letzter politischer Gedanke

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trivial

Mitglied
Wahrscheinlich eines der vielen Varianten des Trolley-Problems.
… und am Ende wieder deontologische Pflichtenethik oder utilitaristische Nutzenmoral. (hmm,die Wortwahl scheint meine Präferenz wohl vorwegzunehmen)
Was mir eine der großen Fragen dieser Zeit zu sein scheint,
Wobei dies natürlich auch wieder ins unendliche aufgefächert werden kann und am Ende wohl genauso willkürlich gesetzt ist…
und zur nächsten großen Frage dieser Zeit führt, Relativismus oder Universalismus…
…was mir wiederum das Gefühl gibt, der Zeitgeist ist im Wandel und versucht grade seine Wahrheit zu finden, oder nur ich bin im Wandel und versuche Wahrheit zu finden. So fern hast Du bestimmt recht, es gibt keine richtige Antwort.

Liebe Grüße
R
 
hältst du das wirklich für utilitaristisch? nichts ist mir fremder.
wenn, dann ist es in der spannung gesinnungs- vs. verantwortungsethik.
die es so rein nach meiner überzeugung nicht gibt.

aber wenn du einen menschen daran hindern kannst, andere menschen zu töten, indem du ihn tötest - und er die anderen menschen dann ermordet, bist du mitverantwortlich, wenn auch mit einer reinen gesinnung.
und das ist weder konstruiert noch utilitaristisch. finde ich.
 

trivial

Mitglied
Liebe Charlotte,

da ich Dich, ja gut die imaginäre Charlotte, die kenne ich besser, für sehr weise und weltgewandt halte, versuche ich zu verstehen, wo der Punkt ist, an dem wir es anders sehen.

Wenn Person A Person B mit einer Pistole erschießen wird, dann muss Person C Person A erschießen, da Person C sonst die Verantwortung am Tod von Person B trägt...
Nun müsste Person D, die grade hinzu kommt, Person C erschießen, um zu verhindern, dass diese Person A erschießt...

Vielleicht ist mein Fehler, dass ich sämtliche Eigenschaften weg lasse. Person A ist das Böse, Person B sind mehrere Personen...oder, dass ich alles zu statisch betrachte.

Dass ich die Schuld, als das Gesollte, als das Vorhandene, nach vorne Blickende sehe und größer vermute als die Verantwortung, die immer den Weg kennend vorraus eilt und zurück blickend die Schuld negieren will. Vielleicht verurteile ich die Verantwortung nur deshalb, um sie nicht tragen zu müssen, wie die unerreichbaren Trauben, die eh zu sauer schmecken würden.

Ich hoffe wirklich, Du verstehst mich nicht falsch, ich möchte Dir in keinster Weise unterstellen, dass Deine Entscheidungen utilitaristisch sind, dafür schätze ich Deine tiefen und warmen Gedichte viel zu sehr, aber eben dieser Respekt vor Deinen Texten möchte mich verstehen lassen, warum wir dies so anders sehen, warum für mich dieses so selbstverständlich ist und für Dich jenes.

...das klingt alles schon wieder so wirr und abgehoben. Bitte verzeih, ich bin wirklich nicht gut darin, zu Diskutieren, zu Argumentieren, zu Streiten. Ich habe kein Kämpferherz und renne lieber weg, mir ist jeder Konflikt unangenehm...
(wie auch bei Hansz, den ich feiger Weise lieber auf meine Ignorierliste setzte als mich seinen Worten zu stellen. Jetzt sah ich, als ich unangemeldet die Seite öffnete, er schrieb eine Menge, aber die Erfahrung lässt mich fürchten und so führt diese Einsicht mich trotzdem nirgends hin. Außer das er wahrscheinlich Recht hat.)
Also wer bin ich, über richtig und falsch zu Urteilen, wo meine Worte so groß wirken wollen und meine Taten so klein sind.

Tut mir leid, ich drifte ab und trotzdem scheint es mir dazu zu gehören.

Vielleicht sollte man nicht über grundsätzliche Dinge schreiben, wenn man nicht über Grundsätze reden möchte.
Nichts kontroverses, wenn man nicht diskutieren möchte.
Und gar nicht schreiben, wenn man nichts zu sagen hat. Wer redet, sollte auch handeln, und nur wer handelt, sollte reden. Nicht jeden Gedanken unreflektiert niederschreiben und jedem Gefühl vollkommen hingeben aber wie gesagt, es ist ein Fluchtreflex, auch dass ich bei persönlich Themen, die mir gefühlt zu nahe kommen, recht schnell emotional abdriften und da nicht so schnell wieder zurück finde.

