längst

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Label

Mitglied
längst

schon hat der Schnee
sich in mein Haar gemischt
gleichwohl kann ich die bunten
Früchte meines Herbstes
noch genießen

schon lange fühle ich
die Glut entschwinden
an der so oft
ich mich verbrannte

indessen seh ich staunend
die kleinen Dinge
im Verweilen

derweil die schnelle Welt
ganz langsam mir verblasst
gerät mein Aug voll Neugier
schon ins Starren

Rezitation: mp3/109852_laengst.mp3
 

anbas

Mitglied
Hallo Label,

das gefällt mir richtig gut. Es gibt jedoch zwei Stellen, die nach meinem Dafürhalten noch überarbeitet werden sollten:

im Verweilen

derweil die schnelle Welt
Ich persönlich finde dieses kurze Aufeinanderfolgen der "Weil-Silbe" nicht so schön, da es hier nicht nach Stilmittel aussieht.

gerät mein Aug voll Neugier
schon ins Starren
"Starren" ist bei mir eher negativ belegt. Ich weiß, was Du meinst, finde es aber hier als Wort nicht passend. Mir fällt allerdings im Moment auch keine Alternative ein.

Insgesamt aber ein wirklich schönes Gedicht, das mich berührt hat.


Liebe Grüße

Andreas
 

Label

Mitglied
längst

schon hat der Schnee
sich in mein Haar gemischt
gleichwohl kann ich die bunten
Früchte meines Herbstes
noch genießen

schon lange fühle ich
die Glut entschwinden
an der so oft
ich mich verbrannte

indessen seh ich staunend
die kleinen Dinge
im Verweilen

indes die schnelle Welt
ganz langsam mir verblasst
gerät mein Aug voll Neugier
schon ins Starren

Rezitation: mp3/109852_laengst.mp3
 

Label

Mitglied
Lieber Andreas

Entschuldigung für die späte Reaktion :eek:

Herzlichen Dank für deine Auseinandersetzung mit meinem Gedicht, fürs Gefallen finden und die Hinweise.

ein weil habe ich ersetzt.

Das Starren hat tatsächlich ein negatives Attribut. Aber ich habe das ganz absichtlich gewählt - die Überlegungen dazu sind der Grund warum ich das Gedicht schrieb.
die Verlangsamung der persönlichen Zeit im Verhältnis zur Betriebsamkeit der Welt, bis die Zeit und die Augen am Ende ganz erstarren.
Für mich hebt die Neugier auf das was noch geschehen wird den negativen Beigeschmack auf.

Hab Dank für dein Lob, es freut mich sehr, dass dich diese Zeilen erreicht haben.

Herzlichen Dank auch für die guten Wertungen.

liebe Grüße von der
Label
 

Monochrom

Mitglied
Stimmungsvoll

Ein stimmungsvoller Text,

ich habe beim Lesen nur überlegt, ob die STrophe:

"schon lange fühle ich
die Glut entschwinden
an der so oft
ich mich verbrannte"

wirklich hineinpasst. Fast scheint es mir, dass das Gedicht noch gewinnen würde, wenn Du diese Strophe weglässt.
Denn mit der eigentlichen Aussage, die gut rüberkommt, hat diese Strophe nicht viel zu tun. Nicht, dass es schlecht geschrieben ist, aber ich fände den Text ohne diese Strophe spannender.

Was mir noch aufgefallen ist, ist zweimal der Beginn mit "indes" und "indessen" am Beginn der Strophen. Hier würde ich mir überlegen, eines davon umzuschreiben.

Ja, soweit die Kritik, es bleibt trotzdem zu sagen, dass der Text mit schönen, tragenden Bildern arbeitet und eine sanfte melancholische Stimmung zu erzeugen vermag. Also, trotz der Kritik, die natürlich nur subjektiv ist, hat mir der Text gut gefallen.

"indes die schnelle Welt
ganz langsam mir verblasst
gerät mein Aug voll Neugier
schon ins Starren"

ist besonders gelungen.

Bis dann, Monochrom
 
M

mirami

Gast
hallo label,

ich schleiche schon länger um deinen text herum...er gefällt mir sehr !
(bis auf die letzte strophe ... )
optisch störend für mich dort die wiederholung von „indessen“ und „indes“ so kurz aufeinander.
inhaltlich, aber das tut nix zur sache, denn es geht um deine empfindung, um deinen text, würde ich "die sache" für mich anders beurteilen.

insgesamt aber ... sehr gern gelesen! :)


p.s. ich würde alles so lassen wie es ist!
 

Label

Mitglied
Lieber Otto
vielen Dank für dein "Der Text gefällt mir gut - "
:)

Lieber Monochrom

herzlichen Dank für deinen ausführlichen und einfühlsamen Kommentar.
Es war mir bislang nicht aufgefallen, dass die zweite Strophe in der Tat anders ist. Dort ist die Rückschau das Wesentliche und nur durch den implizit enthaltenen Gedanken an das Jetzt fügt es sich doch wieder in den Hauptgedanken ein.

Ich habe lange darüber nachgedacht ob ich diese Strophe weglasse.
Dein Einwand gab mir die Möglichkeit herauszufinden was es damit auf sich hat, und mir dessen bewusst zu werden.
Danke dafür, das Ergebnis ist - für mich gehört sie anderer Weise unbedingt dazu.

mit dem "indessen indes" war und bin ich nie recht zufrieden gewesen, indes hatte ich gewählt weil
"im Verweilen

derweil die schnelle Welt" kritisiert wurde.
Also bleibt mir nur ein Ausweichen auf "inzwischen seh ich staunend" was mir auch nicht gefällt.
Es hat einen etwas andere Bedeutungsinhalt und klingt ... na ja.

Dazu hätte ich gerne nochmal Ansichten gehört, vielleicht hat jemand ja einen Vorschlag, wie ich diese Dopplungen, ohne Sinn und Klang zu verlieren, vermeiden kann.

Es freut mich sehr, dass dir der Text trotzdem gefallen hat und dass eine Stimmung für dich spürbar wurde.


Liebe mirami

"ich schleiche schon länger um deinen text herum...er gefällt mir sehr !"
Dein Lob tut mir so wohl, auch wenn es die letzte Strophe nicht mit einbezieht ;) :)
Das "indessen indes" ist mir schmerzlich bewusst und habe ich weiter oben schon angesprochen.
An einem Vorschlag von dir wäre mir sehr gelegen.

Die letzte Strophe.
Das Entschwinden der Kräfte und das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit wird von jedem Menschen individuell wahrgenommen und verarbeitet.
Darum ist es für mich selbstverständlich, dass du das für dich anders beurteilst. Diese letzte Strophe ist ein kleiner Einblick in meinen Ausblick :)


Vielen vielen Dank für die erfreulichen Rückmeldungen
herzlich grüßt
Label
 



 
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