Ludwiga II (Kitsch-Sonett auf Opitz-Art)

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Walther

Mitglied
Ludwiga war die schönste aller Frauen
- Kitsch-Sonett auf Opitz Art -

Ludwiga war die schönste aller Frauen:
Ihr Körper war mehr Geige als Sonett.
Sie hatte nur an Stellen Körperfett,
Wohin die Männer nur zu gerne schauen.

Sie kleidete sich wunderbar adrett.
Man wünschte sich, sie würde sich mehr trauen,
Anstatt an ihren Nägelchen zu kauen:
Ihr Augenaufschlag, ja, der war kokett!

Das Grübchen an den Wangen hatte was.
Und unterm Schwanenhals das weiche Wogen
Hat alle Blicke rasch auf sie gezogen!

Die Hüften hatten jenen sanften Bogen,
Der Sinne raubte, wirklich, ungelogen:
Da träumte jeder hitzig dies und das!
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
stilecht?

Ich finde, der Drickes kanns viel besser. Er haut fünf Inversionen in die vierzehn Zeilen und meint es ernst.

Du dagegen hast nicht eine einzige gestelzte Vorgesetztergenetivinversion hier untergebracht und meinst es nicht einmal ernst.

Das was Dein Lyri (Ludwig II.?) da beschreibt, ist offensichtlich ein mit zu viel Rentnerbrot gefütterter Schwan? Maskottchen im Japanerschloß am Alpenrand?
 

Walther

Mitglied
jein,

lb. Mondnein,

sujet und form sind von Opitz, die Sprache ist von heute / allenfalls gestern (nicht vorvorgestern).

warum inversionen einsetzen, wenn man es auch ohne umsetzen kann? ich halte das - ehrlich gesagt - für mangelndes geschick, sprache und form zusammenzubringen. man sollte unnatürliche satzstellungen und inversionen/elisionen darauf beschränken, wo es nicht anders hinzubekommen ist oder wenn ein bestimmter effekt erzielt werden soll (komik, ironie, verhohnepipelung o.ä.).

wenn einer bei so einer läßlichkeit sagt: "dees gheert aso!", bescheide ich eigentlich: "na kåschs id reächd."

lieber gruß W.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich atme erleichtert auf.
Bin ja gerade von Drickes dafür geprügelt worden, daß ich seine Inversionen gezählt habe, denn vorgestellte Genetive seien "stilecht". Und er meinte es ernst, wie gesagt. Aber das hast Du inzwischen gewiß selbst schon gelesen, in dieser Rubrik.

Ich selbst habe in jungen Jahren schwer gesündigt, vier Inversionen in vier Versen:
Der Wiederholung Lied ist Ewigkeit
Des Einzigartigen Gesang bist du
Des Himmels Zeichnung treibt den Fernen zu
Der Vögel Zitterwellen ohne Leid
- Ja, da war ich noch jung und weise.
 

Walther

Mitglied
lb mondnein,

es gibt sonetter, die können das auch ohne. warum sie das dann nicht tun, erschließt sich mir nicht, aber ich debattiere das, so sehr ich Drickes eigentlich sonst schätze, nicht mehr mit diesen autorinnen und autoren. das habe ich aufgegeben.

es gibt die einen, die sagen, man müsse sich an das alte, vorgegebene halten - dabei vergessen sie, daß die genitivinversion nie teil der sonettnomenklatur war. sie war nur maniriert und durchzog die zweite hälfte des 19. jahrhunderts nicht nur im sonett. kurz: sie war und ist eine mode.

ich schreibe gedichte (für) heute und (für) (vorvor)gestern.

lieber gruß W.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
jawoll

Der Schüler hieß Patrick. Sein Maul
war flüssig und breit, niemals faul
[ 4]Daß er uns belehre
[ 4]so nett er uns ehre -
um-taufen wir ihn: "Lehrer Paul"!
 

Walther

Mitglied
Hi mondnein,

das ist aber ein wüster schlimmerick. :D

Herr Mondnein, ein Dichter voll Wissen,
Hielt Limmies für richtig beschissen.
Drum schrieb er Ghaselen,
Um solche zu quälen,
Die sich an den Limmies verschlissen.

lg W.


Hi poetix,

danke für reinlesen und für gut befinden!

lg W.
 
