Letzte Zuflucht

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george

Mitglied
Letzte Zuflucht

Nur noch an diese zwei Drähte
hängst du dein Leben.
Und ich, am anderen Ende, rede Dir zu.
Dein Klingeln voller Verzweiflung,
kein Ausweg für Dich.

Die Telefone fast immer an, mein Schlaf immer leichter,
meine Gedanken und mein Gewissen
unruhige See.
Bruder und Freund, der letzte Fluchtpunkt,
Vater und Mutter zugleich.

Der Kopf klar denkend und konzentriert,
mitfühlend ganz ruhig reden.
Reden mit dir, deiner Frau, deinen Kindern,
reden mit Ärzten, den Therapeuten,
dich und mein Inn’res schützen vor dir.

Keinerlei Einsicht, kein Fortschritt, kein Halt,
keinerlei Ruhe, kein Optimismus, keinerlei Lachen.
Da ist diese Angst vor der Angst vor der Angst,
diese Verzweiflung, tief in Dir drin.
Dennoch, so glaubst du,
du seist gesund.

Du willst nur weg,
weg, weg und weg.

Mal bist Du gesund,
mal bist Du krank,
mal bist Du mein Bruder,
mal bist Du ein Mann,.
meist bist Du verzweifelt, ein Kind.

Ich weiß nicht, wie lange
diese zwei Drähte noch halten.
Dennoch, ich halte sie fest.
Dennoch, ich rede.
Dennoch, ich hol' dich nicht raus.


18.6.2003
 

silverbird

Mitglied
Lieber George
dein Gedicht spricht Bände. Eine verzweifelte Situation.. Doch etwas vom wichtigsten scheint mir, dass du dich genügend abgrenzen kannst und dass du eine Quelle hast, in welche du deine eigenen Sorgen werfen kannst. So viel Substanz hat kein Mensch nur allein in sich selbst, um davon einer ganzen Familie abzugeben.
Zum Glück hast du diese Quelle und ich wünsch dir, dass sie weiter sprudelt.
Alles Liebe
Ruth
 

george

Mitglied
Ich danke Dir, meine liebe silverbird.

Ich denke, dass nicht alle Menschen jung, gesund, reich und glücklich sein können. Auch die harten Tage gehören dazu. Nötig sind sie nicht. Aber es gibt sie eben.

Wenn jemand wirklich sein Leben wegwerfen will, dann kann man das nicht verhindern.
 



 
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