liegen (gelöscht)

P

Papyrus

Gast
das klingt als würd ich es in einem guten buch lesen



du schriebst bei "nichts geht",
du konntest eineinhalb jahre nicht schreiben?

wie ists gekommen wenn ich fragen darf?


ich hab jedenfalls probleme mit dem gefühl zuwenig output zu haben



lg
 

presque_rien

Mitglied
Hi Papyrus,

vielen Dank für Deinen Kommentar & das Kompliment! :)

Das mit dem Schreiben ist bei mir ganz komisch. Ich kann dann am besten Schreiben, wenn ich im "wahren Leben" nicht sehr glücklich bin, insbesondere keine Beziehung habe. Die 1,5 Jahre, in denen ich nicht schreiben konnte, war ich eben in einer glücklichen Beziehung, dann wars vorbei und mir fielen wieder ein paar schöne Sachen ein, jetzt bin ich eigentlich wieder glücklich und ich merke schon, wie das Schreiben langsam versickert. "liegen" habe ich übrigens schon vor Monaten geschrieben... Ja, das ist ein blödes Gefühl, nichts schreiben zu können, vor allem, wenn man weiß, dass man es eigentlich mehr oder weniger kann...

LG presque
 
P

Papyrus

Gast
wenn ich verliebt bin kann ich am besten schreiben


dann kommt alles raus
 

Carlo Ihde

Mitglied
Klingt gut, liest sich leicht, schmolz nahezu, der Text, unter meinen Augen schmolz er so weg, als wär nie etwas gewesen. Ganz großes, melancholisch schönes Stück...
 
Hallo presque_rien,
Den Inhalt unberücksichtigt, komme ich mit deiner Metrik nicht ganz klar. Ist das gewollt, dass sie hin und her schwankt?

und wieder konnte dich mein tag
Betonung: 2. Silbe; 8 Silben

nicht ganz umbiegen...
Betonung: 2. Silbe; 5 Silben; nächste natürliche <Betonung auf "Um"(3. Silbe) statt "bie"(4. Silbe)

so oft wie ich bereits erlag -
Betonung: 2. Silbe; 8 Silben

jetzt will ich liegen
Betonung: 2. Silbe; 5 Silben (Betonung auf 4. Silbe)

zwischen zwei nächten nichts mehr seh'n
Betonung: 1. Silbe; 8 Silben

und nichts bekriegen
Betonung: 2. Silbe; 5 Silben

nicht vor dir und nicht zu mir steh'n
Betonung: 1?/2?. Silbe; 8 Silben

ich will bloß liegen
Betonung: 2. Silbe; 5 Silben

zwischen zwei strengen zeilen, dort
Betonung: 1. Silbe; 8 Silben

wo metren siegen
Betonung: 2. Silbe; 5 Silben

über den freien fuß, das wort
Betonung: 1. Silbe; 8 Silben

so will ich liegen
Betonung: 2. Silbe; 5 Silben

zwischen zwei feldern hingestreckt
Betonung: 1. Silbe; 8 Silben

mit ähren wiegen
Betonung: 2. Silbe; 5 Silben

das knie, bis meine gier nicht wiegt
Betonung: 2. Silbe; 8 Silben

dann kann ich liegen
Betonung: 2. Silbe; 5 Silben

und warten, bis ich nicht mehr schwank'
Betonung: 2. Silbe; 8 Silben

und bis die stunden wieder fliegen...
Betonung: 2. Silbe; 9 Silben

ich weiß noch, wie es mir gelang
Betonung: 2. Silbe; 8 Silben

ganz ruhig und klar in mir zu liegen
Betonung: 2. Silbe; 9 Silben

bevor ich so in dich versank
Betonung: 2. Silbe; 8 Silben

Ich gebe zu, ich bin ein Metrik - Fetischist, aber das Hin-und Hergespringe der Betonung beeinbträchtigt meinen Lesefluss doch erheblich. Ich sehe keinen Grund, weshalb das Metrum geändert werden müsste. Gibt es einen?

VG
Steffen
 

presque_rien

Mitglied
Hi Lachmalwieder,

toller Name übrigens, aber über deine Kritik lache ich natürlich nicht, denn die ist durchaus berechtigt und trifft mich hart, da ich mich auch sehr gerne mit der Form eines Gedichts beschäftige. Bei der Metrik kommt es aber letztendlich nicht so sehr darauf an, ob objektiv gesehen alle Betonungen bis ins Detail stimmen, sondern darauf, wie lesbar das Gedicht erscheint - und das ist, wie ich festgestellt habe (und was mich erstaunt), eine subjektive Sache! Ich bin ein großer Fan klarer, fließender Metrik - aber manchmal kann ich auch Gedichte sehr gut lesen, bei denen die Metrik nicht ganz passt, aber die Wort- und Gedankenabfolge den Lesefluss ermöglicht. Andererseits kann ich manchmal einen perfekten sechshebigen Jambus nicht lesen, einfach weil mir eine durchgehende Zäsur fehlt (s. Walthers blauen Tag) - eine Kleinigkeit, die Andere nicht stört. "Liegen" wiederum empfinde ich persönlich - und so auch Kommentatoren vor dir - als sehr schön und leicht lesbar. ich glaube, das ist wirklich zu einem erheblichen Anteil Ansichtssache.

Soweit meine allgemeinen Gedanken, aber nun zu deiner konkreten Kritik. Vielen Dank erstmal, dass du dir diese Mühe gemacht hast! Wo ich dir wirklich vollkommen recht gebe, ist die Zeile:

"ÜBer den freien fuß, das wort"

Die holpert sehr, und ich habe sie nun geändert in:

"und FREIer fuß verliert das wort"

Abgesehen davon schwankt die Metrik nur noch in den Versen, die mit "zwischen" anfangen - diese bilden jeweils neue Abschnitte in diesem ansonsten nicht in Strophen unterteilten Gedicht, und insofern finde ich den jambischen Fuß als Auftakt für den ansonsten gleichbleibenden Trochäus an diesen Stellen als "kleinen Aufseufzer" nicht störend.

"umbiegen" lässt m.E. sowohl die Betonung auf der ersten Silbe, als auch die auf der zweiten zu - wobei die Bedeutung leicht schwankt. Das ist wie bei "UMfahren" und "umFAHren". Ich benutze das Wort mit der betonung auf der zweiten Silbe, womit das Metrum erhalten bleibt.

Bei

"nicht VOR dir und nicht ZU mir steh'n"

finde ich die Betonung ebenfalls recht klar. Normalerweise werden Präpositionen zwar nicht betont, in diesem Fall werden sie aber einander entgegengesetzt und können durchaus die Betonung tragen.

Insgesamt ist das Gedicht also durchgehend im Trochäus verfasst. Die unterschiedliche Silbenanzahl in den Versen ist regelmäßig und gewollt, ebenso wie die formale Abgrenzung der letzten vier Verse, die einer inhaltlichen Abgrenzung folgt.

Liebe Grüße,
presque
 



 
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