Hallo Walther,
Du hast keinen Text von Opitz zitiert, an dem sich der Deine messen ließe (und das wird man dürfen, da Du Opitz explizit als Anreger benennst). Hier also einer (und natürlich in Alexandrinern):

Sonett XI

Du schöne Tyndaris, wer findet deinesgleichen,
Und wollt' er hin und her das ganze Land durchziehn?
Dein' Augen trotzen wohl dem edelsten Rubin,
Und vor den Lippen muss ein Türkis auch verbleichen.

Die Zähne kann kein Gold an hoher Farb' erreichen,
Der Mund ist himmelweit, der Hals sticht Atstein hin:
Wo ich mein Urteil nur zu fällen würdig bin.
Alekto wird dir selbst des Haares halben weichen.

Der Venus Ehemann geht so gerade nicht
Und auch der Venus Sohn hat kein so scharf Gesicht.
In summa, nichts mag dir verglichen werden können:

Weil man dann denen auch, die uns gleich nicht sind wohl,
Geht es schon sauer ein, doch Gutes gönnen soll,
So wünsch' ich, dass mein Feind dich möge lieb gewinnen.
Atstein: Marmor
Alekto: Die Locken von Tyndaris sind schöner geringelt als das Schlangenhaar der Erinye Alekto.

Der galante Opitz versteckt seine Kritik in scheinbarem Lob: Rote Augen ... Blaugrüne Lippen ... Goldene Zähne ... Himmelweiter Mund ... Haare wie Schlangen ... Haltung und Gesicht wie ein Mann ... Auch Du, Walther, maskierst Deine Kritik als Lob, wenn auch leichter durchschaubar.

Genial die Schlusswendung: Der Autor wünscht als guter Christ seinem Feind, er möge sich in Tyndaris verlieben (und sich damit zum Gespött machen).

Gruß
E. L.
 

Walther

Mitglied
Lieber Eike,

ein weiteres beispiel für dein pfauenhaftes auftreten. was hat das mit meinem text zu tun?

Opitz schrieb in fünf- und sechshebigen jamben sonette mit einer reimstruktur, wie ich sie verwandt habe. daher nach "Opitz Art". nicht mehr und nicht weniger. weder habe ich für mich in anspruch genommen, Opitz zu übertreffen, noch habe ich versucht, ihm nachzueifern. ich habe einfach seine äußere sonettform "stiebitzt".

man kann sonettvarianten in ihrer äußeren form autorInnen zuordnen. das ginge für Schelling, Rückert, von Platen, Petrarca, Shakespeare usw. usf. ich kenne sie alle, wenigstens mindestens so gut wie du (den rest lasse ich der höflichkeit halber weg, darf ich mir aber denken).

es ist nicht nötig, daß du der mitwelt erklärst, was du alles weißt. es reicht, daß du es weißt. textarbeit ist dann brauchbar, wenn sie dem autor weiterhilft. das tut deine art der aufführung mit dem titel "I am the greatest sonnet expert on the planet" nicht. sie stört allenfalls den ruhigen fortgang der dinge.

lieber gruß W.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
gimmies

Auch Walther vermeidet die Limmies
Verputzt sie wie schmutzige Schlimmies
Sind sie nicht so nette
fünf-Verse-Quintette? -
(come gimmie a clausel with immies)
 
Mein Gott Walther, krieg dich ein, wir wissen doch alle, dass über Sonette keiner mehr weiß als du, du bist es doch, der sich hier ständig mit seinem Wissen spreizt!

Das läuft genau anders herum: Du protzt mit Fachausdrücken wie Amphibrachen oder Bezugsautoren wie Opitz, von denen ich wenig oder nichts gehört habe, dann seh ich zu, dass ich meine Lücken fülle, stoße in Spiegel-Gutenberg auf einen inhaltlich verwandten Text, kratze in mühsamer Handarbeit die barocke Patina ab - und stelle fest, dass du weniger die äußere Form "stibitzt" hast (weil du mit Alexandrinern einfach nichts anfangen kannst) als das inhaltliche Konzept: die Besungene unter dem Vorwand, ihrer Schönheit zu huldigen, de facto lächerlich zu machen.

Ja, und das hast du recht hübsch hingekriegt, Ludwiga möge es dir danken und dir die Augen auskratzen! :box:
Mit Gruß von Pfau zu Pfau
E. L.
 



 
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