Lilien

hermannknehr

Mitglied
Der Blütenkelch gleicht einer Vase,
seitwärts gebogen und geneigt,
aus undurchsichtig weißem Glase,
das Lichter von Murano zeigt.

Die Kelche hängen an dem Schaft
wie Glocken, locker angebunden,
als hätten sie aus eigner Kraft
nach dem Erblühen nicht Halt gefunden

sich aufzurichten und zu leben
in ihrer jungfräulichen Reinheit;
so hat man euch auch in die Gruft

oft als Begleiter beigegeben,
als letzten Gruß und zu Geleit
mit eurem schweren, süßen Duft.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ein beschreibendes Gedicht, Stilleben. Schön wie die Blume selbst.
in ihrer jungfräulichen Reinheit;
...
als letzten Gruß und zu Geleit
Diese beiden Verse sollen zwar aufeinander reimen, aber sie tuns nicht: Geleit ist endbetont, Reinheit nicht; Reim ist Gleichklang von der letzten betonten Silbe an, der Konsonant vor dieser letzten betonten muß variieren; aber (l)eit findet in (r)einheit keinen Gleichklang, eben der anderen Betonung wegen.
 



 
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