Literatur interpretieren...

iub2001

Mitglied
Als Gymnasiallehrer ärgere ich mich stets, wenn so getan wird, als wäre das Interpretieren literarischer Werke ein Sakrileg. Für viele Schüler (und Erwachsene) scheint das Wort "Gedichtinterpretation" geradezu gleichbedeutend mit Höllenqualen, und das Interpretieren selbst wird als Sünde an der hohen Kunst aufgefasst. Dabei glaube ich, dass gerade das Interpretieren gute Werke noch eindrucksvoller machen kann und schlechte (oder auch nur überschätzte) Werke auf ihr "Normalmaß" zurecht stutzen kann... Bei RECLAM bin ich jetzt fündig geworden und habe eine Reihe mit dem Titel "Wie interpretiert man...?" gefunden. Bei der Recherche nach dem Autor der Reihe, bin ich auf eine hilfreiche Website gestoßen, die ich gerne weitergeben möchte:

http://www.gelfert.net/Personal/People/Hans-Dieter_Gelfert/howto/WieInter_DE/wieinter_de.html

(Dort werden einige der Bücher kurz vorgestellt; klickt man dort auf "Literaturwissen" kommt man auch zu

http://www.Literatur-Wissen.de -- einem Buchportal für Literatur und Sprache, von dem ich bis dato auch noch nichts gehört hatte, was, wie es scheint, aber ebenfalls einige literaturdidaktische und belletristisch-kritische Meriten hat!

In diesem Sinne Glückauf und frohes Interpretieren! :)
 
M

Monfou

Gast
Interpretierenn

Interpretieren

Gewiss ist das Interpretieren literarischer Werke kein Sakrileg, aber aus meiner Schulerinnerung weiß ich, dass der Begriff "interpretieren" oft verengt aufgefasst wird.

Schlimmstenfalls so, als habe der Autor einen geheimen Sinn in einem Werk versteckt, und Aufgabe des Interpreten sei es, diesen Sinn ausfindig zu machen. Der Autor kennt ja, sofern er ein guter Autor ist, am wenigsten den Sinn seines Textes.

Ein guter Text ist eine Offerte: Der Interpret möge damit hantieren, spielen, darüber nachdenken. Die gute Interpretation wird immer eine Resonanz sein, und der Interpret gibt wieder, was der Text bei ihm ausgelöst hat.
Je besser der Interpret sich auskennt, je mehr er also in allen Themen bewandert ist, um so gehaltvoller seine Interpretation. So denke ich es mir.

Eine Kritik wäre im Unterschied dazu der Versuch, einen Text erst einmal auf seine grundsätzliche Qualität zu prüfen.
Freundliche Grüße

Monfou
 



 
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