Lichter - Asklepiadeische Odenstrophen

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HerbertH

Mitglied
Lichter

Niemals senkt sich die Nacht über die ganze Welt.
Bis die Sonne erstirbt - oder die Nova noch strahlt -
Leuchten Wolken zur Hälfte,
Wähnt man göttlichen Funkenflug.

Nimmt man Neon als Tag, trübt sich die Helle im Blick.
Bunkermentalität graut so den Tag zur Nacht.
Fade Trauer beschleicht uns,
Zeichnet bleichlichen Teint wie Kalk.

Sonne, schein auf die Haut, schenk wieder Lebensgeist,
Den man lange vermißt, jedermann braucht ihn jetzt!
Denn die Wochen des Winters
Menetekeln die schwarze Pracht.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich sehe zwei ineinander verwobene Gedanken: Der Ersatz des Normalen, des Natürlichen durch Künstliches.
Das Licht wird in das fensterlose Rathaus getragen. Neon. Schilda.
Wenn man aus dem Käfig heraussteigt, gesundet man.

Der andere ist der Gedanke des Wechsels, des Wechsels der Jahreszeiten, des Ortes, des Gemütszustandes, der Gesundheit.

Winter - Winter, aber auch Metapher für Dunkelheit und Kälte, die uns seelisch und körperlich umfließt.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Bernd,

das Gedicht folgt grob dem Schema "These - Antithese - Synthese":

S1: Die sonnenbeschienene Seite der Wolken leuchtet "immer", meist in Weiss, manchmal in Rot. Die Nova, zu der die Sonne wohl werden wird, bevor sie erlischt (="erstirbt"), wird sicherlich die Wolken zumindest kurzfristig bis zum Verdampfen der Atmosphäre auch noch zum Aufleuchten bringen. Das Ganze betrifft natürlich die sonnenzugewandte Seite der Erdkugel.

S2 ist dann der Gegenpart zu S1, die ja eher optimistisch ist. Hier wird auf die Nachteile künstlicher Beleuchtung eingegangen.

S3 ist dann eine Synthese, ja, tankt Sonne, denn die langen Nächte des Nord-Winters drohen schon wieder als schwarze Pracht, die den Lichtsuchenden auf die Südhalbkugel oder zum Neonlicht verweist.

Die beiden von Dir genannten Gedanken spielen natürlich eine wichtige Rolle in dem Schema.

Danke für den wie immer gedankenreichen Kommentar, der mich auf einige neue Interpretationsmöglichkeiten hinwies :).

Lieber Walther,

danke fürs Lesen und Werten!

Liebe Grüße

Herbert
 



 
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