Leben in Zeiten der Massenpsychose

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sheogorath

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Dies ist ein persönlicher Erlebnisbericht über den Versuch während des
Höhepunkts der Corona-Eskalation in Deutschland und Europa zwei Wochen in
Urlaub zu fahren. Er enthält gesammelte Beobachtungen und Gedanken aus dieser
intensiven ersten Zeit und des folgenden Vierteljahres in einer sich rasend
schnell verändernden Gesellschaft.


Corona begann Teil meines Lebens zu werden, während ich gerade im Begriff war,
zwei Wochen Urlaub zu genießen. Es ist leider bei dem Versuch des Genusses
geblieben. Stattdessen erlebte ich das Gegenteil von Urlaub in Tagen, die vom
Corona-Virus beherrscht, ja überwältigt waren. Zwischenzeitlich fühlte ich
mich von den Vorgängen um mich herum stark belastet. So eine Belastung soll
man ja selbst behandeln können, indem man seine Last einfach aufschreibt und
so verarbeitet. Also dachte ich mir: Warum nicht einen Erlebnisbericht
schreiben über den Versuch zwei Wochen Urlaub während der CoronaEskalation in
Deutschland zu machen? Ich machte mich an die Arbeit. Letztendlich ist es eine
Art Zeitzeugenbericht über ein Vierteljahr leben mit Corona in Deutschland
geworden. Die Zeit, die Vorgänge in der Gesellschaft alleine auf der Sachebene
zu betrachten, erscheint mir schon lange vorbei zu sein. Von daher nehme ich
ganz ausdrücklich eine subjektive, von meinen Wahrnehmungen geprägte Haltung
in diesem Text ein. Außerdem betrachte ich vieles ironisch und mit einem
zwinkernden Auge. Das Ergebnis finden Sie im Folgenden.

Seit Jahren meide ich die Leitmedien und nutze vornehmlich alternative Quellen
verschiedenster Art, um mich zu informieren. Die tagesaktuelle und oftmals
hysterische Berichterstattung ist mir zuwider und ich bevorzuge es nüchterne
und möglichst aufgeklärte Beiträge in zusammenhängender Form zu konsumieren.
Mit dieser Grundeinstellung zur Mediennutzung gingen die Ereignisse in der
chinesischen Stadt Wuhan zu Beginn des Jahres 2020 größtenteils an mir vorbei.
Irgendetwas an diesem Thema erschien mir damals wenig konstruktiv und
nützlich, so dass mein Verlangen nähere Informationen darüber zu erhalten
nicht besonders groß war.

Die Grundzüge der Vorgänge dort blieben mir dennoch nicht verborgen: Ein neues
Virus sei dort vom Tier auf den Menschen übergesprungen. Ein Virus mit dem
geschmeidigen Namen „Corona“, oder für diejenigen, die sich lieber etwas
technisch-professionell geben „COVID-19“. Bei letzterem handelt es sich
lediglich um eine (englische) Abkürzung für „Corona Viruserkrankung 2019“. Es
hieß dieses Virus befalle die Atemwege, sei gefährlich für den Menschen, und
der chinesische Staat würde autoritäre Maßnahmen ergreifen, um die weitere
Verbreitung der Krankheit zu stoppen. Wärmekameras allerorten sollten helfen,
Menschen mit Fieber aus der Bevölkerung zu fischen. Die Bewegungsfreiheit der
Bürger wurde eingeschränkt. Unter Internetnutzern kursierten allerlei vage
Informationen zu der Lage in Wuhan bis hin zu Behauptungen wie derjenigen,
dass dort Menschen ohne Vorwarnung einfach von jetzt auf gleich tot umfallen
würden. Auch die Vermutung war zu hören, dass dieses Virus gar nicht
natürlichen Ursprungs sei, sondern aus einem Labor in der Stadt Wuhan stammen
könnte.

Schließlich hörte ich, dass China große Teile seiner Volkswirtschaft
stillgelegt hatte, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Wie bitte? Das
machte mich doch hellhörig, das war ja schon eine Dimension. Existierten die
Aktienmärkte noch? Die gerieten ja schon leicht in Schnappatmung, wenn ein
Araber ein Fass Erdöl fallen ließ. Aber noch schien es nur leichte Einbrüche
an „den Märkten“ zu geben. Einige Wochen später war zu hören, dass China seine
Volkswirtschaft langsam wieder anfahre und die Virusproblematik innerhalb
seiner Grenzen für erledigt betrachte. Die Krankheit sei nur noch ein
„ausländisches Problem“. Derweil sollten sich mit dem Corona-Virus infizierte
Menschen über den halben Erdball verteilt haben. Nun begannen die Medien
hierzulande weltweit Fallzahlen zu zählen und eine zunehmende Hysterie machte
sich breit.

Die Krankheit erreicht Europa

Vor allem in Norditalien sollte sich mittlerweile ein großer Corona-Herd
entwickelt haben und der italienische Staat hatte aus diesem Grund dort erste
Gebiete abgeriegelt und beschränkte den Personenverkehr aus diesen Gebieten
heraus und in diese Gebiete hinein. Wie ich erst später in den Leitmedien
lesen konnte, soll in der norditalienischen Stadt Bergamo gar das „Epizentrum“
des Corona-Virus in Europa gewesen sein. Dies war Anfang März und ich war
bereits genervt von der zunehmenden Berichterstattung über Corona-Fallzahlen
selbst in den alternativen Medienkanälen. Ganz zu schweigen vom Erbsenzählen
einzelner Erkrankungen und den reißerischen Echtzeit-Tickern in den
Leitmedien.

Am 15. März sollte der gemeinsame Urlaub mit meinem Lebenspartner beginnen.
Wie jedes Jahr am Ende der Winterzeit hatten wir einen Aufenthalt am
Mittelmeer geplant, wo es um diese Zeit schon recht warm und Frühling ist.
Fast ein halbes Jahr ohne längere Auszeit lag hinter uns und wir freuten und
schon sehr auf die bevorstehende Zeit der Entspannung. Unser Reiseziel hatten
wir schon lange festgelegt: Es sollte nach Sizilien gehen. Die
Berichterstattung aus Norditalien irritierte mich zunehmend, doch versicherte
ich mir und anderen, dass Sizilien sicher nicht von Beschränkungen betroffen
werden würde. Immerhin ist es doch eine Insel und am anderen Ende von Italien.
Da würde ja das ganze Land abgeriegelt werden müssen, damit es so weit kommt.

In diesen Tagen begann man in meiner Firma „Schutzmaßnahmen“ für die
Mitarbeiter zu ergreifen. Solcher ungefragter „Schutz“ anderer sollte in der
nächsten Zeit ein immer stärker strapaziertes Wort werden. Die ersten
Maßnahmen sahen vor, dass die Putzkräfte im Gebäude künftig jeden Tag alle
Türgriffe desinfizieren sollten. Weiterhin sollten auch die Schreibtische
aller Angestellten gewischt werden. Nachdem also täglich die diversen
Türgriffe von Durchgangstüren, die immer verschlossen gehalten werden mussten,
einige tausend Male berührt wurden, sollte jemand kommen, um sie zu
desinfizieren. Und mein Schreibtisch, auf dem sich eigentlich nur der Schmutz
befinden sollte, den ich ohnehin mit mir herumtrage, sollte nun erstmals nach
Jahren Säuberung erfahren. Da fühlte ich mich schon deutlich beruhigter. Ich
dachte an die Erkältungswelle die einige Monate zuvor durch die Reihen der
Büros um mich gefegt war. Rund die Hälfte aller Kollegen hatte es innerhalb
einiger Wochen erwischt. Und wie so oft waren einige dabei, die trotzdem krank
ins Büro gekommen waren. Es war das übliche saisonale Leid des Winters. Dieser
selbstverständliche Umgang mit Krankheit war jetzt undenkbar geworden. Es war
zwar praktisch niemand in meinem Arbeitsumfeld mehr krank. Aber auch nur der
leiseste Verdacht eines Hustens sollte nun Anlass sein, sich selbst zu Hause
unter Quarantäne zu stellen.

Über das Wochenende vom 7. und 8. März beschleunigte sich die Hysterie noch um
einige Grade. Am Freitagabend zuvor erreichte mich und meine Gruppe im Büro
die Mitteilung unseres Chefs, dass er die Situation (das hieß vermutlich die
Berichterstattung über Corona) genau im Auge behalte und jederzeit bereit sei,
darauf zu reagieren. Derweil sollten wir als seine Untergebenen sofort
etwaige Veränderungen unseres Gesundheitszustandes an ihn berichten. Es war
ein interessanter Vorschlag, doch war ich stark der Meinung, dass meine genaue
körperliche Verfassung meine Firma zunächst einmal nichts anging. Am
darauffolgenden Montag machte ich mich wie eh und je auf den Weg in mein Büro
und begann mit meiner Arbeit. Nach dem ersten Durchstöbern der neuesten
elektronischen Post stieß ich bald auf eine weitere Meldung meines Chefs: er
habe nun genug; er ziehe die Reißleine. Unsere komplette Gruppe sollte mit
sofortiger Wirkung von zu Hause aus arbeiten. Wer an diesem Montag noch
(lebend vermutete ich) das Büro erreicht habe, sollte unverzüglich seine
erforderliche Ausrüstung zusammenpacken und spätestens bis zur Mittagszeit zu
Hause seinen neuen Heimarbeitsplatz erreicht haben. Es war eine bizarre
Nachricht, die für mich den Anklang eines Hollywood-ActionStreifens hatte.
Meine bereits eingetroffenen oder noch hereintröpfelnden Kollegen waren auch
einigermaßen irritiert über diese Maßnahme, die unser Chef eigenmächtig für
uns getroffen hatte, während der Rest der Abteilung noch entspannt auf den
Fluren ihrer Arbeit nachging.

Die Virennachrichten in diesen Zeiten erlaubten es einem, sich wie in einem
Krisen-Koordinations-Zentrum beim Katastrophenschutz zu fühlen. Unser Chef, der
auch in Arbeitsfragen immer Zahlen einforderte, anhand derer er uns steuern
konnte, auch wenn er sie nicht so genau verstand, war offenbar ein
willkommenes Opfer für diese Form der Berichterstattung. Vermutlich hatte er
etwas zu tief in die verschiedenen Echtzeit-Ticker geblickt, die zum Thema
angeboten wurden. Ich machte mich zusammen mit meinen Kollegen entspannt bis
amüsiert auf, um den Arbeitsplatz zu Hause zu beziehen. Von zu Hause zu
arbeiten war nichts Neues für uns. Wer persönlichen Bedarf hatte, konnte schon
immer beantragen für einzelne Tage von zu Hause zu arbeiten. Es war ein
Angebot, welches ich bislang schätzte, jedoch nur, wenn es auch einen
tatsächlichen Anlass dafür gab. Längere Zeit am Stück habe ich nie von zu
Hause gearbeitet. Insofern war diese eine Woche reine Heimarbeit vor meinem
Urlaub einmal eine interessante Erfahrung für mich. Ich entschloss mich jedoch
am Ende dieser Woche dazu, diesen Zustand nicht mehr länger als nötig
hinzunehmen, da ich durch das ständige zu Hause sein zu wenig Bewegung und zu
wenig Ansprache hatte. Da der Weg vom Frühstück ins „Büro“ nur aus wenigen
Metern bestand, kam mein Kreislauf gar nicht mehr in die Gänge, so dass ich
ständig fror. Außerdem hatte ich keine alltäglichen sozialen Kontakte mehr und
drohte zu versauern.

Einige Kollegen und Personen aus meinem privaten Umfeld wussten scheinbar
bereits genau, wie es nun auf der Welt mit Corona weitergehen würde: Bei uns
in Deutschland würde es genauso kommen wie in China zuvor und wie es nun bald
in Italien sein würde. Deutschland hätte „eine Woche Vorsprung“ vor Italien
bezüglich der Ausbreitung der Krankheit, hieß es. Bei uns würden die Schocks
entsprechend eine Woche verzögert einschlagen. Das hörte sich bereits alles
wie ein unabwendbares Schicksal an. Ich verstand nicht ganz, wie man zu dieser
Einschätzung kommen konnte. Man müsste doch erst einmal den Verlauf der
angedachten Katastrophe abwarten, dachte ich. Sicherlich sollte man sich als
Staat vorbereiten wenn man aus dem benachbarten Ausland Meldungen über eine
grassierende Krankheit bekommt. Aber man sollte doch nicht potentiell
schädliche Maßnahmen ergreifen, bevor überhaupt klar war, was geschah. Da
dieser Themenkomplex „Corona“ nun zunehmend mein soziales Umfeld und mein
persönliches Leben beinflusste, sah ich mich nun doch genötigt mich intensiver
mit den verfügbaren Informationen auseinanderzusetzen, als ich es bislang
getan hatte.

Zu diesem Zeitpunkt nahm ich in den Internetkommentaren zur Berichterstattung
über Corona verschiedene, wie so oft meist tief verfeindete, Meinungsgruppen
wahr. Es gab recht viele Nutzer, die die Berichterstattung für übertrieben
hielten und die versuchten auf sachliche Informationen zu drängen. Dann gab
es eine große Gruppe, die großes Ungemach auf die ganze Menschheit zukommen
sah. Wer jetzt die Gefahr des Virus herunterspiele, würde schon noch sehen,
wie dick es komme. Von dieser Gruppe wünschten sich bereits viele ein
radikales und schnelles Durchgreifen, wie in China oder Singapur, wo mit
drastischen Maßnahmen das Virus eingedämmt worden sei, während hier in
Deutschland noch Däumchen gedreht würde. Ein Leser wünschte sich, in
Deutschland gäbe es so viel Vernunft wie in China, wo schon seit Jahren eine
Kultur des Tragens von Atemschutzmasken herrsche. Das sei
verantwortungsbewusst den Mitbürgern gegenüber. Dass China, wo diese Kultur
herrschte, ausgerechnet der Ausgangspunkt dieses „gefährlichen Virus“ war,
schien den Nutzer nicht sonderlich zu irritieren. Ein weiterer Kommentar zog
einen Vergleich mit dem Mittelalter: Wenn ein Burgherr von einer grassierenden
Seuche hörte und sich dies als wahr herausstellte, so ließ er sofort die Burg
verriegeln. So manche Burg sei darauf vorbereitet gewesen gar mehrere Jahre in
diesem Zustand auszuharren, bis die Seuche im Land sich gelegt hatte.

