Letzte Sekunden

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Blue Sky

Mitglied
Sechs Monate in dieser Erde. Inzwischen liebe ich ihren Geruch in Kälte und Dunkelheit. Ich habe gelernt, zu schätzen, wenn mir der Sand um die Ohren spritzt. Es ist meine Erde, die mich schützt.
Nun pfeift und kreischt es über uns hinweg. Trümmer treffen mich und Steine. Der Kopf meines Freundes liegt in meinem Arm. Er grinst mich an, versucht seine Geste mit der Hand. Wenn uns beim Fußball ein Spielzug gelang, zeichnete sie ihn. Nun ist er zu schwach. Seine Jacke glänzt in feuchtem Rot und die Augen fallen ihm zu.
Der letzte Schuss brach vor einer Stunde aus unseren Reihen. Leergeschossen über meine Schulter blickend, sehe ich den Panzer sich drehen und alles unter sich begraben. Leute springen über unsere Stellung, im Donner dröhnt ihr Rufen und Geschrei. Die Sprache klingt mir sehr vertraut. Für Sekunden möchte ich ihnen die Arme öffnen, dann fällt die Granate neben uns in den Schlamm.
 

petrasmiles

Mitglied
Das ist schon ziemlich heftig, sich solch eine Szene auszudenken und dabei zu durchleben, dafür meine Anerkennung!
Wenn uns beim Fußball ein Spielzug gelang, zeichnete sie ihn.
Da scheint mir ein grammatischer Bezug verunglückt, oder habe ich es nicht richtig verstanden?
Man sollte viel öfter 'die Nase' daran bekommen, wie er sich denn anfühlt, der Krieg.

Ich habe gestern noch mit meinem Mann darüber gesprochen - wir gehören einer Generation an, die noch Kriegsversehrte in den Straßen sah - oder in der Familie erlebte, gefallene Familienmitglieder hatte, die wir nie kennenlernten, wir sahen noch Baulücken in Straßenzeilen und verhärmte Gesichter, die kein Wohlleben mehr rosig machen und eine auf Not getrimmte Sparsamkeit, die kein Reichtum heilen konnte. Vielleicht macht das den Unterschied aus, dass wir auch nur den Gedanken ertragen könnten, irgendeinen Krieg müsse weiter geführt werden, weil die passenden Ergebnisse noch nicht eingetreten sind.
All diese Gedanken will ich Dir nicht unterstellen, aber sie gehen mir durch den Kopf.

Kurz und stark!

Liebe Grüße
Petra
 

Blue Sky

Mitglied
Danke Petra fürs Lesen und das Teilen deiner Gedanken dazu.
Ich durfte meine beiden Opas auch nicht kennenlernen, sie sind im Krieg geblieben, wie es immer so gesagt wurde. Als Wehrmachtssoldaten mehr als sinnlos verheizt worden.
Mir haben realistische Manöverübungen schon gereicht.

LG
BS
 



 
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