Ich wagte nie zu träumen...
Ich saß auf der Terrasse der Bücherei und studierte gerade das Buch, dass ich mitnehmen wollte. Es war einer der ersten warmen Frühlingstage und ich genoss die Sonne auf meinem Gesicht. Als ich so rumblätterte, drang eine Stimme an mein Ohr. Ich hob augenblicklich den Kopf, um zu sehen, welches Gesicht zu dieser weichen, tiefen Stimme gehört. Sie war so eigenartig romantisch, dass ich gleich eine Gänsehaut von ihr bekam. Da ich durch den Fensterrahmen in meiner Sicht gestört wurde, machte ich mich auf den Weg zur Rezeption. Es war sowieso Zeit für mich aufzubrechen, da ich noch mit meiner Freundin Sandra verabredet war. Als ich dem Ausgang näher kam, traf mich der Schlag.
Die Stimme gehörte zu einem wunderschönem Gesicht, dass eine wilde, blonde Frisur umgab. Er hatte eisblaue Augen und einen Drei-Tage-Bart, der ihn noch wilder aussehen ließ. Eigentlich war die Bücherei die ganz verkehrte Umgebung für solch einen Mann. Er wollte so gar nicht hierher passen. Er sah sehr stark aus, und am liebsten wäre ich ihm gleich in den Arm gefallen. Doch im nächsten Moment sollte meine Seifenblase zerplatzen. Eine ebenso schöne Frau betrat die Bücherei und ging gleich auf ihn zu. Als sie ihn erreichte, drehte er sich um, nahm sie kräftig in den Arm und lachte fröhlich auf, als sie ihm etwas ins Ohr flüsterte. Das war ja wieder mal typisch. So was dummes. Wie konnte ich auch glauben, dass jemand so attraktives nur auf mich gewartet hatte? Auf mich, wo ich mit meinen braunen, kurzen Haaren, meinen braunen Augen und meiner zarten Figur eher an Bambi erinnere, als an ein Topmodel.
Ich legte mein Buch beiseite und wollte gehen, als ich ihn beim Umdrehen versehentlich anrempelte. Als ich aufsah, blickte ich ihn seine tiefen, blauen Augen und es war um mich geschehen. Ich dachte für einen Moment, dass seine Augen ebenfalls geflackert hatten, aber um mich nicht zu blamieren, lief ich so schnell es ging aus dem Haus.
Als ich an dem Café ankam, erwartete Sandra mich schon. „Hallo Tina, wie geht’s dir? Du siehst etwas verstört aus. Ist dir was passiert?“ fragte mich Sandra. Ich merkte erst jetzt, dass ich am ganzen Körper bebte, denn ich war den Großteil des Weges gelaufen. Ich erzählte ihr von dem Mann mit diesen verdammt blauen Augen. Über den Rand ihrer Tasse blickte sie mich mit einem verschmitzten Lächeln an. „Ich kann nicht glauben, dass ich das erlebe. Die unnahbare Tina hat sich Hals über Kopf verliebt,“ lachte Sandra. „Unsinn, ich schwärme nur ein wenig,“ gab ich ein wenig verärgert zurück. Ich sprach nie gern über meine Gefühle, geschweige denn, dass ich darüber lachen wollte. Sandra erzählte mir noch ein wenig über ihre Arbeit, aber den Hauptteil bekam ich nicht mit. „Weißt du was? Ich denke für heute sollten wir nach Hause gehen. Du hörst mir gar nicht zu. Du starrst nur Löcher in die Luft,“ sagte Sandra lachend. Ich war für ihr Verständnis dankbar. Sie hatte Recht. Ich hatte mich ihr gegenüber wirklich unmöglich verhalten. Aber ich konnte auch kaum klar denken. Alles was ich sehen konnte, waren blaue Augen.