Beim Studium der Artikel und Leserkommentare zum Thema fiel mir ein neuer
Wortschatz auf, der im Begriff war, Einzug in die Sprache zu nehmen. So etwa
der Begriff der „Durchseuchung“, d.h. der Vorgang der massenhaften Infektion
der Bevölkerung mit einem Erreger. Oder auch die „Herdenimmunität“, der
Zustand einer Bevölkerung, in dem bereits so viele Menschen eine Krankheit
durchlebt und sich dadurch immunisiert haben, dass ein Erreger sich nicht mehr
effektiv weiter ausbreiten kann. Diese Fachbegriffe wurden neuerdings wie neue
Alltagswörter herumgereicht und waren Zutaten aller möglichen Theorien,
Vorhersagen und Meinungen. Ein weiteres Wort welches unablässig in der
Berichterstattung zu Corona auftauchte war „neuartig“. Die Familie der
Coronaviren war zwar schon seit Jahrzehnten bekannt. Doch hier sei nun ein
„neuartiges Virus“ unterwegs. Daraus wurde auch schnell die Argumentation
gestrickt, dass sich ein Vergleich des Corona-Virus mit anderen
Viruserkrankungen wie Influenza von selbst verbot. Und wer es dennoch tat,
disqualifizierte sich für jede weitere Auseinandersetzung mit dem Thema.

Zuverlässige Fakten über dieses „Corona-Virus“ schien es derweil noch nicht so
viele zu geben. Es würde sich sehr schnell ausbreiten hieß es. Viele Fälle
würden leicht oder sogar symptomlos verlaufen. Die Krankheit sei jedoch schon
lange bevor sich potentielle Symptome zeigen ansteckend. Gerade ältere
Menschen seien gefährdet und in Italien wären viele Betroffene auf künstliche
Beatmung angewiesen. Von diesen Informationen taugte noch nichts dazu, um mich
in Sorge zu versetzen. Alleine die hysterische Berichterstattung genügte
meiner Meinung nach schon, um normale Zustände in „Nachrichten“ zu verwandeln,
oder um sie zu produzieren, indem Menschen infolge der Berichterstattung ihr
Verhalten änderten.

Mich erinnerte die Beschreibung der Krankheit ein wenig an eine
Keuchhusteninfektion, die ich als junger Mensch einmal durchgemacht hatte.
Auch dieser Erreger ist schon ansteckend, bevor man Symptome hat, und bleibt
auch nach der Gesundung noch ansteckend. Unschön, wie alle Krankheiten, aber
Teil des Lebens. Als ich damals nach drei Wochen schweren Hustens von meinem
Arzt die Diagnose „Keuchhusten“ erhielt, wurde ich gebeten mich in einen
abgesonderten Warteraum zu setzen und mich von anderen Personen fernzuhalten.
Ich hatte seinerzeit das erste Mal von der Erkrankung gehört und lernte
daraufhin, dass man in der DDR die Bevölkerung dagegen geimpft hatte, während
dies in der BRD damals wie heute nicht der Fall war. Erst die Gabe von
Antibiotika befreite mich schließlich von der höchst unangenehmen Erkrankung.
Ein Grund dafür war wohl mein zu dieser Zeit generell schlecht aufgestelltes
Immunsystem. Meine Atemwege waren in der Folge der Erkrankung noch auf Monate
nicht ganz dieselben. Aber am Ende war doch alles gut überstanden und
vergessen.

Im hier und heute wunderte ich mich, wofür man diese Erbsenzählerei einzelner
CoronaInfizierter in den verschiedensten Ländern und Regionen der Welt
betrieb. War das nun nur dem Nachrichtengeschäft geschuldet, oder hatten diese
Daten einen tatsächlichen Wert für die Verantwortlichen bei den Behörden
überall auf der Welt? Der Gedanke, zu versuchen, eine räumliche Ausbreitung
des Virus zu verhindern, erschien mir illusorisch. Es war mir offensichtlich,
dass dieses Virus längst so gut wie den ganzen Planeten erreicht hatte und
sich nicht mehr einfangen lassen würde. Gerade der meist symptomlose oder
milde Verlauf der Krankheit war ja geradezu ein Garant dafür, dass das Virus
unbemerkt seine Reise nach überall hin bereits abgeschlossen hatte, bevor
aufgeregte Medien und Behörden überhaupt mit dem Zählen anfangen und Gebiete
abriegeln konnten.

Immer wieder stolperte ich in Leserkommentaren auf den Namen „Drosten“, bei
dem es sich um einen Virologen an der Berliner Charité handelte. Ich hörte,
dass dieser Herr Drosten seit einiger Zeit durch alle möglichen Massenmedien
gereicht wurde und seine Meinung zu der Corona-Thematik zum Besten gab. Er
schien die Hysterie in den Medien mit seinen Aussagen noch zu befeuern. Er war
also eine Art Bundesvirologe in diesem Land. Ich hatte mich mit diesem
Experten noch nicht weiter auseinandergesetzt, doch war er für mich zu diesem
Zeitpunkt bereits „verbrannt“, denn wer sich so durch die Medien schleifen
ließ, wirkte auf mich notgedrungen nicht mehr unabhängig, sondern stand unter
dem Eindruck der Berichterstattung, von der er selbst ein Teil war. Wie ich
erst später erfahren sollte, hatte Herr Drosten an seinem Institut an der
Berliner Charité auch jenes Testverfahren mitentwickelt, mit dem Menschen auf
Corona-Erreger getestet wurden. Dieses Verfahren wurde von der
Weltgesundheitsorganisation akzeptiert und spülte nun auch Geld in die Kassen
der Berliner Charité, da Millionen dieser Tests auf der ganzen Welt
durchgeführt wurden. Damit war Herr Drosten also tiefer in den „Fall Corona“
verstrickt, als mir zu diesem Zeitpunkt bekannt war. Außerdem war Herr Drosten
auch über zehn Jahre zuvor bereits einmal Protagonist beim Thema
„Schweingegrippe“ gewesen. Seinerzeit herrschte eine wochenlange Impfhysterie,
der man sich anschließen sollte, um dieser gefährlichen Erkrankung zu
entkommen. Die Erkrankung stellte sich rückblickend als nicht besonders
gefährlich heraus. Jedoch hatten Staaten riesige Gelder ausgegeben, um
Impfungen und Medikamente anzuschaffen. Und auch in meiner Firma konnte man
immer noch Aufklärungsplakate und Desinfektionsmittel finden, die von dieser
Zeit herrührten.

Da sich hier eine immer aufregendere „Erzählung“
entwickelte, durfte natürlich ein Widersacher des Experten Drosten nicht
fehlen. Das war ein gewisser Herr Kekulé, der teilweise abweichende Meinungen
veröffentlichte. Scheinbar war er zu dieser Zeit aber in den Massenmedien
schon nicht mehr gefragt. Der Medienapparat hatte sich offenbar bereits für
„seine“ Corona-Interpretation entschieden und selbst leicht abweichende
Darstellungen waren nicht mehr gut gelitten. In einem Internetkommentar zum
Thema stieß ich auf die provokative Frage: „Wo ist Kekulé?“. Wurde er etwa
ermordet, beiseite geschafft, eingekerkert? Mittlerweile schien man mit allem
rechnen zu müssen. Ob Kekulé nun gebraucht wurde, um die Lage zu beruhigen,
oder weiter und schneller zu eskalieren, war mir nicht ganz klar. Und
vermutlich auch dem Kommentator nicht. Ich selbst jedenfalls hatte es bis zu
diesem Zeitpunkt geschafft, noch von keinem dieser beiden Experten einen
Beitrag zu konsumieren und war auch nach den Hinweisen unter den
Internetnutzern nicht erpicht darauf.

Unsichere Urlaubspläne

Unser Sizilienurlaub stand in Kürze bevor. Seit einigen Tagen wurden wir von
meiner Schwiegermutter telefonisch bedrängt, doch diesen unsinnigen Urlaub in
Italien abzusagen. Wir würden in Quarantäne kommen und unsere Arbeitsplätze in
Gefahr bringen. Unablässig versicherten wir ihr, dass dieses Thema doch nur
in den Medien übertrieben wird. Wir wollten uns unseren Ausflug in den
Mittelmeerfrühling nicht davon kaputt machen lassen. Ich spreche auch etwas
Italienisch und unterhielt mich mit den Vermietern der Unterkunft in Sizilien
bereits einige Tage vor dem geplanten Aufenthalt auf elektronischem Wege. Von
ihnen kam zunächst die beruhigende Meldung, dass es vor Ort keine an Corona
Erkrankten gebe und alles gut sei. Gleichzeitig wollten sie jedoch von mir
wissen, ob es denn dort, wo ich lebe „Fälle“ gebe. Offenbar herrschte hier
schon einige Unsicherheit in den Köpfen: Importierte man sich da eine Seuche
mit den Touristen?

Die schlechte Nachricht erreichte mich schon wenige Tage später am neuen
Heimarbeitsplatz: Italien werde jetzt landesweit abgeriegelt. Was hieß das nun
für unseren Urlaubsaufenthalt? Noch hatte ich etwas Hoffnung. Die Italiener
haben ja ein etwas anderes Verhältnis als die Deutschen zu dem, was verordnet
wird und dem, was tatsächlich gelebt wird. Die Ernüchterung erfolgte jedoch
kurz später durch eine Nachricht unserer Gastgeber: „Purtroppo stanotte tutta
Italia è diventata zona rossa“ also ganz Italien war leider über Nacht zur
roten Zone erklärt worden. Auch Italien hatte schon einen eigenen Wortschatz
im Corona-Komplex entwickelt. Dort ging es im Moment um diese roten Zonen, die
von der Lombardei im Norden aus nun tatsächlich entgegen meiner Erwartung in
Windeseile über das ganze Land ausgeweitet worden waren. Innerhalb dieser
Zonen sollte nun kein unnötiger Verkehr mehr stattfinden. Selbst wenn wir noch
mit dem Flieger ankommen könnten, so die Gastgeber, wäre die Rückreise nicht
gesichert. Die Gastgeber nahmen das Thema also sehr wohl ernst. Die Absage des
Flugs durch die Fluggesellschaft erfolgte nur wenige Stunden später.

Hiermit war das Corona-Thema nun endgültig in meinem persönlichen Leben
angekommen. Unser Mittelmeerurlaub wurde davon ruiniert. Da ich insbesondere
das Zusammenstellen von Urlaubsreisen hasse, war dies ein großer Jammer für
mich, so wenige Tage vor dem geplanten Beginn der Reise. Die kostenlose
Stornierung aller Buchungen gelang überraschenderweise zunächst problemlos und
kulant. Hier waren bereits die ersten Anzeichen einer gesellschaftlichen
Veränderung zu bemerken: Geld spielte im Moment nicht mehr die wichtigste
Rolle. Schnell prüfte ich alternative Reiseziele im Mittelmeerraum.

Zu diesem Zweck musste ich in die Leitmedien eintauchen, um die jeweils
tagesaktuellen (man könnte hier besser sagen minutenaktuellen) Informationen
zu bekommen. Ich tat dies, obwohl mir selbst die meisten alternativen Medien
zu diesem Zeitpunkt schon einfach nur noch mit dem Corona-Thema auf den Geist
gingen. Zu meinem Erschrecken musste ich feststellen, dass in allen möglichen
Ländern bereits aufgeregte Maßnahmen beschlossen wurden, so zum Beispiel auch
in Portugal, Spanien oder in Griechenland. Ein paar kleinere Länder wie Malta
oder Montenegro versicherten noch, dass alles unter Kontrolle sei und keine
großen Beschränkungen erlassen werden würden. Insgesamt schien die
Reisesituation in diesen Tagen jedoch schon so unsicher, dass wir uns lieber
auf ein inländisches Alternativreiseziel festlegten. Wenn wir schon nicht ans
warme Mittelmeer fahren konnten, so wollten wir denn wenigstens an unsere
heimische deutsche Nordsee fahren. Die Aussicht auf das nordische Wetter dort
Mitte März fand ich nicht besonders rosig, obwohl ich die Nordsee sonst sehr
mochte. Sehr verärgert unternahm ich die Vorbereitungen, um mich auf das neue
Reiseziel einzurichten. Unsere Wahl fiel auf eine ostfriesische Insel.
Immerhin die Schwiegermutter war nun zufrieden. Gegen ein inländisches
Reiseziel hatte sie nichts einzuwenden.

In diesen letzten Arbeitstagen vor meinem Urlaub entwickelte sich nun ein
internationaler Absagewettbewerb. Alle möglichen und unmöglichen
Veranstaltungen wurden von öffentlichen und privaten Organisationen entweder
verlegt, abgesagt oder „virtualisiert“ d.h. durch reine
Internetveranstaltungen ersetzt. Der Corona-Komplex entwickelte hier eine
große Eigendynamik, die augenscheinlich nichts mehr mit irgendeiner Faktenlage
zu tun hatte. Dem einzelnen Bürger konnte man offenbar nicht mehr zutrauen,
für sich selbst eine Risikoabschätzung zu machen, ob er sich traut, an einer
Veranstaltung teilzunehmen. Für Mitarbeiter, die an Messen und Veranstaltungen
teilnehmen, besteht natürlich keine völlige Freiwilligkeit, doch auf Basis der
mir bislang bekannten Informationen, d.h. dass vor allem alte und vorerkrankte
Menschen gefährdet waren, erschien es mir unwahrscheinlich, dass diese
Risikogruppe übermäßig auf den verschiedenen Veranstaltungen auftreten würde.
Gesellschaft verbreitet immer Krankheiten und wer öfter auf Messen ist, kennt
sicher auch Begriffe wie den „Messeschnupfen“, den man sich als Personal an
einem Messestand oder auch nur als Besucher schnell einmal einfangen kann.
Auch der Fußball wurde in Deutschland zum Opfer: Überall dachte man darüber
nach, ob man der Bevölkerung diesen Massensport noch zutrauen konnte.
Fußballspiele ohne Zuschauer waren im Gespräch oder gar gleich eine Auszeit
für den Fußball überhaupt. Letzteres ist dann tatsächlich eingetreten. Obwohl
ich keinerlei Interesse an Fußball hatte, besorgte mich das nun doch. „Die
Spiele“ sollten pausiert werden? Riskierte die Politik den Volksaufstand?

