lay figure

Ich bin ein Regierter, ich werde regiert,
ich bin ein Verführter, ich werde verführt,
bin ein Interessierter, ich will alles wissen,
das finden jedoch alle andern beschissen;
ich soll mich besaufen, soll mich untergeben,
soll still und verschwiegen im Untergrund leben,
soll lesen was in ist, das Denken vergessen,
am Wohlstand mich laben, Gesundes nur essen,
soll kaufen, was bunt ist, dem Fernseher glauben,
soll's halten wies Füchslein, ja, der mit den Trauben,
was ich nicht verstehe, soll mich nicht verdrießen,
soll mich, wenn es möglich, nur Sonntags erschießen.

In der letzten Zeile würde ich das -es- entfernen und ein UND an den Anfang setzen:
und soll mich, wenn möglich ...
Liest sich dadurch rhythmischer, wie ich finde.
Zugegeben, bin echt kein Profi in Sachen Reim, der mit endlosen Theorien dazu glänzen kann und will.

Hab dein Werk gern gelesen, obwohl das Gedicht sogar noch das Potential hat, die eigene Ambivalenz, die jeder Mensch in sich trägt, oft sogar austrägt, darzustellen, als Ergänzung - beispielsweise:

Ich bin ein Regierter, ich habe regiert (wem auch immer ...)
Möchte Dir in an diesem Beispiel keine Opferrolle unterstellen, sondern das Anbahnen einer anderen Umgangsweise damit in Aussicht stellen, damit man sich nicht erschießen braucht ;-). Wobei, da käme vielleicht ein Grund mehr dafür ins Spiel. O Nein!

Aber klar, der Text ist Kritik und soll Kritik bleiben!

Viele Grüße
marek

Spaetschreiber dankt dem marek

hallo, marek, vielen dank für's einlesen. interessante gedanken. die alternative letzte zeile wäre auch ein möglichkeit, ja.
nun, da hat so jeder seinen kümmerlichen blick auf die welt, manchmal glänzen die augen, manchmal liegt betrübnis als graue nebelwolke über allem denken.

in solchen momenten zu schreiben, spiegelt oft nur ein augenblickdenken, eine momentaufnahme wider. auch hier wird das wohl so sein. kritik an sich selbst, mit solchen überzeichnungen, rüttelt auf. mich.

danke für deine zeit

Gerne, Spaetschreiber!