Einige Wochen später ging ich wieder in die Bücherei. Ich scheute mich fast davor aus Angst, ihm noch einmal zu begegnen. Ich hatte lange Zeit gebraucht, ihn aus meinen Gedanken zu verscheuchen. Als ich meinen Besuch beendet hatte, ging ich erleichtert und auch enttäuscht nach Hause. Bis auf einige alte Damen war die Bücherei leer gewesen. Auf dem Heimweg mußte ich über eine Brücke. Als ich mitten auf ihr war, hupte unter mir ein Fahrzeug, worauf ich gleich zur Seite sah. Im nächsten Moment wurde ich von einem Radfahrer umgeworfen, stieß mit dem Kopf an die Brüstung und taumelte langsam zu Boden.
Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem Krankenhausbett. Eine Schwester war gerade in meinem Zimmer. Als sie sah, dass ich die Augen geöffnet hatte, drehte sie sich um und ging den Arzt holen. Ich hatte noch nie in einem Krankenhaus gelegen. Und mir war ganz unwohl dabei. Ganz zu schweigen von dem Kopfschmerzen, die ich hatte. Der Arzt kam herein und erklärte mir, ich hätte von dem Sturz wohl eine Gehirnerschütterung und müsse noch ein wenig liegen bleiben, aber ansonsten fehle mir nichts. Na toll. „Draußen vor der Tür steht noch jemand, der sich Sorgen um sie macht. Jetzt wo sie wach sind, soll ich ihn hereinbitten?“ fragte der Arzt. Das überraschte mich jetzt aber doch. Woher wußte denn jetzt schon jemand von meinen Bekannten, dass ich hier war? „Wer ist denn draußen?“ fragte ich, obwohl ich mir dabei gleich dumm vorkam. Woher sollte der Arzt denn wissen, wer da draußen stand. Der Arzt lächelte nur, zwinkerte mit dem Auge und ging.
Jetzt war ich aber doch gespannt. Als die Tür aufging und der Kopf erschien, wollte ich die Zeit anhalten. Das konnte nicht sein. Woher kam denn dieser Mann? Die eisblauen Augen sahen mir sorgenvoll ins Gesicht. Mein Gott. Wieso ausgerechnet hier, wo ich so unmöglich aussah? „Na, da haben Sie mir aber einen gehörigen Schrecken eingejagt,“ sagte die wahnsinnig ruhige Stimme. Sprach er wirklich zu mir, oder träumte ich schon wieder? „Ich habe Sie auf der Brücke gesehen, als der Radfahrer Sie anfuhr. Ich hatte eigentlich auf eine andere Art gehofft, Sie kennenzulernen,“ lächelte er, und brachte damit mein Herz zum rasen. War er etwa eine untreue Seele? „Sie wollten mich also kennenlernen?“ fragte ich, „Was würde denn Ihre Freundin dazu sagen?“ Im ersten Moment sah er mich verständnislos an. Als mir klar wurde, dass ich ihm damit bewußt gemacht haben mußte, dass ich ihn beobachtet hatte, wurde ich feuerrot im Gesicht. „Die Frau in der Bücherei?“ fragte er. Als ich nickte, begann er über das ganze Gesicht zu grinsen. Wie peinlich. „Die Frau heißt Sybille und ist meine Schwester,“ lachte er. Das war jetzt das Äußerste an Peinlichkeit, was ich zu ertragen bereit war. Wie konnte ich nur davon anfangen? „Ich hatte mich gefragt, ob ich dieses wunderschöne, zierliche Geschöpf noch einmal zu sehen bekomme, und habe jeden Tag meine Runde um die Bücherei gedreht. Aber als ich dich dann endlich sah, hast du mir einen gewaltigen Schreck eingejagt,“ erzählte er ganz ungeniert. Ich mußte träumen. War er zum Du übergegangen? Ich hielt es unter meiner Decke kaum aus. Er setzte sich auf die Bettkante und nahm meine Hand. Ich hatte Feuer gefangen. Konnte man das sehen? „Mein Name ist Tom,“ sagte er und küßte meine Hand. „Das ist schön,“ war alles was mir einfiel. Wie selbstverständlich zog ich ihn zu mir herunter und genoss diesen ersten, sensiblen Kuss der mir noch viel mehr versprach...