Liebe Grüße
R
 

Agnete

Mitglied
interessant die Wiederholungen von fange bei sich selbst an und fängt bei sich selbst an...
Der, der gründe findet, andere zu ermorden, der fange bei sich selbst an- also sich zu hinterfragen würde er Menschen ermorden?
Also Täter werden.
Der, der Gründe findet, Menschen zu ermorden, der fängt bei sich selbst an... also liefert anderen Gründe, ihn zu ermorden.Also Opfer werden.

So geht kKieg. Die Logik des Krieges. den das LI ja für sich ausschließt mit: Es gibt keinen einzigen Grund...!

lG von Agnete
 
ich muss mich bei dir entschuldigen. du hast ein gedicht geschrieben und ich eine diskussion angefangen. und ich verstehe dich in dem, was du schreibst. vielleicht müssen wir die unterschiede einfach aushalten.
liebe grüße
charlotte
 

petrasmiles

Mitglied
Liebe trivial,

was für ein Text, der viele zum Nachdenken anregt - und auf das Eigentliche zielt: Das Menschsein.
Ich bin bei Dir, dass es keinen Grund gibt.
Aber merkwürdigerweise gibt es Unterschiede beim Verzeihen einer solchen Tat.
Ich verabscheue die Todesstrafe, gestehe keiner Entität das Töten eines Menschen zu, aber wenn eine Mutter den Mörder ihres Kindes tötet, vorsätzlich und 'heimtückisch' und was die abstrakten Konstrukte der Rechtsprechung noch so an Begrifflichkeiten anbieten, dann beschleicht mich das Gefühl, dass nur sie das Recht gehabt hat, dies zu tun.
Aber da sind wir bei den Tiefen der Tiefen und ich wundere mich über dieses Gefühl, halte es auch keinesfalls für auch nur erwägenswert, Blutrache zuzulassen. Wofür aber dieses Gefühl spricht, ist, dass man aus rationalen Gründen sicher nicht töten darf. Das sind so Gedankenspiele, die dann nur darin münden, einer Gesellschaft Entlastung zu geben, dass eine 'neutrale' Institution uns unliebsame Entscheidungen abnimmt wie bei diesen von Schirach-Spielen, ob man ein Flugzeug abschießen dürfte und 400 Menschen opfert, um 10.000 zu retten.
Was alle Beispiele zeigen: Es geht um die Entscheidung und das Gewissen einer einzelnen Person, und dabei muss es bleiben. Der Tyrannenmörder muss die furchtbare Entscheidung des Tötens 'auf seine Kappe' nehmen, in ihm darf dieser innere Kampf stattfinden, sich außerhalb des Menschseins zu stellen. So auch der Mensch, der einen Mörder sieht, der zehn Menschen töten will. Er opfert sich, wenn er den Mörder tötet und zehn Menschen rettet, aber er hat sich außerhalb des Menschseins gestellt - und damit in gewisser Weise selbst getötet.
Wir sind so daran gewöhnt, dass Morde alltäglich sind; alle Fernsehkanäle rauf und runter wird uns vermittelt, töten sei 'normal'.
Aber in Wahrheit graust es uns und hat es immer gegraust vor diesen Menschen, auch vor denen, die mit Erlaubnis töten durften, die Henker.

Dein Text war noch ein bisschen abstrakter und ich werde ihn nochmals lesen und weitersinnieren.
Das war jetzt erst einmal meine spontane Reaktion.

Liebe Grüße
Petra
 

trivial

Mitglied
Liebe Charlotte,
fühle Dich bitte nicht schuldig, für meine Unfähigkeit Konflikte auszuhalten.
Das Positive, über Deine Sichtweise nachzudenken, ist wahrscheinlich nachhaltiger als mein kurzfristiges Ungemach...

Liebe Grüße
R
 

trivial

Mitglied
Liebe Petra,
Deine Worte treffen mich ins Herz, da vieles meine Gedankengänge widerspiegelt. Dafür danke ich Dir.

Liebe Grüße
R
 

trivial

Mitglied
Liebe Agnete,
auch Dir möchte ich danken, dass Du dir die Zeit genommen hast, um Dich so intensiv mit meinen Worten zu befassen.

Liebe Grüße
R
 



 
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