Leibnitz irrt

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JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Leibniz irrt*

Wenn Einfalt nur grunzte
Wenn Eitelkeit stänke
Wenn Einbildung brunzte
Wenn Neid Borsten schenkte

Dann würde man wissen
Dann würd' man verstehen
Gott hat uns beschissen
Nur kann man's schlecht sehen

Dann würde man wissen
Dann bräucht's kein' Verstand
Gott hat uns beschissen
Als er uns erfand

Dies ist nicht, oh Leibniz
die beste der Welten
Sie darf, welch ein Scheiss-Witz
als Schweinestall gelten.

(Das meinte schon - und das nicht von ungefähr
Dein kluger Kolleg', der Franzmann Voltaire)

*Der Philosoph Leibniz glaubte, die sog. Theodizée, also die Unvereinbarkeit der Allmacht, Allgüte und Allwissenheit Gottes mit der Schlechtigkeit der Welt gelöst zu haben indem er behauptete, dies sei die beste aller möglichen Welten. Ähem... und Gottfried Wilhelm schreibt sich ohne "t"... das Thema ist somit nicht ganz korrekt.
 
M

Melusine

Gast
Und ich dachte schon, du meinst die Kekse *gg*.
(Nein, ohne Schmäh, ich wusste nicht dass Gottfried Wilhelm T-los heißt.)
Gott hat uns beschissen
Als er uns erfand
Wie wahr!
Als Gedicht nicht grad göttlich, aber inhaltlich gefällt's mir.

LG Mel
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Melusine

Keks ist gar nicht mal so daneben. Dem guten Voltaire ging Leibniz dermassen auf den selbigen, dass er als Entgegnung einen ganzen Roman (Candide) schrieb.

Voltaire war übrigens einer der gefürchtesten Zyniker aller Zeiten weswegen ich das Gedicht (auch wenn vielleicht nicht reif für den Dichterolymp) hiermit ihm widme:

François-Marie: Das ist für Dich, grosser Meister!

LG

Jürgen
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Nur am Rande bemerkt ...

> [...] die sog. Theodizée, also die Unvereinbarkeit der Allmacht, Allgüte und Allwissenheit Gottes mit der Schlechtigkeit der Welt gelöst zu haben indem [...]

Hmmmm ... ,

das Theodizee-Problem ist (vereinfacht gesagt) die Frage danach, warum Gott, der allmächtig ist, so ungerecht ist. (Warum lässt Gott Menschen in Katastrophengebieten sterben?
Das Buch Hiob ist auch ein schönes Beispiel dafür).

Es geht also nicht um die Schlechtigkeit der Welt, sondern ganz anders herum um einen 'anscheinend' gerechten Gott, der warum auch immer Leiden zulässt.

Grüße von Zeder
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Zeder

Ich weiss zwar nicht, worin Du den Widerspruch zwischen Deiner und meiner Aussage siehst, liefere aber hiermit gerne nochmals eine Erklärung zur Theodizee:

[blue]Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
oder er kann es und will es nicht:
dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
oder er will es nicht und kann es nicht:
dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht weg?[/blue]

Ausserdem habe ich es wegen Leibniz' "Lösung" bewusst so formuliert. Dass Leibniz' einer der übelsten Reaktionäre war und mit seiner Argumentation letztlich das Gottesgnadentum verteidigt, spricht für sich.

Gruss

Jürgen
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dass....tststs immer diese Rechdschraibunk....

Ach ja... Leibniz gilt zwar als Frühaufklärer, gibt sich aber der Hoffnung auf einen aufgeklärten, klugen Herrscher hin - bleibt also dem hierarchischen Weltbild treu.
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo JoteS,

"...Gott hat uns beschissen
Als er uns erfand..."
Dich vielleicht. Mich definitiv nicht.
Wenn Du das "uns" in "mich" abänderst, könnten vielleicht auch Andersherum-Denker die eigenwillige Logik in Deinem Text gedanklich nachvollziehen.
Ansonsten ein interessantes Gedicht, das Gott bzw. seine Stellvertreter ganz bestimmt zum Nachdenken gebracht hat.

Schöne Grüße, NDK
 
N

nachtlichter

Gast
Leipzig

Gerd -

Leipzig ist vitaminreiches Allerlei, während Leibnitz süß krümelt.

Es handelt sich also um verschiedene zu differenzierende Geschmacksrichtungen.

nachtlichter
(lieber Schokolade als Rohkotz)
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
NDK

Zitat:
"...Gott hat uns beschissen
Als er uns erfand..."
Dich vielleicht. Mich definitiv nicht.

Pfui, Du bist ja noch viel gemeiner als ich. ;)

Nein, es entspricht weder meiner Art, noch dem Tonfall und der Aussage der Gedichtes, zu relativieren. "Uns" durch "mich" ersetzen? Nein, das würde das Gedicht ruinieren.