[Fortsetzung folgt bei Interesse]
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo sheogorath, Fürst des Wahnsinns!

Willkommen in der Lupe. Sind schon Wahnsinnszeiten, in den wir da momentan leben.
Ein jeder könnte da wohl ein Buch drüber schreiben. Bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

Bis dahin lG Otto
 

sheogorath

Mitglied
Die Ausrufung

Endlich erklärte die Weltgesundheitsorganisation ganz offiziell den Zustand
einer Pandemie. In den Internetforen wurde schon lange danach gerufen. Warum
zögerte die WHO noch? Was für ein schmutziges Spiel spielte sie, uns nicht
endlich die offizielle Warnung zu geben, den offiziellen Startschuss für das
Ende der Welt, so schien es mir. Ich fragte mich: Was bedeutete nun so eine
Pandemie? Es handelt sich um eine Epidemie, die die ganze Welt betrifft,
erfuhr ich. Ein Erreger war unterwegs der sich schnell und weltweit
ausbreitete. Aus alternativen Quellen lernte ich, dass diese Definition des
Pandemie-Zustands bei der WHO erst vor einigen Jahren geändert worden war.
Zuvor gab es mehrere Warnstufen für Pandemien von geringer bis hoher
Gefährlichkeit. Insbesondere war ein vielfach schwerer Verlauf der Krankheit
für eine höhere Warnstufe notwendig gewesen. Heutzutage hatte man sozusagen
nur noch einen einfachen Schalter. Pandemie ein oder Pandemie aus.
Gewissermaßen genügte ein weltweit sich ausbreitender Schnupfen auch schon für
die Erklärung einer Pandemie. Das deutsche Robert-Koch-Institut, welches als
Regierungsinstitution gerade eine wichtige Rolle beim Umang mit der Pandemie
spielte, hatte sich sogar besonders anstrengen müssen, um seine eigenen
formalen Kriterien für eine Pandemie so neu einzustellen, dass zwar eine
Pandemie für das Corona-Virus ausgerufen werden konnte, jedoch nicht auch für
das „gewöhnliche“ Influenza-Virus ausgerufen werden musste.

Irgendjemand musste in den Massenmedien den Gedanken gepflanzt haben, dass es
jetzt eine gute Idee sei, Notvorräte in den Haushalten anzulegen, um sich auf
eine mögliche Katastrophenlage vorzubereiten. Dies war die Geburtsstunde der
„Hamsterer“. Es handelte sich dabei um eher verachtenswerte Mitglieder der
Gesellschaft, welche ohne Sinn und Verstand in den Geschäften große Mengen
bestimmter Produkte einkauften und zu Hause horteten. Ich dachte bei mir, dass
hier in letzter Zeit ohnehin nicht mehr sehr viel mit Sinn und Verstand
abzulaufen schien. Wie ich aus meinem Umfeld hörte, betraf dieses Hamstern
zunächst vor allem Nudelpackungen und Trinkwasservorräte. Aber auch
medizinische Artikel wie Desinfektionsflüssigkeiten, Atemschutzmasken und
Einweghandschuhe waren wohl vielfach vergriffen.

Bei dieser Gelegenheit bemerkte gerade der deutsche Staatsapparat, dass er
nicht darauf eingerichtet war, wenigstens sein eigenes Personal mit
Schutzkleidung für Seuchen auszustatten. Der Nachschub wurde ja „ just in
time“ über die globalen Lieferketten sichergestellt und viele Dinge wurden in
diesem Erste-Welt-Land gar nicht mehr hergestellt. Dieser Begriff „globale
Lieferketten“ war auch ein viel strapazierter dieser Tage. Nach wenigstens
drei Jahrzehnten der alternativlosen Globalisierung, die ich selbst miterlebt
hatte, bemerkte man plötzlich allerorten die Nachteile dieser Praxis, als
hätte nie jemand zuvor darüber nachgedacht. Von einem Vertreter der
Wirtschaftsinteressen in Deutschland schnappte ich aus einer Artikeleinleitung
folgendes auf: Selbst wenn die globalen Lieferketten nicht zusammenbrechen
würden: Alleine ein gesäter Zweifel an deren Zuverlässigkeit könnte
katastrophale Auswirkungen auf unser Wirtschaftssystem haben. Das ist ja
beruhigend, wie rational, stabil und in sich selbst ruhend unser
Wirtschaftssystem ist, dachte ich.

Einen Tag vor der Abreise an die Nordsee hatte ich noch einmal meine in Rente
lebenden Eltern bei mir zu Gast. Der Corona-Komplex spielte in unserer
Unterhaltung noch keine besonders große Rolle, außer dass ich von meiner
Mutter hörte, dass Vater nun auch schon hamstert. Hamstern: Das neue Unwort
des Jahres? Dieses Jahr würden wir ein Unwörterbuch brauchen. Unter anderem
habe mein Vater einen Haufen Spaghetti-Packungen eingekauft, damit in den
drohenden düsteren Zeiten immer genug italienische (!) Kost auf den Tisch
kommen konnte. Erst nachdem mich meine Eltern wieder verließen entdeckte ich
ein Corona-Fundstück: In einer Tüte mit einer Flasche Wein und Fressalien
(keine Spaghetti), die sie mir dagelassen hatten, fand ich außerdem eine
Auswahl an Desinfektionsfläschchen bester Qualität. Dann kann das Virus ja
kommen, dachte ich und verstaute die Fläschchen irgendwo, wo ich sie
hoffentlich so bald nicht wiederfinden würde. Vielleicht kamen sie demnächst
als wertvolle Objekte im Tauschhandel in Frage.

Die Reise in den Norden

Immer noch frustriert über die erzwungene Änderung unserer Urlaubspläne, nahm
ich mir vor, die zwei Wochen an der Nordsee wenigstens dazu zu nutzen, um eine
Art meditative Entspannung zu erreichen und wollte in dieser Zeit keinerlei
weitere Medien mehr konsumieren, um Abstand zu der immer noch hysterischer
werdenden Berichterstattung über die „Pandemie“ zu gewinnen. Die Zugfahrt in
den hohen Norden verlief relativ ereignislos. Auffällig war mir nur, dass die
Züge für einen Sonntag angenehm dünn besetzt waren. Zusammen mit ca. 2.000
neuen Gästen an diesem Tag, wie ich später der Presse entnommen habe,
erreichten wir am frühen Abend die Insel mit dem Schiff. Wir hatten
kurzfristig noch eine Ferienwohnung für zwei Wochen auf der Insel buchen
können. Wir schleppten unser Gepäck in das letzte Transportmittel für diesen
Tag, den Bus, um die nette Vermieterin in ihrem Haus zur Schlüsselübergabe zu
treffen.

Das Gespräch mit der Vermieterin war denkwürdig. Sie war deutlich aufgewühlt
durch die Berichterstattung rund um die Pandemie. Sie hatte schon neue
Verhaltensweisen einstudiert: Die Hand würde sie uns lieber nicht mehr geben,
das sei ja nun alles nicht mehr so einfach. Sie begann ein Gespräch über das
Corona-Thema und brachte zum Ausdruck, dass ja jede Stunde etwas neues komme,
man könne sich nicht sicher sein, was noch alles verordnet wird. Eine
Eigenheit die mir schon in den Tagen zuvor an anderen Menschen aufgefallen
war, wurde mir an dieser Stelle wieder bewusst: Verschiedene Ideen waren
bereits in die Köpfe eingepflanzt, die bei mir fehlten. So kam etwa die
Aussage, dass es ja möglich sei, dass bald nur noch eine bestimmte Anzahl
Personen auf das Schiff gelassen werde. Oder dass gar die Inseln „abgeriegelt“
werden würden. Was für mich völlig abwegig klang, war für diese Frau schon
denkbare Wirklichkeit.

Nachdem wir uns im neuen Zuhause einigermaßen eingerichtet hatten, machten wir
unseren ersten Spaziergang zum Strand. Der Genuss des zwar frischen aber doch
wie immer einzigartigen Nordseeklimas ließ mich schnell meinen Frieden mit dem
neuen Reiseziel schließen. Der klare Himmel, die Wellen und die ersten Vögel
die sich hier schon wieder eingefunden hatten. Hier würde ich sicher zwei
Wochen zu mir selbst zurückfinden können, auch wenn es noch keinen grünen
Frühling zu sehen gab. Am Abend genossen wir noch ein üppiges Abendessen in
einem nahe gelegenen Restaurant. Dort war an diesem Abend die Zahl der Gäste
noch denkbar gering, aber man schien sich zu freuen, dass die ersten Gäste der
bald beginnenden Saison eingetroffen waren.

Nach dem ausgiebigen Ausschlafen am nächsten Morgen erwachte ich mit dreierlei
Dingen: einem mir vor die Nase gehaltenen Mobiltelefon meines Lebenspartners
mit einer neuen Corona-Meldung, einer SMS-Nachricht der Vermieterin auf meinem
eigenen Mobiltelefon und einem von ihr unter der Wohnungstüre durchgeschobenen
Ausdruck einer Meldung der Stadtverwaltung der Insel. Die Ministerpräsidenten
von SchleswigHolstein und Niedersachsen hatten sich am vorherigen Abend
darauft verständigt, mit sofortiger Wirkung die nächste Stufe der
Maßnahmentreppe zu erklimmen. Nur noch Geschäfte des täglichen Bedarfs durften
geöffnet haben. Restaurants und Cafés durften nur noch bis 18 Uhr geöffnet
sein und mussten einen hinreichenden Abstand zwischen den Gästen gewährleisten
können. Keine Besucher durften mehr auf die Nordseeinseln gelangen. Alle, die
sich bereits auf den Nordseeinseln befanden und dort nicht ihren ersten
Wohnsitz hatten, wurden „gebeten“ die Inseln zu verlassen.

Wir waren offenbar mit dem letzten „unbeschränkten“ Schiff am Vorabend auf die
Insel gelangt. Nun wurden wir freundlich hinausgebeten. Was hatte man sich nun
darunter vorzustellen? Unser erstes Frühstück des Aufenthalts war
dementsprechend wenig entspannend. Wir beschlossen weitere Informationen
abzuwarten und versuchten uns trotz allem einen schönen Tag auf der Insel zu
machen. Es herrschte das beste Sonnenwetter und es schien, als ließen sich die
anderen Gäste auf der Insel nicht besonders von den neuen Verordnungen
beeindrucken zu lassen.

Auf der Suche nach konkreten Informationen über unseren Aufenthaltsstatus auf
der Insel kam nur Chaos ans Licht. Es gebe noch keine rechtsgültige Anordnung
der Landesregierung, hieß es von der Stadtverwaltung. In Schleswig-Holstein
würden bereits Polizisten die Personen kontrollieren, die Schiffe besteigen.
In Niedersachsen wäre dies noch nicht der Fall. Die Aussage des örtlichen
Bürgermeisters war eher noch zurückhaltend: Es müsse der Landesregierung
bewusst sein, dass dies eine wirtschaftliche Katastrophe für die Insel
bedeute. Aber man würde sich fügen. Den Gästen, die sich bereits hier
befänden, könne man derzeit keine Aussage darüber geben, wie lange sie noch
bleiben dürfen. Er müsse aber auch darauf hinweisen, dass man nicht wisse, ob
denn die Züge überhaupt noch fahren würden. Da war es wieder: Der Gedanke war
schon angelegt.

Nervös kontrollierten wir nun regelmäßig den Fahrplan der Deutschen Bahn. Die
DB präsentierte auf ihrer Startseite auch gleich eine Mitteillung des
Bahnchefs: „Die Lebensadern des Landes bleiben in Betrieb!“. Jetzt rechnete
ich wirklich nur noch mit wenigen Tagen Bahnbetrieb. Offenbar war es ernst.
Wir überlegten, ob wir nicht bleiben und auf dem Festland im Notfall einen
Mietwagen ergattern könnten, mit dem wir die Heimat wieder erreichen können
würden. Die Bahn hatte immerhin mittlerweile ein kundenfreundliches
Ausnahmeverfahren eingeführt, welches es ermöglichte auch Fahrkarten mit
Zugbindung flexibel einzusetzen oder das Geld zurückzuerhalten.

Wir beschlossen vorerst noch zwei weitere Tage auf der Insel zu bleiben. Wir
liehen uns sogar noch ein paar Fahrräder, um die Insel zu erkunden. Der
Betreiber des Fahrradverleihs schien weder überrascht zu sein, uns zu sehen,
noch kurz vor seinem Ableben durch eine Atemwegserkrankung zu stehen. Im
Radio, welches an der Verleihtheke spielte, hörte ich nebenbei ein Interview
mit einer Corona-positiv getesteten Frau, die nun zwei Wochen in Quarantäne
leben musste: „Wie geht es Ihnen?“ „Mir geht es gut!“, sagte die Betroffene
lebensfroh.

Innerhalb von zwei Tagen schafften wir es immerhin einen Überblick über die
Insel zu bekommen. Schon ab dem zweiten Tag wurden es jedoch merklich weniger
Gäste, auf die wir trafen. Die meisten Geschäfte waren bereits geschlossen,
ein Abendessen nach 18 Uhr war nicht mehr möglich, die Cafés waren zwar
teilweise noch geöffnet, jedoch verwaist. Wir waren hin- und hergerissen
zwischen der Idee, wenigstens bis zum Wochenende zu bleiben und uns
durchzuschlagen so gut es eben ging, oder doch gleich am nächsten Tag nach
Hause zu fahren. Letztlich entschieden wir uns für die zügige Abreise. So
schön es auf der Insel auch war, wir konnten in dieser Ungewissheit, ob wir
vielleicht bald auf der Insel oder an der Küste festsitzen würden, keine
richtige Entspannung mehr finden.

