Kurzgeschichten

Monika M.

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Ich trau mich- eine Geschichte für Kinder

Ich trau mich - eine Geschichte für Kinder

Marie ist fünf Jahre alt. Eigentlich ist sie erst seit ein paar Tagen fünf. Sie ist nicht sehr groß und im Kindergarten sind fast alle anderen Fünfjährigen ein bißchen größer. Doch Marie versucht sich nichts daraus zu machen.
Marie ist auch nicht sehr mutig. Genaugenommen ist sie sogar überhaupt nicht mutig. Sie hat vor allem etwas Angst, nicht sehr viel, aber doch etwas. Manchmal hat sie sogar Angst davor alleine im Bett zu schlafen.
Im Augenblick sitzt Marie am Küchentisch und malt ein Bild. Ein sehr schönes, mit vielen bunten Farben. Sie malt gerade der Sonne viele gelbe Strahlen, als ihre Mutter kommt.
"Marie", sagt sie, "kannst du mal gerade in den Keller gehen. Ich brauche zwei Zwiebeln. In der Küche habe ich keine mehr, aber unten liegen noch ein paar."
Marie schluckt. In den Keller soll sie gehen, alleine!
"Beeil dich", bittet die Mutter noch und beginnt schon mal mit den Vorbereitungen für das Abendessen.
Marie steht zögernd auf. Sie macht sehr langsam, denn vor dem Keller hat sie schreckliche Angst. Im Keller ist es muffig und sehr dunkel. Da unten hört man immer irgendwelche Geräusche, auch wenn man ganz alleine ist.
Aber Marie geht trotzdem. Ganz langsam geht sie die Treppe hinunter und ganz langsam macht sie die quietschende Tür auf. Vorsichtig tastet sie mit der Hand nach dem Lichtschalter und ist richtig erleichtert, als das Licht wirklich angeht.
Nun muss sie nur noch die Zwiebeln holen. Doch das ist leichter gesagt, als getan! Ganz langsam, ganz behutsam schleicht sich Marie die alte Holztreppe hinunter. sie ist ganz alleine und kann ihr Herz vor Aufregung laut schlagen hören.
"Ich habe keine Angst", flüstert sie leise vor sich hin. "Ich trau mich!"
Das hilft ein bißchen. Jetzt fühlt sich Marie schon sicherer. Vorsichtshalber wiederholt sie es noch einmal. "Ich trau mich!"
Und sie traut sich wirklich! Am Ende der Treppe angekommen, braucht sie nur noch um die Ecke zu gehen. Da ist der Abschnitt des Kellers, in dem ihre Eltern ihre Sachen aufbewahren. Hier liegen auch Kartoffeln und die Zwiebeln, die die Mutter braucht. Marie nimmt zwei extra dicke und runde Knollen, dann macht sie sich eilig wieder auf den Rückweg.
Als die Kellertür mit einem lauten Knall hinter ihr zufällt, atmet sie tief durch und läuft nach oben. Die Mutter wartet schon in der Küche. "Danke, Marie", sagt sie und lächelt.
Marie lächelt zurück und ist stolz auf sich. Sie hat ihre Angst überwunden und war mutig, sehr mutig sogar, hat sich einfach getraut!
Marie nimmt sich fest vor, diesen kleinen Satz nicht mehr zu vergessen. Ich trau mich! Drei Wörter, die ihr viel Mut gegeben haben!
 
Hallo Monika

eine schön erzählte Geschichte, mit viel Einfühlungsvermögen geschrieben und einer weisen Aussage am Schluss.
Wenn ich darf, wage ich einen kleinen Verbesserungsvorschlag: streiche die beiden „gerade“ weiter oben. Das wertet den Text noch ein wenig auf, finde ich.
Liebe Grüße
Willi
 



 
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