Ursprünglich veröffentlicht von lapismont
Die Lyrikszene hat meines Erachtens nach vier Bereiche:
a) die vom Markt anerkannten Lyriker
b) die Amateurlyriker
c) die Germanisten und Lyrikjournalisten
d) Lyrikleser
Während a) egal ist was c) zu sagen hat und b) nicht existiert,
nimmt c) nur a) wahr.
b) hingegen hat mit c) nix am Hut und beäugt a) skeptisch.
d) Ist entweder Mitglied in einer der drei anderen Gruppen oder unauffindbar
Interessante Betrachtung!
Aber ein paar Anmerkungen:
b) hat meiner Beobachtung nach sehr oft was mit c) am Hut, nicht zuletzt hier, wo es ja die Gruppe e) gibt (Hobbygermanisten)!
Wer hier ein Sonett reinstellt, das die formalen Voraussetzungen erfüllt, erhält Beifall von e). Und das bringt - scheinbar - näher nach a) (was ich aber für einen Trugschluss halte).
Was ich vermute, warum du e) nicht erwähnt hast:
Diese Gruppe existiert nicht wirklich als solche, vielmehr handelt es sich um eine Abspaltung aus Kreisen von b). Das sind meistens b)-ler, die nicht ins c)-Lager wechseln möchten, sondern ins a)-Lager. Und um anderen b)-lern klarzumachen, dass sie selber viel näher dran sind, ins a)-Lager überzuwechseln, üben sie sich als Hilfs-c)-ler.
Der Gedanke könnte sein:
b) + c) = a)
Jemand, der nämlich wirklich nach c) will, würde sich nicht an der Interpretation von b)-lern versuchen, was c) ja nicht interessiert, sondern er würde versuchen, mit Rezensionen zu a)-lern Aufmerksamkeit bei den c)-lern zu erhaschen.
Man muss ja den etablierten c)-lern imponieren, um nach c) zu kommen.
Und das ist bei a) völlig anders:
Dorthin kommt man manchmal über c), jedoch meistens über d), weil c) ja nur nach a) schaut.
b)möchte nach Möglichkeit von c) anerkannt werden, aber noch viel lieber von d) entdeckt und gekauft, um a) beitreten zu können.
d) besteht meiner Meinung nach zu weniger als einem % aus den Gruppen a)-e)!
Folglich glaube ich, dass wir a) und c) viel zu ernst nehmen.
Wenn wir von a) oder c) verrissen werden, sind wir doch längst -zusammen mit Dieter Bohlen, Verona Feldbusch und Ulrich Wickert - in a)!
Wie, Ihr kennt keinen Lyrikband von Bohlen, Feldbusch oder Wickert?
Das spielt keine Rolle. Sie wären dort jederzeit mit jeder beliebigen Sprachvergewaltigung!
Ursprünglich veröffentlicht von lapismont
Für uns Amateurlyriker gibt es keinen anderen Weg, wahrgenommen zu werden, als über ein Buch. Dabei ist es wahrscheinlicher, dass eine Anthologie haften bleibt, als ein Einzelbändchen.
Immer noch aber gibt es keinerlei Garantien, dass man so andere Leser findet, als sich selbst nebst Freunden.
Der Nachsatz stimmt wohl.
Aber zu den Sätzen davor:
Welche Auflage soll das Buch haben?
Gibt es wirklich keinen anderen, besseren Weg, wahrgenommen zu werden?
Meiner Erfahrung nach gibt es sehr viele d)-ler, die im Internet nach "Gedicht Humor", "Geburtstagsgedicht für Mutti" oder "Lyrik Mond" suchen.
Von denen wird man u.U. gelesen, was vielleicht mehr ist als ein Leser aus einem Forum, der nur kommentiert, um selber kommentiert zu werden.
"Schnappi" war drei Jahre im Internet, wurde für Mütter zum Geheimtipp, bis irgendwann die Plattenfirma nachfragte.
Hätte die Autorin hingegen das Lied auf eigene Faust rausgebracht, wäre es sehr schwer gewesen, die Grundbekanntheit zu erlangen, da ja sofort jeder hätte zahlen müssen.
Das sagt aber nichts gegen euer Buch!
Es wird schön für euch sein, mal ein Buch herausgebracht zu haben, was euch gut gefällt. Ihr seid nicht nur Co-Autoren, sondern auch Literatur-Förderer.
Aber ihr bleibt in dieser Rolle zwei von 1000.
Wenn Reich-Ranicki heute nicht zufällig in der LL stöbert und sich auch noch einloggt (er geht wahrscheinlich nur ab und an in die PE), wird er vielleicht nie was von dem Buch hören ...