
„Wenn da Steuereinnahmen dran hingen, wär das nie passiert!“, maulten Autofahrer, nachdem sie so etwa zehn Mal vergeblich über die sogenannte „Carface-Meile“ gefahren waren.
Jedenfalls verebbte irgendwann die Wut, weil man keinen Schuldigen finden konnte. Die zahlreichen Werbetafeln für Versicherungen, Autopflegemittel und andere Produkte wurden abgebaut, die Gebäck- und Würstchenstände verschwanden – es wurde still wie vor der Carface-Zeit.

Es dauerte noch etwa drei Monate, dann lösten sich die ersten Fanclubs auf, und danach ging es steil bergab. Autos mit Lachgesichter wurden nicht mehr produziert. „Kein Markt!“, hieß es.
Ford brachte zwar noch ein Sondermodell heraus, dessen Hupe ein lächerliches „Ha-ha-ha“ von sich gab, aber das half nicht. Dafür durfte man in Deutschland einfach zu selten hupen.
Schlimmer wurde es für die Gebrauchten. Niemand wollte gebrauchte Facecars haben; die Preise rutschten in den Keller.

Und die drei Damen Cloe, Pia und Sue? Nun ja, genau weiß man´s natürlich nicht. Sie treiben sich halt rum und machen ihren üblichen Schabernack. Über große Aktionen, wie die gerade geschilderte, ist nichts bekannt; aber das will nichts heißen.

Noch Jahre nach dieser Kultzeit – bis zu seiner Pensionierung - begrüßte Jupp S. an jedem Morgen die nette junge Frau, mit der ihn ein Zeitungsinterview verband, und die an jedem Morgen ihren Facecar-Prototyp bei ihm abstellte, mit einem freundlichen „Mojn, Fräulein! Allet klar? Wat macht dat Auto? Lachtet noch?“
„Das wird noch lange lachen“, antwortete Inge P., die inzwischen eine neue Liebe hatte, und das Gesicht ihres Autos liebte, stets freundlich.
 
L

leonie

Gast
hallo eduard

habe bei dieser geschichte herzlich gelacht. deine beschreibungen der feen ist wirklich gelungen. schnell wird etwas zum kult, aber ebenso schnell vergeht er wieder. ich hab es als sehr schön empfunden das die junge frau ihr auto behalten hat ob jetzt kult oder nicht. wenn ich also mal wieder etwas verlege, was häufig passiert, frage ich nicht meine kinder sondern denke an deine feen, könnte ja sein das sie mal bei mir auftauchen.
ganz liebe grüße leonie
 

Breimann

Mitglied
Danke

liebe leonie für deine schöne Antwort auf diese Geschichte, die ich am Sonntag geschrieben habe, nachdem mir die Frühnachrichten den Tag verdorben hatten. Ich wollte einfach mal weg von dem Grauen, das schon Platz nimmt in mir. Meine typischen "Breimann-Geschichten", wie flammarion sie nennt, sind meistens traurig, oder gene selten Anlass zum Schmunzeln. Mir hat es einfach mal gut getan, etwas Lockeres zu produzieren, zumal das sonst nicht meiné Stärke ist.
Liebe Grüße von den drei Feen und von mir,
eduard
 
L

leonie

Gast
hallo eduard

dafür ist dir diese geschichte aber wirklich gelungen, und das fröhliche, lockere hat auch neben all dem traurigen immer seinen platz. auch mir hat dies alles den tag verdorben, aber ich will und darf mich nicht unterkriegen lassen. ich habe zwei kinder und die brauchen auch eine fröhliche mutter die ihnen mut macht wenn es nötog ist, gerade in diesen tagen.
liebe grüße leonie
 

Breimann

Mitglied
Schade,

dass ich die Adresse der zauberhaften Damen nicht kenne, sonst würde ich ihnen ein völlig neues Betätigungsfeld anbieten.
"Ich habe da so eine Idee!", würde ich ihnen sagen und auf die Landkarte zeigen, den Nahen Osten suchen, und den aufmerksam lauschen Feen etwas ins Ohr flüstern.
"Nein! Toll! Das machen wir!", würden sie ausrufen und wir alle könnten wieder ruhig schlafen.
Liebe Grüße an alle, die Friedenssehnsucht haben
eduard
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja,

lieber eduard, auch mir hat die geschichte sehr gut gefallen. nur den anfang finde ich ein klein wenig zu lang. es würde mich sehr freuen, mehr von den feen zu lesen. und es wäre sooo schön, wenn du sie nach nahost schicken könntest! ganz lieb grüßt
 

Breimann

Mitglied
Danke, liebe flammarion,

du kennst ja inzwischen meine Art, in der ich das "Drumherum" ausführlich neschreibe. Wer weiß übrigens, ob die Feen nicht schon in Aktion sind? Ich hoffe darauf, dass es gute Geister gibt, die sich dieses schweren Falls annimmt. Wir alle haben nur ein Leben; warum müssen wir es uns so schwer machen?

PS: Ich habe im Augenblick keinen PC, keinen Email-Zugang, schreibe ein paar Zeilen auf dem PC mmeines Freundes und Nachbarn. Nächste Woche bin ich top-ausgerüstet!!
Liebe Grüße
eduard
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Eduard,

ich habe schon einige (sicherlich nicht alle) Geschichten von dir gelesen, konnte mich aber noch nie zu einem Kommentar aufraffen. Zum einen, weil man im Lupen-Trubel die Sache zu schnell wieder aus den Augen verlor, zum anderem, weil es nicht ganz leicht ist, deine (in meinen Augen) durchweg gut geschriebenen Texte überhaupt zu kommentieren. Dabei habe ich aber tatsächlich mit den meisten deiner Geschichten ein ganz bestimmtes Problem. (Doch davon an anderer Stelle mehr) Diesmal allerdings besaß ich keine Probleme. Mir hat dein "Kultiges" nämlich nur ausgesprochen gut gefallen, und ich finde es einfach rundherum gelungen. Nur den Titel fand ich anfangs zu nichtssagend, aber inzwischen habe ich mich auch mit dem anfreunden können.
Du schreibst: "Mir hat es einfach mal gut getan, etwas Lockeres zu produzieren..." Daran hege ich keinen Zweifel. Dieser Spaß springt einem fast aus jeder Zeile entgegen.
"...zumal das sonst nicht meine Stärke ist." Nun - da allerdings kommen mir große Zweifel.

Gruß Ralph
 

Breimann

Mitglied
Hallo Ralph

Im Schnelldurchgang, weil auf einem fremden PC, habe ich heute schon die dritte Kommentierung von dir gelesen. Alle haben mich in ihrer Sachlichkeit angesprochen und lassen mich auch nachdenklich werden. Deine Zustimmung zu dieser Geschichte, deren Titel tatsächlich etwas komisch ist, hat mich ungemein gefreut.
Diese und andere (lockere) Geschichten sind mir nicht ungerne "aus der Tastatur geflossen", aber ich muss mich dazu zwingen. - Alles im Leben hat seine Gründe.
Etwas verunsichert hat mich nur die Bemerkung: >Dabei habe ich aber tatsächlich mit den meisten deiner Geschichten ein ganz bestimmtes Problem. (Doch davon an anderer Stelle mehr)< Das lässt mir jetzt doch keine Ruhe, und ich warte auf das "Problem". Wenn ich, als eigentlicher Fachartikelautor hier noch etwas lernen kann, dann hat sich mein Schreiben für dier LL geleohnt.
Liebe Grüße
eduard
 



 
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