Lichtspiel

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Das Kind spielt mit dem Licht
und lacht
Etwas ist in ihm erwacht
Aus einem Schlaf, äonenlang
Als würden Worte zu Gesang
Vergeht die Nacht
Die lange Nacht

Ist ihm schon Zeit vergangen
In seinem Glucksen, seinem Bangen
Was ist die Zeit, wenn nicht ein Blatt
Ein Blatt, das niemand ausgelesen hat
Das schon die Nacht verblättert hat
Längst vor dem allerersten Licht
Als sänge das, was sonst bloß spricht,
tanzt eine neue Seite, spielt im Wind:

Da ist ein unbeschriebenes Kind,
das mit den Sonnenstrahlen
tanzt
 

Rachel

Mitglied
Mir scheint, dieses Gedicht erzählt von einem Lichtspiel und ist selbst eins. Der pränatale Zauber, den es in der ersten Strophe entfaltet, strahlt anfangs unberührt ins Zeitlose, bis in die zweite Strophe, wo erste (Lebens-)Erfahrung sich konkretisiert, weil sich die (Vor-)Zeit inzwischen zur kreisrunden Jahreszeit geformt hat und zur bereits gemachten (Sprach-)Erfahrung liest und nun immer neu, Blatt um Blatt singt, tanzt und erneuert. In diesem (deinem) lyrischen Licht gesehen, schwebt etwas, nie ausgelesen, im so lumineszierten, längst und immer unangetasteten Kind und sagt: Kreise, die sich nicht schließen, werden Spiralen oder Sonnenstrahlen.

Für mich ist das ein kosmischer Blick in den Nachthimmel.

Und das zweite Gedicht von dir, lieber Dionysos von Enno, das mich echt umhaut! :)
 

sufnus

Mitglied
Hi Dio!
Ich glaube, es ist eine Art Trauerbild, wenngleich es in sehr hellen, lichterfüllten Farben gemalt ist. Man könnte an ein Chagall-Bild denken, vielleicht eines, in dem nicht nur dieses protypische Blau vorkommt sondern auch die hellen Gelbtöne, welche der ebenfalls gerne nutzte. :)
Also: Ich mag alles daran gerne, bis auf das "äonenlang" - das kommt mir im Kontext ein bisschen zu "gewählt" rüber.
LG!
S.
 
Hi und ganz herzlichen Dank für eure geschätzten Eindrücke!!

@Rachel: das hast du wunderbar beschrieben. Es drückt alles aus was mir wichtig war merci

@sufnus eine ganz interessante These. Ich für mich würde insofern Schnittmenge sehen wo„in die Welt kommen“ immer auch zunächst Verlust der „kosmischen Einheit“ und der Symbiose mit der Mutter sein könnte

mes compliments

Dio
 

Tula

Mitglied
Hallo Dio
Und passt jetzt gut zu N., die heute das Licht der Welt erblickte.
Nein, ich bin noch nicht Opa geworden, aber mein Neffe Vater. Also genauso erfreulich :)

LG
Tula
 
Hi @Tula

Das sind wunderbare Neuigkeiten! Dann wünsche ich der neuen Erdenbürgerin bei allem wichtigeren (Gesundheit usw) auch ganz viel Spaß mit den ersten Lichteindrücken und dem Spiel mit Licht und Schatten

mes compliments

Dio
 



 
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