Lied des Nomaden

3,80 Stern(e) 8 Bewertungen
Hallo wüstenrose,
ein sehr zärtliches und gelungenes Liebes-Abschieds-Gedicht.
Die Wiederholung des raumgreifenden Wortes Feigenbaum stört mich ein wenig. Vielleicht reicht beim 2. Mal "Baum"??
Aber das ist wirklich nur eine Kleinigkeit.
Herzliche Grüße
Karl
 
Hallo Wüstenrose,

dein Gedicht spricht mich sehr an.

Ich habe einfach mal hinter die Frage in der ersten Zeile ein ? gesetzt. Aber, vielleicht ist das gar nicht gewollt?


Warum gingst du nach Djelfa, Liebste?

Jetzt rieche ich den Duft
deiner weißen Wäsche am Feigenbaum
nicht mehr

und die Hyänen
hinter dem Weihrauchgehölz
sind verstummt

Liebste, ich meide den Baum
seit Anbruch des Tages und
öffne mein Zelt dem Wind

Komm, Samum!
Verdunkle den Mittag
und jage heißen Staub in
mein zerfurchtes Gesicht
Wie findest du so die Formatierung? Ich muss gestehen, dass ich nicht viel Ahnung davon habe.

Gespannte Grüße,
Karin
 

wüstenrose

Mitglied
Lied des Nomaden

Warum gingst du nach Djelfa, Liebste!
Jetzt rieche ich den Duft
deiner weißen Wäsche am Feigenbaum
nicht mehr
und die Hyänen
hinter dem Weihrauchgehölz
sind verstummt

Liebste, ich meide den Baum
seit Anbruch des Tages und
öffne mein Zelt dem Wind
Komm, Samum!
Verdunkle den Mittag
und jage heißen Staub in
mein zerfurchtes Gesicht
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Karl,
besten Dank für deine lobenden Worte! Freut mich, dass du Zärtlichkeit heraushörst!
Deine Anregung musste ich nur ein einziges Mal sprechen um festzustellen, dass es so besser passt und klingt. Vielen Dank dafür!
lg wüstenrose
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Karin,
freut mich, dass dich die Zeilen berühren!

Zu deinen Anregungen:
Das "Warum" zeigt natürlich eine Frage an, aber für mich ist es eher so: Der Nomade singt in der Wüste sein Lied, sein Klagelied, und die Antwort darauf ist eigentlich unerheblich. Der Typ klagt um des Klagens willen, er will von Sehnsucht, Zärtlichkeit und Liebesschmerz sprechen. Klingt, so ausgedrückt, natürlich kitschig, aber das Gedicht selbst bewegt sich hoffentlich jenseits des Kitsches.
Ich empfinde es eher als schlichtes Gedicht, daher möchte ich bei den schlichten 2x7 Zeilen bleiben.

danke für deine Gedanken! lg wüstenrose
 
Hallo Wüstenrose,

war auch nur so ein Gedanke. Bin ja selbst ständig am Üben. Du hast es mir aber gut erklärt, warum du es so belassen willst. Mich berührt dein Gedicht wirklich, und ich finde überhaupt nichts kitschig.

Ganz lieben Gruß,
Karin
 

Lena Luna

Mitglied
Hi Wüstenrose,wie schon dein Nick es verheißt :du liebst die Wüste.. und ihre Lyrik und Bilder... ich auch ...und finde dein Gedicht gelungen
LG
Lena
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Lena,
freut mich, dass das bei dir Anklang findet!

Im Ernst: es ist nicht so, wie du schreibst, ich kenne keine Zeile "Wüstenlyrik" bzw. orientalische Lyrik.
Atmospärisch schwebt mir da eher irgendwelche orientalische oder afrikanische Musik vor. ABER: Plötzlich kriege ich richtig Lust, mir mal ein gutes Bändchen "Wüstenlyrik" zu beschaffen. Hast du, hat da jemand einen Tipp für mich??
lg wüstenrose
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Kurt,

an sich eine sehr schönes Gedicht, ganz nach meinem Geschmack.
Du könntest vielleicht über eine andere Art der Formatierung nachdenken, und das "weiß" evtl. streichen.

Ansonsten hast du die Wüstenstimmung vortrefflich rübergebracht. - Bzgl. anderer Sandpoeten kannst du mal Mohamed bin Rashid Al Maktoum schauen; auch Erich Mühsam hat sich auf diesem Gebiet versucht.

