Gern, Tula, und Dankeschön fürs Lesen und Nachdenken.
Es gibt, wie ichs lese, einen Schnitt, Sprung, Riß zwischen den ersten vier Strophen und den drei folgenden Strophen. Bis zum Ende der vierten baut sich der Hesiodische Mythos von dem Göttergenerationenwechsel auf, der babylonische Kumarbi- bzw. Ullikummi-Mythos; und zwar der Wechsel von dem Ur-Himmel ("uran bombe") zu den Titanen ("kronos", "adamas stahl"), der dadurch geschieht, daß Kronos dem Vater Ouranos das Geschlechtsteil abmäht.
Vergleichbar ist dieser Schnitt (des Textes) dem bei Hesiod, wo aus dieser blutigen Tat die Aphrodite geboren wird. Hier springt die Erzählung vom babylonisch-griechischen Generationswechseldrama in die Gegenwart. Arbeitende Frauen, ein Nerd im Büro, der die bilanzen ausrechnet, Firmenfassaden, eine Chefin, die pfeift usw.
Der Schnitt ist hart, unvermittelt. Die Parallele zur Aphroditegeburt fällt mir als spätem Leser nur zufällig zu, sie ist auch nicht durch Belegwiederholung oder Aufgreifen eines Gedankens aus den ersten vier Strophen abgesichert. Das einzige, was von der Moderne in die Antike oder gar die Bronzezeit zurückverweist, scheint der Danielische "Menschensohn" zu sein, der apokalyptische Weltenrichter, und daß er kabbalistisch ausgerechnet wird, - vielleicht noch am Computer, mit Hilfe eines vom Mossad entwickelten Ausspäh-Programms?
Doch, einen Schimmer von Hesiod hat der Schnitt zwischen den freudianisch zu analysierenden archaischen ersten vier und den modernen drei folgenden Strophen hie wohl doch: Bei Hesiod verwandelt sich die erzählte Szenerie vom blutigen Gewaltakt in die liebliche Lyrik der Kypris. Die ist heiter, sie gleitet über das Meer und verzaubert, ja erlöst alle mit ihrem Lächeln. So wie hier die Sekretärinnen zur Arbeit gleiten und die Dolmetscherin zur Dollmetze verballhornt wird.
Ich sehe gerade, es gibt ein kleines Ankerchen der drei Bürostrophen zu den ersten vier: Das ist die Traumdeutung Freuds, die nicht ausgeführte, nur angetippte. Aber das ist so leichtsinnig berührt, bloß angetippt, als wollte es die lyrisch anmutende Heiterkeit der hesiodischen Aphrodite hier wieder-holen.
grusz, hansz