Liebeserklärung

5,00 Stern(e) 16 Bewertungen

kakadu

Mitglied
Du, ich fühl mich ungelogen
magisch zu dir hingezogen,
seit ich dich beim Bäcker traf.
Millionen Moleküle
überschäumender Gefühle
rauben mir den Schönheitsschlaf.

Du, ich stopf mir schon seit Wochen
Spritzgebäck und Liebesknochen
in den Aphroditenbauch,
doch es hört nicht auf zu brodeln,
und ich werd vor Freude jodeln,
wenn du sagst, du spürst es auch.

Du, ich möchte mit dir kuscheln,
dir vertraut ins Öhrchen nuscheln:
"Du bist nicht wie Kunz und Hinz!"
Will von deinem Apfel beißen
und für dich Schneewittchen heißen,
denn du bist mein Märchenprinz.

Du, ich würde dir erlauben,
die Regale abzustauben
und ich bügle dir sogar
ohne merkliches Befremden
die türkisgestreiften Hemden
für 'nen Kuss als Honorar.

Du, ich möchte mit dir streiten,
dich zum Fußballspiel begleiten
nach verlorner Kissenschlacht,
pflück dir bunte Tausendschönchen,
schenk dir Töchterchen und Söhnchen.
Willst du sieben oder acht?
 

Matula

Mitglied
Hallo Kakadu !

Leider versteh ich ja nichts von Gedichten, aber das hier ist einfach entzückend. Man möchte den Herrn gern kennenlernen ... natürlich aus geziemendem Abstand.

Schöne Grüße,
Matula
 

kakadu

Mitglied
Vielen Dank, lieber Matula! Das Ding ist jetzt 22 Jahre alt und ich hatte schon überlegt, ob ich es überhaupt einstellen soll. Freut mich sehr, dass ich dich damit entzücken konnte. Besten Dank auch allen für die Sterne! :)

LG Claudi
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Die Häufung der Anapher auf 'Du' ist mit der fünften Strophe ausgereizt, finde ich - sonst wärs zu viel, liebe Claudi.
Die Kadenzarchitektur ist vollkommen gelungen!
Na ja, und die Tagesthemen der Liebe beherrschst Du ohne Beweispflicht!

Bravo!

Kr.
 

kakadu

Mitglied
Hallo Delfine,

Gedichte werden ja nicht schlecht, nur weil sie alt sind.
das vielleicht nicht, aber wenn man sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat, werden einem die Anfängerfehler bewusst. ;) Kristian hat genau den Finger draufgelegt. Über das Entzücken freue ich mich natürlich trotzdem.

Hallo Kristian,

Die Häufung der Anapher auf 'Du' ist mit der fünften Strophe ausgereizt,
ja, das ist noch wohlwollend formuliert. Eigentlich ist fünfmal schon etwas zu viel des Guten. Na ja, eine Strophe habe ich mittlerweile rausgenommen, aber die Anapher war halt ein prägendes Konzept, aus dem ich im Nachhinein nicht mehr ausbrechen will. Jetzt lässt es sich aushalten und ich kann es gut so stehenlassen, auch wenn ich es heute nicht mehr so übertreiben würde.

Vielen Dank für eure lobenden Kommentare!

LG Claudi
 

fee_reloaded

Mitglied
Entzückend und technisch perfekt gereimt, wenn auch vom Inhalt her doch sehr aus der Zeit gefallen. Das ist auch, was mich persönlich daran hindert, restlos begeistert zu sein. Das Frauenbild tut halt doch inzwischen schon arg weh.

Aber als Gedicht an sich hat es wirklich Charme und sprachlichen Esprit!

LG,
fee
 

kakadu

Mitglied
Hallo Fee,

Das Frauenbild tut halt doch inzwischen schon arg weh.
ups, das bringt mich jetzt arg ins Grübeln. Kannst du etwas konkreter sagen, was dich da triggert? Dass hier ein nicht mehr zeitgemäßes Frauenbild interpretiert werden könnte, war mir bis jetzt nicht bewusst. Liegt es an der Märchenfantasie? Die muss bleiben. Möglicherweise ist das Fußballspiel ungünstig gewählt? Das ließe sich ja leicht durch etwas weniger Klischeehaftes ersetzen.

Danke fürs deinen Leseeindruck!