Am besten ist es natürlich, bei Einheimischen zu schauen.
Doch ach, sie lieben die Wüste nicht immer. ;)

Dafür aber ich.

:)

Heidrun
 

wüstenrose

Mitglied
Liebe Heidrun,
in aller Kürze, da ich gerade in die Steinwüste (=Hochalpen) aufbreche:
Vielen Dank für die Wertschätzung der Zeilen. Anregungen nehme ich gerne mit und beschäftige mich noch damit!
lg wüstenrose
 

wüstenrose

Mitglied
Lied des Nomaden

Warum gingst du nach Djelfa, Liebste!
Dein frühes Lied am Feigenbaum
beirrt den Falken
nicht mehr und die Hyänen
hinter dem Weihrauchgehölz
sind verstummt

Liebste, ich meide den Baum
seit Anbruch des Tages
sitze ich reglos
öffne mein Zelt
dem Wind

Komm, Samum!
Verdunkle den Mittag
sammle die Unrast
jage den heißen Staub
in mein zerfurchtes Gesicht
 

revilo

Mitglied
Hallo, ich bin eine einfach gestrickte Seele und verstehe den Inhalt dieses wirklich schönen Gedichts nicht.......kannst du mich aufklären??? LG revilo
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo revilo,
na ja, dass du eine einfach gestrickte Seele bist, bezweifle ich jetzt mal...
- aber ich gebe mir Mühe meine Motive etwas deutlicher zu benennen
(und freue mich natürlich, dass du die Zeilen - irgendwie auch unabhängig vom Inhalt - als schön empfindest).

Ich bin auch einfach gestrickt, deshalb mag die Antwort literaturwissenschaftlichen Ansprüchen vielleicht nicht genügen:

Da ist einer, der hat Morgen für Morgen ein liebliches Lied gehört oder das Lied war gar nicht so lieblich, aber er fand die Frau, die es sang, einfach klasse, er konnte sich ihrer Ausstrahlung nicht entziehen, sogar der Falke wurde etwas blöde im Hirn, wenn er die Stimme vernahm, ihre Nähe spürte.
Aber das ist nicht mehr. Der Falke kann sich wieder einkriegen. Sie ist nämlich weg. Da fällt den Hyänen auch nichts mehr ein und sie schweigen besser mal, quasi aus Solidarität.

Es tut weh. Der Kerl möchte nicht daran erinnert werden. Sie ist nun mal weg. Den Baum - ihren Baum! - will er gar nicht mehr sehen. Vielleicht ist auch was Schönes passiert an diesem Baum zwischen ihr und ihm. Stattdessen hat unser Protagonist nun beschlossen stumpfsinnig in die Ödnis zu glotzen. Aber weh tut es doch. Nur, er hat die Empfindung, seine Gefühle seien gar nicht wirklich bei ihm, er erlebt sie als getrennt von sich selbst. Und ihr Weggang kam viel zu plötzlich.

Da kommt ihm so ein schöner heftiger Wüstensturm, so ein wütender Samum, gerade recht: der heiße Staub peitscht ihm ins Gesicht und verleiht ihm die Möglichkeit, auf körperlicher Ebene den Schmerz wahrzunehmen, den seine Seele nicht ausdrücken kann.

das sind meine spontanen Gedanken, aber damit will ich natürlich nicht sagen: So ist es zu lesen. Möge das jede/r lesen, wie es ihr/ihm beliebt

lg wüstenrose
 

Der Andere

Mitglied
ich finde es ziemlich unangebracht, wenn autoren ihre texte erklären sollen. sollen sie doch autonom, also für sich, also unabhängig von zusat"texten" des autors existieren können. ganz einfach. naja. in diesem sinne: hab das gedicht gern gelesen, meine sprechhaltung ist es aber nicht, weil etwas odenhaft, besingend.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo
der Andere,
im Prinzip gebe ich dir Recht (eingestellte Texte sollen unabhängig von erklärenden Zusätzen existieren).

Dennoch, im konkreten Falle: Ich fände es etwas snobistisch die erfolgte Nachfrage zu kontern mit: will ich nix zu sagen. Vielleicht begegnen sich hier sehr unterschiedliche Stile sehr unterschiedlicher LL-Autoren und ich habe die Nachfrage auch so verstanden: interessiert mich, aber ich kann es nicht recht einordnen, sag mir ein paar Takte dazu. Dieses Interesse freut mich und ich begebe mich da gerne in den Austausch.

lg wüstenrose
 



 
Oben Unten