Lobsonett auf D.B. (Satire)

Tula

Mitglied
Lobsonett auf D.B.


Ein kleiner Mann regierte einst sein Land,
doch fand er sich zu Höherem erkoren.
Entfloh dem Amt, für welches er geschworen,
weil anderswo ein größ'rer Sessel stand.

Manch mieser Krise trotzt' er unverfroren
und blies viel Seifenblasen in den Sand.
Doch ließ geschickt die Fäden aus der Hand,
denn hinterm Sessel standen Investoren.

Als Dank für braven Dienst an Volk und Zins
erlangt er neuen Rang und des Gewinns
an Sachsengold kann er sich sicher sein.

Was kümmert's schon, wenn jetzt das Reich versinkt
im liberalen Müll? - Die Rolle winkt:
Lakei der Mächtigen – die spielt er fein!


PS: Ein Versuch, politische Satire zu üben.
Wer sich ein wenig mit den europäischen 'affairs' beschäftigt, erkennt hier sicherlich Durão Barroso. Ich war erfreut, dass die Annahme seines neuen Postens bei Goldman Sachs von Hollande und anderen bedeutenden EU- Persönlichkeiten jetzt doch scharf kritisiert und als 'unmoralisch' verurteilt wurde. Denn in der Tat, dieser Schritt könnte folgerichtiger und symbolträchtiger (für ihn) eigentlich gar nicht mehr sein.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Tula, es ist schwer, keine Satire zu schreiben, habe ich mal gelesen, weiß aber nicht mehr, von wem es stammt. (Die Geschehnisse sind heute Satiren ihrer selbst.

In der Literatur reicht das aber nicht. Ich habe nicht sofort geantwortet, sondern einige Zeit gewartet.

Kontra
Das Sonett verträgt durchaus als Thema Satire, wenn da auch einige Sonettisten mit mir streiten würden.
Mir ist Deine Satire aber etwas schmalbrüstig, nicht satirisch genug. Es wirkt eher wie ein Wutgedicht.

Es ist zu abstrakt.

"Was kümmert's schon, wenn jetzt das Reich versinkt" - ist Kommentar. besser wäre inhaltlich: Er hat geschafft, dass jetzt das Reich versinkt.


"Ein kleiner Mann regierte einst sein Land," (ist kein Lob. Besser:

"Als kleiner Mann regierte er sein Land,"

Pro
Satirisch wird es durch den Titel "Lobsonett".
Sonettform und Rhythmik sind gut eingehalten.
Der Erzählton ist gut durchgehalten.

---

Überarbeiten und einen Zahn schärfer machen täte dem Gedicht gut. In der jetzigen Form würde ich es mit ungefähr 6...7 Punkten bewerten.
 

Tula

Mitglied
Hallo Bernd

vielen Dank für die konstruktive Kritik. Ich sehe ein, beim Versuch, sich an die feste Form (Sonett) zu halten, kam der bissige Ton, der nun einmal zur Satire gehört, wohl nicht so richtig durch, wobei auch die erste Strophe inhaltlich dem deutschen Leser wahrscheinlich weniger zugänglich ist (d.h. die Vergangenheit des D.B. als portugiesischer Ministerpräsident (und sein Weg dahin...), an welche ich mich selbst aber gut errinnern kann, denn das kleine Land ist so etwas wie meine zweite Heimat).

Es sollte also ein Spottgedicht sein, auf den Inhalt der letzten Zeile ausgerichtet, denn D.B. scheint mir genaus das, was diese besagt. Dabei sollte "Was kümmert's schon...?" seine (D.B.) Selbstbetrachtung sein, d.h. sein Reich Europa ist ihm wohl weniger wichtig als die Karriere, da sticht schon lange kein Gewissen mehr. Das lyrische Messer und die Idee zum Gedicht ging mir gerade dann auf, als ich von seiner genialen Entschuldigung las, dass er bei Goldman Sachs die negativen Auswirkungen des Brexit vielleicht besser bekämpfen könne!

Irgendwo las ich mal von einem 'richtigen' Satiriker, der da behauptete, dass (seine) Satire nicht die Absicht hätte, zu verletzen... (Pause...), sondern zu töten! - In diesem Sinne ist das Gedicht auf alle Fälle noch viel zu harmlos, da hast Du vollkommen recht!

Deine Vorschläge nehme ich gern an, ich baue sie jetzt mit einer kleinen Variante ein. Ob ich dieses noch einmal tiefgehender angehe, weiss ich noch nicht; den Vorschlag, bisser zu sein, nehme ich mir aber gern zu Herzen.

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Lobsonett auf D.B.


Als kleiner Mann regierte er sein Land,
doch fand er sich zu Höherem erkoren.
Entfloh dem Amt, für welches er geschworen,
weil anderswo ein größ'rer Sessel stand.

Manch mieser Krise trotzt' er unverfroren
und blies viel Seifenblasen in den Sand.
Doch ließ geschickt die Fäden aus der Hand,
denn hinterm Sessel standen Investoren.

Als Dank für braven Dienst an Volk und Zins
erlangt er neuen Rang und des Gewinns
an Sachsengold kann er sich sicher sein.

Ihn kümmert's nicht, wenn jetzt das Reich versinkt,
im liberalen Müll... - Die Rolle winkt:
Lakei der Mächtigen – die spielt er fein!


PS: Ein Versuch, politische Satire zu üben.
Wer sich ein wenig mit den europäischen 'affairs' beschäftigt, erkennt hier sicherlich Durão Barroso. Ich war erfreut, dass die Annahme seines neuen Postens bei Goldman Sachs von Hollande und anderen bedeutenden EU- Persönlichkeiten jetzt doch scharf kritisiert und als 'unmoralisch' verurteilt wurde. Denn in der Tat, dieser Schritt könnte folgerichtiger und symbolträchtiger (für ihn) eigentlich gar nicht mehr sein.
 



 
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