Ich saß auf der Terrasse der Bücherei und studierte gerade das Buch, dass ich mitnehmen wollte. Es war einer der ersten warmen Frühlingstage und ich genoss die Sonne auf meinem Gesicht. Als ich so rumblätterte, drang eine Stimme an mein Ohr. Ich hob augenblicklich den Kopf, um zu sehen, welches Gesicht zu dieser weichen, tiefen Stimme gehört. Sie war so eigenartig romantisch, dass ich gleich eine Gänsehaut von ihr bekam. Da ich durch den Fensterrahmen in meiner Sicht gestört wurde, machte ich mich auf den Weg zur Rezeption. Es war sowieso Zeit für mich aufzubrechen, da ich noch mit meiner Freundin Sandra verabredet war. Als ich dem Ausgang näher kam, traf mich der Schlag.
Die Stimme gehörte zu einem wunderschönem Gesicht, dass eine wilde, blonde Frisur umgab. Er hatte eisblaue Augen und einen Drei-Tage-Bart, der ihn noch wilder aussehen ließ. Eigentlich war die Bücherei die ganz verkehrte Umgebung für solch einen Mann. Er wollte so gar nicht hierher passen. Er sah sehr stark aus, und am liebsten wäre ich ihm gleich in den Arm gefallen. Doch im nächsten Moment sollte meine Seifenblase zerplatzen. Eine ebenso schöne Frau betrat die Bücherei und ging gleich auf ihn zu. Als sie ihn erreichte, drehte er sich um, nahm sie kräftig in den Arm und lachte fröhlich auf, als sie ihm etwas ins Ohr flüsterte. Das war ja wieder mal typisch. So was dummes. Wie konnte ich auch glauben, dass jemand so attraktives nur auf mich gewartet hatte? Auf mich, wo ich mit meinen braunen, kurzen Haaren, meinen braunen Augen und meiner zarten Figur eher an Bambi erinnere, als an ein Topmodel.
Ich legte mein Buch beiseite und wollte gehen, als ich ihn beim Umdrehen versehentlich anrempelte. Als ich aufsah, blickte ich ihn seine tiefen, blauen Augen und es war um mich geschehen. Ich dachte für einen Moment, dass seine Augen ebenfalls geflackert hatten, aber um mich nicht zu blamieren, lief ich so schnell es ging aus dem Haus.
Als ich an dem Café ankam, erwartete Sandra mich schon. „Hallo Tina, wie geht’s dir? Du siehst etwas verstört aus. Ist dir was passiert?“ fragte mich Sandra. Ich merkte erst jetzt, dass ich am ganzen Körper bebte, denn ich war den Großteil des Weges gelaufen. Ich erzählte ihr von dem Mann mit diesen verdammt blauen Augen. Über den Rand ihrer Tasse blickte sie mich mit einem verschmitzten Lächeln an. „Ich kann nicht glauben, dass ich das erlebe. Die unnahbare Tina hat sich Hals über Kopf verliebt,“ lachte Sandra. „Unsinn, ich schwärme nur ein wenig,“ gab ich ein wenig verärgert zurück. Ich sprach nie gern über meine Gefühle, geschweige denn, dass ich darüber lachen wollte. Sandra erzählte mir noch ein wenig über ihre Arbeit, aber den Hauptteil bekam ich nicht mit. „Weißt du was? Ich denke für heute sollten wir nach Hause gehen. Du hörst mir gar nicht zu. Du starrst nur Löcher in die Luft,“ sagte Sandra lachend. Ich war für ihr Verständnis dankbar. Sie hatte Recht. Ich hatte mich ihr gegenüber wirklich unmöglich verhalten. Aber ich konnte auch kaum klar denken. Alles was ich sehen konnte, waren blaue Augen.
