länderausgleich ganz unpolitisch

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Vera-Lena

Mitglied
Liebe Venus,

Dein Text gefällt mir sehr gut.

An einer Stelle komme ich nicht so ganz klar. Wahrscheinlich stehe ich da auf dem Schlauch.

Du schreibst, dass das Lyri "gelassen" sei, dann aber "händeringend" handelt.

Vielleicht meinst Du aber auch:

[blue]Leg ich mein Herz ins blau gelassene vielleichtchen[/blue]

Stünde der Text dort so, könnte ich das Gedicht verstehen.

Vielleicht gibst Du mir einen Aufschluß.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Venus

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

herzlichen Dank, für dein feedback obschon du doch krank bist, wie ich an anderer Stelle las.

Wirklich, ich war gar nicht der Ansicht, dass sich die Aussage widersprechen könnte und muss jetzt ernsthaft nachdenken. Danke sehr, für den Hinweis!

Zum einen mag ich deinen Gedanken. Zweifelsohne, das macht wirklich Sinn, wie du aufzeigst. Ich kann ihn nur nicht lesen, ohne aus dem Takt zu rutschen. Mag sein, dass ich momentan noch zu gebunden bin, in meiner Denkweise.

Zum einen ist das "blaue" ja das "ins Irgendwo" - so ins Blaue reden/denken/agieren.
Zum anderen auch das aus der "blue mood", der Melancholie.

Nun kann man schon (so denk ich) gelassen melancholisch sein, völlig "unverkrampft unkrankhaft".


So sich das "ins Blaue melancholierende" Lyri dann wieder fängt und gedenkt tatkräftig zu sein, mag es sich dennoch in seiner faktischen Agitation verhaspeln. Und ringt dann vielleicht(chen), mit den Händen, welche es hinreichen möchte. Weil da sind ja immer noch (womöglich) die kleinen Welten... und "zahlt" einfach blindlinks zurück. "Wie du mir, so ich dir".


eujeee -

Du hast recht. Da muss "Budda bei die Fische". Und zwar ordentlich.
Ich stelle deinen Vorschlag hinzu und hau mich aufs Hirn -

Liebe Grüße, Vera-Lena, dankeschön und
recht, recht gute und schnelle Besserung!

Deine
Gabriele
 

Venus

Mitglied
länderausgleich ganz unpolitisch

kleine welten die sich auftun
im zwischendrin
redscheu
leg ich mein herz gelassen ins blaue
vielleichtchen geb dir hände
ringend alles zurück


© gabriele schmiegelt
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Venus,

jetzt klingt es rund für mich.

Ach das ist so gut formuliert

"kleine Welten die sich auftun im zwischendrin".Darunter kann man sich so Vieles vorstellen.

Ich glaube, es sind die glücklichen , mit ihrem Leben zufriedenen und dankbaren Menschen, für die sich solche kleinen Welten immer wieder auftun, solche, die den Dingen nicht immer hinterherrennen und ihr Aufnahmevermögen mit tausend Wünschen zukleistern, solche sind es,denen derartige überraschende Geschenke über den Weg laufen.

Ich lese es ganz sicher anders, als Du es meinst. Aber das ist nicht das Wesentliche. Wesentlich ist für mein Empfinden, wenn man einen Text findet, der die eigene Lebenserfahrung widerspiegelt und man sagt sich: Wow, so hätte ich das nicht formulieren können.

Also hier meine Lesart:

Das Lyri fühlt sich beschenkt bis hin zum Verstummen (geht mir auch immer so bei überraschenden Geschenken). Aber dann findet es seine Gelassenheit wieder und sagt sich: wer weiß, was daraus wird. Es könnte dies sein, es könnte jenes sein.

Dann möchte es aber auch ein Geschenk machen und es ringt die Hände im Suchen, was es denn wohl sein könnte, bis es fündig wird und gibt alles zurück.

Vielleicht hast Du es nicht so positiv gemeint, aber nun siehst Du, wie weiträumig man den Text auslegen kann.

Dein Gedicht gefällt mir wirklich sehr. Und der Titel ist natürlich auch sehr schön.

(Danke für Deine guten Wünsche! Da ich die Nächte jetzt nicht mehr durchhuste, wird es wohl schnell bergauf gehen.)

Dir einen lieben Gruß

Vera-Lena
 

Venus

Mitglied
länderausgleich ganz unpolitisch

kleine welten die sich auftun
im zwischendrin
redscheu
baumelt mein hirn ins vielleichtchen
nehm ich auch zeit
in den mund und lass sie gelassen
auf umwegen murmeln - seltsam
genug


© gabriele schmiegelt
 

gareth

Mitglied
Manchmal, Liebe Venus,

wenn nicht sogar immer, ist das Zwischendrin, das von der geglaubten richtigen Wirklichkeit umschlossene, das Eigentliche, Bedeutsame.

Man hat es nicht gewusst. Und plötzlich wird es einem klar. Und dann weiß man es wieder nicht mehr so genau. Und die kleinen Welten, die es ab und zu macht, das Zwischendrin, sind die wirklichen, großen Welten. Für einen Moment. Dann sind sie wieder weg. Oder für immer. Und dann sind sie manchmal auch wieder weg. Und es sind ja viele, viele Zwischendrinne, die sich da ereignen. Das ist alles seltsam genug.

Die Zeit im Mund, die so Gelegenheit erhält, in sinnlicher Wärme und Geborgenheit gegebenenfalls zu Reden oder ungenau zu Murmeln oder sonstwie sich zu äußern und das Hirn sich, immer aus guten, vielleichten Gründen, redscheu verweigern darf, ist ein schönes Bild über den Umgang mit dem Ungewissen.

Schön, dass ich Dein Gedicht nach langer Zeit hier noch gefunden habe und ein wenig, in enem kleinen, nächtlichen Zwischendrin, darüber nachsinnen konnte.

Liebe Grüße
gareth
 

gareth

Mitglied
Gern geschehen, Vera-Lena,

Ich hatte mir das vor Jahren notiert und den Hinweis erst jetzt wieder gefunden.

Die eigenwillige Dichterin ist leider seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Vielleicht kann die geplante Neugestaltung der Leselupe sie noch einmal herlocken. Hoffen wir das Beste.

Liebe Grüße
gareth
 



 
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