liebesghasale ( inspiriert von maulana rumi )

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Mimi

Mitglied
was nützt es mir mein weltgewandtes wissen ?
was frommen titel und vermögen meinem gewissen ?
wenn ich um ihretwegen wie ein sklave lebe
ach, könnt ich bloß nicht nur im traume ihre lippen küssen
und wenn der traum der wirklichkeit entwiche,
wär's mir nur qual sie beim erwachen zu vermissen
mir hilft kein trunk noch kluge medizin
und würd' ich jeden balsamheiler konsultieren müssen,
auch wenn ich wär der letzte mann auf gottes erden,
das herz in meiner brust - beließe sie zerrissen
was nützen alle tränen bittrer klage ?
versickern sie als rinnsal in den federn meiner kissen
ich liebte sie voll sehnsucht bis ins grabe
und ließe blühen dort für sie weiße narzissen
 
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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Natürlich freut es mich, Mimi,

daß ich in der Leselupe nicht der einzige bin, der Ghaselen schreibt.

was nützt es mir mein weltgewandtes wissen ?
was frommen titel und vermögen meinem gewissen ?
wenn ich um ihretwegen wie ein sklave lebe
Der Einstieg mit der Selbsterhebung ist ungünstig, wenn er nicht auf irgendetwas zurückgreift, das dem Leser als "weltgewandtes wissen", "frommer titel" oder "vermögen" bekannt ist. Oder womit er sich identifiziert.

ach, könnt ich bloß nicht nur im traume ihre lippen küssen
und wenn der traum der wirklichkeit entweiche,
ist's mir nur qual sie beim erwachen zu vermissen
Der Konjunktiv 1 (bzw. in alter Nomenklatur der "Konjunktiv Präsens") im Wennsatz paßt nicht. Der Irrealis der Kondizionalsätze läuft über den Präteritum-Konjunktiv (Irrealis der Gegenwart, das wäre im Präsens-Umfeld des Doppelverses geeignet) oder über den Plusquamperfekt-Konjunktv (Irrealis der Vergangenheit), also der Irrealis der Gegenwart => "entwiche".
Konsequent hieße es also auch: "wär's mir nur qual".

mir hilft kein trunk noch kluge medizin
und würd' ich jeden balsamheiler konsultieren müssen,
auch wenn ich wär der letzte mann auf gottes erden,
das herz in meiner brust - beließe sie zerrissen
Schwerfällig, und wer beläßt? das Herz? und wen? die Brust? "beließe sie zerrissen" - - ?
was nützen alle tränen bittrer klage ?
versickern sie als rinnsal in den federn meiner kissen
ich liebte sie voll sehnsucht bis ins grabe
und ließe blühen dort für sie weiße narzissen
Ausgerechnet in der Schlußklausel mit ihrer Wirkung der metrische Holperer:
für sie weiße narzissen
x X Xx xXx

grusz, hansz
 

Mimi

Mitglied
Hallo Hansz,

...freut mich, dass du meine Ghasale gefunden hast

was nützt es mir mein weltgewandtes wissen ?
was frommen titel und vermögen meinem gewissen ?
...dieser Einstieg ist
meines Wissens nach nicht untypisch für persische Ghasale... noch dazu inspiriert durch Rumis Madrese...
ach, könnt ich bloß nicht nur im traume ihre lippen küssen
und wenn der traum der wirklichkeit entweiche,
ist's mir nur qual sie beim erwachen zu vermissen
...und hier ist richtig: der Konjunktiv Präsenz passt nicht im benutzen Wennsatz...
mir hilft kein trunk noch kluge medizin
und würd' ich jeden balsamheiler konsultieren müssen,
auch wenn ich wär der letzte mann auf gottes erden,
das herz in meiner brust - beließe sie zerrissen


....na ja vielleicht, aber ist es nicht passend?!... die Motive oder das Motiv der Ghasale, ist, wie nicht gerade unüblich ,das Thema der unerwiderten Liebe... und wer, wenn nicht die Liebste, beließe das Herz in der Brust zerrissen?!... natürlich immer die Liebste, lieber Hansz...!?



" für sie weiße narzissen "
...die Schlusszeile... okay... metrisch etwas "holprig"... aber das "Problem" : ich mag es, sogar sehr...

... ich lasse mich mal weiter inspirieren vom großen Dichter und Philosophen Rumi...
manchmal steh ich mir mit meinem verdammten Ehrgeiz selbst im Weg...
na ja... zumindest mein guter Freund aus Ghom lacht sich Löcher in seinen Bauch... wenn ich den großen Meister auf Persisch rezitiere ...

...liebe Grüße
Mimi
 



 
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