Lisa will auch helfen!

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Bereth

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Mama steht in der Küche und backt einen Pflaumenkuchen.
Lisa schaut zu, wie Mama den Teig umrührt. Das will sie auch!
„Darf ich dir helfen?“, fragt Lisa.
„Nein Lisa, das mache ich mal eben schnell selber“ sagt Mama.
Enttäuscht geht Lisa nach draußen auf die Terrasse. Dort steht Papa und repariert Jonas Fahrrad.
Das sieht spannend aus.
„Darf ich dir helfen?“, fragt Lisa.
„Nein, Lisa, dafür bist du noch zu klein. Ich mach das lieber schnell alleine“
Lisa ist wütend.

Sie geht nach oben ins Spielzimmer zu Jonas. Er macht gerade ein schwieriges Puzzle.
Lisa ist neugierig.
„Darf ich dir helfen?“
„Nein, das ist mein Puzzle. Und außerdem kannst du das noch gar nicht. Du bist noch zu klein!“, sagt Jonas.
Lisa wird immer wütender. Sie stampft mit dem Fuß auf.

Dann hat Lisa eine Idee: Nur eine Sache auf der Welt kann sie jetzt noch aufheitern!
Lisa rennt in den Garten und klettert auf das Trampolin. Dafür ist sie nicht zu klein!
Sie springt und springt und das macht ihr solch einen Spaß, dass sie schnell vergessen hat, dass sie überhaupt mal wütend gewesen war.
Doch am Abend, als sie im Bett liegt, ist die ganze Wut wieder da.
„Von wegen zu klein, die spinnen ja“, sagt Lisa zu ihrem Teddy.

Am nächsten Morgen wacht Lisa ganz früh auf. Es ist noch dunkel und alle schlafen tief und fest.
Nur Lisa ist hellwach.
„Das ist die Gelegenheit!“, denkt sie. „Jetzt mache ich auch schnell mal was alleine“.
Und schon steht sie kerzengerade neben ihrem Bett. Sie läuft nach unten in die Küche und schaltet das Licht an.

Sie will Pfannkuchen backen! Dafür zieht sie einen Stuhl heran, steigt darauf, und schüttet Mehl und Milch und Zucker und Eier in den Mixer.
Allerdings vergisst Lisa, den Deckel zu schließen.
Als sie den Knopf drückt, spritzt der Teig oben heraus, bis hoch an die Wände und an die Decke und Lisa auch noch mitten ins Gesicht.
Lisa kann gar nichts mehr sehen. Sie wischt sich den Teig aus den Augen.

„Dann back ich eben Kuchen“, denkt sie trotzig.
Sie schüttet Mehl und Milch und Kakaopulver in eine Kuchenform und rührt mit dem großen Holzlöffel um, so doll sie kann.
Plötzlich riecht es wunderbar nach Schokolade!
Lisa nascht ein bisschen. Der Teig bleibt an ihren Fingern kleben. Sie streicht die Hände an ihrem T-Shirt ab.
Dann schiebt sie die Kuchenform in den Ofen und dreht den Schalter auf die höchste Stufe.

„Und in der Zwischenzeit mache ich Schokopudding“, denkt sie stolz.
Mama, Papa und Jonas sollen mal schön darüber staunen, was sie alles schon kann.
Also kippt sie Puddingpulver und Milch in einen Topf und stellt ihn auf den Herd.
Das hat sie schon häufig bei Mama gesehen. Das ist ganz einfach!

Bei all dem Schokoladenduft um sie herum, bekommt Lisa selber Hunger.
Lisa findet, dass sie jetzt eine Pause verdient hat. Sie schmiert sich eine dicke Schicht Nutella aufs Brot, setzt sich auf das gemütliche rote Sofa im Wohnzimmer und schaltet den Fernseher ein.

Es läuft ein Zeichentrickfilm. In dem Film versucht ein adrett gekleideter Mann mit Anzug und Krawatte, verzweifelt, seinen großen, zotteligen Hund einzufangen.
Der Hund schlägt Haken wie ein Kaninchen und rennt seinem Herrchen immer wieder davon.
Schließlich schafft es der Mann, dem Hund die Leine anzulegen und versucht nun, ihn zurückzuhalten.
Doch der Hund ist stärker. Er schleift sein Herrchen hinter sich her und beide landen schließlich im trüben Ententeich, zwischen dicken Fröschen und Seerosen.
Lisa hält sich den Bauch vor Lachen.

