Laut bin ich

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Laut ist nicht
die Stadt geworden.
Laut bin ich.
Und in mir überborden,
Gesicht um Gesicht.
Verdunkeln gröhlende Horden
mir Sterne und Mond
und
Augenlicht.

Einer, der bietet Wunder feil,
in betörenden Worten.
Sein Ruf, so voller Seelenheil
aus scheinheiligen Orten.
Ein Geplapper verspricht,
in sich Morgen zu
horten.
Und jeder beruft
einen anderen Teil.

Lautstark sind sie.
Einerlei.
Giganten aus greller
Schreierei.
Beliebige, knallgelbe
Schrei-Kleckserei.
Gebrülle.
Verlockungs-
Kohorten.

Ertrage sie in dir.
Sie wollen vorbei.
Wille um Wille.
Schrei um Schrei.

Dann
wage mehr Stille.
Mehr Einsamkeit.
Lass alles, was irgendwo hin will,
treiben.

Lass einfach los.
Lass Stille keimen.
Aus ihr erwachsen
die Worte,
die bleiben.

Text DvE
Musik KI

 

Frodomir

Mitglied
Hallo Dionysos von Enno,

als ich dieses Gedicht das erste Mal las, spürte ich in mir eine gewisse Überfrachtung an Reimen. Vor allem die Worte Orten, horten und Kohorten und insgesamt die dritte Strophe haben mir diesbezüglich nicht so zugesagt.

Deshalb habe ich den Text erstmal ruhen lassen, um ihn mir mit ein bisschen Abstand erneut anzuschauen. Dieses Mal habe ich das Gedicht aber sowohl gelesen als auch in der Liedversion auf Youtube angehört. Nun geht es mir genau umgedreht wie bei deinem letzten Gedicht. Da fand ich die gesungene Variante nicht so toll, aber hier wertet das den Text erheblich auf.

Vielleicht ist es wie mit guten Liedern. Wenn man denen die Musik wegnimmt und nur den Text alleine liest, dann passt oft irgendetwas nicht.

Aber auch nur gelesen hat dein Gedicht eine Stelle, dir mir unglaublich gut gefällt:

Ertrage sie in dir.
Sie wollen vorbei.
Wille um Wille.
Schrei um Schrei.


Das ist eine Hammerstrophe! Genau wegen solchen Versen lese ich so gern Lyrik.

Am Rande: Ich würde in Strophe 1, Zeile 4 nach überborden das Komma entfernen.

Insgesamt finde ich den Text, vor allem in der Liedversion, stark, alles andere ist Meckern auf hohem Niveau.

Liebe Grüße
Frodomir
 
Lieber @Frodomir du hast recht. Das hat überflüssiges, hat einige überflüssige Girlanden - bei diesem Gedicht einmal mehr Ironie des Lebens herzlichen Dank für die gewissenhafte Besprechung!!

mes compliments

dio
 



 
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