Liebespaar am Telefon (gelöscht)

strolch

Mitglied
ja so ist das manchmal, dass dann die vertrautheit nicht mehr so ist, wenn man sich sieht.

aber es kann auch sein, das die vertrautheit da ist, als hätte man sich schon immer gesehen hat.

denke das hängt davon, welches bild man von sich dem anderen rüber bringt am telefon und welches man bekommt.

lg brigitte
 

mitis

Mitglied
aber es geht mir auch so, dass ich mit sehr guten freundinnen am telefon oft besser, uferloser und intimer reden kann als "von aug zu aug".
ein phänomen, das vielleicht auch andere kennen?
woran mag es liegen?
mitis
 

mitis

Mitglied
und andererseits, brigitte, hast du recht: es gibt auch menschen, die man noch nie gesehen hat, wo von anfang an eine vertrautheit da ist, die man nicht erklären kann - oder?
 

mitis

Mitglied
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T

Thys

Gast

...uferloser und intimer reden kann als "von aug zu aug".
ein phänomen, das vielleicht auch andere kennen?
woran mag es liegen?


mitis,

Das liegt an dem Umstand, dass beim Telefonieren einige Sinne ausgesperrt werden. Die ganze Mimik und Körpersprache fällt als Beurteilungskriterium weg und diese zwei Kommunikationsarten sind extrem wichtig und sagen Dir unterschwellig mehr und wahreres über Dein Gegenüber, als die verbale Sprache. Mit gesprochenen Worten kann man leicht lügen, tricksen, beschönigen etc. pp. Bei Mimik und Körpersprache gelingt das nicht so leicht.

Gruß

Thys
 

mitis

Mitglied
man kann sich aber auch - und das spricht wieder fürs telefon! - dem inhalt des gesprochenen wortes, der erzählung, dem gerade zu diskutierenden thema am telefon intensiver widmen, sich besser darauf konzentrieren, weil man eben nicht durch ein drumherum (wohnungseinrichtung, kaffeehaus, warze im gesicht etc.) gestört und irritiert ist. ich glaube auch nicht, dass die eine form der kommunikation (telefon) besser oder schlechter ist als die andere (von angesicht zu angesicht). sie ist nur ganz anders. und jeder mensch ist in jeder situation ganz anders.
 

ENachtigall

Mitglied
Wir sind ein Liebespaar am Telefon
Erkennen uns wahrscheinlich schon
am Klingelton.

Tag für Tag erzählen wir uns
unser Leben.
Und jeden Tag sieht's anders aus.
Mal hörst du mich auf rosa Wolken schweben.
Mal bist du Kaiserin. Mal graue Maus.

Doch stehst du dann vor mir
mit Haar und Haut,
bist du mir längst nicht so vertraut.

Wir müh'n uns dann durchs Ungefähre.
Durch Modeschau und Kochrezept.

Das Wetter morgen
füllt die Leere,
die die Möglichkeit des Kusses
in uns weckt.
Hallo mitis,

der Text reizt mich, ihm einen knapp-knackigeren Ton zu geben, den ich nachfolgend in einer als Anregung gedachten Form skizziert habe. Allerdings wird daran deutlich, dass da noch eine Pointe fehlt, die originell-humorig echt gut ankäme.

In seiner herkömmlichen Fassung ist mir persönlich der Text zu dokumentatorisch.

Ein Liebespaar am Telefon
erkennt sich schon am Klingelton
Tag für Tag erzähltes Leben
klingt wie rosa Wolken schweben

Dann stehen sie mit Haar und Haut
sich gegenüber unvertraut

Bemüht um manches Ungefähre
ein Wort zum Wetter füllt die Leere
kommt man zu dem vagen Schluss
dass ein Kuss nicht seien muss

...

Grüße von Elke
 

mitis

Mitglied
danke für deine mühe, elke.
aber bei dem gedicht war ich nicht auf der suche nach einer humorigen pointe zum schluss.

es ging mir durchaus ernsthaft darum, den unterschied zwischen zwei kommunikationsformen - telefonieren und körperliche begegnung (kuss) - darzustellen.
sagen wollte ich: auch wenn man sich am telefon noch so vertraut ist, kann bei der persönlichen begegnung eine leere (ratlosigkeit) entstehen, weil man sich ja - mit haar und haut - küsssen könnte. und dies eine ganz andere form der kommunikation ist als die, bei der man sich "kennen und lieben" gelernt hat (am telefon).

darin liegt für mich die "pointe" - dass die "möglichkeit des kusses" leere erzeugen kann. das kennst du ja vielleicht auch: dass man jemandem gegenüber steht, zu dem man vielleicht zärtlich sein möchte, aber nicht weiß, wie man es anstellen soll. um diesen moment ging es mir.

ich jedenfalls habe das schon oft erlebt, sogar bei menschen, mit denen ich eine liebesbeziehung hatte. ein langes, extrem vertrautes telefonat, bei dem man vielleicht sehr intimes preisgibt - das kann auch mal eine persönliche begegnung "stören".

natürlich weiß ich auch, dass bei einer persönlichen begegnung andere und vielleicht mehr sinne angesprochen sind als beim telefonieren. die meisten leute meinen deshalb, dass eine persönliche begegnung "wahrhaftiger" ist, ich bin mir da nicht so sicher. wenn zwei personen ein und dieselbe szene schildern sollen, die sie miterlebt haben, werden sie wohl unterschiedliche angaben machen. und es gibt auch so was wie projektion und sinnestäuschung.

ursprünglich hatte das gedicht den titel nähe und distanz
also nähe beim distanzierten telefonieren und distanz bei körperlicher nähe. das war MIR aber dann zu theoretisch/dokumentatorisch.

tut mir leid, dass das jetzt so lang ausgefallen ist, aber das zeigt auch, dass mein gedicht aus einem besonders emotionalen moment heraus entstanden ist.

lg mitis
 



 
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