Vor lauter Lachen vergisst sie völlig, nach dem Pudding zu sehen.
Doch jetzt fällt es ihr siedend heiß wieder ein, dass noch etwas auf dem Herd steht.
Schnell läuft sie zurück in die Küche.
Dort sieht sie das Ungeheure.
Der Pudding brodelt und blubbert und kleine, braune Häufchen fliegen durch die Luft und bleiben am Kühlschrank, an der Waschmaschine und sogar am Küchenfenster kleben.
Lisa stellt den Herd aus.

„Dann essen wir eben nur Kuchen. So ist das eben“. Lisa gibt nicht auf.
Sie öffnet die Ofentür und eine dichte, dunkle Rauchwolke steigt ihr ins Gesicht.
Ihre Augen brennen fürchterlich.
Vom Kuchen ist nur noch eine schwarze Kruste übriggeblieben.

Plötzlich ertönt ein ohrenbetäubender Lärm!
Eine Sirene heult auf. Es ist so laut, dass es kaum auszuhalten ist!
Lisa hält sich die Ohren zu und sieht, wie Mama die Treppe herunterstolpert.
„Der Rauchmelder“, ruft Mama und stellt ihn schnell aus.
Nun ist es wieder leise.
Lisa nimmt langsam die Hände von den Ohren.
Als Mama die Küche und Lisa betrachtet, stöhnt sie.
Lisa steht da, mit Teig an den Händen und dunklen Schokoladenspritzern im Gesicht.
Ihre Haare sind schwarz vom Ruß und ihr T-Shirt voller Mehl.
Überall an der Decke kleben gelbe und braune Spitzer und der Boden ist übersäht mit schwarzen Kuchenkrümeln.
„Ach du lieber Gott“, stöhnt auch Papa.

Dann gibt es ein Donnerwetter. Lisa bekommt einiges zu hören.
„Was hast du dir nur dabei gedacht?“, schimpft Mama
Aber Lisa hat sich nicht viel dabei gedacht. Sie wollte halt auch mal was alleine machen!

Mama stellt Lisa unter die Dusche und danach muss sie ganz still auf dem Sofa sitzen.
Währenddessen putzen Mama und Papa die Küche und fluchen dabei so laut, wie Lisa es noch nie zuvor gehört hat.
Und als ihnen nichts mehr zu fluchen einfällt, reden sie ganz leise miteinander, so dass Lisa nichts mehr hören kann.
„Nun darf ich bestimmt nie wieder bei irgendetwas helfen“, sagt Lisa traurig zu ihrem Teddy.
Aber das darf sie ja sowieso nicht.
Deshalb findet Lisa, dass es auch keinen Unterschied macht.
Als die Küche wieder sauber ist, will Lisas Mama zum Frühstück noch einmal richtige Pfannkuchen backen.
Lisa läuft zum Kinderstuhl am Fenster, setzt sich darauf, sieht Mama zu und ist dabei ganz still.
Sie beschließt, immer nur noch zuzugucken, dann kann bestimmt nichts schiefgehen!
Doch da ruft Mama Lisa zu sich herbei.
„Es wird Zeit, dass du lernst, wie man richtig backt, Lisa. Wir machen das ab jetzt zusammen!“.
Hat sie richtig gehört? Lisa traut ihren Ohren nicht.
Schnell läuft sie zu Mama, bevor die es sich wieder anders überlegen kann.
Lisa darf den Teig umrühren und Mama zeigt ihr, den Mixer zu bedienen und den Ofen einzustellen.
Lisa macht es großen Spaß, so viel zu lernen.
Und als sie alle am Tisch sitzen und essen, findet Lisa, dass die Pfannkuchen noch nie so gut geschmeckt haben.
Jonas findet das auch.
Das macht Lisa noch glücklicher.
Papa sagt zu Lisa: “Nach dem Essen reparieren wir gemeinsam dein Fahrrad“.
Lisa steht der Mund offen. Beinahe wäre der Pfannkuchen herausgefallen.
Heute ist der schönste Tag der Welt!
Und später, als Jonas gesehen hat, wie gut Lisa backen und ihr Fahrrad reparieren kann, sagt er:
„Du darfst mir beim Puzzle helfen, Lisa. Ich glaube nämlich, du kannst das schon!“

„Na sowas!“, denkt Lisa stolz. Wer hätte gedacht, dass sie das alles schon kann!
 
G

Gelöschtes Mitglied 22317

Gast
wunderbare Geschichte, toll geschrieben
LG Cambiatodo
 



 
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