Einige Wochen später ging ich wieder in die Bücherei. Ich scheute mich fast davor aus Angst, ihm noch einmal zu begegnen. Ich hatte lange Zeit gebraucht, ihn aus meinen Gedanken zu verscheuchen. Als ich meinen Besuch beendet hatte, ging ich erleichtert und auch enttäuscht nach Hause. Bis auf einige alte Damen war die Bücherei leer gewesen. Auf dem Heimweg mußte ich über eine Brücke. Als ich mitten auf ihr war, hupte unter mir ein Fahrzeug, worauf ich gleich zur Seite sah. Im nächsten Moment wurde ich von einem Radfahrer umgeworfen, stieß mit dem Kopf an die Brüstung und taumelte langsam zu Boden.
Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem Krankenhausbett. Eine Schwester war gerade in meinem Zimmer. Als sie sah, dass ich die Augen geöffnet hatte, drehte sie sich um und ging den Arzt holen. Ich hatte noch nie in einem Krankenhaus gelegen. Und mir war ganz unwohl dabei. Ganz zu schweigen von dem Kopfschmerzen, die ich hatte. Der Arzt kam herein und erklärte mir, ich hätte von dem Sturz wohl eine Gehirnerschütterung und müsse noch ein wenig liegen bleiben, aber ansonsten fehle mir nichts. Na toll. „Draußen vor der Tür steht noch jemand, der sich Sorgen um sie macht. Jetzt wo sie wach sind, soll ich ihn hereinbitten?“ fragte der Arzt. Das überraschte mich jetzt aber doch. Woher wußte denn jetzt schon jemand von meinen Bekannten, dass ich hier war? „Wer ist denn draußen?“ fragte ich, obwohl ich mir dabei gleich dumm vorkam. Woher sollte der Arzt denn wissen, wer da draußen stand. Der Arzt lächelte nur, zwinkerte mit dem Auge und ging.
Jetzt war ich aber doch gespannt. Als die Tür aufging und der Kopf erschien, wollte ich die Zeit anhalten. Das konnte nicht sein. Woher kam denn dieser Mann? Die eisblauen Augen sahen mir sorgenvoll ins Gesicht. Mein Gott. Wieso ausgerechnet hier, wo ich so unmöglich aussah? „Na, da haben Sie mir aber einen gehörigen Schrecken eingejagt,“ sagte die wahnsinnig ruhige Stimme. Sprach er wirklich zu mir, oder träumte ich schon wieder? „Ich habe Sie auf der Brücke gesehen, als der Radfahrer Sie anfuhr. Ich hatte eigentlich auf eine andere Art gehofft, Sie kennenzulernen,“ lächelte er, und brachte damit mein Herz zum rasen. War er etwa eine untreue Seele? „Sie wollten mich also kennenlernen?“ fragte ich, „Was würde denn Ihre Freundin dazu sagen?“ Im ersten Moment sah er mich verständnislos an. Als mir klar wurde, dass ich ihm damit bewußt gemacht haben mußte, dass ich ihn beobachtet hatte, wurde ich feuerrot im Gesicht. „Die Frau in der Bücherei?“ fragte er. Als ich nickte, begann er über das ganze Gesicht zu grinsen. Wie peinlich. „Die Frau heißt Sybille und ist meine Schwester,“ lachte er. Das war jetzt das Äußerste an Peinlichkeit, was ich zu ertragen bereit war. Wie konnte ich nur davon anfangen? „Ich hatte mich gefragt, ob ich dieses wunderschöne, zierliche Geschöpf noch einmal zu sehen bekomme, und habe jeden Tag meine Runde um die Bücherei gedreht. Aber als ich dich dann endlich sah, hast du mir einen gewaltigen Schreck eingejagt,“ erzählte er ganz ungeniert. Ich mußte träumen. War er zum Du übergegangen? Ich hielt es unter meiner Decke kaum aus. Er setzte sich auf die Bettkante und nahm meine Hand. Ich hatte Feuer gefangen. Konnte man das sehen? „Mein Name ist Tom,“ sagte er und küßte meine Hand. „Das ist schön,“ war alles was mir einfiel. Wie selbstverständlich zog ich ihn zu mir herunter und genoss diesen ersten, sensiblen Kuss der mir noch viel mehr versprach...