Lady Macbeth

hermannknehr

Mitglied
Es dämmert, mühsam drängt das Licht
die Schatten aus Dunsinans Tal,
die Burg liegt still und finster, nicht
ein Laut dringt aus dem Gästesaal.

Nur schemenhaft ein schwacher Schimmer
von Fackeln, Schatten auf und ab,
Getuschel, Flüstern, ein Gewimmer,
dann Totenstille wie im Grab.

Blut überall an seinen Händen,
es geht nicht ab, und an den Wänden
der Schrei des Toten noch. Ihm graut

vor seiner Tat und dem Exzess.
Doch über seine Schulter schaut
mit bleichem Mund Lady Macbeth
 

Herr H.

Mitglied
Hallo Hermann,

ein atmosphärisch ungemein dichtes Sonett, das die düstere Stimmung von Shakespeares Drama sensibel einfängt und widerspiegelt. Dein Gedicht gefällt mir besser als mein eigenes. Gratulation!

Allerdings sehe ich den inhaltlichen Schwerpunkt des Gedichts mehr bei Macbeth selbst als bei seiner Frau. Oder täusche ich mich?

LG von
Herrn H.
 

hermannknehr

Mitglied
Hallo Herr H.,
Du hast schon recht. Beim Schreiben des Gedichtes war mir so Polanskis Film vor Augen, wie hinter dem blutbesudelten Macbeth seine bleiche Frau aufgetaucht ist. Und sie war ja die Urheberin des Ganzen. Vielen Dank jedenfalls für Deine gute Beurteilung.
LG
Hermann
 



 
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