Leise lieselt del Chinese (gelöscht)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
und was ist daran komisch?

Woher kommt es eigentlich, daß Mandarin-Muttersprachlern immer unterstellt wird, sie könnten kein r sprechen und würden immer ein l statt des r "rollen"? In der Tat sprechen Chinesen die Sorte von r, die in Deutschland die Siegerländer und die Lausitzer artikulieren: ein r, das ansonsten als amerikanisches r bekannt ist (und das Amerikanische im Vergleich mit dem Englischen so ver-rrrrt klingen läßt). Es ist einem l vielleicht ähnlich, aber den Amis, den Siegerländern und den Lausitzern unterstellt man keine solche r-l-Verwechselung, nur den Muttersprachlern der größten Weltsprache auf Erden. Hat wahrscheinlich mit euroamerikanischem Dünkel zu tun.
Verrückterweise wird sogar den Japanern gerne diese r-l-Vertauschung unterstellt (wenn auch nicht in diesem schwer lesbaren Spottliedchen hier), dabei kennt die japanische Sprache gar kein l (!) - aber das allbekannte, allübliche, allgebräuchliche Zungen-r, das (außer im Französischen und im Hochdeutschen, wo man so ein weichtönendes ch faucht, und eben außer im Amerikanischen, Englischen, Lausitzischen, Siegerländischen und Chinesischen) überall auf der Erde, in den meisten Sprachen dieser Welt gesprochen wird: das mit der gegen den vorderen Gaumen flatternden Zungenspitze.

Nein, ich mag solche Karikaturen nicht besonders. Nun ja, was solls. Egal. Jedem sein Spaß. Auf wessen Kosten auch immer.
 
Hallo Mondnein,
eine ausführliche Antwort zu deinem Beitrag bekommst du in den nächsten Tagen. Auf jeden Fall will ich niemand verspotten. Und mit Überheblichkeit oder Dünkel habe ich nichts gemein. Hier der Text ohne R/L-Verzerrung:

Leise rieselt der Chinese

Leise rieselt der Chinese.
Mandelaugen sehen zu.
Und was macht er? Kein Gewese.
Radebrecht: lass mich in Ruh.

Kümmern ihn die Rieselfelder,
Hobrechtsfelde bei Berlin,
nein, ihm geht es nur um Gelder.
Wer, warum, wie viel, wohin.

Leise rieselt der Chinese.
Und der Russe guckt bloß zu.
Sofort hat er cruise These:
der Chinese, der bist du!​

Gruß
PS
 
Hallo Mondnein,
man kann das Gedicht als komisch bezeichnen oder als Karikatur. Man kann es verbissen sehen oder gelassen. Ich gehe bei allem, was ich schreibe, davon aus, dass ich mich selbst nicht zu wichtig nehme, mich auch über mich lustig machen kann und Schwächen, die ich selbst habe, auch bei anderen erkenne oder zumindest so tue. Dass die Chinesen eine großartige kulturelle Entwicklung hinter sich haben und mit Sicherheit ohne unsere Kenntnis auch noch gestalten, ist für mich unbestritten. Und von Dünkel kann auch keine Rede sein, wenn ich z.B. mit meinem Sohn noch vor der Wende die erste Ausstellung von Kriegern der Terrakotta-Armee im Pergamonmuseum in Berlin besucht habe und dass wir uns Einlass verschafft haben, obwohl an dem Tag, als wir angereist sind (und an weiteren Tagen), die Ausstellung eigentlich geschlossen war. Und ich meine, dass damals noch Originale gezeigt worden sind, während jetzt nur noch Repliken außer Landes dürfen (verständlich!). Dass ich einige Bücher der Weltliteratur aus verschiedenen Epochen Chinas habe, muss ich nicht erwähnen.
Zu den sprachlichen Dingen: vergleiche doch bitte die allein in Deutschland gesprochenen Dialekte untereinander und sage mir, ob man in jedem Fall seine Ernsthaftigkeit behalten muss, wenn sich ein Ostfriese oder Vorpommer mit einem Bayern unterhält. (Vorausgesetzt, sie sprechen kein gepflegtes Hochdeutsch). Muss man, klar, wenn ihr Thema z.B. Hedgefonds wären.
Inzwischen wirst du dir ja die für dich besser lesbare Version angesehen haben. Da hast du vielleicht entdeckt, dass es weniger um sprachliche als um wirtschaftliche Belange geht und in Vers zwei könntest du natürlich auch ein wenig von der Umweltproblematik entdecken, die allen Wirtschaftsmächten mit hohen Wachstumsraten schon immer zueigen waren und an China auch nicht vorbei gehen. Und das sehe ich weder komisch, noch mit Spott, noch von oben herab. Das ist einfach systemimmanent. Leider.
Man kann seine Liedchen so oder anders schreiben. Seine Kommentare auch.
Mein Liedchen hat nur zwölf Zeilen, mehr nicht. Und wenn es auf Seite 2 angekommen ist, haben es vielleicht siebzig Leser gesehen. Darunter nicht ein Chinese.
Herzlich
PS
 
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