Ach ja, "uns" eigentlich auch nur wegen allen anderen - reine Höflichkeit - bei mir hat er natürlich die einzige Ausnahme gemacht... und überhaupt: welcher Gott???
Den beschriebenen Gott kann es nicht geben, darum geht es doch.

LG

Jürgen
 
M

Melusine

Gast
Hallo JoteS,
hier noch ein bisschen "Textarbeit":
1. stänke - schenkte ist ein unreiner Reim (mir fällt allerdings kein Korrekturvorschlag ein)
2. "Nur kann man[red]'[/red]s schlecht sehen" - hier fehlt der Apostroph
3. (Das meint[blue]e[/blue] schon - und das nicht von ungefähr
Dein kluger Kollege, der Franzmann Voltaire)
--> Das "e" würde ich weglassen bzw. durch einen Apostroph ersetzen, dann wird's runder. (Finde ich halt.)

Mel
 

NewDawnK

Mitglied
@ JoteS

"Den beschriebenen Gott kann es nicht geben, darum geht es doch."

Was ist denn das für eine Logik?
Wie kannst Du denn Etwas beschreiben, wenn es das Etwas gar nicht gibt? Wenn Du Etwas beschreibst, kannst Du nicht Nichts beschrieben haben. Dann muss da Etwas gewesen sein, sonst hättest Du ja überhaupt keine Worte gefunden dafür. Für Nichts gibt es auf der ganzen Welt kein einziges Wort, das wirklich passt. Wo Nichts ist, ist nicht der kleinste Krümel von Etwas, da ist noch nie Etwas gewesen, schon gar kein Wort.
Worte sind immer Etwas, also wenigstens etwas mehr als Nichts und ganz bestimmt nicht Nichts. Das wüsste ich. Nur mit Schweigen kann man Nichts beschreiben, wenn überhaupt. Aber Du hast ja nicht geschwiegen, also war da doch Etwas! Oder etwa nicht?
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
NDK

Nicht hinter jedem Begriff verbirgt sich ein "Ding an sich". Die Methodik ist absolut zulässig. Wenn Du's nicht glaubst kannst Du's bei Kant (alles Wissenswerte über den Begriff steht in der Kritik der reinen Vernunft) nachlesen.

Philosophie schadet nie - ist aber (besonders bei Kant) anstrengend.

LG

Jürgen
 

NewDawnK

Mitglied
@ JoteS

Ah so, nun versteckst Du Dich schon hinter Kant. Erst mit der eigenen Großhirnrinde unvorschriftsmäßig unlogisch denken und dann nicht mal persönlich dafür gerade stehen wollen.
Tja, was soll man dazu noch sagen.

Schöne Grüße, NDK
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
NDK

Hihi, wenn Dir etwas unbegreiflich ist, dann kann's ja nur an der Blödheit des anderen liegen. Mach Dir nix draus. Geht mir auch immer so. ;)

Guut, im Gegensatz zu Dir habe ich damit meistens recht....:D

Jürgen
 
M

Micha v.d. Rosenhöhe

Gast
Das gefällt mir, weil Leibnitz durchaus nachvollziehbare Vorstellungen hatte, was eben das GAP (Lücke) zwischen Himmel und Hölle darstellt. Nämlich der wundervoll beschriebene Schweinestall der Erde unserer Existenz.
Also Jote damit kann sogar ich mal was angfangen.

Gruß
micha
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Micha

Freut mich. Bei allen Leibnizschen Erklärungvesuchen: Sein Gott erschafft einen perfekten Himmel, in dem alles Übel beseitigt ist aber in der Welt bekommt er es nicht hin.

Wobei: Perfektion ist im Himmel nur bei Wegfall des freien Willens (wie und aus welchen Gründen auch immer) möglich. Da will doch keiner hin, oder?!

Und überhaupt.... er könnte doch gleich nur den Himmel schaffen. Nun ja, ist eben Mystik, muss man fühlen, zu viel Denken ist eh nicht gut...

Voltaire hat es richtig gemacht: Sein ganzes Leben lang den Verstand genutzt und auf dem Totenbett mit dem Glauben angefangen. Reicht gemäss der Lehre völlig und kann zu dem Zeitpunkt auf keinen Fall mehr schaden (ein willenloser Engel zu sein ist ja vielleicht immer noch besser als Nix und auf jeden Fall besser als Dauer-Röstung). :D

Gruss

Jürgen
 

Gerd Geiser

Mitglied
Der Dichter Friedrich Kloppstock
reiste mal nach Rostock.
Leibnitz gab ihm allerhand
Proviant.
Wieso eigentlich?
fragt GG
 



 
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