Leugas
Mitglied
Nie hätte man sowas für möglich gehalten, doch so starke Gefühle konnten selbst einen Krater tiefer als jedes Meer überbrücken. Wir waren da noch jung und unerfahren, aber in den letzten vier Jahren sind wir um einiges reifer geworden. Es gab mehr böses Blut, als wir erwartet hatten, oder etwa doch? Schon an dem besonderen Tag, an dem unsere Schicksale sich verflochten, wusste ich, dass es niemals gut gehen konnte. Ich verfluchte mich und diese Gedanken. Ich wusste nicht, was ich da fühlte, es wurde unterdrückt, von mir und von allen in meiner Umgebung. Es erschien mir auch so, als wären alle gegen mich, die davon wussten. Und das sind wirklich wenige, schließlich ist es verboten. Die Angst vor Bloßstellung trieb mich in ein sehr tiefes Loch, aus dem ich erst herauskam, als ich erkannte, dass es nicht falsch ist. Das gelang mir vor allem durch ihn. Er hatte mir gezeigt, dass es normal ist, dass ich keine Angst vor mir selbst haben sollte, was ich empfinde und wie ich liebe, sind Dinge, die nur ich bestimmen konnte. Aber das Gesetz spricht gegen uns und wir konnten es nicht ändern. Auch meine Eltern verstanden es nicht und versuchten alles, um mich mit einer Frau zusammenzubringen. Maggy war nett, klug und gutmütig, aber dennoch spürte ich nicht diese Verbindung, die wir brauchten. Nur um meine Eltern zu beruhigen, taten wir so, als wären wir zusammen. Maggy war sehr aufgeschlossen und half mehr als sie tun musste. Am Ende war sie meine beste Freundin aller Zeiten.
Unsere Schicksale trafen sich, aber was wir daraus machten, war unsere Entscheidung.
Ich hatte davor schon einige Beziehungen gehabt, weshalb das eigentlich nichts Neues war. Meine Selbstfindung hatte ich schon einige Jahre zuvor abgeschlossen, als ich noch ein Teenager war. Doch ich hatte nie gedacht, dass ich mich in einen Deutschen verlieben würde. Es war im Frühling 1954 an einem wunderschönen Morgen. Der letzte Schnee war schon einige Wochen davor verschwunden und machte den warmen Frühling Platz, sich zu entfalten. Straßburg war an jenem Tag eher ruhig und alle schienen den Frühling auch ihre Herzen gelassen zu haben. Auch ich war von diesem Frühlingsgefühl ergriffen und wollte mein Lieblingscafé aufsuchen. Ich war frisch getrennt und wollte auch keine Beziehung. Mein einziges Ziel war es, einen Kaffee zu genießen. Aber dann betrat ich den kleinen Laden in der Ecke und erblickte ihn. Es war wie ein Blitz, der durch meinen ganzen Körper zischte. Ich setzte mich absichtlich an den Tisch direkt neben ihn, allerdings hatte ich Bedenken, da manche Avancen schon eiskalt abgeschmettert wurden. Doch etwas an ihm war anders. Ohne jeden Grund wusste ich, dass er keine Frauen liebte. Während ich meinen Kaffee trank, beobachtete ich, wie er in sein Notizbuch schrieb. Plötzlich schaute er mich an und unsere Blicke trafen sich kurz. Es war der Beginn von etwas ganz besonderem. Ich gebe zu, dass ich so manche Urteile neu bewerten musste. Denn seit ich denken konnte, verabscheute ich Deutsche. Es wurde mir förmlich eingetrichtert und ich hatte auch meine Erfahrungen mit ihren sadistischen Vorstellungen von Frieden und Glück. Doch er war anders als alle, die ich kannte. Vielleicht lag das daran, dass er perfektes Französisch sprach, oder dass er so demokratisch und human wirkte. Mit der Zeit stellte ich fest, dass alle meine Urteile Vorurteile waren. Die Kälte verflog, wenn auch nur für mich. Meine Familie hatte die Monster von Menschen nicht vergessen, die ihre Heimat einst zerstörten. Es war schwer zu verstehen, wie ich liebe, aber zu verstehen, wen ich liebe, das schafften sie nicht. Aber das war nicht schlimm, denn schließlich war das Gefühl, was wir hatten, stärker als jedes Vorurteil und jedes Gesetz.
Wir dürfen lieben, wenn wir wollen.
Wir verstecken unser Inneres nicht.
Wir sind frei.
Unsere Schicksale trafen sich, aber was wir daraus machten, war unsere Entscheidung.
Ich hatte davor schon einige Beziehungen gehabt, weshalb das eigentlich nichts Neues war. Meine Selbstfindung hatte ich schon einige Jahre zuvor abgeschlossen, als ich noch ein Teenager war. Doch ich hatte nie gedacht, dass ich mich in einen Deutschen verlieben würde. Es war im Frühling 1954 an einem wunderschönen Morgen. Der letzte Schnee war schon einige Wochen davor verschwunden und machte den warmen Frühling Platz, sich zu entfalten. Straßburg war an jenem Tag eher ruhig und alle schienen den Frühling auch ihre Herzen gelassen zu haben. Auch ich war von diesem Frühlingsgefühl ergriffen und wollte mein Lieblingscafé aufsuchen. Ich war frisch getrennt und wollte auch keine Beziehung. Mein einziges Ziel war es, einen Kaffee zu genießen. Aber dann betrat ich den kleinen Laden in der Ecke und erblickte ihn. Es war wie ein Blitz, der durch meinen ganzen Körper zischte. Ich setzte mich absichtlich an den Tisch direkt neben ihn, allerdings hatte ich Bedenken, da manche Avancen schon eiskalt abgeschmettert wurden. Doch etwas an ihm war anders. Ohne jeden Grund wusste ich, dass er keine Frauen liebte. Während ich meinen Kaffee trank, beobachtete ich, wie er in sein Notizbuch schrieb. Plötzlich schaute er mich an und unsere Blicke trafen sich kurz. Es war der Beginn von etwas ganz besonderem. Ich gebe zu, dass ich so manche Urteile neu bewerten musste. Denn seit ich denken konnte, verabscheute ich Deutsche. Es wurde mir förmlich eingetrichtert und ich hatte auch meine Erfahrungen mit ihren sadistischen Vorstellungen von Frieden und Glück. Doch er war anders als alle, die ich kannte. Vielleicht lag das daran, dass er perfektes Französisch sprach, oder dass er so demokratisch und human wirkte. Mit der Zeit stellte ich fest, dass alle meine Urteile Vorurteile waren. Die Kälte verflog, wenn auch nur für mich. Meine Familie hatte die Monster von Menschen nicht vergessen, die ihre Heimat einst zerstörten. Es war schwer zu verstehen, wie ich liebe, aber zu verstehen, wen ich liebe, das schafften sie nicht. Aber das war nicht schlimm, denn schließlich war das Gefühl, was wir hatten, stärker als jedes Vorurteil und jedes Gesetz.
Wir dürfen lieben, wenn wir wollen.
Wir verstecken unser Inneres nicht.
Wir sind frei.