Kunst (gelöscht)

P

Pelikan

Gast
Ein sehr interessantes Gedicht, liebe Wirena.


trifft Kunst den Mond der Zeit
fliesst sie in Börsen

Wie verstehe ich den "Mond der Zeit"? Der ehemals romantische
(Gefühle auslösende) Mond ist inzwischen nur noch ein
entzauberter Silberscheiner und passt somit zum
kaufmännischen, kühlen versilbern der Kunst=Silberschein/versilbern/Scheine machen, die natürlich in Geldbörsen fließen, oder man spekuliert an den Börsen,
sprich verkauft dort Kunstwerke, was ja letztendlich auch
ins Portemonnaie fließt ;)


bleibt Kunst für sich allein
ringt Kunst um die Gunst
Leben ungekünstelt zu befreien

Betreibt man Kunst für sich, im stillen Kämmerlein, ohne Anspruch auf Öffentlichkeit, so ist und bleibt diese
eine Möglichkeit sein Inneres auszuleben - sich auszudrücken,
verwirklichen sozusagen. Außerhalb der vorwiegend materiellen
Gesellschaft hat man dann eine Möglichkeit sich selbt zu leben, denke ich :)


ins Mark getroffen
fliesst sie mit der Zeit
Hierbei bin ich nicht sicher, ob ich es verstehe.
Ins Mark getroffen, heißt doch verletzt sein.
Wird Kunst verletzt, wird sie getroffen, verhöhnt, verschmäht?
dann vergeht sie mit der Zeit??? Und da die Zeit nicht wiederkehren kann, kann man eine einmal zutiefst getroffene Kunst nicht wieder auferstehen/heile machen lassen???


mit herzlichen Grüßen und in der Hoffnung nicht ganz
daneben zu liegen ;) Pelikan
 

wirena

Mitglied
Liebe Pelikan

Herzlichen Dank für Dein Feedback, Deine Ausführungen. Dank diesen ziehe ich nun in Betracht, die beiden letzten Zeilen zu ändern – die Doppeldeutigkeit von „ins Mark getroffen“ (für mich heisst dies: zutiefst, befruchtend, berührt werden/sozusagen eine Knochenmarkspende :) im Gegensatz zu Deinem „tötlichen“ Erleben), ist möglicherweise wieder einmal mehr zu viel des Guten. Aber eben, ich schreibe halt aus meinem Leben/Erleben, mit meinem Worterleben/Definitionen. So sind die Zeilen „Kunst“ nach dem Lesen der Lyrik/Kommentare „Gedichte als Beleg“ von Anonymus entstanden. ....seine Kunst traf mein Mark und floss in die Zeit...

Zum Verständis hier den Versuch einer Ausführung:

„Kunst“ in dieser Lyrik: die „Kreativität“, der Lebensimpuls im Gewordenen. Kreator/Kreatur sind „Eins“
– im Kunstschaffenden als Prozess/als Abbild im Produkt erlebbar

„Zeit“ hier im Sinne auch von Zeitgeist, der mit dem Leben verbunden ist. (unausgeführtes Bild: Sonne als Lebensspender im Gegensatz zum)

„Mond der Zeit“, die spekulativ/wirtschaftlich orientierte Scheinwelt – genauso wie Du dies erlebst: Geldvermehrung auf Kosten von Leben – Kunst verkauft sich - fliesst nicht mehr aus der ursprünglichen Kreativität – will lediglich noch gefallen und verliert sich dabei –

"bleibt Kunst für sich allein" - lässt sie sich nicht verführen/manipulieren, stellt sie keinen Anspruch an öffentliche Zustimmung/Prestige/Geld – ist "es" ein Ringen, ein Nachspüren/Suchen um Echtheit im stillen Kämmerlein. Gelingt dies, befreit sich kreatives Leben im Erleben und Gestalten.
M.E. wird Kunst/Kunstobjekt erst durch die Veröffentlichung.