War das nun der Zusammenbruch? Den hatte ich mir immer anders vorgestellt. Die
große Finanz- und Währungskrise über Nacht. Kein Bargeld mehr am Automaten.
Das aufgeschreckte Volk ratlos und chaotisch in den Straßen. Oder der Krieg,
die Atomwaffen, die nur noch von Computerprogrammen gesteuert in ihre Ziele
fliegen und den Tod, Zerstörung und Leid bringen. Aber was war dieses hier? Es
klaffte eine Lücke zwischen der berichteten Gefahr und der tatsächlich
sichtbaren Welt. Wir machten einen letzten Strandpaziergang. Die Natur außer
uns Menschen schien völlig unbeeindruckt. Die Vögel trippelten im Rhythmus der
Wellen und des Windes am Strand und gingen ihrem Treiben nach.

Im noch geöffneten Supermarkt auf der Insel fiel mir nun auch außerhalb des
Internets eine neue Sprachkultur auf. Das Wort Corona war natürlich schon
lange in aller Munde. Nun sagte man sich aber zur Verabschiedung vielfach
nicht mehr „Tschüss“, sondern „Bleib gesund!“. „Werde wieder gesund“ hätte
nicht viel Sinn ergeben, da die meisten gesund waren, soweit man es ihnen
ansehen konnte.

Mittlerweile stellte man sich unter meinen Mitmenschen und in Artikeln der
Massenmedien die neueste Frage: „Wann kommt die Ausgangssperre?“ Auch in
diesem Punkt waren die Gedanken längst vorbereitet. Man wartete nur noch auf
die Ausführung durch die Obrigkeit. Ausgangssperre? War das nicht etwas, das
nur zu Kriegszeiten und unter Militärherrschaft stattfand? Jetzt konnte
offenbar die Rettung vor Corona nur noch gelingen, indem jeder zu Hause
festgesetzt wurde. Zwang war ohnehin gerade groß in Mode. So wie in
„Zwangsimpfung“. In Dänemark wurde gerade der rechtliche Weg dafür frei
gemacht, um bei Verfügbarkeit eines Impfstoffes die ganze Bevölkerung notfalls
auch gegen ihren Willen zu „retten“.

Mein Freund Bernhard war in dieser Zeit fast der einzige Mensch aus meinem
sozialen Umfeld mit dem ich offene Worte zu den Vorgängen im Lande austauschen
konnte. Wir berichteten uns ausführlich über unsere Erlebnisse in diesen
Tagen. Wir beschlossen zu versuchen, uns der allgegenwärtigen und von uns
nurmehr noch als Propaganda wahrgenommenen Berichterstattung ein Stück weit zu
entziehen, indem wir alternative Begriffe einführten, die in unseren Köpfen
nicht die Verknüpfungen auslösten, die in den Massenmedien damit transportiert
wurden.

Als erste Hilfe entschlossen wir uns, uns auf die Anfangsbuchstaben der
belastenden Begriffe zu beschränken. C für Corona. AS für die Ausgangssperre.
ZI für die Zwangsimpfung. Alternativ vereinbarten wir vom Kronenvirus (Corona
kommt aus dem lateinischen und steht für Krone) oder davon abgeleitet von der
Königsgrippe zu sprechen. Und für die bereits umtriebig gewordene Redewendung
„bleib gesund“ führte ich den Gegenentwurf „bleib bei Verstand“ ein. In diesem
Sinne will ich diese Begriffe auch für den Rest dieses Berichts verwenden, um
auch Ihnen werter Leser eine verdiente Pause bezüglich dieser
Begrifflichkeiten zu verschaffen.

Am Tag der Abreise von der Insel trafen wir ein letztes Mal auf die
Vermieterin unserer Ferienwohnung. Auch hier herrschte Kulanz: Die nicht in
Anspruch genommenen Übernachtungen versprach sie uns unkompliziert
zurückzuerstatten. Ich nahm bei ihr ein kurzes Aufflackern eines inneren
Konflikts wahr, den ich in den kommenden Tagen öfter bei meinen Mitmenschen
beobachten sollte. Auch sie konnte die Berichterstattung nicht mit der eigenen
erlebten Wirklichkeit in Einklang bringen. Mit einer Geste wies sie auf die
umliegende Häusersiedlung und sagte: „Es ist schon komisch. Es ist ja noch
alles da!“. Doch schnell schaltete sie wieder zurück in die Welt der
Informationswut: Wie viele Infizierte es über den ganzen Globus verteilt gebe,
was da noch alles auf uns zukommen könnte, der große Stillstand allen
öffentlichen Lebens. Fast wie eine Gabe Gottes schien diese Abriegelung auf
die Insel herabgefallen zu sein. Manchmal glaubte ich einen unterbewussten
massenhaften Wunsch der Menschen zu spüren, jetzt endlich einmal mit aller
Gewalt die nationale Notbremse zu ziehen. Wollten sie etwa das „Ende der
Megamaschine?
"

Heimkehr in ein Katastrophengebiet

Ich war gespannt, ob mir das Land auf der Heimreise in einem veränderten
Zustand begegnen würde. Gerade einmal zwei vollständige Tage konnten wir auf
der Insel verweilen. Am Abreisetag zeigte sich das Nordseewetter von seiner
schmuddeligen Seite: nasskalt und grau. In der Wartehalle am Hafen fand sich
nur noch eine kleinere Gruppe Gäste von etwa fünfzig Personen ein, die meisten
davon im Rentenalter. Die Verkehrsmittel waren alle noch zuverlässig, jedoch
noch leerer als auf der Herfahrt zuvor. Im Regionalexpress tauchte überhaupt
kein Personal mehr auf. Im ICE durften Fahrkarten vom Bahnpersonal nun nicht
mehr in die Hand genommen werden. Die diversen Elektronikgeräte erledigten die
Prüfung jedoch auch auf größere Entfernung. Dabei fiel mir als
Fahrkarteninhaber die peinlich berührende Rolle zu, die Fahrkarte so
vorzuzeigen, dass das Einlesen dem Zugbegleiter möglich wurde, ohne dass ich
ihn jedoch dem Risiko aussetzte, sich bei mir an einer tödlichen Krankheit
anzustecken. Das Bordrestaurant war geschlossen, Getränke wurden keine mehr
verteilt. So fand sich die Bordmannschaft des Zuges mangels ausreichender
Arbeit schließlich selbst im Bordrestaurant ein und machte es sich dort
bequem.

In Hamburg stieg ein älteres Ehepaar in unser Abteil zu und setzte sich uns
schräg gegenüber. Der Frau schien es auch nicht ganz mit rechten Dingen
zuzugehen. „Das war komisch vorhin im Hotel“, hörte ich. Offenbar handelte es
sich auch um vertriebene Urlauber. Der Mann blickte immer wieder einmal zu
uns, als wollte er ein Gespräch anknüpfen, doch es kam nicht dazu. Ich
spekulierte schon, ob es sich um einen Kritiker oder wenigstens Zweifler an
den aktuellen Vorgängen handeln könnte. Bislang schien ich einer der wenigen
zu sein, die dies alles skeptisch beäugten und es störte mich, dass die
meisten Mitmenschen das unkritisch mit sich geschehen ließen, mit einer
Schicksalsergebenheit, als handelte es sich um ein Wetterphänomen und nicht um
menschliche Entscheidungen. Doch die Ernüchterung kam, als das Ehepaar einen
kleinen Imbiss zu sich nahm. Auf das vorsichtigste wurde die Nahrung von
ihnen nur an Papierwickeln angefasst. Am Ende zückte der Mann aus seiner
Hemdtasche eines jener Fläschchen mit Desinfektionsflüssigkeit, wie sie mir
mein Vater einige Tage zuvor noch als kommentarloses Präsent mitgebracht
hatte. Der Mann nutzte es, um sich gemeinsam mit seiner Gattin die Hände
gründlich zu säubern. Wenn sie die Keime nicht schon mit dem Essen zu sich
genommen hatten, so konnten sie ja jetzt immer noch an ihren Händen haften.
Das Desinfektionsfläschchen in den Hemdtaschen von Rentnern schien nun zu
einem festen Bild in der Öffentlichkeit zu werden. Es stellte sich mir
mittlerweile fast wie eine Erkennungsmarke dar: „Ich bin dabei!“.

Ein Blick auf die neuesten Verlautbarungen der Stadtverwaltung der Insel, die
wir gerade verlassen hatten, zeigte, dass die Tonlage sich mittlerweile
geändert hatte. Während zuvor noch eine Kritik an den Anordnungen der
Landesregierung mitgeschwungen war, wurden nun die noch auf der Insel
befindlichen Gäste kritisiert. Einige Gäste hätten noch nicht den Ernst der
Lage verstanden, hieß es, und manche Gastgeber würden gemeinsame Sache mit
ihnen machen. Es wurde ein Stichtag verkündet, zu dem die letzten Gäste die
Insel zu verlassen hatten. Doch dieser wurde mittlerweile schon zwei
Kalendertage nach Vorne verlegt. Entweder herrschte in der Verwaltung
weiterhin Chaos, oder die Gäste sollten absichtlich entnervt werden angesichts
dieser unzuverlässigen Informationen. Weiterhin hieß es, dass die Insel der
schlechteste Ort sei, um sich die Königsgrippe einzufangen. Es gebe bereits
zwei bestätigte Fälle auf der Insel. Ich fragte mich, wie es diesen beiden
Fällen wohl ergehen mochte. Ich erinnerte mich an das Radio-Interview, welches
ich einige Tage zuvor aufgeschnappt hatte. Wahrscheinlich ging es ihnen gut,
vermutete ich.

Es war mir nicht erklärlich, weshalb man die Menschen drängelte, die Insel zu
verlassen. Die meisten von ihnen waren höchstwahrscheinlich nur zu einem
Urlaub von einer oder zwei Wochen angereist. Das „Problem“ hätte sich über
kurz oder lang von selbst erledigt. Doch es ging auch um die Bewohner mit
Zweitwohnsitz auf den Inseln. Ein solcher sollte in Zeiten von C nicht mehr
ausreichen, um seine Anwesenheit zu rechtfertigen. In Schleswig-Holstein hatte
der dortige Gesundheitsminister diese Gruppe Menschen offenbar als besonderes
Feindbild entdeckt und drohte: Wenn die Menschen mit Zweitwohnsitz nicht
freiwillig die nordfriesischen Inseln verlassen würden, würde man Mittel und
Wege finden, sie dazu zu bringen. Mein Mitleid hielt sich in Grenzen, doch
schien mir die politische Beschäftigung mit dem Thema wie eine unnötige
Energieverschwendung. Um wie viele Menschen mochte es sich hier handeln? Wer
sich einen Zweitwohnsitz auf einer deutschen Nordseeinsel leisten konnte,
musste schon das nötige Kleingeld haben. Und würden diese Menschen gerade
diese chaotischen Tage auf einer Nordseeinsel verbringen? Und wenn ja, was
bedeutete das für die erklärte Pandemie? Solche Einordnungen waren nicht im
Angebot von Politik und Leitmedien. Mir schien es, als ginge es gerade einfach
nur ums Prinzip. Der Staat wollte seine Macht ausüben und einen Druck
aufbauen, ohne sich erklären zu müssen.

Von diesen Details abgesehen sah die Republik nicht viel anders aus als Monate
zuvor. Es gab keine schluchzenden Menschen auf den Straßen, keine
Leichenberge und auch sonst keine offensichtlich schwer kranken Menschen.
Lange Schlangen von Menschen, die auf ärztliche Betreuung warteten waren weder
zu sehen, noch war von ihnen zu hören. Noch niemand war unvorhergesehen vor
meinen Augen tot umgefallen. Das „Kleine-WeltPhänomen“ geht davon aus, dass
jeder jeden anderen Menschen auf der Welt über sechs Ecken kennt. Wie
zutreffend diese Ansicht ist, sei dahingestellt. Doch jeder hat sicher schon
einmal die Erfahrung gemacht, wie schnell Neuigkeiten sich über große Strecken
verbreiten können. Doch noch von keinem einzigen Mitmenschen hatte ich von
einem schwer Erkrankten oder gar einem unerwarteten Todesfall aus dem
persönlichen Umfeld gehört. Nur in den Medien schienen diese Fälle
vorzukommen. Und dort vor allem im Ausland. In meiner Familie war es
ausgerechnet mein Bruder, der mir sonst in vielen Eigenschaften
entgegengesetzt ist, der in familiärer Runde, ganz ohne große Analysen,
einfach ausrief: „Aber das spürt man doch, wenn man rausgeht, dass da nichts
ist!’".

Doch die Katastrophe musste irgendwo sein! Immerhin wurde in meiner Heimat
Bayern an jenem historischen Montag, an welchem die deutschen Nordseeinseln
geschlossen wurden, der Katastrophenfall ausgerufen. Was das bedeutete, konnte
ich in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung nachlesen: Der Freistaat Bayern
konnte mir nun einfach so mein Eigentum wegnehmen oder mich zur Zwangsarbeit
verpflichten. Dabei war er jedoch nicht mehr in der Lage die Unversehrtheit
meiner Person zu garantieren. Ein Rückfall in düstere Zeiten. Ich überlegte,
ob ich irgendetwas besaß, das dem Staat helfen könnte, die Pandemie besser zu
bekämpfen. Oder ob meine Ausbildung nützlich sein könnte. Vielleicht würde
ich mir mit der Preisgabe der Desinfektionsfläschchen, die ich zu Hause
deponiert hatte, einen Vorteil verschaffen können. Die Unversehrtheit meiner
Person? War damit gemeint, dass der Staat nicht in der Lage war, mich vor dem
Virus zu beschützen? Oder hatte er da noch andere Dinge im Sinn? Staaten
hatten ja zuweilen ein Händchen dafür, zusätzlichen Schaden anzurichten.
Vielleicht verdeutlichte sich gerade auch nur das, was genau Angela Merkel
damals meinte, als sie noch vor ihrem Schwung auf den Kanzlersessel zum 60.
Geburtstag der CDU mitteilte: „Deutschland hat keinen Rechtsanspruch auf
Demokratie und soziale Marktwirtschaft für alle Ewigkeit“.