LG Claudi
 

petrasmiles

Mitglied
Vielleicht ist auch der Überschwang der Gefühle bei uns schon ein Weilchen her, liebe Fee?
Dass man so begeistert ist vom Prinzen, hört hoffentlich nie auf, Männlein oder Weiblein und alles dazwischen und darüber hinaus auch.
Es geht ja um Gefühle und nicht den Plan, sieben oder acht Kinderchen haben zu wollen. Aber dass man sich so 'zusammengehörig' fühlt, dass man davon überläuft, fällt hoffentlich nie aus der Zeit :)

Liebe Grüße
Petra
 

kakadu

Mitglied
Es geht ja um Gefühle und nicht den Plan, sieben oder acht Kinderchen haben zu wollen.
Ja, so war es gedacht. Danke, Petra, jetzt bin ich sehr froh, dass sich noch eine Frau dazu geäußert hat. Das alles ist mit einem großen Augenzwinkern geschrieben. Der letzte Vers soll ein Witz sein und ist keinesfalls wörtlich zu nehmen. Das LI möchte den Auserwählten mit Charme und Humor aus der Reserve locken. :D

LG Claudi
 

revilo

Mitglied
Das ist entzückend und herzerwärmend ….. ich fand als Schüler eine Verkäuferin in unserer Stammbäckerei, in der wir in der Pause Kaffe tranken toll…..sie hat mir dann irgendwann einen Kaffee ausgegeben, aber ich habe das - in der üblichen Schlange stehend- nicht bemerkt…….Mist, verdammter
 

kakadu

Mitglied
Auch dir, lieber Oliver, besten Dank fürs Lob und die tolle Bewertung! Wow, was für ein Sternenregen! Danke nochmal an alle!

LG Claudi
 

fee_reloaded

Mitglied
Liegt es an der Märchenfantasie? Die muss bleiben. Möglicherweise ist das Fußballspiel ungünstig gewählt? Das ließe sich ja leicht durch etwas weniger Klischeehaftes ersetzen.
Iwo! Getriggert wäre jetzt übertrieben und bis Strophe drei bin ich ja von deinem Gedicht auch höchst entzückt, liebe Claudia.

Und die Märchenfantasie-Bilder sind zeitlos herzig. Die machen doch den eigentlichen Charme des Gedichts aus und zeigen an, wie märchenhaft verliebt das LyrIch ist. Das Schwelgerische und Realitäts-Abgehobene dieser Strophen ist ein wundervolles Mittel um dieses weltentrückte Gefühl übermäßigen, ersten Verliebtseins zu vermitteln.
Vor Gefühlsüberschwang hab ich und hatte ich auch noch nie Angst. Aber selbst in Phasen meiner größten Frisch-Verliebtheit war (und ist) in meiner Welt - egal,wie entrückt und verzaubert - das Hemdenbügeln und dem Mann die Kinder zu gebären, wahrhaftig nichts, was ich mit Begeisterung assoziiere. Das haut für mich einfach nicht hin und verfehlt bei mir seine Absicht.
Humoriger und stimmiger - und weniger aus der Zeit gefallen - wäre für mich zum Beispiel gewesen, hätte sich LyrIch das zum Beispiel so vorstellen können:

Du, ich würde dir erlauben,
die Regale abzustauben
und ich bügle dir vielleicht
ohne merkliches Befremden
die gestreiften Knitterhemden
für 'nen Kuss als Honorar.

Du, ich möchte mit dir streiten,
dich zum Fußballspiel begleiten
nach verlorner Kissenschlacht,
pflück dir bunte Tausendschönchen,
will ein Töchterchen, ein Söhnchen
mit dir machen heute Nacht.
Ich bin gar keine Emanze jetzt, aber das Frauenbild der 50er Jahre, wo eine Ehefrau noch die Erlaubnis ihres Mannes brauchte, um selbst arbeiten zu gehen, steckt aus meiner Sicht immer noch zu sehr in unserer Gesellschaft drin, als dass ich das hier als reine romantische Übertreibung lesen kann. Ich kann mir weniger selbstaufgabe-trächtige Liebesbeweise vorstellen, als meinem Geliebten die Hemden zu bügeln und viele Kinder zu werfen. Da hat's mich persönlich einfach aus dem bis dahin genialen Text gekickt.

Liebe Grüße,
Claudia
 

kakadu

Mitglied
Ich kann mir weniger selbstaufgabe-trächtige Liebesbeweise vorstellen, als meinem Geliebten die Hemden zu bügeln und viele Kinder zu werfen. Da hat's mich persönlich einfach aus dem bis dahin genialen Text gekickt.
Ach so, dann hast du die Bügelstrophe wohl recht wörtlich genommen. Eigentlich spielt sie nur auf eine gerechte Arbeitsteilung an. Da hätte statt Staubwischen und Bügeln auch Kochen und Waschen stehen können. Mit anderen Worten heißt es: "Verliebt, wie ich bin, vertraue ich darauf, dass wir zu einer guten Regelung kommen", nur halt anschaulich formuliert.

Dann bin ich beruhigt. Das Frauenbild der 50er hast du da reingelesen. Du musst es hier nicht zwingend im Kopf behalten, aber natürlich bleibt die Interpretation dir überlassen. Danke für die Klarstellung!

LG Claudi
 

molly

Mitglied
ich finde Dein Liebesgedicht zauberhaft, vor allem, weil auch Humor darin steckt, z.B "Töchterchen und Söhnchen".
Liebe Grüße
Monika
 
G

Gelöschtes Mitglied 24409

Gast
Gratuliere zur Empfehlung, liebe Claudi!
 



 
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