Trifft Kunst, Dank ihrer Echtheit, das Mark der Zeit (z.B. den Zeitgeist oder den Lebenskern eines Betrachters) - auch im Sinne: „adäquat, zur rechten Zeit am rechten Ort“ – bewegt sie „Etwas“ und hört auf „nur“ Kunst im gegenständlichen Sinne zu sein. Sie verwirklicht sich, wächst über sich hinaus, fliesst nun befreit durch den Betrachter in neues Erleben - auferstandene Kreativität...

Dein Erleben:
Kunst verletzt, verschmäht, verhöhnt - ja auch das – doch „nur“ das Kunstschaffende, der/die KünstlerIn wird davon betroffen, wenn er/sie nicht reif, dem Kunstobjekt nicht gewachsen ist. In diesem Sinne muss sich der/die KünstlerIn schützen, um nicht verrissen zu werden – ohne Kunstschaffende keine Kunst, da stimme ich Dir zu -

...doch, so hoffe ich doch, das kreative Leben findet seinen Weg auch ohne Kunstobjekte und aufersteht als „LebenskünstlerIn“ :)


Was meinst Du Pelikan, soll ich die beiden letzten Zeilen zum besseren Verständnis ändern?

Beschte Dank und

liebä Gruess
wirena
 
P

Pelikan

Gast
Ich weiß nicht, ob Du sie ändern solltest, nur weil
für mich dieses "ins Mark getroffen" in die von mir
erwähnte Richtung irgendwie besetzt ist...
Warte mal lieber ab, ob andere noch was sagen.
Vielleicht verstehen es andere besser, oder "richtiger"...
Ich bin hier wohl nicht so der kompetente Ratgeber ;)
denke ich.

mit herzlichen Grüßen, Pelikan
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo wirena,

ich finde die thematik gut.
bin aber mit satzbau und mit der wortstellung
etwas unglücklich.

hier mal ein versuch von mir:

kunst

trifft kunst den mond der zeit
fliesst silbern sie in börsen

bleibt kunst für sich allein
ringt kunst um gunst
das leben ungekünstelt zu befreien

trifft sie das mark
geht kunst
auch mit der zeit


in dieser form beginnt jede zeile mit einer betonten
silbe, was meinem empfinden nach den lesefluß erleichtert

in der letzten strophe
habe ich versucht das kommen und gehen
und das antreffen des zeit/geistes etwas doppelbödiger
zu gestalten....

wie gesagt nur ein versuch.
vielleicht ist etwas dabei für dich


lg
ralf
 

wirena

Mitglied
Herzlichen Dank Ralf für Deine anschauliche, hilfreiche Unterstützung, für diesen vielseitigen Impuls – Er wird Früchte tragen, so hoff ich doch :)

Verdichteter Inhalt mit Melodie in Einklang bringen - ja daran „nag“ ich seit Zeiten. Dank Deiner Lösung mit dem analysierten Hinweis „...jede zeile beginnt mit einer betonten silbe...“, versteh ich nun, wo der Hebel anzusetzen ist - dies erleichtert nicht nur den Lesefluss! Deine erste Strophe:

trifft kunst den mond der zeit
fliesst silbern sie in börsen

ist perfekt – hier die klingt die Musik, die ich suche...

und dass Du die letzte Strophe noch döpperbödiger gestaltest, gibt mir Mut - Vielen Dank und

herzlichen Gruss
verena
 
P

Pelikan

Gast
Hallo, Wirena, Ralphs Vorschlag finde ich äußerst gelungen
und das nicht nur im Bezug auf die letzten Zeilen
die jetzt verständlicher sind als im Ursprung.
Der einzige Zweifel meinerseits ist, ob man das "silbern"
überhaupt braucht. Etwas zu versilbern, den Begriff kennt jeder und der Mond scheint silbern - hier läßt es sich leicht
vom Mond aufs "Versilbern" springen ;)
LG Pelikan
P.S. ich sehe gerade, dass Du zum Mark noch die Knochen
hinzugefügt hast. Ist das nicht zu doppelgemoppelt.
Mark befindet sich nunmal in Knochen ;)
 

wirena

Mitglied
Vielen Dank Pelikan - schön Deine begründete Zweifel zu lesen – ohne darüber zu schlafen, spontan meine Begründung dafür, dass ich es so lassen möchte, wie es steht:


„trifft Kunst den Mond der Zeit
fliesst silbern sie in Börsen“

das von Ralf vorgeschlagene, eingefügte „silbern“ bringt die beiden Zeilen zum klingen – ohne "silbern" bleibt es ein trockene Aussage – so mein Empfinden –

„trifft sie Mark und Knochen
geht die Kunst
auch mit der Zeit“

ja das ist mindestens „doppelgemoppelt“ - denn nun schwingt nicht nur Zeit/Zeitgeist klar; zusätzlich leuchtet sogar Humor zwischen den Zeilen auf – wenn Mark und Knochen getroffen werden klingen auch die Kassen :)

einverstanden?

Lg wirena
 
P

Pelikan

Gast
Mein Einverständnis steht doch hier nicht zur Debatte ;)
es ist Dein Text, also hast Du alle Rechte der Welt
diesen so zu gestalten, wie Du willst...
Apropos Humor - vielleicht bin ich ein wenig blöd :D
das kann man nie ausschließen. Ich sähe darin eine Prise
Humor, wenn wir noch eine D-Mark hätten (trifft sie Mark und Knochen) doch im Moment sehe ich Blindschleiche keinen :(

Grüsskes, Pelikan :)
 

wirena

Mitglied
herzliche lachend - Danke Pelikan - nun D-Mark gibt es tatsächlich keine mehr, doch mir spukt eine Zen-Kurzgeschichte im Hirn herum, die möglicherweise ein humorvolles Verständnis ermöglichen könnte. Wenn ich sie finde, stelle ich sie Dir per Mail zu.

Versuch einer Erklärung ohne diese Geschichte:
das Mark bleibt nach wie vor das in meiner seinerzeitigen Antwort ausgeführt, die Knochen allerdings sind neu - sozusagen die Scheinwelt des Lebens (der Mond), das Leben(Sonne) selbst ist im Mark -

hmmm, ob das hilfreich oder nur noch verwirrender war :)

...suche dennoch die Geschichte, sie ist einfach zu schön - allerdings lange ist es her, seit ich sie gelesen habe - mal sehen...

lg wirena
 
P

Pelikan

Gast
@ Wirena
wieso hast Du dieses Gedicht denn gelöscht?
Das war doch weiß Gott nicht schlecht!
Es sei denn, Du hattest vor einige Gedichte nicht allzulange
hier stehen zu lassen - dann könnte ich es verstehen.
LG Pelikan
 

wirena

Mitglied
Löschung

Hallo Pelikan

Löschung:...vor hatte ich es eigentlich nicht, d.h. es war nicht geplant :). Doch "die Kunst" hat Wirkung und wirkt nachhaltiger als ich dachte/vermutete – und ja, so kam es in einem anderen Zusammenhang zu einer tabularasa - Schweigemantel/Schnee - alles passte so gut - und konsequent wie ich oft auch gerne bin, setzte ich "tabularasa" in meinen Veröffentlichungen um = Löschungen für einen Neuanfang - jetzt müsste ich nur noch meinen PC säubern - resp. mich noch mit einem Techniker in Verbindung setzen - habe irgendwelche "Musikprobleme" siehe ein Gedicht in der Leselupe, das vertont wurde von einem "Theatermenschen" - kurzer LE-Blick :) „Der Kunstfurzer (Audio/hans beislschmidt“ – denke das ersetzt meine Lyrik „Kunst“.

Das ist Kunst.

– daher –

Danke Dir Pelikan für Dein Lob, für Dein aktives Mitgestalten.

lg wirena
 

wirena

Mitglied
Liebe Pelikan

Vorschlag/Bitte: schreib doch Du ein Kunstgedicht - wäre schön zu erleben wie Dein Klingen singt -.

lg
wirena
 



 
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