Trotz Katastrophe kehrten wir ohne Zwischenfälle, aber erschöpft, nach Hause
zurück. Innerhalb von vier Tagen hatten wir fast das ganze Land einmal der
Länge nach durchkreuzt und waren wieder zurück. Durchkreuzt waren aber vor
allem auch unsere Urlaubspläne. Während dieser Tage wurde in den Medien der
zentrale Plot der PandemieErzählung verkündet. Mit markiger Stimme und
unterstützt von beeindruckenden Computergrafiken, wurde einem etwa in der
Tagesschau erklärt, dass das Kronenvirus nun nicht mehr aufzuhalten sei. Das
einzige, dass die Gesellschaft nun noch tun könne sei, die Folgen zu
minimieren. Deshalb müsse nun die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Erkrankung
reduziert werden. 80 Prozent der Betroffenen würden die Erkrankung gar nicht
bemerken oder nur leichte Beschwerden erfahren. 15 Prozent würden ärztliche
Betreuung benötigen. Und fünf Prozent gar eine intensivmedizinische Betreuung
im Krankenhaus notwendig haben. Diese letztere Gruppe würde über eine Million
Menschen in Deutschland ausmachen. Würde man dem Kronenvirus erlauben sich
ungehindert auszubreiten, würde das Gesundheitssystem zusammenbrechen und
diese Million Menschen wäre größtenteils sich selbst überlassen und würde
sterben müssen.

Maßnahmenlotterie

Um die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Erkrankung zu verringern, müssten nun
soziale Kontakte reduziert werden und jeder sollte so viel wie möglich zu
Hause bleiben. Nur so könne sichergestellt werden, dass die 80 Prozent der
Menschen, die sich nicht richtig krank fühlten, oder die Menschen, bei denen
die Krankheit noch nicht ausgebrochen war, aber schon ansteckend, nicht jene
20 Prozent der Menschen erreichte, die schwere Krankheitsfolgen entwickeln
würden. Man setzte vorerst auf die Einsicht in der Bevölkerung und wollte
keinen Zwang anwenden. Doch weiterhin fragte man sich auf allen Kanälen: Wann
kommt die AS? Der bayerische Ministerpräsident, der während seiner langen
politischen Karriere seine Fähigkeiten vor allem in der Faschingszeit
erfolgreich unter Beweis gestellt hatte, hatte in letzter Zeit auch über die
Grenzen Bayerns hinaus viel zum Thema mitzuteilen. So erklärte er, dass die AS
nicht kommen würde, wie verschiedene Zeitungen verlautbarten.

Während das Volk gespannt den Politikern jedes Wort von den Lippen abzulesen
schien, beschäftigte ich mich in diesen nun ins Wasser gefallenen Urlaubstagen
näher mit den Entwicklungen in meiner Firma. An meinem letzten Arbeitstag
wurde von der obersten Leitungsebene noch verkündet, dass nun jeder
Mitarbeiter die „Erlaubnis“ habe von zu Hause zu arbeiten. Einen Werktag
später wurde daraus eine „Verpflichtung“: Jeder habe nun von zu Hause zu
arbeiten. Das Büro sei ab sofort in einem „eingeschränkten“ Zustand und wer es
zum Arbeiten betreten wollte, musste sich die ausdrückliche Erlaubnis vom
direkten Vorgesetzten und der Personalabteilung einholen.

Dass der Staat Bayern in der Kronenvirus-Katastrophe nicht mehr beabsichtigte,
sich an die üblichen Regeln zu halten, wurde mir ja schon mitgeteilt. Doch
auch die sonstigen rechtlichen und vertraglichen Bestimmungen, die unser
Zusammenleben regelten, schienen gerade erheblich an Bedeutung zu verlieren.
„Angestellte dürfen ihren Arbeitsplatz nicht mehr betreten“. Vor kurzer Zeit
hätte so eine Meldung noch zu hochgezogenen Augenbrauen geführt. Heute schien
es ein völlig schlüssiger Vorgang zu sein. Ich hatte nichts dagegen
einzuwenden, dass den Mitarbeitern großzügige Möglichkeiten eingeräumt wurden,
sich von anderen Menschen fernzuhalten, wenn sie das für notwendig hielten.
Doch hätte ich diese Entscheidung gerne doch selbst getroffen. Aufgrund meiner
bereits gesammelten schlechten Erfahrungen mit dem dauerhaften Arbeiten von zu
Hause aus, beschloss ich sogleich mir die ausdrückliche Erlaubnis einzuholen,
mein Büro auf normale Weise nutzen zu können. Ich hatte einen großen Drang
nach Gewöhnlichkeit in diesen Tagen, in denen meine Mitmenschen, aus mir immer
noch nicht schlüssig nachvollziehbaren Gründen, alles auf den Kopf stellten.

Daher kontaktierte ich per E-Mail die zuständigen Stellen in meiner Firma mit
dem Ansinnen, dass ich gerne nach dem Ende meines Urlaubs entsprechend meines
Arbeitsvertrags auf die übliche Art und Weise mein Büro nutzen würde. Neben
dem rechtlichen Aspekt führte ich dabei auch gesundheitliche und
organisatorische Gründe an. Bekannte und Freunde, die nicht die Möglichkeit
hatten von zu Hause zu arbeiten, beneideten mich sonst immer für diesen
Freiraum und wünschten sich das Gleiche. Doch für mich war es ein
zweifelhafter Gewinn. „Zu Hause versauern“ bekommt einen ganz neuen Anklang,
wenn der Arbeitsweg vom Frühstückstisch zum Arbeitstisch nur aus drei Metern
Entfernung besteht. Anzahl der sozialen Kontakte bis zum späten Nachmittag:
Null. Abgesehen von elektronischen Nachrichten und vielleicht einer einmal
eingeschobenen Videokonferenz. Das war nicht das, was ich mir unter Arbeiten
auf Dauer vorstellte.

Auf meine Anfrage hin erhielt ich bald einen Anruf von einer Art neu ernannten
„Pandemie-Managers“ aus der Personalabteilung, der mit mir persönlich mein
Anliegen besprechen wollte. Auf das Kommende war ich nur bedingt gefasst: Die
Firma würde alles unternehmen, um mein Arbeiten von zu Hause aus zu
ermöglichen. Ich könne meine technische Austattung aus dem Büro mitnehmen und
ein eigens eingerichteter Transportdienst würde mir selbst meinen Bürostuhl
und meinen Schreibtisch in meine eigenen vier Wände transportieren, wenn es
notwendig sei. Mein Gesprächspartner wiederum war nicht darauf gefasst, dass
ich auf die Erfüllung meines Arbeitsvertrages pochte. Ich äußerte unter
anderem, dass ich die Vorschläge als völlig unverhältnismäßig empfand. „Du
willst ganz normal ins Büro gehen?! Du weißt aber schon, was jetzt hier los
ist? Ich rechne spätestens bis Montag mit der AS“ (Abkürzungen durch den
Autor).

Diese Rechnung war ein weiteres Phänomen, welches man nun beobachten konnte:
Die Menschen betrieben eine Art informelles Lotto-/Toto-Wettspiel zu Fragen
wie: „Wann kommt die AS?“ Der Trend ging hier scheinbar zu: je früher desto
besser und desto wahrscheinlicher. Oder: „Wie lange geht das alles noch so
weiter?“ Hier ging der Trend zu längeren Zeiträumen. Ein langes Leid witterten
viele Mitmenschen und in manchen Medienartikeln orakelte man schon Anfang
März, dass man auch schon mal für das Jahr 2021 alle Sportereignisse absagen
sollte. Ein neues Zeitalter brach an!

Beim örtlichen „Pandemie-Koordinator“ meiner Firma konnte ich mich jedoch mit
meinem schnöden Pochen auf Recht, Gesundheit und Verhältnismäßigkeit
durchsetzen. Ich erhielt die Genehmigung meinen Arbeitsplatz ganz normal
aufzusuchen. Dafür musste ich das mündliche Versprechen abgeben, dass ich
keine öffentlichen Verkehrsmittel, sondern wie immer mein Fahrrad nutze, um
das Büro zu erreichen. Außerdem sollte ich vom restlichen Personal Abstand
halten. Ich ließ es erst einmal dabei bewenden und war schon gespannt, wie
mein erster Arbeitstag nach dem Urlaub wohl aussehen würde. Eine klare
Bestätigung, dass es mein gutes Recht ist, den Arbeitsplatz aufzusuchen, wurde
mir nicht gegeben. Offenbar wollte man keinen Präzedenzfall schaffen.

In einem Artikel in einem Leitmedium las ich gar über eine neue
Zwei-Klassen-Gesellschaft, die sich gerade auftue. Die privilegierte Klasse
sei jene, die Tätigkeiten ausübt, die von zu Hause aus wahrgenommen werden
können. Während die andere Klasse der tödlichen Gesundheitsgefahr unter freiem
Himmel oder in Betriebsgebäuden schutzlos ausgeliefert war. Was war ich nur
für ein Mensch, dass ich freiwillig auf dieses Privileg verzichtete, fragte
ich mich. Offenbar war meine Risikoneigung höher, als ich immer gedacht hatte
und diejenigen, die mich immer als Langweiler betrachteten, lagen falsch!

In der Folge der Kronenvirus-Katastrophe in Bayern wurde vom
Faschingsministerpräsidenten, ähnlich wie in anderen Bundesländern, eine
Einschränkung der öffentlichen Geschäfte verordnet. Der Verzehr von Speisen in
Restaurants und anderen Lokalen war nicht mehr erlaubt. Ein Mindestabstand
zwischen Personen musste eingehalten werden. Geschäfte, die nicht dem
täglichen Bedarf dienten, mussten geschlossen bleiben. Es zeigte sich bald,
dass die größten Umwälzungen, abgesehen von leeren öffentlichen
Verkehrsmitteln, in den Supermärkten stattfanden. Das Phänomen des Hamsterns
hatte innerhalb einer Woche eine Schneise in gewisse Supermarktregale
gerissen. Es fehlten Spaghetti, Dosentomaten, Mehl und: Toilettenpapier.
Letzteres sorgte mittlerweile für eine große Welle des Humors auf den
Endgeräten der Bundesbürger. Oberflächlicher und unverfänglicher Klohumor war
nun ein sicherer Fluchtpunkt in den man sich retten konnte, wenn alle anderen
Themen schnell zu inneren oder äußeren Konflikten führen konnten.

Und tatsächlich: in den Tagen nach unserer Heimkehr wehte ein Hauch von
Apokalypse in den Geschäften. Es war im größeren Umkreis unseres Wohnortes
keinerlei Toilettenpapier mehr zu bekommen. Die Kunden wanderten etwas ziellos
und misstrauisch durch die Reihen. Aus nicht ganz klaren Gründen war auch
manche Bäckertheke plötzlich schon zur Mittagszeit geschlossen, da es nichts
mehr zu verkaufen gab. Doch der Markt regelt das: Angebot und Nachfrage,
Just-in-time-Lieferungen ... doch ... nichts. Offenbar dauerte das Regeln
diesmal etwas länger. Vor etwa einem Jahr wurde der venezolanischen Regierung
vorgeworfen, die eigene Bevölkerung nicht versorgen zu können, was mit Bildern
von leeren Supermarktregalen belegt wurde. Das war zu einer Zeit, in der der
venezolanische Präsident Maduro unbedingt gestürzt werden sollte. Im Falle
Venezuelas lag es an der vorgeblichen Misswirtschaft der sozialistischen
Regierung. Unsere eigene Mangelversorgung in diesen Tagen hatte ihre Ursache
jedoch in einer Naturkatastrophe, die das bundesdeutsche Regime nicht in den
Griff bekam. Ich erahnte zukünftige Dokumentationen über diese Tage, die das
Tieferliegende übersehen, aber sich belustigen würden über die Toilettenkrise
in Zeiten von C. Ich dachte dabei an ähnliche Dokumentationen über
Mangelerscheinungen in der DDR, die ich einst gesehen habe.

Ohne Restaurants auszukommen, fiel uns zum Glück nicht so schwer. Kochen ist
uns alles andere als fremd. Doch unter der Herrschaft der Hamsterer fehlten
nicht nur Toilettenpapier und Spaghetti. Ein bislang noch blinder Fleck in den
digitalen Diskussionsgruppen und sozialen Netzwerken war mir schnell
aufgefallen: Nirgends bekam man mehr Hefe. Weder frisch noch getrocknet. Eine
leckere Pizza zu backen stellte sich so als eine komplexere Aufgabe als sonst
dar. Der Blick in den Bioladen zeigte weiterhin: die deutschen hamsterten
sortenrein. Abweichungen vom bekannten Speiseplan taten sie sich auch im
Katastrophenfall lieber nicht an. So waren nur die klassischen Weizenspaghetti
vergriffen. Vollkornspaghetti sowie die meisten anders geformten Pastasorten
waren noch gut zu bekommen. Die Haferflocken waren stark ausgedünnt, doch
andere kaum zu unterscheidende Flocken wie etwa Emmerflocken waren noch in
Hülle und Fülle da. Nur die gestückelten Dosentomaten fehlten, die
unversehrten hingegen konnte man noch erhalten. Lediglich das Toilettenpapier
schien ein echtes Trauma dieser Nation zu sein. In dieser Sparte fehlte
alles, was auch nur irgendwie einem Toilettenpapier ähnlich war. Die Kosten
schienen hier auch keine Rolle mehr zu spielen. War dies das endgültige Ende
des Homo Oeconomicus?

