Hey!
Vor allem die erste Strophe gefällt mir - von ein paar Formulierungsproblemchen abgesehen - sehr gut, weil sie sich einer irgendwie metrisch gebundenen Lesart total verweigert und daher eigentlich nur als Prosatext gelesen werden kann.
In der dritten Zeile der zweiten Strophe versucht der Text dann kurz einmal, in einen definierten Rhythmus zu wechseln, was wohl unter anderem durch die beiden recht brachialen Inversionen in S2Z3 und S2Z4 erzwungen werden soll.
Glücklicherweise switcht das Gedicht dann in der dritten Strophe wieder in ein Prosaparlando, was wesentlich ungezwungener rüberkommt und dem Text insgesamt wirklich ganz gut zu Gesicht steht.
Hier mal der Versuch einer Glättung einiger sprachlicher Ungenauigkeiten:
Ländliches
Goldgelb leuchtet das Getreidefeld,
das schon kurz vor der Ernte steht, [1]
in der Sonne - jeder Halm -
zeigt einen wogenden Glanz, - [2]
wenn der Wind sich am Abend erhebt. [3]
Nichts wird bleiben von diesem Gräsermeer,
ist es gemäht und der Drusch vorbei.
Bald schon pflügen Traktoren das Stoppelfeld, [4]
von dem sich Vogelschwärme erheben mit Geschrei. [4]
Aber noch stehen die Halme aufrecht, [5]
und doch wie verschlafen, da, [6]
umgeben von einer trägen Stille, [7]
ich atme die Sommerluft ein, diesen Getreidegeruch, [8]
und die Bilder formen in mir ein Wort: Idylle. [9]
[1] Ich hab das "weil" weggelassen, weil

es m. E. hier etwas begründet, was eigentlich selbsterklärend ist. Und das "dieses" ist m. E. sprachlich ein bisschen zu "laut", denn für ein Demonstrativpronomen gibt es hier eigentlich keinen zwingenden Anlass.
[2] "schimmernder Glanz" ist nicht ganz ein Doppelgemoppeltismus, aber es ist relativ dicht dran - daher hab ich da mal etwas abgerüstet.
[3] Das "sie" passt in dieser Zeile nicht so richtig, weil zuvor von keinem echten Plural die Rede ist ("jeder Halm" ist grammatisch ein Singular), auf den sich das "sie" rückbeziehen könnte. Ich hab den Bezug mal ganz aufgelöst, alterantiv kann das "sie" auch durch ein "ihn" (= der Halm) ersetzt werden.
[4] "pflügen" und "erlaben" sind sehr brachial von ihrer natürlichen Satzposition weggerückt worden, offenbar um die beiden rhythmisch analogen Wörter "Gräsermeer" und "Stoppelfeld" in Korrespondenz zu bringen bzw. um den Reim von vorbei auf Geschrei zu realisieren.
[5] "Zur Zeit" finde ich sprachlich nicht besonders schön und "es" hat einen unklaren Bezug, am ehesten bezieht es sich auf das unmittelbar vorher erwähnte Stoppelfeld, aber das ist ja gerade noch nicht herbeigeerntet worden, weil die Halme ja noch ganz unstoppelig dastehen.
[6] Das "verschlafen" bildet inhaltlich eigentlich einen Gegensatz zum "aufrecht", weil das nun mal nicht die übliche "Schlafposition" ist, daher ist das "ja" hier nicht ganz passend.
[7] "lähmend" bringt eher einen bedrohlichen Charakter ein, der nicht zu der dann folgenden Idylle passt; ich hab es mal zu "träge" abgemildert.
[8] "durch etwas atmen" ist eine etwas eigenwillige Formulierung und das "hier" ist etwas fremdkörperhaft platziert.
[9] "erfreu" empfinde ich fast als etwas blassen Ausdruck.
Diese Bastelei von mir soll jetzt keine "verbesserte Endversion" darstellen, eigentlich ist es gar nicht als "Verbesserungsvorschlag" gedacht, sondern die Änderungen und Kommentare sollen vor allem der Reflexion der Ausgangsversion dienen.
LG!
S.
P.S.:
Die Begründungslose Abwertung des Textes als "schlecht" = 2 Sterne durch Otto empfinde ich als unglücklich. Vermutlich hat er da als Privatuser und nicht als Forenredakteur gehandelt, aber das ist keine besonders gute "Message".
Natürlich habe ich auch die glücklicherweise mittlerweile gelöschte, völlig inakzeptable, Verbalentgleisung von Rügenrabe in seiner Replik auf Hansz' etwas "stichelig" rüberkommenden (vielleicht gar nicht so gemeinten) Kommentar gelesen. Dagegen können Diskussionen über unbegründete Wertungen durchaus verblassen. Aber ich deute es so, dass durch die Löschung der Forenverstoß jetzt quasi ungeschehen ist und somit auch in einer Meta-Diskussion keine alles andere irrelevant machende Vergleichsfolie mehr darstellt.