Liebesbrief einer Verflossenen

G. Neville

Mitglied
9. 9. 90
Lieber ….

Um Deiner Frage vorzugreifen, ja ich liebe Dich immer noch. Manchmal kommt es mir vor, als würde es täglich mehr. Damit verbunden ist natürlich auch die wachsende Belastung damit fertig zu werden, dass wir, das heißt eigentlich ich, noch nicht total frei bin und immer wieder diesen örtlichen wie zeitlosen Abstand überbrücken muss. Diese aufreibende Suche nach Gelegenheiten, das Weckstecken der Gefühle `ich brauch Dich, ich will Dich sehen, bei Dir sein´, wenn es gerade dann nicht sein kann. Es ist nicht leicht das immer so locker zu sehen.

Dafür genieße ich diese sich daraus ergebende so unglaubliche Vorfreude, egal, ob es sich da jetzt ums Telefonieren oder Treffen handelt, ein wunderschönes Glücksgefühl dieses kaum Erwartenkönnen Dich zu sehen. Mit der ganzen Welt lachen und tanzen und dann sich losreißen und laufen und laufen, Dir entgegen, in Deine Arme, zum Einswerden.

Mein Gott ist es schön bei Dir zu sein. Wie mich deine Augen anschauen, wenn Du nur die Tür öffnest, Dein liebes Lächeln. Was da schon alles rüberkommt, was da zwischen uns liegt. Und schließlich ein kurzzeitiges Ende von ferner Sehnsucht, der Anfang dem Verlangen freien Lauf lassen zu dürfen. Es war schön, dass ich letztes Mal ein bisschen was von Dir auf der Gitarre gehört habe. Du kannst das super, es klingt gut, Deine Stimme dazu. Ich weiß, es kostet verdammt viel Zeit und Arbeit, Texte und Melodien zu schreiben. Mach weiter in dieser Art. Warum soll das nicht mal einschlagen. Ich freu mich schon, wenn ich Dir mal wieder zuhören darf. Ich freu mich aber nicht nur auf deine Musik. Du fehlst mir. Wie unendlich schwer fällt mir jedes Mal der Abschied; warum muss ich meistens gehen?

In mir zieht sich alles zusammen, diese Traurigkeit. Da brauch ich immer eine ganze Zeit, bis ich das verarbeitet habe. Aber was ist das schon, das geht vorbei, im Vergleich zu dem sag ich mal „Schatz“, den ich von und durch Dich mitbekomme. Egal, was in den gemeinsamen Stunden mit Dir geschieht, das ist registriert, das gehört mir. Ich hab soviel Zärtlichkeit, so viel Harmonie, das –alles-um-sich-rum- vergessen noch nie so erlebt, es hat noch nie so gepasst wie mit Dir. Vielleicht glaubst Du mir das nicht. Stunden bis zu tagelang trage ich den Geruch von Dir auf meiner Haut, auf meiner Kleidung mit mir herum. Er begleitet mich, erinnert mich, lässt mich alles noch einmal nachempfinden und fühlen.

Aber um so mehr muss ich gegen den inneren Druck ankämpfen, gegen das lautlose Rufen: Ich will zu Dir! Manchmal denke ich mir es ist irgendwie schade um Dich, klar wegen der mangelnden verschiedenen Möglichkeiten. Aber es gäbe im Leben so viele interessante Bereiche, die Du kennen lernen solltest, wo ich finde, dass es schön wäre, wenn Du da auch mal mehr teilnehmen könntest. Ganz besonders freue ich mich, wenn es klappen würde, ein paar Tage wegzufahren, vor allem für Dich. Mal rauskommen. Eingeladen dazu bist Du auf alle Fälle, ich hoffe, Du hast deshalb kein schlechtes Gewissen. Reiß Dich mal los von Deinen täglichen Verpflichtungen.

Lieber…., Du bist beinahe nicht weniger gefährlich als eine Droge. Das ist fast wie süchtig werden. Nein, ganz so ist es auch nicht. Und Du kannst von Deinem Höhenflug schon wieder auf den Erdboden und zur Realität zurückkehren. Du weißt wie gern ich Dich mag, dass ich Dir nichts vorspiele, dass ich ehrlich zu Dir bin. Ich muss zwischendurch mal immer den Kopf schütteln und über den komischen und ungewöhnlichen Zufall lachen, wie wir uns kennen gelernt haben. Ich freu mich auf Dich und Deine normalerweise liebevollen Berührungen, außer wenn du meinst, Du müsstest mich ärgern, reizen.

Es umarmt Dich, ….
 



 
Oben Unten