Ich machte es mir zu einem kleinen Spass, die unterschiedlichen Aushänge vor
den Geschäften und Einrichtungen zu studieren, die die Schließung oder die
neue Betriebsart der Einrichtung erläuterten. Dabei zeigte sich, dass die
deutsche Sprache in diesem Bereich nur ein ziemlich begrenztes Angebot an
Formulierungen zur Verfügung hatte: „Wegen der aktuellen Situation, ...“,
„Wegen der aktuellen Lage ...“, „Wegen C“, „In den aktuellen Umständen ...“
waren die fast ausschießlichen Texte, die hier zu lesen waren. Während die
Menschen voneinander Abstand halten sollten, war es mir auffällig, dass es
einen mangelnden psychischen Abstand der Menschen zu den Vorgängen zu geben
schien. Oftmals wurde noch ein unvermeidliches „Bleiben Sie gesund!“ oder so
etwas wie „Gemeinsam schaffen wir das!“ oder „Gemeinsam sind wir stark!“ mit
eingebaut. An einem ländlichen Gasthaus fand ich gar einen Aushang, der schon
einige Tage vor den sich überschlagenden staatlichen Maßnahmen gemacht wurde
und der erklärte, dass in diesen Zeiten jeder für sich eine Entscheidung zu
treffen habe und deshalb das Gasthaus ab sofort geschlossen bleibe. Nach der
Lektüre einiger Dutzend solcher Aushänge sehnte ich mich geradezu nach einer
Portion guten alten „Behördendeutschs“. Doch nur ein einziges Mal fand ich an
einem Geschäft die ganz sachliche Erklärung: „Wegen behördlicher Verbote bis
auf weiteres geschlossen“. Erst Wochen später sollte ich eine Tafel vor einer
Bar finden, die die Sache auf den Punkt brachte: „Geschlossen weil Söder“.

In einer Fernsehansprache wandte sich die neue Gesundheitskanzlerin Merkel an
das Volk und gab mütterliche Anweisungen für das Leben im Zeitalter der
Pandemie. Die Menschen müssten nun endlich verstehen, wie wichtig es sei,
sich zu züchtigen und gesellschaftliche Aktivitäten zu reduzieren. Wenn das
Volk nicht bald von selbst Vernunft annähme, würden Zwangsmaßnahmen durch
Vater Staat erfolgen. Wie misst die Politik eigentlich den Grad der Vernunft
in der Bevölkerung, fragte ich mich. Offenbar hatten die Agenten der
Bundesregierung aus dem ganzen Land Bericht erstattet, dass das Volk nicht
gehorsam war. Das Kind in mir, welches sich von dieser Rede angesprochen
fühlte, dachte sich: Entweder bin ich sofort folgsam und es ist sofort
langweilig oder ich mache mir noch einmal ein paar Tage einen Spass und werde
erst dann gezwungen. Na warum nicht noch einmal einen drauf machen?

Am Ende dieser ersten Urlaubswoche, die wenig entspannend war, war es nun
endlich so weit. Ein größerer Teil der Toto-Tippgemeinschaft in Bayern hatte
wohl gewonnen, der Samstag war es geworden, die AS wurde verkündet! Als ich
davon aus einer E-Mail von meinem Freund Bernhard erfuhr, der die Leitmedien
im Gegensatz zu mir mutig minutiös weiter verfolgte, wurde mir doch etwas
mulmig zu Mute. War da draußen schon Krieg? Patroullierten schon die
Polizisten und Soldaten, um mich am Verlassen des Hauses zu hindern? Nein
alles war halb so schlimm. Es war nur eine Ausgangsbeschränkung (AB) geworden!
Der Faschingsministerpräsident hatte irgendwie Wort gehalten und mir wurde
also keine Waffe vorgehalten, wenn ich vor die Tür ging. Aber ich durfte nur
noch aus „triftigen Gründen“ das Haus verlassen. Die da waren: Bargeld
abheben, Konsum tätigen, Arbeiten gehen, Sport treiben. All das am besten
alleine. Man durfte nun niemanden mehr treffen, mit dem man nicht im selben
Haushalt wohnte. Versammlungen jeder anderen Art waren untersagt. Dagegen
demonstrieren durfte man folglich auch nicht mehr. Das Grundgesetz war nun
auch in Quarantäne.

Das Leben im Kriegsmodus

Meine ersten Erkundungen im Freien waren eigenartig. Jeder schien erst einmal
die anderen zu erforschen, wie weit man nun noch gehen durfte, was gerade noch
genehm war und was nicht. Einfach mal locker mit dem Haushaltsgenossen
gemeinsam durch die Strassen ziehen ... musste man da nun gleich die
Meldebescheinigung vorhalten falls man peinlich von Amtsträgern befragt wurde?
Es stellte sich alles erst einmal als relativ harmlos dar. Die Hundertschaften
der Polizei schienen sich auf Stadtzentren zu konzentrieren. In der Republik
bereitete man dennoch schon einmal den Bundeswehreinsatz im Inneren zur
Errettung der Volksgesundheit vor. Der Einsatz "‘spezifisch militärischer
Waffen
"’ nicht ausgeschlossen. Ich kannte das ja alles aus diesen Filmen und
Computerspielen rund um die Zombieapokalypse. Man musste immer vorbereitet sein.
Viele meiner Mitmenschen begnügten sich bald damit, sich über große Distanzen im Freien
anzuschreien, wenn sie zufällig einen Bekannten oder Nachbarn trafen.

Die Gazetten des (Bayern-)Landes wussten nach einigen Tagen auch einige
Geschichten zur AB zu erzählen. Kein Verbot wird schließlich ernst genommen,
wenn einem nicht die praktischen Konsequenzen demonstriert werden, die ein
Verstoß zur Folge hat. Irgendwo war ein jugendliches Lagerfeuer gesprengt
worden, welches aus nicht den Haushalt teilenden Personen bestand. Aus München
wurde von einem uneinsichtigen Biertrinker berichtet, der sich gleich drei Mal
nacheinander in der Öffentlichkeit auf einer Bank niederlassen wollte. Rentner
etwa durften sich zwar noch auf einer Bank erholen. Sein Leben genießen auf
einer Bank war jedoch nicht mehr gelitten. Für jedes Mal hat er die dafür
fälligen 150 € Strafe für diese neuartige Ordnungswidrigkeit berappt. Zuletzt
sahen die Gesundheitskräfte keine andere Wahl mehr, als den Delinquenten für
einen Tag ins Gefängnis zu stecken. Vermutlich wurde er dort auch seines
Bieres beraubt.

Dieses Wochenende mit der AB war offenbar ein Kipppunkt für eine größere
Gruppe von Zweiflern in meinem sozialen Umfeld gewesen. Menschen aus dieser
Gruppe, die einige Tage zuvor noch eine übertriebene Berichterstattung und
Hysterie wahrgenommen hatten, waren nun in großen Zahlen in die Arena der
Alternativlosigkeit eingezogen. Es gebe keinen anderen Weg, als jetzt die
Notbremse anzuziehen. Sonst würden wir ein Blutbad anrichten. Meine Versuche
mit Vetretern dieser Gruppe eine inhaltliche Auseinandersetzung über die
Vorgänge zu führen, scheiterten weitgehend. Die Zahlen würden für sich
sprechen, wurde mir immer entgegnet. Ich hatte noch keine mich besorgenden
belastbaren Zahlen für Deutschland gehört. Auf meine sachlichen Nachfragen
wurde mir von schrecklichen Bildern berichtet. Ob ich sie nicht gesehen hätte.
Da waren Militär-LKWs in Italien, auf die reihenweise die Särge der Toten
geladen wurden. Friedhöfe auf denen man nicht einmal mehr ordnungsgemäß von
seinem Familienmitglied Abschied nehmen konnte. Verstörte Familien, denen nur
noch von Amts wegen eine Urne zugestellt wurde.

Ich hatte diese Bilder nicht gesehen. Ich versuchte erneut einen
Realitätsabgleich: Draußen auf den Straßen sah ich viele Menschen deren
Verhalten sich geändert hatte. Zum Teil aus sich selbst heraus, zum Teil
verordnet. Kranke waren nicht zu sehen. Immer noch hörte ich von niemandem,
der plötzlich schwer erkrankt oder verstorben war. Bislang schien es sich um
eine Krise auf den Bildschirmen der Bürger zu handeln. Und da ich die
„Sendung“ verpasst hatte, konnte ich nicht mitreden. Eine Auseinandersetzung
mit einem Bekannten über die Gefährlichkeit der Pandemie endete mit einer
Frage seinerseits: „Aber wie erklärst du dir die Bilder von den gestapelten
Särgen in Norditalien?“. Ich hatte nicht den Eindruck, dass Fernsehbilder von
gestapelten Särgen zur Beweisführung für die Existenz einer gefährlichen
Pandemie geeignet waren. Aber die Wirkung dieser Bilder war ganz
offensichtlich stark. Die meiner Meinung nach beste Erklärung für diese
Sargstapel sollte ich erst Wochen später von einem opponierenden Virologen
hören. In Italien ist die Feuerbestattung der Toten unüblich und es gibt dort
nicht einmal genügend Krematorien, um eine größere Anzahl Toter zu verbrennen.
Aufgrund der erklärten Pandemie mussten nun jedoch alle Toten verbrannt
werden. So stapelten sie sich und keiner wusste wohin damit.

Eine Krise war nun auf jeden Fall da, egal, wie man es drehte und wendete.
Wenn es keine Viruskrise war, so war es eine Krise in den Köpfen der Menschen.
Der kurzzeitige griechische Finanzminister Varoufakis sagte einmal, dass der
Kapitalismus Krisen so produziert, wie er Mobiltelefone und Automobile
produziert. Und hier war sie nun also, die neueste, frisch vom Fließband: eine
Gesundheitskrise. Und ganz ähnlich wie die letzte große Finanzkrise war sie
äußerst abstrakt. Deshalb halfen wohl die Medien etwas nach mit Särgen,
Friedhöfen und Symbolbildern von Intensivstationen mit voller Besetzung.

Wo die Krise war, da war der Krieg nicht weit. Jedenfalls sprach der
französische Präsident dieser Tage in seiner Variante der Ansprache ans Volk
mehrfach von einem Krieg, in dem sich die französische Nation jetzt befände.
Der Vergleich passte ja an vielen Stellen ganz gut. Wenn man mit den Leuten in
den Krieg ziehen will, muss man erst einmal Kriegsbegeisterung herstellen. Die
maßlose Übertreibung und Angstmache in den Medien war also nur konsequent. Aus
Norditalien war inzwischen von Krankenhäusern die Rede, die sich im
„Kriegsmodus“ befänden. Dort würden nur noch jene Kranken voll behandelt und
an die Maschinen angeschlossen, die die größte Aussicht auf das Überleben
hatten. Mehrfach kam mir dieses sprachliche Bild von den Kriegskrankenhäusern
in den Internetkommentaren zum allgegenwärtigen Thema entgegen. Wer wählt
einen solchen Begriff für die Berichterstattung aus und was bezweckt er damit?

Meine Eltern durfte ich auch in der Katastrophe noch aus „triftigen“ Gründen
besuchen. Ein nachmittägliches Kaffeetrinken mit dem leckeren Kuchen aus
Mutters Küche erschien mir ein hinreichend dringendes Anliegen. Meine Eltern
wussten zu berichten, dass die Bevölkerung das Unglück der AB selbst über sich
gebracht habe. Da habe es einfach zu viele (wahrscheinlich vor allem junge)
Leute gegeben, die „unvernünftig“ waren. Die sich selbsterfüllende
Prophezeiung der Frau Dr. Merkel hat hier ganz offenbar Eindruck hinterlassen.
Das Volk hatte ganz einfach das Vertrauen der Regierung verloren. Mein Vater
hatte aus seinem jahrzehntelangen Genuss von Fernsehdokumentationen rund um
das Elend des Dritten Reichs nicht viel gelernt. Er war offenbar einem Drang
erlegen, alles das zu tun, was alle anderen (scheinbar) auch taten. „Nur nicht
zurückbleiben!“ schien die Devise zu sein. Obwohl er schon seit Jahren an
schweren Rückenschmerzen litt, hatte er seine ihm Abhilfe verschaffenden
Termine bei der Physiotherapie abgesagt. Weil niemand mehr hingegangen war und
andere Patienten sich telefonisch hatten verleumden lassen, um nicht mehr
kommen zu müssen. Sich den Tod in der leeren Physiotherapie einfangen: das
musste ja nun nicht sein.

Dieses sich Fügen meines Vaters in die eingeforderte Selbstkasteiung im
häuslichen Gefängnis führte im Ergebnis naturgemäß zu mehr Rückenschmerzen.
Mein Aufruf an meine Eltern, doch bitte den Fernseher auszulassen und sich
soweit möglich ihres Lebens zu erfreuen, blieb von ihnen weitgehend ungehört.
Sie behaupteten einerseits der Berichterstattung gar nicht zu folgen und
konfrontierten mich andererseits stets mit den neuesten Parolen, die
verbreitet wurden. War ich nun ein schlechter Mensch, weil ich mir wünschte,
dass sich meine Eltern ein erfülltes Leben machen und nicht in Angst vor einer
unsichtbaren Bedrohung leben? Es hatte fast den Anschein. Im neuen Weltbild
der Hysteriker im Lande beging ich ja schon eine Art Mordversuch, indem ich
unnötigerweise unter Umständen das Kronenvirus zu meinen Eltern getragen, oder
von ihnen mitgenommen hatte. Es bestand die Gefahr, dass ich sie schon in
einer Woche auf der überfüllten Intensivstation wiederfinden würde.

Auch die öffentlichen Verkehrsmittel kamen für meinen Vater nun nicht mehr in
Frage. Er hatte nur auf die Erklärung einer Pandemie gewartet. Er gab mir zu
verstehen, dass das unverantwortliche Verhalten anderer Mitbürger in Bussen
und Bahnen ihm schon seit Jahren ein Graus war. Die Pandemie war der letzte
Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hatte. Wofür hatte man denn sein
eigenes Auto? Er hat es zwar sein Leben lang niemals genutzt, um damit in die
Innenstadt zu gelangen. Aber es gibt ja immer ein erstes Mal. Vor allem wenn
es der Gesundheit dient. Überhaupt spielte das Automobil nach all der Kritik
der vergangenen Jahre gerade einen ungeheuren Vorteil aus. Was in Fragen der
Effizienz und des Umweltschutzes immer so schlecht war, war nun der größte
Vorteil. Mit einem tonnenschweren Ungetüm alleine und abgeschirmt und auch
bislang noch unbehelligt von behördlichen Repressalien, konnte man sich darin
sicher vor Killerviren oder Schimpf und Schande fortbewegen.

