kultur gut

G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]kultur gut


als vincent peru mona lisa entführte
bis über die ohren verliebt eflorierte
da grinste er lief ins gefängnis und rief
daß er mit der tochter italiens schlief

gioconda mit dir! hundert elf tausend frauen
die stürmten hin soph lorens floren zu schauen
zu boden gesunken parfümgeil trunken
von traurigen glücks wühlstuwickenacht funken

so blickt magna mater mit heimlichen freuden
den arbeiter durch: sie erkennt seine leiden
das geht ihm so ab im kauf-laufhaus der helden
nation des amours wie die zeitungen melden

das geht ihm so tief in sein wir warnes wesen
wird je ein gedicht mit francais langue gelesen
wie dieses das er sich nicht schrieb sondern – tat?
das geht ihm so aufs karnevals prinzipat!
 

Tula

Mitglied
Hallo Mondnein

nun wollte ich wenigstens zwei Tage warten, bevor ich hier mit Meinung und Zweifeln aufwarte. Den Raub des Gemäldes als Hintergrund einer tiefergehenden Absicht ? - Darüber grübelte ich eine Weile nach.
Ich las mir die Geschichte nochmals durch und lernte, dass der Dieb unwissenderweise behauptete, Napoleon hätte das Werk geraubt und nach Frankreich gebracht. Als angebliche Motivation für die Tat (sicher war der Patriotismus eine faule Ausrede) könnte ich die Sache auch nachvollziehen, immerhin gehört der systematische Kunstraub zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, man denke vor allem an Tausende von archäologischen "Funden", die bis heute die berühmten Museen bis an die Oberdecke füllen.

Ich überlege mir auch, warum die Mona Lisa eigentlich so weltberühmt ist und ob es nicht inhaltlich inspirierendere und mal-technisch ausgereiftere Werke gibt. Das Lächeln der Dame mag anziehend wirken, dennoch muss ich zugeben, dass es mir an der Begeisterung für die Mona Lisa etwas mangelt. Als Beispiele künstlerischen Ausdrucks weiblicher Anmut denke ich da an andere Kunstwerke, allen voran an den schlanken Hals und das 'perfekte' Antlitz der Nofretete.

Wie dem auch sei, Kunst dient den Menschen auch als Referenz ihrer nationalen und kulturellen Identität und diese Idee bringt das Gedicht durchaus herüber, auch mit dem dir üblichen Sinn für sprachlichen Humor.

Ab Strophe 3 habe ich dann allerdings wieder Probleme und ich frage mich, inwieweit du hier den Grundgedanken konsequent durchziehst (oder ich diesen gar nicht erkannt habe?) und wieder abschweifst.
wird je ein gedicht mit francais langue gelesen
musst du mir jetzt doch bitte erklären und warum die gedankliche Reise dann beim Karneval endet.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dem Dieb der Mona Lisa, lieber Tula,

ging es (in seiner vorgeschobenen Verteidigung) um eine Art Kulturgut-Krieg zwischen Frankreich und Italien.

Aber ich wollte keine historische Ballade schreiben, sondern, wie eigentlich immer, den Reflexen der alten Story in den Wellenspiegeln der Bewußtseinsränder nachspüren.

So ist es zwar ein historisches Faktum, daß da ein Riesenansturm von Monalisakulturgutfetischistinnen (und -außen) die Uffizien in Florenz stürmten, um einen Blick auf das berühmte Lächeln zu erhaschen, aber im Spiegelspiel reflektiert sich ein wenig Magna-Mater-Religion, Bordellbesuch der liebesuchenden Arbeiterklassenbesten, eine pinupgirlige Sophia Loren (zusammengeschoben mit dem "Hen Soph" einerseits und "Florenz" andererseits), Kölner Silvesternacht, französischer Kultur-Chauvinismus versus italienisch-proletarischem Nationalstolz, Freudsche Oediupuskomplex-Theorie, pseudopädagogische Praxisorientierung "Tun ist besser als Sagen" und am Ende schließlich wieder Vincenzo Peruggia als närrischer "Karnevalsprinz" (gekreuzt mit dem römischen Kaisertitel), zerschnitten mit emotzionaler Vulgärsprache ("das geht ihm so aufs karnevals prinzipat" oder auf was auch immer ...)

grusz, hansz
 



 
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