Launischer Geselle

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Kaetzchen

Mitglied
Er wandelt heran mit bedächtigen Schritten,
ein wenig gebeugt, etwas älter, gereift
und kommt aus dem wabernden Nebel geglitten,
wobei er das Ende des Sommers umstreift.

Mit Farben zu spielen ist ihm eine Wonne,
er malt ein Gemälde aus Purpur und Gold
und spiegelt das Bild auf das Wasser der Tonne,
darüber sehr keck eine Mückenschar tollt.

Den Wäldern entlockt er die würzigen Düfte
der Pilze und Moose, ich atme sie tief.
Er wirbelt die Blätter zum Tanz durch die Lüfte,
sie strahlen, geblendet vom Licht, intensiv.

Doch bald schon vermischt er die fröhlichen Farben
zu einem ganz hässlichen, schmutzigen Grau.
Erbarmungslos zieht mir sein Wind an den Haaren
und zerrt an den Bäumen, so heftig und rau.

Mal zeigt er sich freundlich, im leuchtenden Kleid,
ein Schmeichler, der gerne mit Schönheit betört,
doch bald ist er launisch, zum Töten bereit,
läßt alles entschlafen. Das Bild wird zerstört.
 
Zuletzt bearbeitet:

anbas

Mitglied
Hallo Kaetzchen,

ich mag diesen launischen Gesellen - sogar dann, wenn er nass, grau und/oder stürmisch ist. Und auch das Gedicht als solches gefällt mir.

Liebe Grüße

Andreas
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo Andreas
Es freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt, auch wenn es um den launischen Herbst geht. Ich personifiziere gern. Bei uns zeigt sich der November grade von einer neuen Seite und hat unserem Flachland mal etwas Schnee geschenkt, was hier sehr selten passiert.

Dir auch liebe Grüße
Kaetzchen
 

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Mitglied
Servus, Kaetzchen!

Nun bin ich - sozusagen beim Gegenbesuch - bei diesen schönen Herbstlied gelandet und finde es mit jedem Mal Lesen besser und besser.
Über Technisches brauchen wir nicht reden - metrisch ist das einwandfrei (wie du sicherlich selbst weißt) und man wird schön durch den Text getragen. Für mein Gefühl dadurch manchmal fast ein wenig zu rasch an ein paar besonders schönen Bildern vorbei. Diese hab ich mir dann beim zweiten, dritten Mal Lesen bewusst ertastet sozusagen.

Ich mag besonders deine umfassende Wahrnehmung des Herbstes mit seinen Gerüchen, den Gelsen über der Regentonne, den Farbwechseln, die du so anschaulich schilderst...kurz: ich finde mich beim Lesen deines Gedichts mitten in meiner liebsten Jahreszeit. Danke dafür!

Sehr gerne gelesen!
LG,
fee
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo Fee
Danke für dein Feedback und die Besternung. Es freut mich, wenn ich dir den Herbst noch einmal nahe bringen konnte, ehe er nun endgültig vom Winter abgelöst wird.

Liebe Grüße
Kaetzchen
 

James Blond

Mitglied
Ein wirklich schönes Herbstgedicht, das die beiden Seiten dieses 'launischen Gesellen' in malerischen Ausdrücken zusammenführt. Und endlich bekommt man sie hier in sauberen Daktylen serviert. Insgesamt wirkt der Text gut komponiert und auch geschliffen. Eine kleine Korrektur, bevor es nun in Druck geht: 'zum Töten'.

Liebe Grüße
JB
 



 
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