Ich diskutierte mit meinem Vater und versuchte zu ergründen, warum er nun sein
Verhalten geändert hatte, obwohl man bislang keine besonders erhöhte Gefahr
für die eigene Gesundheit erkennen konnte. Insbesondere, da er selbst zwar alt
war, aber sonst keiner besonderen Risikogruppe angehörte. Die Antwort war,
dass es ja noch keine Impfung gegen C gebe, deshalb sei es so gefährlich.
Meine Folgefrage, ob er sich denn in den vergangenen Jahren gegen Influenza
hatte impfen lassen, beantwortete er mit einem trockenen „Nein“. Allzu sehr
schien ihn das nicht zu irritieren. Denn diese Pandemie hatte ihre ganz eigene
und besondere Logik.

Nach dem ersten ausgangsbeschränkten Wochenende nahm ich
in der Öffentlichkeit bei meinen Mitmenschen immer mehr Psychosen wahr. Wer
hat nicht schon immer einmal auf die Gelegenheit gewartet sich vor einem
unsichtbaren und überall lauernden Feind fürchten zu können? Das war ein
Angstbild in dem eine Menge Energie steckte und worauf man bereits
existierende Ängste abbilden konnte. Eine Bekannte hatte einen Schnappschuss
auf einem Supermarktparkplatz gemacht, den sie mir zuspielte. Dort sah man
einen anderen Kunden mit einer Art aufgesetzter Gasmaske, der jeden seiner
eingekauften Artikel mit Hilfe eines professionellen Großkanisters
Desinfektionsmittel besprühte, bevor er ihn vom Einkaufswagen in seinen
Kofferraum überführte. Es handelte sich zwar um ein extremes Beispiel; doch
zeigte es plakativ, auf welchem Niveau das gesellschaftliche Leben sich gerade
abspielte. Hier brachen gerade Wunden auf, die schon zuvor da waren, und nun
ein Ventil gefunden hatten. Da gab es Angst vor Beschmutzung, Angst vor dem
Tod, Angst davor andere ungewollt zu verletzen und sicher noch vieles mehr.
Der Umgang unserer Gesellschaft mit der neuen Krankheit zeigte, dass sie
längst krank war.

Im Verbieten und Verordnen hatte sich unser Staat mittlerweile warmgelaufen.
Leider schaffte er es nach eigenen Angaben nicht nur nicht, seine Bevölkerung
unter erhöhter Virenbelastung zuverlässig an Beatmungsgeräte anzuschließen.
Auch Mundschutzmasken und Einweghandschuhe konnte er leider nicht beibringen.
Noch nicht einmal für Berufsgruppen, die es wirklich nötig hatten, wie
medizinisches Personal. Da war nun jeder selbst gefragt. Und erstaunlich viele
Mitbürger gelangten an den ein oder anderen Artikel, der den Zweck, wenn schon
nicht medizinisch so doch wenigstens symbolisch zu erfüllen vermochte. Es
erschienen mir meistens mehr Talismanne als Nutzgegenstände zu sein. Es fühlt
sich schließlich immer besser an, etwas zu tun, als hilflos und untätig einer
Gefahr ausgeliefert zu sein.
 
Gibt es einen bestimmten Grund, warum dieser Text in den seltsamen Zeilenumbrüchen steht? Ist das Absicht oder wird mir das auf dem Handy nur so angezeigt? (Manchmal erscheint das auf dem Handy anders als auf dem PC, ich kann es aber leider gerade nicht vergleichen.) Falls es Absicht ist: Es wirkt störend auf den Lesefluss.

Ansonsten ist mir der Text leider viel zu lang. Ich habe jetzt zum zweiten Mal versucht, ihn ganz zu lesen, es nicht geschafft und ihn schließlich nur überflogen (deswegen verkneife ich mir eine Bewertung), er reißt mich nicht mit. Eine Schilderung, die man wahrscheinlich auf mehr als die Hälfte, wenn nicht noch mehr, kürzen könnte.

Viele Grüße
SilberneDelfine
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Text, der Zahlen über Infizierte, Erkrankte und Tote als "Erbsenzählerei" verunglimpft, disqualifiziert sich selbst. Insgesamt angesichts der aktuellen weltweiten Pandemiesituation ein groteskes Beispiel für Realitätsverweigerung.
 

sheogorath

Mitglied
Gibt es einen bestimmten Grund, warum dieser Text in den seltsamen Zeilenumbrüchen steht? Ist das Absicht oder wird mir das auf dem Handy nur so angezeigt? (Manchmal erscheint das auf dem Handy anders als auf dem PC, ich kann es aber leider gerade nicht vergleichen.) Falls es Absicht ist: Es wirkt störend auf den Lesefluss.
Absicht ist es nicht, es ist vermutlich beim Einfügen geschehen.

Ansonsten ist mir der Text leider viel zu lang. Ich habe jetzt zum zweiten Mal versucht, ihn ganz zu lesen, es nicht geschafft und ihn schließlich nur überflogen (deswegen verkneife ich mir eine Bewertung), er reißt mich nicht mit. Eine Schilderung, die man wahrscheinlich auf mehr als die Hälfte, wenn nicht noch mehr, kürzen könnte.
Das ist schade, dass er kein Interesse weckt. Ich wollte ausdrücklich detaillierte persönliche Beobachten einfließen lassen. Dadurch ist er so lang geworden. Danke für die Rückmeldung.
 

sheogorath

Mitglied
Ein Text, der Zahlen über Infizierte, Erkrankte und Tote als "Erbsenzählerei" verunglimpft, disqualifiziert sich selbst. Insgesamt angesichts der aktuellen weltweiten Pandemiesituation ein groteskes Beispiel für Realitätsverweigerung.
Dass einige meine Wahrnehmung nicht teilen überrascht mich nicht. Aber das sollte kein Grund dafür sein pauschal abzuurteilen.
 
sheogorath, von pauschalem Aburteilen kann keine Rede sein. Ich habe den Text zur Gänze durchgelesen und eben dabei seine Hauptmerkmale allmählich herausgefunden - als da sind: Selbstmitleid, weitschweifige Darstellung jeder, auch der kleinsten, Unbequemlichkeit und Unregelmäßigkeit, gehässiges Abqualifizieren der Mitwelt, soweit sie sich um ein verantwortungsbewusstes Verhalten in der jetzigen Krise bemüht. Vielleicht ist narzisstisches Gekränktsein aufgrund eingeschränkter Selbstverwirklichung die Haupttriebfeder? Fazit: als Tirade viel, viel zu lang und ermüdend der allzu reichliche Einsatz von Geifer. Wahrscheinlich sind nur wenige Leser bis zu der glorreichen Stelle gekommen, wo uns erklärt wird, was es mit den Bildern von den lombardischen Särgen tatsächlich auf sich hätte. Es lohnt sich sich! Hoffentlich liest keiner aus Bergamo mit ...
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Dies ist ein persönlicher Erlebnisbericht über den Versuch während des
Höhepunkts der Corona-Eskalation in Deutschland und Europa zwei Wochen in
Urlaub zu fahren. Er enthält gesammelte Beobachtungen und Gedanken aus dieser
intensiven ersten Zeit und des folgenden Vierteljahres in einer sich rasend
schnell verändernden Gesellschaft.
Corona begann Teil meines Lebens zu werden, während ich gerade im Begriff war,
zwei Wochen Urlaub zu genießen. Es ist leider bei dem Versuch des Genusses
geblieben. Stattdessen erlebte ich das Gegenteil von Urlaub in Tagen, die vom
Corona-Virus beherrscht, ja überwältigt waren. Zwischenzeitlich fühlte ich
mich von den Vorgängen um mich herum stark belastet. So eine Belastung soll
man ja selbst behandeln können, indem man seine Last einfach aufschreibt und
so verarbeitet. Also dachte ich mir: Warum nicht einen Erlebnisbericht
schreiben über den VersuchKOMMA zwei Wochen Urlaub während der CoronaEskalation in
Deutschland zu machen? Ich machte mich an die Arbeit. Letztendlich ist es eine
Art Zeitzeugenbericht über ein Vierteljahr leben mit Corona in Deutschland
geworden. Die Zeit, die Vorgänge in der Gesellschaft alleine auf der Sachebene
zu betrachten, erscheint mir schon lange vorbei zu sein. Von daher nehme ich
ganz ausdrücklich eine subjektive, von meinen Wahrnehmungen geprägte Haltung
in diesem Text ein. Außerdem betrachte ich vieles ironisch und mit einem
zwinkernden Auge. Das Ergebnis finden Sie im Folgenden.
Gibt es eine Grund, zweimal ausführlich mitzuteilen, dass es ein persönlicher Bericht ist? Und worum es gehen soll? Das ist irgendwie doppelt gemoppelt.
Wieso sollte die Zeit, etwas sachlich zu betrachten, bei irgendwas irgendwann vorbei sein?
"subjektive, von meinen Wahrnehmungen geprägte Haltung" ist ganz klar doppelt gemoppel.
"vieles ironisch und mit einem zwinkernden Auge" ist ganz klar doppelt gemoppelt.


Seit Jahren meide ich die Leitmedien und nutze vornehmlich alternative Quellen
verschiedenster Art, um mich zu informieren. Die tagesaktuelle und oftmals
hysterische Berichterstattung ist mir zuwider und ich bevorzuge esKOMMA nüchterne
und möglichst aufgeklärte Beiträge in zusammenhängender Form zu konsumieren.
Mit dieser Grundeinstellung zur Mediennutzung gingen die Ereignisse in der
chinesischen Stadt Wuhan zu Beginn des Jahres 2020 größtenteils an mir vorbei.
Irgendetwas an diesem Thema erschien mir damals wenig konstruktiv und
nützlich, so dass mein VerlangenKOMMA nähere Informationen darüber zu erhaltenKOMMA
nicht besonders groß war.
"Alternative Quellen" (derer es eine erkleckliche Anzahl fragwürdigster Art gibt) als alleine Informationsquellen erzeugen bei mir einen erheblichen Vertrauensverlust in den Berichtenden. Und: Bei der Aussage, das die Ereignisse in Wuhan an dem Autor "vorbeiginge", dachte ich sofort: "Geschieht ihm recht."

Die Grundzüge der Vorgänge dort blieben mir dennoch nicht verborgen: Ein neues
Virus sei dort vom Tier auf den Menschen übergesprungen. Ein Virus mit dem
geschmeidigen Namen „Corona“, oder für diejenigen, die sich lieber etwas
technisch-professionell geben „COVID-19“. Bei letzterem handelt es sich
lediglich um eine (englische) Abkürzung für „Corona Viruserkrankung 2019“.
Hier wird ein wenig Sachwissen suggeriert - de facto ist das aber so rudimentär, dass man es ohne jeden Verlust für den Text weglassen könnte.

Es
hießKOMMA dieses Virus befalle die Atemwege, sei gefährlich für den Menschen, und
der chinesische Staat würde autoritäre Maßnahmen ergreifen, um die weitere
Verbreitung der Krankheit zu stoppen. Wärmekameras allerorten sollten helfen,
Menschen mit Fieber aus der Bevölkerung zu fischen. Die Bewegungsfreiheit der
Bürger wurde eingeschränkt. Unter Internetnutzern kursierten allerlei vage
Informationen zu der Lage in Wuhan bis hin zu Behauptungen wie derjenigen,
dass dort Menschen ohne Vorwarnung einfach von jetzt auf gleich tot umfallen
würden. Auch die Vermutung war zu hören, dass dieses Virus gar nicht
natürlichen Ursprungs sei, sondern aus einem Labor in der Stadt Wuhan stammen
könnte.
Mich hätte an der Stelle interessiert, ob irgendwas davon Anlass war, dass der Autor sich nun doch mal um verlässliche Informationen (oder wenigstens welche, die er für verlässlich hielt) bemüht hat. Nein im Ernst: Wir hier und heute wissen das alles noch (für uns braucht es schon mehr als dieses Repetieren, um dem den Text eine interessante Note zu verleihenI), spätere Leser andererseits können mit dieser Sammlung vager Thesen und Gerüchte nicht viel anfangen (die würde es interessieren, wie es wirklich war).

Schließlich hörte ich, dass China große Teile seiner Volkswirtschaft
stillgelegt hatte, um die Verbreitung des Virus einzudämmen. Wie bitte? Das
machte mich doch hellhörig, das war ja schon eine Dimension. Existierten die
Aktienmärkte noch? Die gerieten ja schon leicht in Schnappatmung, wenn ein
Araber ein Fass Erdöl fallen ließ.
Der Autor zeigt sein Gesicht: Ihn interessieren zu allererst die Aktienmärkte, erst da beginnt er überhaupt, sich zu interessieren. Soll dieses Bild erzeugt werden? Dann lass es so.
Das Unterstrichene ist doppelt gemoppelt zu dem Bild des (anscheinend) nichtigen Anlasses (ein Fass Erdöl fallen lassen). Streichen!

Aber noch schien es nur leichte Einbrüche
an „den Märkten“ zu geben. Einige Wochen später war zu hören, dass China seine
Volkswirtschaft langsam wieder anfahre und die Virusproblematik innerhalb
seiner Grenzen für erledigt betrachte. Die Krankheit sei nur noch ein
„ausländisches Problem“. Derweil sollten sich mit dem Corona-Virus infizierte
Menschen über den halben Erdball verteilt haben. Nun begannen die Medien
hierzulande weltweit Fallzahlen zu zählen und eine zunehmende Hysterie machte
sich breit.
"Fallzahlen zählen" - ist das Absicht, soll das eventuell die angekündigte Ironie sein? Auf mich wirkt das lediglich wie eine Stilblüte.


Die Krankheit erreicht Europa
Vor allem in Norditalien sollte sich mittlerweile ein großer Corona-Herd
entwickelt haben und der italienische Staat hatte aus diesem Grund dort erste
Gebiete abgeriegelt und beschränkte den Personenverkehr aus diesen Gebieten
heraus und in diese Gebiete hinein. Wie ich erst später in den Leitmedien
lesen konnte, soll in der norditalienischen Stadt Bergamo gar das „Epizentrum“
des Corona-Virus in Europa gewesen sein. Dies war Anfang März und ich war
bereits genervt von der zunehmenden Berichterstattung über Corona-Fallzahlen
selbst in den alternativen Medienkanälen. Ganz zu schweigen vom Erbsenzählen
einzelner Erkrankungen und den reißerischen Echtzeit-Tickern in den
Leitmedien.
Langsam aber sicher beginnt mich der Konjunktiv zu nerven. Es mag ja formal nicht falsch sein (es sind ja Dinge, die gehört und nicht selbst erlebt wurden), aber da schwingt so eine arrogante Distanz mit, so eine "Die können viel erzählen, wenn der Tag lang ist"- und "Guck mal, wie die aufgescheuchten Hühner! Putzig!"-Attitüde mit. Was kann mir jemand, dem das alles so offenkundig egal ist, schon erzählen?


