legierungen

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Ralf Langer

Mitglied
legierungen

gebirge getürmt und wieder geschliffen
burgen gebaut und wieder zerissen:

alles reine formsache
ob muschelpanzer, ob granit -

die zeit ist lehm und macht
ein wenig heimat, zuflucht,
transit dann für jene lange nacht.

und auch von dem ich stets gedacht
das es im körperhaften nicht verbleibt
wird lehm und einverleibt,
von oben - von unten;
leere, blicke, einsamkeit.
 

ameise

Mitglied
Moin Ralf,

Du beschreibst hier den Wandel, die Veränderung / Zerstörung von allem. Am Ende scheint es auch so, dass der Spirit wieder ins Tal der Materie muss. Wie passt der Titel "Legierungen" dazu?

LG von der
ameise
 

Ralf Langer

Mitglied
körper und geist vielleicht
zwei werkstoffe zusammengefügt
- untrennbar?
dann wandelt sich das eine mit dem anderen.
und alles bleibt irdisch

ralf
 
O

orlando

Gast
Lieber Ralf,
ich denke beim Lesen an die Gegenüberstellung von Zeit-Geist und Zeit-Raum.
Erst im Zusammenwirken - der gedachten und erhofften Legierung - kann ein Echo im seelischen Bereich erfolgen, gleichsam etwas Übergeordnetes.
Doch gelingt dies nur selten, vielleicht nie.
Das drückst du durch die Zähigkeit des Lehms wunderbar aus.
Dir einen herzlichen Gruß
orlando
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo ameise,
deiner wertung entnehme ich dankend das meine titelwahl
dann doch funktioniert hat.
Ich gebe zu, ich hatte erst anderrd im Sinn; der "Lehm" war zu anfang im Vordergrund meiner Überlegungen.
Ich entschied mich dann aber um.

Vielleicht drückt das auch ein wenig die unterschwellige Hoffung
in mir aus, das das was unter großem Drukc und Hitze zusammengefügt wurde doch von der Zeit getrennt werden kann, und so etwas das "unterirdische" überdaurt und verlassen kann.


hallo Orlando,

Ich freue mich, das das Bild mit dem Lehm bei dir Anklang gefunden hat. Es ist die formnarste Art des Minerals, also eine Art wachsener Stein, und über die Äonen betrachtet fließt und zerfließt ja alles.
Dein Blick in Bezug auf Zeit-Geist, Zeit-Raum gefällt mir sehr.
Das als Legierung zu betrachten ist höchst interessant.

Im übrigen hoffe ich, das die letzte Zeile nicht als zu pessimistisch wirkt.
Wenn es diese Einsamkeit gibt, erfüllt sie mich nicht mit Schrecken. Es ist vielleicht die dauerhaftste Form mit allem eins zu sein...

nachdenkliche Grüße Ralf
 
O

orlando

Gast
Mit dir spreche ich Texte von Herzen gern durch, Ralf. :) -
Zu meinem Kommentar bin ich wegen eines (inneren) Blicks auf den Sternenhimmel gekommen: Nah der Sonne kreisen ja die festen Planeten und - durch einen Trümmergürtel getrennt - die Gasplaneten.
Im August begegnen sich beide Welten.
Nun ist der Weg zu alten Mythen nicht mehr weit ... Und auch nicht zu einer Zeitbetrachtung der anderen Art.

Deine Einstellung zur Einsamkeit teile ich im Übrigen voll und ganz. - Es gibt Menschen, denen diese kein Leid bereitet, sondern Notwendigkeit ist.

Dir einen lieben Gruß
orlando
 



 
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