Am 15. März sollte der gemeinsame Urlaub mit meinem Lebenspartner beginnen.
Wie jedes Jahr am Ende der Winterzeit hatten wir einen Aufenthalt am
Mittelmeer geplant, wo es um diese Zeit schon recht warm und Frühling ist.
verkünstelt, Stilblüte

Fast ein halbes Jahr ohne längere Auszeit lag hinter uns und wir freuten und uns
schon sehr auf die bevorstehende Zeit der Entspannung. Unser Reiseziel hatten
wir schon lange festgelegt: Es sollte nach Sizilien gehen. Die
Berichterstattung aus Norditalien irritierte mich zunehmend, doch versicherte
ich mir und anderen, dass Sizilien sicher nicht von Beschränkungen betroffen
werden würde. Immerhin ist es doch eine Insel und am anderen Ende von Italien.
Da würde ja das ganze Land abgeriegelt werden müssen, damit es so weit kommt.
Moment! Also von Beschränkungen war bislang nicht die Rede, es ist also (mal rein der Logik des Textes folgend, also ohne "externes Wissen") nicht sinnvoll zu erzählen, dass es irgendwo (wahrscheinlich) geben würde. (Man sagt ja auch nicht ohne vorherigen Bezug zu Schweinbraten, dass es morgen keinen gibt.)


In diesen Tagen begann man in meiner FirmaKOMMA „Schutzmaßnahmen“ für die
Mitarbeiter zu ergreifen. Solcher ungefragter „Schutz“ anderer sollte in der
nächsten Zeit ein immer stärker strapaziertes Wort werden.
Wieso steht das zweimal in Anführungszeichen? Jaja ich weiß, deine "alternativen Quellen" und so - aber rein vom Text erklären sich die Anführungszeichen nicht. Also wenn du den Leser da zum ironischen Mitzwinkern bewegen willst, solltest du schon zumindest ansatzweise erklären, was daran aus deiner Sicht zwinkernswert ist.
Und was meinst du bitte "ungefragter Schutz"?


Die ersten
Maßnahmen sahen vor, dass die Putzkräfte im Gebäude künftig jeden Tag alle
Türgriffe desinfizieren sollten. Weiterhin sollten auch die Schreibtische
aller Angestellten gewischt werden. Nachdem also täglich die diversen
Türgriffe von Durchgangstüren, die immer verschlossen gehalten werden mussten,
einige tausend Male berührt wurden, sollte jemand kommen, um sie zu
desinfizieren.
Ja. Und?

Und mein Schreibtisch, auf dem sich eigentlich nur der Schmutz
befinden sollte, den ich ohnehin mit mir herumtrage, sollte nun erstmals nach
Jahren Säuberung erfahren.
Seit wann befindet sich auf einem Schreibtisch kein Schmutz aus der Umgebung? (Von dem Eindruck, dass offenbar ein Drecksch… an diesem Tisch arbeitet, rede ich mal noch gar nicht. Kein Wunder, dass diesem die Desinfektionsmaßnahmen suspekt sind. Sorry, wenn das persönlich wirkt - aber das Effekt, den der Text bei mir erzeugt. Wenn dich das stört: Ändere den Text.)

Da fühlte ich mich schon deutlich beruhigter. Ich
dachte an die ErkältungswelleKOMMA die einige Monate zuvor durch die Reihen der
Büros um mich gefegt war. Rund die Hälfte aller Kollegen hatte es innerhalb
einiger Wochen erwischt. Und wie so oft waren einige dabei, die trotzdem krank
ins Büro gekommen waren. Es war das übliche saisonale Leid des Winters. Dieser
selbstverständliche Umgang mit Krankheit war jetzt undenkbar geworden. Es war
zwar praktisch niemand in meinem Arbeitsumfeld mehr krank. Aber auch nur der
leiseste Verdacht eines Hustens sollte nun Anlass sein, sich selbst zu Hause
unter Quarantäne zu stellen.
Nur, damit ich verstehe, was du dir unter Ironie vorstellst: Der erste Satz hier, soll das welche sein?
Die Erkältung war durch die Reihen der Büros gefegt. Hm. Also nicht durch die Reihen der Mitarbeiter.
Es ist nicht selbstverständlich, dass man mit einer ansteckenden Krankheit zur Arbeit geht, sondern im besten Fall dumm (nicht ordentlich auskurierte Infektionen können das Herz schädigen) und im schlimmsten Fall rücksichtslos den anderen gegenüber.
Das unterstrichene "aber" ergibt keinen Sinn.

Über das Wochenende vom 7. und 8. März beschleunigte sich die Hysterie noch um
einige Grade. Am Freitagabend zuvor erreichte mich und meine Gruppe im Büro
die Mitteilung unseres Chefs, dass er die Situation (das hieß vermutlich die
Berichterstattung über Corona) genau im Auge behalte und jederzeit bereit sei,
darauf zu reagieren. Derweil sollten wir als seine Untergebenen sofort
etwaige Veränderungen unseres Gesundheitszustandes an ihn berichten. Es war
ein interessanter Vorschlag, doch war ich stark der Meinung, dass meine genaue
körperliche Verfassung meine Firma zunächst einmal nichts anging.
Ja natürlich die Berichterstattung - was ist daran so süffisant erwähnenswert?
"Wenn ich krank werde, ist es nur gerecht, wenn es alle um mich herum auch werden." Wolltest du das sagen?

Am
darauffolgenden Montag machte ich mich wie eh und je auf den Weg in mein Büro
und begann mit meiner Arbeit. Nach dem ersten Durchstöbern der neuesten
elektronischen Post stieß ich bald auf eine weitere Meldung meines Chefs: er Er
habe nun genug; er ziehe die Reißleine. Unsere komplette Gruppe sollte solle mit
sofortiger Wirkung von zu Hause aus arbeiten. Wer an diesem Montag noch
(lebend vermutete ich) das Büro erreicht habe, sollte solle unverzüglich seine
erforderliche Ausrüstung zusammenpacken und spätestens bis zur Mittagszeit zu
Hause seinen neuen Heimarbeitsplatz erreicht haben.
Der Klammereinschub ergibt inhaltlich keinen Sinn. Soll das ironisch sein? Ist es nicht, es ist nur sinnfrei.


Ich breche hier aus Zeitgründen mal ab. Wenn du - wider mein Erwarten - interessiert an mehr Hinweisen zur konkreten Wirkung des Textes und zu Stellen, über die ich gestolpert bin, bist, gib bitte Bescheid.
 

sheogorath

Mitglied
Gibt es eine Grund, zweimal ausführlich mitzuteilen, dass es ein persönlicher Bericht ist?
Und worum es gehen soll? Das ist irgendwie doppelt gemoppelt.
Der erste Absatz ist als kurze Zusammenfassung gedacht, der zweite ist die eigentliche Einleitung.

Wieso sollte die Zeit, etwas sachlich zu betrachten, bei irgendwas irgendwann vorbei sein?
Zum Beispiel, wenn sich bei einem das Gefühl einstellt, dass Vorgänge nicht mehr alleine mit den Sachinformationen zu erklären sind.

"subjektive, von meinen Wahrnehmungen geprägte Haltung" ist ganz klar doppelt gemoppel.
"vieles ironisch und mit einem zwinkernden Auge" ist ganz klar doppelt gemoppelt.
Ja ist es aber ich finde es als Unterstreichung oder Verstärkung gut. Es ist ja kein wissenschaftlicher Text.

"Alternative Quellen" (derer es eine erkleckliche Anzahl fragwürdigster Art gibt) als alleine Informationsquellen erzeugen bei mir einen erheblichen Vertrauensverlust in den Berichtenden. Und: Bei der Aussage, das die Ereignisse in Wuhan an dem Autor "vorbeiginge", dachte ich sofort: "Geschieht ihm recht."
Hier wird ein wenig Sachwissen suggeriert - de facto ist das aber so rudimentär, dass man es ohne jeden Verlust für den Text weglassen könnte.
Nun es ist offensichtlich, dass du mit meiner Sichtweise nicht übereinstimmst und ziemlich aggressiv bist.

Es gibt andere Menschen, die in diesem Moment gerade mehr Vertrauen in den Autor hätten. Aber darum geht es nicht. Es ist kein Sachtext sondern ein persönlicher Bericht. Ich will nur beschreiben in welcher Verfassung und mit welchen Voraussetzungen ich die Erlebnisse gemacht habe.

Mich hätte an der Stelle interessiert, ob irgendwas davon Anlass war, dass der Autor sich nun doch mal um verlässliche Informationen (oder wenigstens welche, die er für verlässlich hielt) bemüht hat.
Das würde im weiteren Textverlauf thematisiert, der noch fehlt.

Der Autor zeigt sein Gesicht: Ihn interessieren zu allererst die Aktienmärkte, erst da beginnt er überhaupt, sich zu interessieren. Soll dieses Bild erzeugt werden? Dann lass es so.
Das Unterstrichene ist doppelt gemoppelt zu dem Bild des (anscheinend) nichtigen Anlasses (ein Fass Erdöl fallen lassen). Streichen!
Da tut mir der Kritiker aber unrecht. Ich habe gar keine Aktien. Ich meinte damit lediglich die Aktienmärkte als Ganzes und es war dahingehend gemeint, dass die Wirtschaft ja sonst schon bei viel kleineren Unregelmäßigkeiten zittert, was ich eher belustigend finde, da es nicht rational ist.

Moment! Also von Beschränkungen war bislang nicht die Rede
Nun streng genommen im Absatz davor bezüglich China. Aber ich werde es etwas konkretisieren.

Und was meinst du bitte "ungefragter Schutz"?
Es handelt sich um Schutz für Menschen, die danach nicht gefragt haben. Und der "Schutz" ist zwei Mal in Anführungszeichen, weil diese speziellen Schutzmaßnahmen niemanden wirklich schützten, jedenfalls nicht vor dem, vor dem schützen sollte.

Diese Auflösung überlasse ich dem geneigten Leser.

(Von dem Eindruck, dass offenbar ein Drecksch… an diesem Tisch arbeitet, rede ich mal noch gar nicht. Kein Wunder, dass diesem die Desinfektionsmaßnahmen suspekt sind. Sorry, wenn das persönlich wirkt - aber das Effekt, den der Text bei mir erzeugt. Wenn dich das stört: Ändere den Text.)
Ich glaube bei dir ist die Zeit, den Text alleine auf der Sachebene zu betrachten, vorbei ;-)

Das unterstrichene "aber" ergibt keinen Sinn.
Ich finde schon. Denn es hat ja eine deutliche Veränderung in der Einordnung von Krankheit gegeben. Dafür steht für mich dieses "aber".

Du solltest übrigens nicht glauben, dass ich es gut finde, wenn Leute krank zur Arbeit kommen. Ich habe lediglich beschrieben, wie es vorher und nachher tatsächlich war.

Ja natürlich die Berichterstattung - was ist daran so süffisant erwähnenswert?
Erwähnenswert für mich in dieser Phase, da diese Menschen für mich nur auf Basis von Bildschirminformationen gehandelt haben und nicht auf Basis von etwas, dass sie selbst tatsächlich in ihrer Realität nachvollziehen hätten können.

Ich breche hier aus Zeitgründen mal ab. Wenn du - wider mein Erwarten - interessiert an mehr Hinweisen zur konkreten Wirkung des Textes und zu Stellen, über die ich gestolpert bin, bist, gib bitte Bescheid.
Ich glaube es ist für uns beide besser, wenn wir uns dieser Form der Kommunikation sparen. Ich bedanke mich aber dennoch für einige nützliche Hinweise. Vor allem für die Kommas. Die sind leider eine Schwäche von mir.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Nur noch Kurz:
Ich habe gar keine Aktien.
hat nur ganz am Rande mit "Gesicht des Autors" zu tun. Das "Gesicht", das gezeigt wird, ist die Konzentration auf materielle Werte statt auf "menschliche". Kein Aufhorchen bei den Einschränkungen der Freiheiten in China, keins bei den Toten - erst bei den Märkten. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Das dürfte bei sehr vielen Leuten so sein/gewesen sein - insofern taugt der Text als Spiegel durchaus.

Du solltest übrigens nicht glauben, dass ich es gut finde, wenn Leute krank zur Arbeit kommen. Ich habe lediglich beschrieben, wie es vorher und nachher tatsächlich war.
Dann schreib nicht "selbstverständlich", das suggeriert nämlich genau das.
 

sheogorath

Mitglied
hat nur ganz am Rande mit "Gesicht des Autors" zu tun. Das "Gesicht", das gezeigt wird, ist die Konzentration auf materielle Werte statt auf "menschliche". Kein Aufhorchen bei den Einschränkungen der Freiheiten in China, keins bei den Toten - erst bei den Märkten. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Das dürfte bei sehr vielen Leuten so sein/gewesen sein - insofern taugt der Text als Spiegel durchaus.
Da stimme ich dir weitgehend zu.

Die Betrachtung der Einschränkungen käme in meinem Text erst später, nämlich wenn sie tatsächlich in meiner Gesellschaft sichtbar werden.

Ich habe mit diesem Text nicht vor eine Weltbetrachtung zu Corona wiederzugeben, sondern mein ganz persönliches Erleben über einige Wochen und Monate hinweg, wie es chronologisch war. Daran will ich nichts verfälschen. Wenn mich das aus deiner Sicht zu einem schlechten Menschen macht, dann ist es eben so.

Dann schreib nicht "selbstverständlich", das suggeriert nämlich genau das.
Das ist ein guter Punkt. Vielleicht ist es nicht der richtige Begriff. Was ich ausdrücken wollte war, dass Krankheit zuvor in meiner Umgebung selbstverständlich war. Nicht, dass ich es für mich persönlich als selbstverständlich erachtet hätte, dass man krank auf Arbeit kommt.
 



 
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